Liebe Frau Dr. Spohr, lieber Herr Dunkhase, angefangen haben Sie als Geschäftsführung der Deutschen Digitalen Bibliothek fast zeitgleich mit der Corona-Pandemie. Es war in vielerlei Hinsicht eine Zeit des Umbruchs, gleichzeitig wurde der Grundstein für den jetzigen Relaunch gelegt. Erzählen Sie uns davon – was haben Sie aus dieser Zeit besonders eindrücklich in Erinnerung?
Julia Spohr: Dass die aufkommende Covid-19-Pandemie eine unheimliche Bedrohung darstellte, weltweit unzählige Menschenleben forderte und in ihrem Ausgang nicht absehbar war, ist eine Tatsache, vor der die eher unbequemen Auswirkungen auf das bis dahin gewohnte Arbeitsleben geradezu unbedeutend erscheinen.
Für Vorhaben wie die Deutsche Digitale Bibliothek war sie zynischerweise eine Bestätigung und Bekräftigung, denn durch die Lockdowns wurden Angebote zur digitalen Kulturvermittlung unglaublich wichtig. Diese seinerzeit unvorhersehbare Entwicklung ist erfreulicherweise nachhaltig. Wir alle leben und arbeiten mittlerweile in zwei Welten, das Hybride ist Realität.
Dass es uns in dieser bedrückenden Zeit gelungen ist, den Grundstein für die nutzer*innenorientierte Neugestaltung der Deutschen Digitalen Bibliothek zu legen, hat unter den damaligen Bedingungen viel Kraft gefordert. Ich danke der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien sehr, dass uns im Rahmen des Förderprogramms „Neustart Kultur“ die Möglichkeit dazu gegeben wurde. Nach nur sechs Monaten im Amt hätte ich mir im Sommer 2020 kaum ein schöneres Ergebnis als diese wegweisende Förderzusage vorstellen können.
Gerke Dunkhase: Corona war natürlich ein massiver Einschnitt für jeden Einzelnen und für uns alle zusammen. Von heute aus betrachtet, zerfallen die letzten Jahre in eine Zeit vor, eine Zeit mit und eine Zeit nach Corona. Noch heute erstaunt mich, mit welcher Geschwindigkeit wir uns an die neue Corona-Welt mit ihren Lockdowns, Kontaktbeschränkungen und ständig wechselnden Verordnungen angepasst haben. Als digitale Bibliothek mit Mitarbeitenden an neun Standorten hatten wir vielleicht besonders gute Voraussetzungen, uns mit den neuen virtuellen und hybriden Arbeitsformen anzufreunden. Nichtsdestotrotz muss man festhalten, dass uns diese Transformation hervorragend gelungen ist -- nicht zuletzt aufgrund der Flexibilität und Kreativität aller Mitarbeiter*innen. Dass wir durch das Förderprogramm „Neustart Kultur“ dann noch die Mittel bekommen haben, die Attraktivität der Deutsche Digitale Bibliothek für unsere Nutzer*innen nachhaltig zu steigern, war, bei allen schrecklichen Seiten der Pandemie, für uns natürlich ein großer Gewinn.