Neue Virtuelle Ausstellung: „Grimm von A bis Z – Was uns die Brüder Grimm nicht erzählten“

Neue Virtuelle Ausstellung: „Grimm von A bis Z – Was uns die Brüder Grimm nicht erzählten“

30.01.2017

„Es war vielleicht gerade Zeit, diese Märchen festzuhalten, da diejenigen, die sie bewahren sollen, immer seltener werden…“ – so beginnen die „Kinder- und Hausmärchen“ der Brüder Grimm, heute die vielleicht berühmteste Märchensammlung der Welt. Über 200 Texte beinhaltete die Originalfassung von 1812. Heute gehören die „Kinder- und Hausmärchen“ zu den meistgelesenen Büchern weltweit und zum Weltdokumentenerbe der UNESCO. Ein Kassenschlager war die erste Ausgabe bei Erscheinen allerdings nicht: Hunderte unverkaufte Exemplare wurden vernichtet. Erst als Wilhelm Grimm sich entschloss eine illustrierte Volksausgabe herauszubringen, die „Kleine Ausgabe“, stellte sich der Erfolg ein.

Der Entstehungsgeschichte der Grimm‘schen Märchensammlung wie auch dem ungewöhnlichen Leben der Brüder, ihrem politischen Engagement und ihr Hinwirken auf eine deutsche Identität widmet sich die neue Virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek „Grimm von A bis Z – Was uns die Brüder Grimm nicht erzählen“, kuratiert von Lidia Westermann. 23 Stationen, überschrieben mit jeweils einem Buchstaben des Alphabets, führen den Besucher durch Geschichte und Geschichten, Illustrationen, Grafiken, Audio-Aufnahmen und Bildmaterial rund um das berühmte Brüderpaar.

"Grimm-Doppelporträt" von Ludwig Emil Grimm, 1843, Historisches Museum Hanau Schloss Philippsruhe / Hanauer Geschichtsverein 1844 e.V.

Jacob und Wilhelm Grimm

Jacob wird als der ältere der beiden Brüder am 4. Januar 1785 in Hanau geboren. Wilhelm kommt nur knapp ein Jahr später, am 24. Februar 1786, auf die Welt. Sie besuchen in Kassel das Lyceum, bevor beide Anfang des 19. Jahrhunderts in Marburg anfangen, Rechtswissenschaften zu studieren. Die Brüder bleiben in Kassel, auch nach der Besetzung der Stadt durch Napoleon, bis sie 1829 einen Ruf an die Universität Göttingen erhalten. Hier erlangen sie Bekanntheit als Teil der „Göttinger Sieben“: Als König Ernst August II. von Hannover 1837 die nur vier Jahre zuvor erlassene Verfassung des Königreiches Hannover aufhebt, protestieren sieben Professoren der Göttinger Universität, unter ihnen Jacob und Wilhelm. Die Brüder Grimm werden aus dem Staatsdienst entlassen und kehren nach Kassel zurück.

Durch den Einfluss von Alexander von Humboldt, Bettina von Arnim und anderen werden die Brüder von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen nach Berlin an die Akademie der Wissenschaften gerufen. In diesen „Berliner Jahren“ arbeiten Jacob und Wilhelm Grimm am „Deutschen Wörterbuch“. 1859 stirbt Wilhelm Grimm an einer Blutvergiftung, sein Bruder Jacob erliegt 1863 den Folgen eines Schlaganfalls.

“Hinrichtung Ludwigs XVI., Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, 1797”, Bad Homburg, Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten Hessen (CC BY-NC-SA 4.0 International)

Die Macht der Sprache

Im Laufe ihres Lebens arbeiteten Jacob und Wilhelm Grimm an einer Volksliedsammlung mit, trugen die „Kinder- und Hausmärchen“ zusammen und veröffentlichten ihr „Deutsches Wörterbuch“. Für ihre Märchensammlung trafen sie sich mit Geschichtenerzählern, baten öffentlich um Zuarbeit und erhielten tausende Briefe, die die bis dahin mündlich überlieferten Volksmärchen aus allen Teilen Deutschlands zusammenführten. Ihr „Deutsches Wörterbuch“, welches sie zu Lebzeiten nicht abschließen konnten, stellt die größte Wortschatz-Sammlung der deutschen Sprache dar und enthält mit 350.000 Stichwörtern doppelt so viele Wörter wie der Duden.

Ihre Anstrengungen und Bestrebungen waren getrieben vom Wunsch nach einer kulturellen und politischen Identität der Deutschen, der Suche nach einem „Sprach-“  und „Volksgeist“, der die Grundlage der Nation bilden sollte. Dies ist jedoch nicht mit dem zu verwechseln, was heute als Nationalismus verstanden wird – vielmehr war es Reaktion auf eine Zeit großer politischer Umbrüche: die Französische Revolution, das Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen, die Fremdherrschaft durch Napoleon, die Befreiungskriege und nicht zuletzt die Wirren des sich konstituierenden Nationalstaates.

Was uns die Brüder Grimm sonst noch nicht erzählten …

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