Bestand
Lötzbeuren (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Kurzer Abriss der Kirchengeschichte von Lötzbeuren und Raversbeuren Über die Geschichte Lötzbeurens im Mittelalter ist nur wenig gesichertes bekannt. Bis ins 18. Jahrhundert war es umstritten, ob der Ort zur Hinteren oder zur Vorderen Grafschaft zu rechnen sei. Dieser Umstand sorgte immer wieder auch in der Bevölkerung für Streitigkeiten und Auseinandersetzungen. 1332 war Lötzbeuren im Besitz der Vorderen Grafschaft, ist aber 1417 an die Hintere Grafschaft übergegangen. Nach dem Aussterben der letzten Sponheimer Grafen 1437 war der Ort häufig Zankapfel zwischen den pfälzischen und badischen Gemeinsherren. Insbesondere Baden, das seit 1437 zu 3/10, seit 1509 zu 4/5 an der Vorderen Grafschaft Sponheim und zugleich zur Hälfte an der Hinteren Grafschaft Sponheim beteiligt war, versuchte Lötzbeuren für die Vordere Grafschaft in Anspruch zu nehmen und betrachtete den Ort seit 1707 als badisches Eigentum, ohne damit jedoch nachhaltigen Erfolg zu haben. Bei der Teilung der Hinteren Grafschaft 1776 verzichtete Baden endgültig zugunsten von Pfalz-Zweibrücken auf den Ort. Streitigkeiten um die Landesherrschaft gab es aber auch mit Kurtrier. Da die kurtrierischen Leibeigenen die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stellten, rechnete Trier das Dorf zu seinem Besitz. Den Pfarrsatz von Kurtrier trugen zu Lehen abwechselnd die von der Leyen oder die Walpotten von Bassenheim auf Olbrück. Daneben gab es noch weitere Besitzansprüche durch andere Herren, so dass die Lage recht verwickelt blieb. Das galt auch für die Kirchengeschichte. Als Pfalzgraf Friedrich II. von Simmern 1557 in der Hinteren Grafschaft Sponheim die Reformation einführte, setzte er auch in Lötzbeuren das lutherische Bekenntnis durch. Die Gemeinde blieb auch im 17. Jahrhundert lutherisch, obwohl Kurtrier den Katholizismus und Kurpfalz 1619 den Calvinismus einzuführen suchten. Aus dem Jahr 1637 etwa ist bekannt, dass Lötzbeuren 36 Bürger zählte, davon waren 16 trierisch, 7 sponheimisch, 4 pfalz-simmerisch, 4 rheingräflich, 4 obersteinisch und 1 schmidtburgisch . Bemerkenswerterweise waren aber nur zwei nicht lutherisch, ein sponheimischer Bürger war katholisch, ein pfalz-simmerischer reformiert. Daraus ist zu ersehen, dass sich in kirchlicher Hinsicht der pfälzische Gemeinsherr der Hinteren Grafschaft Sponheim (bis 1559 Pfalz-Simmern, 1559 bis 1584 Pfalz-Zweibrücken, ab 1584 Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld) durchsetzen konnte. Als die Hintere Grafschaft Sponheim 1776 geteilt wurde, kam auch Lötzbeuren mit dem gesamten Oberamt Trarbach an Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld. In den Kriegen in Folge der Französischen Revolution endete die Geschichte der Sponheimer Grafschaften. Das Gebiet wurde französisch besetzt und kam 1815 in preußischen Besitz. Lötzbeuren gehörte bis 1972 zu dem Evangelischen Kirchenkreis Trarbach. Als der Kirchenkreis Trarbach 1972 aufgelöst wurde, kam Lötzbeuren zum 1973 neu gegründeten Kirchenkreis Simmern-Trarbach. Bis zum heutigen Tag ist Lötzbeuren stark evangelisch geprägt. Wegen der verwickelten Verhältnisse haben die Einwohner Lötzbeuren wohl als „freies Dorf“ verstanden, in dem kein Herr Rechte habe als die, welche er an seinen Leibeigenen ausüben könne. So wurde wohl auch kein Hochgerichtsherr anerkannt. Bei Vergehen hat man