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Nachlass Schörner, Ferdinand (Bestand)

Nachlass Ferdinand Schörner: Ferdinand Schörner (12.6.1892-2.7.1973) wurde in München geboren. Seine militärische Laufbahn begann nach dem Abitur mit einer einjährigen Dienstzeit als Freiwilliger bei der Bayerischen Armee. Anschließend studierte er in München sowie in Lausanne und Grenoble Philosophie und neue Sprachen. Mit Kriegsausbruch 1914 wurde Schörner von der Bayerischen Armee reaktiviert. Nach dem Waffenstillstand war Schörner zunächst beim Freikorps Epp aktiv, im Jahr 1920 trat er in die Reichswehr ein. Dort bzw. ab 1935 in der Wehrmacht legte Schörner eine steile militärische Karriere hin, von der hier nur einige wesentliche Stationen genannt werden sollen: Am 1. Oktober 1937 wurde Schörner Kommandeur des Gebirgsjäger-Regiments 98. Im Mai 1940 übernahm er die neu aufgestellten 6. Gebirgs-Division, im Januar 1942 die Führung des Gebirgskorps Norwegen (später XIX. Gebirgskorps). Im Oktober 1943 wurde Schörner Kommandierender General des XXXX. Panzerkorps der 1. Panzerarmee in der Ukraine. Anfang März übernahm er zeitweilig die Führung der 17. Armee auf der Krim und wurde nach der Entlassung des Oberbefehlshabers der Heeresgruppe A, Generalfeldmarschall Ewald von Kleist, Ende des Monats mit der Führung der nunmehrigen Heeresgruppe Südukraine beauftragt. Im Juli 1944 übernahm Schörner das Kommando über die Heeresgruppe Nord. Mit dem 20. Januar 1945 wurde Schörner Oberbefehlshaber der Heeresgruppe A und am 5. April 1945 in dieser Stellung zum Generalfeldmarschall ernannt. Hitler ernannte Schörner am 30. April 1945 in seinem politischen Testament zum Oberbefehlshaber des Heeres. Schörner, der auch unter dem Namen „blutiger Ferdinand“ rangierte, führte die ihm unterstellten Truppen mit äußerster Härte. Dies kam in zahllosen Todesurteilen gegen Wehrmachtssoldaten ebenso zum Ausdruck wie in seinem Ausspruch, der Soldat müsse „mehr Angst im Rücken, als von vorne“ haben. Bei Kriegsende wurde Schörner von amerikanischen Truppen verhaftet, an die Rote Armee ausgeliefert und im Februar 1952 in der Sowjetunion wegen Kriegsverbrechen zu 25 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Nach seiner Haftentlassung am 15. Januar 1955 und seiner Rückkehr nach Deutschland eröffnete der Bundesdisziplinaranwalt am 31. März 1955 ein Disziplinarverfahren mit dem Ziel der Aberkennung seiner Versorgungsbezüge. Der Bundestag beschloss am 13. Juli 1955 eine rückwirkende Änderung der Bundesdisziplinarordnung, die als „Lex Schörner“ galt. Die zuständige Bundesdisziplinarkammer sah das Rückwirkungsverbot verletzt und legte den Fall dem Bundesverfassungsgericht vor, das im Sinne des Bundesdisziplinaranwalts entschied. Im Jahr 1957 wurde gegen Schörner ein Strafverfahren eröffnet. Er wurde wegen der von ihm ausgesprochenen Todesurteile bei Kriegsende, die vom Gericht als verübter und in einem anderen Fall als versuchter Totschlag gewertet wurden, zu viereinhalb Jahren Freiheitsstrafe und der Aberkennung der Pensionsberechtigung verurteilt. Am 4. August 1960 wurde Schörner aus Gesundheitsgründen vorzeitig aus der Haft in der Justizvollzugsanstalt Landsberg a Lech entlassen. 1963 wurde ihm vom Bundespräsidenten Heinrich Lübke ein Teil seiner Pension gewährt. Der vorliegende Teilnachlass wurde im Mai 2018 bei einer Auktion ersteigert. Er beinhaltet ganz überwiegend Material deutlich nach 1945. Neben einigen persönlichen Papieren und Notizen sowie meist persönlicher Korrespondenz sind insbesondere zu nennen: Unterlagen zum Disziplinarverfahren (u.a. Korrespondenz mit dem Oberbürgermeister von Landsberg a. Lech Ludwig Thoma); Unterlagen zum Strafverfahren sowie zu seiner Haft in Landsberg a. Lech; Korrespondenzen zur Durchsetzung seiner Versorgungsansprüche, u.a. mit dem Oberbürgermeister von Landsberg a. Lech Ludwig Thoma und mit dem Bürgermeister von Schongau Otto Ranz sowie dieser beiden mit Bundesfinanzminister Franz Josef Strauß. Einen zweiten Schwerpunkt dieses Teilnachlasses bilden die Bemühungen seines Sohnes Peter Schörner, das positive Ansehen seines Vaters zu bewahren. Kopien von Originaldokumenten, die in anderen Archive (Bundesarchiv, National Archives in Washington) überliefert sind oder sich in Privatbesitz befinden (Aufzeichnungen während Schörners russischer Gefangenschaft) runden den kleinen Bestand ab. Auf eine Archivierung der Kopien des unter der Signatur „OP 13356“ überlieferten Offizierspersonalakts in der Abt. IV-Kriegsarchiv des Bayerischen Hauptstaatsarchivs wurde dagegen verzichtet. Der „Hauptnachlass“ von Schörner wird im Bundesarchiv, Abteilung Militärarchiv in Freiburg verwahrt (Umfang: 125 AE, 2,2 lfm.; Laufzeit: 1904 – 1968). Dieser beinhaltet u.a. Aufzeichnungen zur Schlacht um Stalingrad 1942/43 und zu den Kämpfen in Schlesien 1945, Unterlagen zum Strafverfahren gegen Schörner sowie die Ausarbeitung von Generalleutnant Brücker "Militärische Würdigung: Kriegsgericht und Zivilgericht" von 1962

Reference number of holding
NL Schörner Ferdinand
Extent
34
Language of the material
ger

Context
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 5 Abteilung V: Nachlässe und Sammlungen >> 5.1 Nachlässe und Familienarchive >> 5.1.2 Nachlässe >> Nachlässe Q - S

Provenance
Nachlass Schörner, Ferdinand
Date of creation of holding
1885 - 2010

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Last update
03.04.2025, 11:04 AM CEST

Data provider

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  • Bestand

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  • Nachlass Schörner, Ferdinand

Time of origin

  • 1885 - 2010

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