Ihn plagte schon in jungen Jahren Migräne und er war im Alter körperlich stark angeschlagen, litt an Depressionen, Einsamkeit, Schlaf- und Appetitstörungen. Er zog die Reißleine, legte im Sommer 1963 die Intendanz kurzfristig nieder. Der sich eine Auszeit nehmende Gründgens starb völlig überraschend auf einer Weltreise am 7.10.1963 in Manila. Während die Gerüchteküche um die Umstände seines Todes brodelte, Mord und Selbstmord thematisierte, war wohl eine Magenblutung und deren Folgen auf weitere Organe ausschlaggebend. Ausgelöst wurde sie vermutlich durch seinen hohen Schlaftablettenkonsum in Kombination mit Hitze und Stress.
Ausblick
125 Jahre sind eine lange Zeit und die Gründgens-Forschung ist seit Jahrzehnten tatkräftig in Wort, Schrift und Bewegtbild und doch ist noch viel zu tun. Vermutlich braucht man noch viele weitere Jahre, um Gründgens‘ Person und seine unerschütterlich scheinende Karriere im Detail kritisch zu hinterfragen. Der jahrzehntelange Einfluss des Schauspielers, Regisseurs und Intendanten Gustaf Gründgens, der unwidersprochen über immenses Können verfügte, auf die deutsche Kultur- und Theaterlandschaft und die zum Teil uneingeschränkte Bewunderung von Publikum und Kunstschaffenden, die alles Heikle ausblende(te)n, enthält noch viele Aspekte, die sich zu untersuchen lohnen, um vielleicht auch Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen.
Dieser Text entstand als Antwort auf unseren Aufruf „Erzählen Sie Ihre Geschichten!“, in dem wir Nutzer*innen bitten, die Geschichten in unseren Sammlungen zu finden. Bei mittlerweile über 50 Millionen Objekten in der Datenbank der Deutschen Digitalen Bibliothek sollte sich noch einiges zu Tage fördern lassen, das zu erzählen sich lohnt und uns bisher entgangen ist! Haben Sie auch eine Idee? Schreiben Sie uns an kommunikation [at] deutsche-digitale-bibliothek.de (kommunikation[at]deutsche-digitale-bibliothek[dot]de)
Quellen:
Rolf Badenhausen / Peter Gründgens-Gorski (Hg.): Gustaf Gründgens. Briefe, Aufsätze, Reden. Hamburg: Hoffmann & Campe 1967.
Thomas Blubacher: Gustaf Gründgens. Biographie. Leipzig: Henschel 2013.
Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil I Aufzeichnungen 1923–1941. Band 5 Dezember 1937–Juli 1938, München: K. G. Saur 2000.
Elke Fröhlich (Hg.): Die Tagebücher von Joseph Goebbels. Teil II Diktate 1941–1945. Band 1 Juli–September 1941, München [u. a.]: K. G. Saur 1996.
Kristina Höch: Gustaf Gründgens. Filmische Arbeiten 1930–1960, Marburg: Schüren 2023.
Franz K. Prosch: „Die Gräfin von Monte Christo“. In: Kleine Volks-Zeitung, 19.6.1938.
Gertrud Stolte-Adell: „Mephisto macht honneurs“. In: Film und Frau 14, 1960.
Dagmar Walach: Gustaf Gründgens. Aber ich habe nicht mein Gesicht – eine deutsche Karriere. Berlin: Henschel 1999.
o. V.: „Die vom Niederrhein“. In: Filmwelt 51, 1932.
Onlinequellen:
Berichte vom Tage. Gustaf Gründgens über den verfilmten Faust, 4.6.1960, NDR: https://www.ardmediathek.de/video/berichte-vom-tage/gustaf-gruendgens-ueber-den-verfilmten-faust/ndr/Y3JpZDovL25kci5kZS8xNTFjMDY2NC1lMTRhLTRkMTctOTZjYy1mZWQyMzgxOWFhZDg
Zur Person – Gustaf Gründgens im Gespräch mit Günter Gaus, 10.7.1963, ZDF: https://www.zdf.de/dokumentation/zur-person/gustaf-gruendgens-zeitgeschichte-archiv-zur-person-gaus-100.html
o. V.: „Deutsche Künstler und Künstlerinnen zur Volksabstimmung“. In: Bochumer Anzeiger, 9.4.1938: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/62E3SQ3JGFUSQLQIYEYFWKPWA4FTLTEQ?tx_dlf[highlight_word]=gr%C3%BCndgens&issuepage=26
o. V.: „Aus dem Tagesgeschehen", in: Honnefer Volkszeitung, 4.12.1953: https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/newspaper/item/47Y76ESB5NAZM7SHWCXIL2N76GAECG4O?issuepage=2
Kristina Höch: Gustaf Gründgens’ Schaffen in Salzburg und Wien. Eine Bestandsaufnahme, Onlinepublikation, Wien: Filmarchiv Austria 2023:
https://www.filmarchiv.at/program/retrospective/gustaf-gruendgens/