Bestand
Reichsmarineamt (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Mit Allerhöchster Kabinettsorder vom 30.3.1889
wurde das Reichsmarineamt neben dem Marinekabinett und dem
Oberkommando der Marine als Nachfolgebehörde der Admiralität
geschaffen 1. Als oberste Reichsbehörde war das Reichsmarineamt
verantwortlich für die Organisation, Verwaltung und
Weiterentwicklung der Marine.
Die Verwaltung
der Marine war Bestandteil der Reichsverwaltung und demgemäß dem
Reichskanzler unterstellt. Tatsächlich trat diese Unterstellung nur
in geringem Maße in Erscheinung, weil auf der Grundlage des
sogenannten Stellvertretungsgesetzes vom 17. 5. 1878 dem
Reichskanzler für das gesamte Ressort der Marineverwaltung ein
ständiger Stellvertreter in der Person des Staatssekretärs des
Reichsmarineamtes beigeordnet war. Der Form nach trat der
Staatssekretär - beispielsweise in seinen Beziehungen zum Kaiser -
als Vertreter des Reichskanzlers auf, und die Kaiserlichen Ordres
gingen an diesen mit der eingeklammerten Nebenadresse
(Reichsmarineamt).
Die Staatssekretäre des
Reichsmarineamtes waren:
Konteradmiral Carl
Eduard Heusner (1889-1890)
Admiral Friedrich
v. Hollmann (1890-1897)
Großadmiral Alfred
v. Tirpitz (1897-1916)
Admiral Eduard v.
Capelle (1916-1918)
Vizeadmiral Paul Behncke
(1918)
Vizeadmiral Ernst Ritter v. Mann
Edler v. Tiechler (1918-1919)
Vizeadmiral
Maximilian Rogge als Leiter des Reichsmarineamtes, kein
Staatssekretär (1919)
Unter Tirpitz (ab
1897) wurde das Reichsmarineamt zum Zentrum der Kaiserlichen
Marine. Die Marinerüstung nach dem Konzept von Tirpitz genoß
absolute Priorität mit erheblichen Auswirkungen auf die
Außenpolitik. Um dem Reichsmarineamt den Vorrang unter den obersten
Marinebehörden zu sichern, veranlaßte Tirpitz 1899 die Auflösung
des Oberkommandos, mit dem es wegen Kompetenzüberschneidungen zu
ständigen Auseinandersetzungen gekommen war. Die
Admiralitätsabteilung im Oberkommando wurde als Admiralstab der
Marine verselbständigt und erhielt jetzt Immediatstellung. In den
folgenden Jahren wurden die Befugnisse und die Bewegungsfreiheit
des Admiralstabes jedoch immer weiter eingeengt, so daß Tirpitz nun
unangefochten an der Spitze der Marine stand.
Erst nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges und insbesondere
nachdem Tirpitz 1916 aus dem Reichsmarineamt ausgeschieden war,
verlor die Stellung dieser Behörde zugunsten des Admiralstabes und
des Chefs der Hochseeflotte an Bedeutung. Am 15.7.1919 gingen durch
Erlaß des Reichspräsidenten die Befugnisse des Reichsmarineamtes
auf die Admiralität über.
Zentralabteilung
Die Zentralabteilung
(M) war das Büro des Staatssekretärs. Angelegenheiten besonders
wichtiger oder geheimer Natur wurden dort bearbeitet. Durch "M"
passierten alle Ein- und Ausgänge des Amtes; "M" regelte den
gesamten Geschäftsverkehr und bearbeitete die persönlichen
Angelegenheiten der Angestellten und Beamten des Hauses. Der
Verkehr mit den deutschen Marineattachés im Ausland sowie mit den
fremden Attachés in Deutschland wurde ebenfalls bei "M" geregelt.
Ein genauer Überblick über den Aufgabenbereich der Zentralabteilung
ergibt sich aus dem folgenden Geschäftsverteilungsplan von 1916
2.