sich an die jeweilig zuständigen Gerichtsherren des betreffenden Leibeigenen wenden müssen. Die Gemeinde Raversbeuren, 1324 Ravengirsburen genannt, gehörte zum Besitz des Klosters Ravengiersburg und war Filialgemeinde von Enkirch, wo ebenfalls das Kloster Ravengiersburg einen große Hofe mit Weinbergen besaßen. Bei der Reformation 1557 in der hinteren Grafschaft Sponheim kam der Ort unter die pfälzische Herrschaft in Simmern. Seitdem wurde der Ort pfarramtlich von Lötzbeuren mitversorgt. Von 1723 bis 1918 war es dann wieder eine eigene Pfarrei. 1918 wurde die Pfarrstelle in Raversbeuren endgültig aufgelöst und die Kirchengemeinde pfarramtlich mit Lötzbeuren verbunden. Raversbeuren wurde durch diesen Verbund ebenfalls 1972 mit dem aufgelösten Kirchenkreis Trarbach in den 1973 neu gebildeten Kirchenkreis Simmern-Trarbach. In den Gemeinden Lötzbeuren und Raversbeuren wird der Katechismus von Luther gelehrt. Hinweis zur Erschließung Der vorliegende geordnete Bestand des Archivs wurde Anfang 2012 im Pfarrhaus der Evangelischen Kirchengemeinde Lötzbeuren abgeholt und zum Ordnen und Verzeichnen in die Evangelische Archivstelle nach Boppard gebracht. Mitte 2016 erfolgte eine weitere Aktenabholung, in der sich überwiegend Unterlagen von Raversbeuren befanden. Eine Eingliederung in den bereits zum Teil erschlossenen Bestand war nicht immer möglich. Dies führte dazu, das bei der Ordnung und Verzeichnnung "Springnummern" vergeben werden mussten. Eine Ordnung der abgeholten Akten war nicht zu erkennen. Auch hatte die Akten keine größeren Schäden, die festgestellten Schäden stammen überwiegend vom dem unsachgemäßen Umgang mit diesen in früherer Zeit. Die älteren Akten waren zum Teil in Mappen oder in Papierbögen eingeschlagen und diese teils zugebunden. Die Ordnung des Bestandes erfolgte bis zum Spätjahr 2014. Die Akten wurden nach dem Registraturplan von 2004 der Evangelischen Kirche im Rheinland geordnet. Sollte bei den Akten keine Bezeichnung der Gemeinde angegeben sein, bezieht es sich immer auf die Kirchengemeinde Lötzbeuren. Auf Grund des offensichtlichen Papiermangels im 18. Jahrhunderts auf dem Lande hat der Pfarrer verschiedene ähnlich gelagerte Vorgänge in einer Akte zusammengefasst. Da eine Trennung nicht immer möglich war, wird empfohlen immer alle Aktentitel einer Gruppe durchzusehen. Eine regelmäßige Kassation des Bestandes hat nie stattgefunden. Beim Ordnen und Verzeichnen des Bestandes wurde kaum etwas kassiert und wenn, dann waren es nur allgemeine Schreiben die nach 1950 angefertigt wurden und keinen Bezug zur Gemeinde hatten oder an andere Stelle bereits vorliegen. Der geordnete Bestand hat eine Laufzeit von 1663-1990, weist aber zum Teil große zeitliche Lücken auf, ebenso sind nicht alle Registraturplangruppen vorhanden. Der Bestand umfasst jetzt 732 Verzeichnungseinheiten und ist in 29 Archivkartons verpackt. Boppard, November 2016 Uwe Hauth
- Reference number of holding
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4KG 103B
- Context
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Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (Archivtektonik) >> 4KG Kirchengemeinden >> 4KG 103B Lötzbeuren
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- Last update
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23.06.2025, 8:11 AM CEST
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Object type
- Bestand