Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
Die Reeperbahn hat ihren Namen den Reepschläger*innen zu verdanken, die dort Reepe zu dicken Tauen verflochten. Schiffstaue waren bis zu 200 Meter, die zur Herstellung benötigten Bahnen bis zu 400 Meter lang. Mit der Einführung von Dampfschiffen und Seilschlagmaschinen wurde immer weniger Reep per Hand geschlagen und die Reeperbahnen verwandelten sich in Straßen - so auch in Hamburg. Bis 1860 lag die dortige Reeperbahn zwischen den Stadtgrenzen von Hamburg und Altona, weshalb sich in der Umgebung auch viele Menschen und Gewerbe ansiedelten, die in den Städten unerwünscht waren. Erste Spielbuden eröffneten dort schon Ende des 18. Jahrhunderts. Hundert Jahre später kamen immer mehr Vergnügungslokale wie Bierhäuser, Tanzcafés und Kinos dazu - die Reeperbahn wurde zum Rotlichtmilieu, zur "sündigsten Meile der Welt" und zum Schmelztiegel der sozialen Gegensätze. Bürgerlich-gesittetes Vergnügen mischte sich hier mit Matrosen auf Landgang, Armut, Sexarbeit und Gewalt. Heute ist St. Pauli und die Reeperbahn eine Melange aus gentrifiziert-unbezahlbaren Mieten, glitzernder Pop- und schmuddeliger Kneipenkultur.