M I. Personalangelegenheiten,
Organisation und Geschäftsbetrieb des Reichsmarineamts;
Immediatvorträge
1. Durchsicht der
Eingänge
2. Organisation, Geschäftsordnung,
Geschäftsverkehr, Hausordnung und Hausverwaltung des
Reichsmarineamts
3. Personalien der
Offiziere des Reichsmarineamts, der Seeoffiziere und Offiziere der
Marine-Infanterie der unterstellten Behörden mit Ausschluß der
Marineattachés und der zur Ausbildung im Vermessungs- und
Luftfahrtwesen zum Reichsmarineamt kommandierten Offiziere
4. Personalangelegenheiten der Beamten und
Hilfsarbeiter des Reichsmarineamtes und des Admiralstabes
5. Etats- und Rechnungsangelegenheiten der Kapitel
45 (Titel 1-5, 9, 14) und 46 (Titel 1-5)
Ms-Angelegenheiten des Reichsmarineamtes
6. Mitprüfung
a) Alle bei anderen
Gruppen bearbeiteten Ordensangelegenheiten und sonstigen
Allerhöchsten Gnadenbeweise
b)
Schriftverkehr anderer Gruppen mit dem Marinekabinett
c) Allgemeine Personalangelegenheiten der Beamten
der nachgeordneten Behörden, sofern sie Rückwirkungen auf andere
Beamtenklassen der Marine haben, wie z. B. Rang- und
Titel-Änderungen
d) Personalangelegenheiten
der Marineattachés und der zur Ausbildung im Vermessungs- und
Luftfahrtwesen zum Reichsmarineamt kommandierten Offiziere
e) Bewilligungen aus den Kapiteln 45 (Titel 6-8),
60 (Titel 4), 64 (Titel 5, 5b)
f)
Angelegenheiten der Hauptbibliothek, des Archivs und der
Druckschriftenverwaltung
M II. Allgemeine
Angelegenheiten des Reichsmarineamts, Attachéangelegenheiten
1. Durchsicht der Konzepte
2. Kontrolle des Meldebuchs des Staatssekretärs, Regelung der
Vorträge beim Staatssekretär, Protokollführung bei Sitzungen
3. Immediatvortragssachen
4. Unterstützungsfonds für Offiziere, Deckoffiziere und
Mannschaften; Allerhöchster Dispositionsfonds bei Kapitel 64 (Titel
4)
5. Sprachstudienfonds
6. v. Breitschwert'sche Stiftung
7.
Personalangelegenheiten und Berichterstattung der deutschen
Marineattachés
8. Verkehr mit den
fremdländischen Marineattachés
9.
Besichtigung von Marineanlagen, Privatwerften usw. durch
Ausländer
10. a) Dienstreisen des Personals
des Reichsmarineamtes
b) Schreiben an
deutsche Marineattachés
M Ib Adjutant des
Staatssekretärs
1. Angelegenheiten der
Repräsentation des Staatssekretärs, Einladungen, Widmungen,
Beteiligung an Festlichkeiten usw., Besuche
2. Zeremoniell bei Stapelläufen (unter Mitwirkung von K)
3. Empfang von Besuchen des Staatssekretärs
4. Gesuche persönlicher Art von Vereinen und
Privaten (Kommandierrolle)
M Ia
Hausoffizier
1. Kommandierten-Abteilung des
Reichsmarineamts
2. Sicherheits- und
Feuerlöschdienst im Reichsmarineamt
3.
Aufsicht über den Ordnungs- und Reinigungsdienst im
Reichsmarineamt
B.D. Zentralbüro
1. Zuschreiben der Eingänge und Durchsicht der
Konzeptmappen sämtlicher Gruppen
2. Aufsicht
über den Dienst der geheimen Registratur und Kanzleien
3. Marine-Verordnungsblatt
4. Marine- und Beamten-Ranglisten. Beiträge zu den Reichs- und
Staats-Handbüchern und zu den Adreßbüchern
5. v. Tirpitz- und Sloman-Stiftungen
6.
Verwaltung der Kapitel 45 (Titel 6 - 8, 10), 60 (Titel 4), 64
(Titel 3, 5, 5b)
7. Sonderaufträge, soweit
sie vom Staatssekretär oder vom Abteilungschef zugewiesen
werden
8. Mitprüfung:
a) Organisation, Geschäftsordnung, Geschäftsverkehr und
Hausordnung des Reichsmarineamts
b) Alle
Ordensangelegenheiten und sonstigen Allerhöchsten
Gnadenbeweise
Ch. B. Chiffrierbüro
Der gesamte Chiffrier-Verkehr des
Reichsmarineamtes
D.V.
