Architektur
Ansicht von Südosten über Ortsseite mit Kirchhofmauer (Werksteine im Mauersteinverband) sowie Gaden im Kirchhof (an der Kirchhofmauer)
Beschreibung des Oberamts Maulbronn (1870) Lienzingen (Kirche); Die gegen das Südwestende des Dorfes etwas erhöht stehende, einst befestigte Kirche hat eine höchst merkwürdige Anlage; es gehen nämlich ringsum die sog. Kemenaten (Kammern), eigentlich kasematen, die einst schön ausgewölbt waren; sie sind mit Schießscharten versehen und gegen außen von einer zusammenhängenden sehr hohen Mauer umgeben, die sich aus dem ringsum laufenden, einst mit Wasser gefüllten Graben erhebt; über den Graben führte eine Zugbrücke. An der nördlichen Außenseite dieser Mauer sind Bruchstücke von prächtigen, mit sogenannten Diamantenfriesen besetzten Fensterleibungen romanischen Stils eingemauert, ohne Zweifel die Ueberreste einer ehemaligen Kirche oder Burg. Die Kirche daselbst mit einem im Osten sich erhebenden Thurm , an dem sich eine dreiseitige mit Streben besetzte Chornische schließt, mag in einzelnen Theilen noch aus sehr früher Zeit stammen, ist aber so dick übertüncht, daß aus dem Mauerwerk kein Schluß mehr gezogen werden kann. Die Fenster im Schiff und Chor sind spitzbogig und spätgothisch gefüllt, Thurm und Chorschluß von einem Netzgewölb überspannt. Dem Stile nach sind diese Formen gleichzeitig mit der 1476/82 erbauten Liebfrauenkirche. Auf dem Boden liegen einige ältere Grabsteine. Der Chor ward im jahre 1740 vertäfelt, die Orgel 1739 von Siltmann in Straßburg um 234 fl. Geliefert. An der nördlich an den Thurm gebauten netzgewölbten Sakristei ist über dem Thürsturz folgende sehr alte, jetzt durch Übertünchung leider unleserlich gewordene Inschrift eingemauert: Hans ....... Berts Sun. Auf dem dreistockigen, oben achteckig werdenden Thurm hängen drei Glocken, gegossen von Neubert in Ludwigsburg 1777, Die Unterhaltung der Kirche ruht auf der Gemeinde. Die Kirche, neben der noch eine Frühmesserei bestand, erhielt 1100 das Kloster Sinsheim. 7. Jan. 1408 verkauft es an Maulbronn die Hälfte des großen zehnten....FF Text vor Ort: 3.-4. Jh. Alemannische Siedlung ab 496 Fränkische Herrschaft 766 erste urkundliche erwähnung von Lienzingen im urkundenbuch des Klosters Lorsch 11. Jh. Bau der heutigen Kirche unter dem patronat des Klosters Sinsheim; erweiterung Ende des 15. Jahrhunderts. 1360: Kloster Maulbronn wird pfälzisch - und damit auch Lienzingen. In den Jahrzehnten darnach wird von Maulbronn aus die Kirchenburg errichtet, vermutlich aus Steinen der ehemaligen "alten Burg" bei Lienzingen (einstiges Besitztum der Enzberger Ritter). HINWEIS: Der externe Link #3 führt zur Online-Resource der Oberamtsbeschreibungen mit weiteren Informationen. 1504: Lienzingen wird württembergisch 1576: Erstmalig urkundliche Erwähnung der Kirchenkammern (ca. 80 kammern in 13 gebäuden). 1692: Brandzerstörung durch die Franzosen im Verlauf des pfälzischen Erbfolgekrieges. Etwa 30 Gebäude und die Kirchenburg fielen den Flammen zum Opfer. Verlust aller schriftlichen Dokumente im Ort. Nach 1700: Wiederaufbau der gaden in der heutigen Form. Der Wiederaufbau geschah nicht zum Schutz gegen äußere Überfälle (der Wehrgang wurde nicht wieder errichtet), sondern aus Platzmangel in den beengten Anwesen. Spätere Instandsetzungen wurden von den einzelnen Eigentümern durchgeführt. 1966: Die gemeinde Lienzingen setzt die Süd- und Westseite der Kirchenmauer instand. 1986: Die Stadt Mühlacker veranlaßt unter finanzieller Beteiligung von Landesdenkmalamt, Denkmalstiftung, Enzkreis, Kirchengemeinde, den Eigentümern der Gaden, regierungspräsidium Karlsruhe und Stadt Mühlacker die gründliche Instandsetzung von gaden, Außenanlagen und Brücke. Mit der Fertigstellung im Juni 1987 ist die Erhaltung des Kulturdenkmals Kirchenburg abgeschlossen. HINWEIS: Der externe Link #3 führt zur Online-Ressource der Oberamtsbeschreibungen mit weiteren Informationen.
- Standort
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Sankt Petrus (Lienzingen)
- Sammlung
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Kirchenburgen
- Verwandtes Objekt und Literatur
- Bezug (was)
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Wehrkirche
Quadermauer
Gade
- Ereignis
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Herstellung
- (wann)
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1400
- (Beschreibung)
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Gotisch (auf Vorgängeranlage)
- Letzte Aktualisierung
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05.03.2025, 16:27 MEZ
Datenpartner
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Universitätsbibliothek. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Architektur
Entstanden
- 1400