Plakat

Apollo-Theater

Der Grafiker und Illustrator Julius Klinger, geboren 1876 in Österreich, spielte ab 1897 eine wichtige Rolle in der Entwicklung der Plakatgestaltung in Berlin, wo er fast zwei Jahrzehnte lang lebte und arbeitete. Seine Entwürfe lassen die präzisen Formen und klaren Linien des von ihm maßgeblich mitgeprägten Sachplakats erkennen, sind dabei aber häufig verspielt oder mit Witz durchzogen. In Werbeplakaten für das Theater, für Ausstellungen oder Konsumgüter wählte er mit Vorliebe Menschen in Kostümen oder Tiere als Motiv. So verbindet Klinger, der ab 1911 auch an der Berliner Reimann-Schule Gestaltung lehrte, in seiner Reklamekunst einprägsam praktischen Nutzen mit humorvoller Ästhetik – wobei sein Humor sich mitunter in einem Bereich des Karikaturistischen bewegt, dessen öffentliche Akzeptanzgrenzen heute anders abgesteckt werden. Julius Klinger arbeitete seit 1900 für die „Kunstanstalt Hollerbaum und Schmidt“, eine Berliner Druckerei und Werbeagentur, die wegweisend für den Umbruch zur Moderne in der Plakatgestaltung und Druckgrafik war. Gegründet 1897 von Erich Gumprecht, etablierte sie eine neue Form der Werbung in Deutschland. Vom Entwurf bis zum fertigen Druckerzeugnis bot Hollerbaum und Schmidt erstmals alle reklamerelevanten Dienstleistungen gebündelt an. Erfolg brachte vor allem eine weitere Innovation: Die Kunstanstalt nahm moderne, junge Plakatkünstler*innen unter Vertrag, die exklusiv für sie arbeiteten und ihren Stil prägten. So entwickelte sich das Berliner Sachplakat – eine ornamentfreie Gestaltungsart, die auf Fernwirkung abzielte. Vor meist einfarbigem Hintergrund treten die Motive klar hervor und konzentrieren die Aussage des Plakats. Ab 1918 war Julius Klinger wieder von Wien aus tätig. Zwei Jahrzehnte später wurde er aufgrund seiner jüdischen Wurzeln Opfer nationalsozialistischer Verfolgung, die 1942 in der Deportation in das Vernichtungslager bei Minsk endete. Die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin besitzt rund 3600 Originalplakate aus den Jahren 1840 bis 1914, darunter 220 Plakate und Plakatentwürfe von Julius Klinger. Dieser herausragende Bestand, an dem sich die Vielfalt der Plakatkunst an den Übergängen von Historismus zu Jugendstil und Sachplakat ablesen lässt, konnte 2021 vollständig digitalisiert und online gestellt werden. Das Digitalisierungsprojekt wurde durch die Deutsche Digitale Bibliothek im Rahmen des von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) geförderten Programms NEUSTART KULTUR ermöglicht. (Text: Christina Dembny / Christina Thomson)

Apollo-Theater, um 1902 | Digitales Anna Russ (2013), Quelle: Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin | Creditline: Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek / Anna Russ

Public Domain Mark 1.0 Universell

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Material/Technik
Lithografie
Maße
Höhe x Breite: 68,5 x 93 cm
Inschrift/Beschriftung
JULIUS KLINGER (rechts unten)

KUNSTANST. HOLLERBAUM & SCHMIDT BERLIN N 65 (links unten)
Standort
Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
925516
Sammlung
Grafikdesign

Bezug (was)
stehende Figur
erwachsener Mann
erwachsene Frau
Anschlagbrett, Reklamefläche
Dandy, Beau, Geck
Kopfbedeckung: Zylinder
Klassifikation
Plakat (RIA:Sachbegriff)

Ereignis
Entwerfen
(wer)
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
um 1902

Förderung
Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
Rechteinformation
Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin
Letzte Aktualisierung
09.12.2022, 08:56 MEZ

Datenpartner

Dieses Objekt wird bereitgestellt von:
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Objekttyp

  • Plakat; Plakat

Entstanden

  • um 1902

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