Druckschriftenverwaltung
Die Abteilungschefs
der Zentralabteilung waren:
Korvettenkapitän
Herz (1889-1892)
Kapitänleutnant Pohl
(1892-1894)
Korvettenkapitän Jaeschke
(1894-1896)
Korvettenkapitän Pohl
(1896-1899)
Fregattenkapitän v. Heeringen
(1899-1900)
Fregattenkapitän Kalau v. Hofe
(1900)
Fregattenkapitän v. Heeringen
(1900-1901)
Kapitän zur See Pohl
(1901-1903)
Korvettenkapitän Scheer
(1903-1908)
Kapitän zur See Bachmann
(1908-1910)
Konteradmiral Schütz
(1910-1912)
Kapitän zur See Hopmann
(1912-1915)
Kapitän zur See Löhlein
(1915-1916)
Kapitän zur See Seebohm
(1916-1919)
Allgemeines
Marine-Departement
Das Allgemeine
Marinedepartement war eine Abteilung des Reichsmarineamtes. Es
bestand aus verschiedenen Abteilungen und Dezernaten und wurde
durch einen Direktor im Range eines Admirals geleitet, der
gewöhnlich Bevollmächtigter zum Bundesrat war. Im Allgemeinen
Marinedepartement vereinigten sich die Angelegenheiten der
Organisation und des Dienstbetriebes der Schiffe und Marineteile,
Fragen der Ausbildung im Waffendienst, Personal- und
Ersatzangelegenheiten, Fragen der Uniformierung, Bildungswesen,
Justizverwaltung, Versorgungsangelegenheiten, Mobilmachung der
Marine. Die Militärische Abteilung bearbeitete
Indiensthaltungsbestimmungen, Personaletat und Ersatz, allgemeine
Dienstvorschriften, Angelegenheiten des Bildungswesens, der
Bekleidung und des Küstennachrichtendienstes. Die Tätigkeiten der
Seetransportabteilung, der Sektion für
Mobilmachungsangelegenheiten, der Abteilungen für
Pensionsangelegenheiten sowie für Justiz- und Versorgungswesen sind
durch deren Namen gekennzeichnet. Die Abteilung für militärische
Fragen der Schiffskonstruktion beleuchtete die Pläne der Neubauten
in bezug auf Armierung, Panzerung, Geschwindigkeit,
Munitionsversorgung, Kohlenausrüstung vom militärischen und
taktischen Standpunkt aus. 1889 war das Allgemeine
Marinedepartement, welches die abgekürzte Bezeichnung "A" erhielt,
gegliedert in die Militärische Abteilung (AI), das Dezernat für
Versorgungs- und Justizangelegenheiten (All) und das Dezernat für
Kiautschou-Angelegenheiten (AIII). (2) Im Laufe der Jahre wurden
die Namen der Abteilungen/Dezernate verändert bzw. es kamen neue
hinzu. Auch die Aufgaben haben sich des öfteren geändert oder
wurden umverteilt. 1902 wurde das Dezernat für
Kiautschou-Angelegenheiten (AIII) zur Entlastung des Direktors des
Allgemeinen Marinedepartementes dem Technischen Departement (B)
unterstellt. (3) Im November 1904 gestaltete man das Dezernat zur
Abteilung um und die Unterstellung blieb bei "B". (4) Die
Rückunterstellung zum Allgemeinen Marinedepartement erfolgte erst
zum 1. Januar 1911. Mit dem 1. November 1902 errichtete man eine
neue Abteilung, die die Bezeichnung "Seetransportabteilung" (AVI S)
erhielt. (5) Für die Dauer des Aufstandes in Ostafrika wurde im
August 1905 ein Zentralnachweisbüro eingerichtet. (6)
Zum 1. Oktober 1906 trat folgende Gliederung des
Allgemeinen Marinedepartementes in Kraft: (7)
Militärische Abteilung (A I)
a)
Seetransportabteilung (A VI S)
b) Sektion
für Mobilmachungsangelegenheiten (A IV)
c)
Sektion für Pensionsangelegenheiten (A VII)
d) Sektion für Justiz- und Versorgungsangelegenheiten (A
II)
e) Dezernat für Bearbeitung
militärischer Fragen der Schiffskonstruktion (A V)
Die Abteilungen für Justiz- und
Versorgungsangelegenheiten (A II), für Pensionsangelegenheiten (A
VII) und für militärische Fragen der Schiffskonstruktion,
Waffenausbildung und Taktik (A V) wurden im Mai 1907 als besondere
Abteilungen errichtet. (8)
Während des
Krieges 1914/1918 waren Neubildungen, Umbenennungen, Teilungen und
Aufgabenänderungen einzelner Abteilungen besonders häufig. So
wurden u.a. die "Sektion für Mobilmachungsangelegenheiten" im
Februar 1916 in "Abteilung für Mobilmachung, militärische Fragen
des Seerechts und militärische Nebeninteressen der Marine (A IV)"
umbenannt (9), 1915 das "Dezernat für Angelegenheiten der
Marinedivision (A X)" zum "Dezernat für Angelegenheiten des
Marinekorps", im Juni 1918 aufgelöst und unter Verschmelzung mit
der Abteilung AI als neues Dezernat AI eingerichtet. (10) Die
Fabrikenkommission (A.F.), 1915 errichtet, 1916 umbenannt in
Fabrikenabteilung , ging mit dem 18. Dezember 1916 als Sektion auf
das Werftdepartement über. (11, 12) Im Februar 1917 wurde bei der
Abteilung IV ein Kriegsreferat für volkswirtschaftliche
Angelegenheiten geschaffen, aber bereits im April 1918 wieder
aufgelöst und an dessen Stelle ein neues Dezernat "A IVd" gebildet.
