Cosmina Berta Europeana Interview

Von der Europeana: "Professionals in Focus - Cosmina Berta"

22.02.2021

Cosmina Berta leitet bei der Servicestelle der Deutschen Digitalen Bibliothek das Projekt Metadatenqualität. Jetzt ist sie außerdem Teil des Europeana Members Council. Der Mitgliederrat entscheidet über die Prioritäten der Europeana, steuert ihre Aktivitäten und entwickelt die Europeana-Strategie weiter. Anlässlich ihrer Wahl zum Mitglied des Members Council am 20.11.2020, sprach Georgia Evans von der Europeana mit unserer Kollegin Cosmina Berta über ihre Arbeit bei der Deutschen Digitalen Bibliothek und ihre Pläne für die Zeit im Members Council. Wir gratulieren Cosmina Berta zur Wahl und danken für die Genehmigung zur Nachveröffentlichung des Interviews.

Von Georgia Evans (Europeana Foundation)

Die Europeana Ratsmitglieder üben vielfältige Tätigkeiten aus und besitzen viel Erfahrung im gesamten Bereich des Kulturerbes, sind aber vereint durch ihre Leidenschaft für das digitale Kulturerbe. In ihrer Reihe ‚Professionals in Focus‘ (‚Fachleute im Fokus‘) spricht die Europeana mit den Ratsmitgliedern der Europeana Network Association über ihre Rollen, Berufsleben und die Pläne für ihre Zeit als Ratsmitglied. In diesem Monat spricht Cosmina Berta sowohl über ihre Rolle bei der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB) als auch über die Herausforderungen und Möglichkeiten von heterogenen Daten.

Cosmina Berta Europeana Interview
Cosmina Berta at the event ''Exposing Online the European Cultural Heritage'', Photograph: Sebastiaan ter Burg (CC BY 4.0 International)

Erzählen Sie uns über Ihre Rolle. 

2013 fing ich an, bei der Deutschen Digitalen Bibliothek zu arbeiten, und kam in engen Kontakt mit den verschiedenen Aspekten einer kulturellen Plattform, die in vielerlei Hinsicht ähnlich wie Europeana ist: Metadaten, Workflows, Kommunikation innerhalb eines großen Netzwerkes, vielfältige Partner und Partnerinnen aus verschiedenen Kulturbereichen - alle mit dem gemeinsamen Merkmal, das kulturelle Erbe für jedermann zugänglich zu machen. Es ist ein sehr spannendes Umfeld und ich kann sagen, dass ich fast jeden Tag etwas Neues lerne, sogar jetzt, nach acht Jahren! Es gibt viel Kreativität, eine Menge Willen und Einsatz und viele große und kleine Herausforderungen. 

Durch diese Rolle kam ich in Kontakt mit Europeana, aber auch als ich anfing, digitale Objekte im Rahmen meines Hobbys – Kunst-Collagen – für Europeana wieder zu verwenden. Man könnte sagen, dass meine Beziehung mit Europeana zwei Dimensionen hat – Daten bereitstellen und wiederverwenden!

Woran arbeiten Sie gerade? 

Im Moment leite ich das Projekt ‚Improving the quality of the metadata and the processes in the German Digital Library‘ (‚Verbesserung der Qualität der Metadaten und Prozesse in der Deutschen Digitalen Bibliothek‘). Es ist ein sehr spannendes Projekt, da es verschiedene Aspekte der DDB verbindet: Die Qualität und Verbesserung der Metadaten, die Erhöhung der Effektivität von Prozessen und auch Standardisierung und Kommunikation. Es ist ein bereichsübergreifendes Projekt – es berücksichtigt die Arbeit der gesamten Lieferprozesse, taucht in die Qualität der Eingangs- und Ausgangsdaten ein und zieht verschiedene Faktoren in Betracht, die den gesamten Lebenszyklus von Metadaten beeinflussen.

In den letzten zwei Jahren habe ich in dieser Richtung mit Europeana und meinen Kollegen und Kolleginnen im Europeana Common Culture project gearbeitet: Wir entwickeln einen Aggregations-Prototyp, der die Datenlieferung effizienter macht, und arbeiten zusammen mit Datenlieferanten, um den Inhalt und die Qualität von Metadaten zu verbessern.

Welche Herausforderungen gibt es in Ihrer Position? Welche Lieblingsthemen haben Sie?

Eine zentrale Herausforderung ist die ‚Heterogenität‘! Wir haben heterogene Daten, die von heterogenen Partnern und Partnerinnen kommen; wir verwenden eine Vielzahl von heterogenen Tools, um die Daten in verschiedenen Formaten zu verarbeiten, und wir haben ein heterogenes Publikum. Die Kommunikation über ein solch komplexes Netzwerk ist ebenfalls immer eine Herausforderung. Unsere direkten Arbeitskollegen und Kolleginnen umfassen mindestens 20 Einrichtungen. Allerdings ist dies deswegen ein wertvolles Potenzial, weil das Spektrum an Kompetenzen und Erfahrungen im gesamten Netzwerk sehr groß ist!

Was war Ihre Motivation, Ratsmitglied zu werden? 

Ich glaube an die Europeana und deren Ideale! Ich glaube, dass die europäische Kultur viel digitales Potenzial hat, das noch ans Licht gebracht – und verwendet – werden muss. Wir wissen alle, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, um die Aggregations-Infrastruktur zu stärken, auf die Verbesserung der Datenqualität hinzuarbeiten und (insbesondere kleine) Einrichtungen zu unterstützen, die Hilfe und Beratung in der digitalen Welt benötigen. Und all dies zu verwenden, um die Welt mit – digitaler – Kultur umzugestalten! Dies ist eine entscheidende Rolle und gerade jetzt, in diesen für uns alle schwierigen Zeiten, ist die Bedeutung der digitalen Welt größer als je zuvor. Wir haben die Möglichkeit, eine neue Richtung einzuschlagen, einen starken Impuls zu setzen und weiterhin den Pioniergeist zu verkörpern, der Europeana zum Leben erweckte!

Was sind Ihre Pläne als Ratsmitglied? 

Wir leben in einem Transformationsumfeld, weil eine Krise, speziell eine dieser Dimensionen, uns als Gesellschaft verändern wird. Ich glaube – wie die meisten von uns –, dass die digitale Perspektive neue Dimensionen anbietet. Dies ist ein einzigartiger Moment für uns, auf den Zug der Veränderung aufzuspringen und hart daran zu arbeiten, die digitale Kluft zu schließen –, weil digital jetzt unerlässlich ist. Rückblickend möchte ich über den Aufruf der Europäischen Union im Jahr 2011 für eine ‚neue Renaissance‘ reflektieren, der uns Europeana brachte. Ich denke, dass es zehn Jahre danach Zeit für eine zweite Welle ist. Wir sollen die Synergien fließen lassen! Sie in gesamteuropäische Infrastrukturprojekte hineinleiten – hier sehe ich mich involviert. Wir können die Heterogenität nicht übertreffen, und wir dürfen es noch nicht mal versuchen, denn in der Disharmonie liegt die Schönheit – aber wir können dafür sorgen, dass es für uns funktioniert.

 

Ursprünglich veröffentlicht bei Europeana Pro am 16. Februar 2021.

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