(13,14) Um eine Einheitlichkeit bei der Behandlung von
Angelegenheiten anderer Länder zu sichern, bildete man im Oktober
1918 neben der vorhandenen Mobilmachungsabteilung (A IV) eine
"Abteilung für außerdeutsche Länder" mit der Bezeichnung "A III".
(15)
Die Geschäftsverteilung 1914 für das
Allgemeine Marinedepartement sah wie folgt aus: (16)
a) Militärische Abteilung (A I)
b) Abteilung für Justiz- und Versorgungsangelegenheiten (A
II)
c) Sektion für
Mobilmachungsangelegenheiten (A IV)
d)
Abteilung für militärische Fragen der Schiffskonstruktion und
Waffenausbildung (A V)
e)
Seetransportabteilung (A VI S)
f) Dezernat
für Angelegenheiten der Marinedivision (A X)
g) Zentralnachweisbüro
Ein genauer
Überblick über den Aufgabenbereich des Allgemeinen
Marinedepartementes ergibt sich aus dem Geschäftsverteilungsplan
von 1917: (17)
A.I. Abteilung für
allgemeinen militärischen Dienstbetrieb
A.Ia. Organisation der Landmarineteile. Dienstbetrieb am
Lande. Mannschaftspersonalwirtschaft außer Seebataillonen.
Allgemeine Mannschaftsangelegenheiten: Nachwuchs, Beförderung,
Ausbildung usw.
A.Ib: Allgemeine
Organisation der Marine. Dienstbetrieb und
Mannschaftsangelegenheiten der Matrosenartillerie-Abteilungen und
Seebataillone. Garnisionsdienst. Disziplinarbestrafung. Besondere
militärische Angelegenheiten.
A.Ic.
Personaletats- und Ersatzangelegenheiten. Mitprüfung der
Gebührnisse des Personals des Soldatenstandes.
A.Id. Organisation des Bildungswesens. Allgemeine
Angelegenheiten der Offiziere. Bekleidungsbestimmungen.
Militärische Stiftungen.
A.Ie.
Indiensthaltung und Verwendung der Schiffe. Dienst an Bord.
Sonderbesatzungsetats für Schiffe, Torpedo- und U-Boote.
A.X. Angelegenheiten des Marinekorps
A.II. Abteilung für Justiz- und
Versorgungsangelegenheiten
A.IIa.
Justizangelegenheiten A.IIb. Versorgungsangelegenheiten
A.IV. Abteilung für Mobilmachung, militärische
Fragen des Seerechts und militärische Nebeninteressen der
Marine
A.IVa. Durchführung des
Mobilmachungsplanes. Demobilmachung.
A.IVb.
Seerecht, Prisenangelegenheiten. Allgemeine Kriegswirtschaft.
Kaiser-Wilhelm-Kanal. Küstennachrichtenwesen. Welt-F.T.-Netz.
A.IVc. Kriegsgefangenenangelegenheiten.
Marineinteressen an Eisenbahn-, Post-,
Telegraphen-, Hafen- pp. Angelegenheiten (einschließlich
Verkehrsregelung).
A.IVd.
Volkswirtschaftsfragen.
A.V. Abteilung für
militärische Fragen der Schiffskonstruktion und der
Waffenausbildung
A.Va. Militärische Fragen
betr. Neu- und Umbau von Kriegsschiffen usw. Besatzungs‧etat der
Schiffe, Torpedo- und U-Boote.
A.Vb.
Artillerie-Ausbildung und -Verwendung A.Vc. Ausbildung im Minen-
und Sperrwesen.
A.VI.
Seetransportabteilung
A.VI.Sa.
Hilfsschiffwesen
A.VI.Sb. Transportwesen der
Marine
A.VI.Sc. Transportwesen der Armee und
Schutztruppen
A.VI.Sd.
Verwaltungsangelegenheiten
A.VI.Se.
Technische Fragen aus dem Gebiete des Hilfsschiffwesens
Direktoren des Allgemeinen
Marinedepartementes
(nach den Ranglisten der
Kaiserlichen Deutschen Marine)
1890 bis 1891
Konteradmiral von Koester
1892 Konteradmiral
Freiherr von Hollen
1893 Vizeadmiral von
Koester
1894 bis 1895 Konteradmiral
Karcher
1896 bis 1902 Kapitän zur See, sp.
Konteradmiral, sp. Vizeadmiral Büchsel
1903
bis 1905 Vizeadmiral von Diederichs
1905 bis
1907 Kapitän zur See, sp. Konteradmiral von Heeringen (1905/06
m.W.d.G.b.)
1907 bis 1908 Vizeadmiral
Schmidt, Erhardt
1909 bis 1911 Konteradmiral
Paschen
1912 Konteradmiral Scheer
1913-1914 Vizeadmiral von Krosigk
1914-1915 Kapitän zur See Boedicker
(m.W.d.G.b.)
1915 bis 1918 Konteradmiral
Hebbinghaus
1918 Kapitän zur See
Michaelis
Quellennachweis
(1) Marine-Verordnungsblatt 20. 1889, S. 51
(2) Hubatsch, Walther: Der Admiralstab und die obersten
Marinebehörden in Deutschland.
1848 - 1945.
Frankfurt a.M. 1958
(3) vgl. dazu : RM 3 /
9948, Bl. 147
(4) " - RM 20 / 136, Bl.
45
(5) " - RM 3 / 9948, Bl. 148
(6) " - RM 3 / 9949, Bl. 58
(7) " - RM31/771.B1. 26
(8) " - RM 3 /
7158, Bl. 39
(9) " - RM 3 / 2580, Bl.
23
(10) " - RM3 / 2580, Bl. 79
(11) " - RM 3 / 2580, Bl. 40
(12) " - RM 3 / 9965, Bl. 186
(13) " -
RM 3 / 2580, Bl. 43
(14) " - RM 3 / 5616,
Bl. 186
(15) " - RM 3 / 7158, Bl. 90
(16) " - RM 3 / 5614, Bl. 31 und 32
(17) " - RM 31/77l, Bl. 64 bis 67
(18) " - Ranglisten der Königlich Preußischen
Armee von 1901 bis 1910
Verwaltungs-Departement
Das
Verwaltungsdepartement war eine Abteilung des Reichsmarineamtes,
welche durch einen Direktor geleitet wurde und die abgekürzte
Bezeichnung „C" erhielt.
Die Aufgaben des
Departements bestanden in der Zuständigkeit für Verpflegungs-,
Bekleidungs- und Unterkunftsangelegenheiten.
1889 war das Departement in die Abteilungen für
Verwaltungsangelegenheiten (V) und für Unterkunftsangelegenheiten
(U) gegliedert.
Mit Ordre vom 3. April 1905
wurde die bisherige selbständige Etatsabteilung des
Reichsmarineamtes dem Verwaltungsdepartement unterstellt . Diese
wurde mit Allerhöchster Ordre vom 31. März 1914 zusammen mit der
Kiautschou-Abteilung und der Pensionsabteilung zu einem neuen
Departement, dem Etatsdepartement, welches die Bezeichnung (E)
behielt .
Die Abteilung für
Verwaltungsangelegenheiten war verantwortlich für Fragen der
Bekleidungsangelegenheiten, Bekleidungsämter, Bildungswesen,
allgemeine Beamtenangelegenheiten, Intendanturen, Seelsorge,
Reisekosten, Geldgebührnisse des Militärpersonals,
Naturalverpflegungsangelegenheiten am Lande und an Bord,
Verpflegungsämter und des Kassenwesens.
Die
Zuständigkeiten der Unterkunftsabteilung bezogen sich auf
Angelegenheiten der Garnisonverwaltung, Dienst- und Mietwohnungen,
Grundstücke, Handhabung des Kriegsleistungsgesetzes,
Verwaltungsangelegenheiten des Garnisonbauwesens und der
Garnisonbauten. Beide Abteilungen waren auch für persönliche
Angelegenheiten ihrer Beamten verantwortlich.
Im Verwaltungsdepartement gab es über die Jahre außer der
zeitweiligen Zugehörigkeit der Etatsabteilung, keine großen
Veränderungen.
Ein genauer Überblick über
den Aufgabenbereich des Verwaltungsdepartements ergibt sich aus den
Geschäftsverteilungsplänen.
1905 trat
folgender Geschäftsverteilungsplan für das Verwaltungsdepartement
in Kraft:
Etatsabteilung (E)
E I. Einmalige Ausgaben und Abrechnung
1. Etat der einmaligen Ausgaben
2. Haushaltsübersicht der einmaligen Ausgaben
3. Flottengesetz
4.
Vorarbeiten für die parlamentarische Vertretung
5. allgemeine Reichstagsangelegenheiten
E II. Einnahmen und fortdauernde Ausgaben
Abteilung für Unterkunftsangelegenheiten (U)
U I. Garnisonverwaltung
1. Verwaltung
der Dienst- und marinefiskalischen Mietswohnungen und fiskalischen
Grundstücke
2. Persönliche Angelegenheiten
der Garnisonverwaltungsbeamten
U II.
Verwaltungsangelegenheiten des Garnisonbauwesens
1. Garnisonbauten
2. Persönliche
Angelegenheiten der Garnisonbaubeamten
U.
III. Bautechnische Angelegenheiten
1. Bauten
im Geschäftskreis von C
2. Lazarette,
untenstehende Hochbauten der Nordseestation
3. Neubau des Reichsmarineamtes
4.
Baustatistik
U IV. Bautechnische
Angelegenheiten
1. Bauten im Geschäftskreis
von C
2. Lazarette, Artillerie- und
Minendepots, untenstehende Hochbauten der Ostseestation,
Lotsenbauten
3. Unterhaltung
marinefiskalischer und ermieteter Gebäude des
Reichsmarineamtes
4. Bauunterhaltung der
Arbeiter- und Dienstwohngebäude nebst Krankenanstalten und
Wohlfahrtseinrichtungen der Werften
5.
Hochbauangelegenheiten für Kiautschou
6.
Persönliche Angelegenheiten der Baubeamten
Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten (V)
V I. Bekleidungsangelegenheiten. Bildungswesen
1. Bekleidungsangelegenheiten,
Bekleidungsämter
2. Ausschließung von
Lieferanten und Unternehmen
3.
Bildungswesen. Unterrichtsgelder der Marineteile
4. Etats- und Rechnungsangelegenheiten
5. Persönliche Angelegenheiten der Beamten
V II. Intendanturen. Seelsorge und Garnisonschulwesen.
Reisekosten
1. Angelegenheiten der
Intendanturen
2. Seelsorge und
Garnisonschulwesen
3. Persönliche
Angelegenheiten der Beamten und Zahlmeister
4. Etats- und Rechnungsangelegenheiten
5. Reise-, Marsch- und Frachtkostenangelegenheiten
6. Transport-, Post- und
Telegraphenangelegenheiten
7. Allgemeine
Angelegenheiten des Dienstaltersstufensystems
V III. Geldverpflegung
1.
Geldgebührnisse des Militärpersonals
2.
Zulagen und verschiedene Ausgaben beim Betrieb der Flotte
3. Servis und Mietentschädigung
4. Wohnungsgeldzuschuß
5.
Rechnungswesen der Marineteile
V IV.
Naturalverpflegung. Kassenwesen
1.
Naturalverpflegungsangelegenheiten am Lande und an Bord.
Verpflegungsämter, einschließlich der persönlichen
Angelegenheiten
2. Kassenwesen der
Marineteile
3. Etats- und
Rechnungsangelegenheiten
4. Geldbeschaffung
der Schiffe im Ausland. Sicherstellung des Geldbedarfs für den
Mobilmachungsfall
5. Stations- und
Garnisonkassen, einschließlich der persönlichen Angelegenheiten der
Kassendiener. Bürokasse des Reichsmarineamtes
Geschäftsverteilungsplan von 1917
C
Verwaltungsdepartement
C a Besondere
Angelegenheiten gemäß Zuweisung des Departementsdirektors
V Abteilung für Verwaltungsangelegenheiten
V I. Allgemeine wirtschaftliche Angelegenheiten.
Bekleidungsangelegenheiten. Bekleidungsämter. Bildungswesen.
Unvorhergesehenen Ausgaben. Etatsangelegenheiten des Kapitels 64,
Titel 3a und 6
V II. Allgemeine
Beamtenangelegenheiten. Intendanturen. Seelsorge und
Garnisonschulwesen. Reisekosten. Zahlmeisterangelegenheiten
V III. Allgemeine Gebührnisangelegenheiten.
Geldgebührnisse und Personen des Soldatenstandes. Servis.
Mietentschädigung. Wohngeldzuschuß. Indiensthaltungskosten -
Kapitel 52, Titel 1, 2a und 4
V IV.
Naturalverpflegung. Kassenwesen
U Abteilung
für Unterkunftsangelegenheiten
U I.
Garnisonverwaltung. Dienst- und Mietwohnungen. Grundstücke.
Handhabung des Kriegsleistungsgesetzes
U II.
Verwaltungsangelegenheiten des Garnisonbauwesens
U III. Garnisonbauten des Nordseebereichs
U IV. Garnisonbauten des Ostseebereichs
Direktoren des Verwaltungsdepartements (nach den Ranglisten
der Kaiserlichen Deutschen Marine)
1989 bis
1902 Wirklicher Geheimer Admiralitätsrat Major der Seewehr
Perels
1903 bis 1915 Admiral von
Capelle
1915 bis 1916 Admiral Büchsel
1916 bis Ende Geheimer Admiralitätsrat Dr.
Schramm
Konstruktions-Departement
Mit Genehmigung des Kaisers vom 1. April 1894
wurde im Marinedepartement des Reichsmarineamtes die
Konstruktionsabteilung eingerichtet . Damit trat der
Aufgabenbereich Planung und Konstruktion von Schiffen zum erstenmal
in den Rang einer Abteilung, nachdem diese Aufgaben sowie der seit
1880 verantwortliche Konstrukteur Adm.Rat. Dietrich, später
Chefkonstrukteur der Kaiserlichen Marine , bei der Bildung des
Reichsmarineamtes 1889 von der Admiralität auf diese damals
neugebildete Behörde übergegangen waren . Der in den "Grundzügen
für die Neuorganisation der Kaiserlichen Marine" vom 26. März 1889
mit "Bau, Konstruktion, Armierung und Ausrüstung der Schiffe,
Fahrzeuge und Boote" umschriebene Aufgabenbereich der "Konstruktion
der Streitmittel" sollte vom Konstruktionsbüro im Reichsmarineamt
in Zusammenarbeit mit dem Oberkommando der Marine gemäß dessen
militärischen Anforderungen übernommen werden. Die entwickelten
Konstruktionsunterlagen waren dem Oberkommando der Marine zur
Begutachtung vorzulegen . Das Konstruktionsbüro hatte sämtlichen
Schriftverkehr über das Marinedepartement bzw. die zuständigen
Dezernate abzuwickeln. Dies führte von Anfang an zu Klagen des
Konstruktionsbüros, das sich von anderen Abteilungen übergangen
bzw. in seinen Kompetenzen beschnitten fühlte . Spätestens mit dem
Bau der Schiffe der "Kaiser"-Klasse ab 1894 wurde die Notwendigkeit
drängend, die gemessen an den Anforderungen beschränkte personelle
und technische Ausstattung der Konstruktionsabteilung sowie ihre
Position im Reichsmarineamt den Erfordernissen anzupassen . Im
April 1895 wurde die Konstruktionsabteilung in die Unterabteilungen
K I und K II unterteilt. Dem Vorstand fiel die Aufstellung der
Denkschriften über die Entwicklung der Schiffskonstruktionen zu.
Ferner war die Konstruktionsabteilung mit der Bauleitung und
Aufsicht, sowie Durchführung der Schiffs- und Maschinen-Bauten und
Umbauten befaßt. K I war für die schiffstechnischen Fragen
zuständig. Diese Unterabteilung hatte die Bestimmungen für die
Bearbeitung der Panzerplatten festzulegen, die schiffbautechnischen
Aspekte bei Probefahrten und die Schiffbauvorhaben anderer Behörden
zu begutachten. Ebenso hatte K I die technischen Bedingungen in den
Schiffbauverträgen festzulegen. K II war für alle Aspekte des
Maschinenbaus verantwortlich . Zum 11. November 1895 wurde die
Konstruktionsabteilung vom Marinedepartement abgetrennt und dem
Staatssekretär des Reichsmarineamtes direkt unterstellt . Damit
begann die Tätigkeit der Konstruktionsabteilung als eigenständiger
Abteilung. Ab jetzt wurden die Unterlagen der
Konstruktionsabteilung unter dem Signum "K" geführt . Unter der
Leitung von Adm.Rat Dietrich arbeiteten ein weiterer Adm.Rat, ein
Marine-Oberbaurat, zwei Marine-Bauräte, zwei
Maschinenbauinspektoren, drei Marine-Schiffbaumeister sowie ein
Maschinenbaumeister an der Entwicklung der konstruktiven Grundlagen
des Kriegsschiffbaus. Erst 1898 ergaben sich neue Veränderungen.
Adm.Rat Dietrich schied aus dem Vorstand der Konstruktionsabteilung
aus . Seine Stelle blieb bis 1900 unbesetzt, als Kpt. z. S., später
Vizeadmiral, v. Eickstedt seine Nachfolge antrat. Gleichzeitig
wurde die Konstruktionsabteilung dem Technischen Departement
unterstellt und personell erheblich ausgeweitet . Die Rangliste der
Kaiserlich Deutschen Marine weist für 1900 folgende Gliederung der
Konstruktionsabteilung nach: Konstruktionsabteilung (K)Sektion für
Schiffbau (K I)Sektion für Maschinenbau (K II)Dezernat K I
aDezernat K II aDezernat K IIIDezernat K I bDezernat K II bDezernat
K IVDezernat K I dDezernat K II cDezernat K II dSchon 1901 wurde
die Konstruktionsabteilung wieder vom Technischen Departement
abgetrennt und selbständig wie zuvor. Damit traten auch in der
Gliederung einige kleinere Veränderungen ein:
Konstruktionsabteilung (K)
Sektion für
Schiffbau (K I)Sektion für Maschinenbau (K II)Dezernat K I
aDezernat K II aDezernat K IIIDezernat K I bDezernat K II bDezernat
K IVDezernat K I cDezernat K II cGeheimregistratur KDezernat K I
dDezernat K II dAb 1902 trat noch ein Dezernat K II e hinzu .
Mit kaiserlicher Weisung vom 3. April 1905 wurde
die Konstruktionsabteilung in den Rang eines
Konstruktionsdepartementes erhoben. Die bisherigen Sektionen K I
und K II wurden zu Abteilungen aufgewertet. Damit waren
Konstruktion und Planung im deutschen Marineschiffbau endlich
gleichrangig gegenüber den übrigen Departements im Reichsmarineamt.
In der eigentlichen Gliederung traten keine Veränderungen ein
.
1907 wurde die Abteilung für
Schiffbauangelegenheiten (K I) durch ein Dezernat K I e ergänzt. Zu
beiden Abteilungen traten je eine Plankammer, für die immer
umfangreicher werdenden Bestände an technischen Zeichnungen und
Planmaterial.
Mit dem "Dreadnought"-Sprung
sowie der Inbaugabe der "Nassau"-Klasse und den neuen
Schlachtkreuzern steigerten sich noch einmal die Anforderungen an
das Konstruktionsdepartement, so daß dessen Gliederung unter
Leitung des neuen Departementschefs Kontreadmiral, später Vize
Admiral, Rollmann ein weiteres Mal modifiziert werden mußte.
Unterhalb der Abteilung K I wurde eine neue Ebene der Sektionen
eingerichtet:
Konstruktionsdepartement
(K)
Abteilung für Schiffbauangelegenheiten
(K I)Abteilung für Maschinenbauangelegenheiten (K II)Sektion für
Entwürfe (K I E)Dezernat K I aDezernat K II aDezernat K I bDezernat
K II bDezernat K II cSektion für Bauausführung (K I B)Dezernat K II
dDezernat K II eDezernat K I dDezernat K I ePlankammer K IISektion
für allgemeine Angelegenheiten (K I A)Dezernat K I gDezernat K I
hDezernat K I iPlankammer K IDezernat für Probefahrten und
militärische Bauangelegenheiten (K III)
Dezernat für Verwaltung der zu Schiffsneubauten bestimmten
Mittel (K IV)
Geheimregistratur K
1910 wurde die Sektion für Bauausführung noch
einmal durch das Dezernat K I f erweitert . Im folgenden Jahr
erfuhr das Dezernat K IV eine Untergliederung in K IV a und K IV b
. 1912 kam auch zur Sektion für allgemeine Angelegenheiten (K I A)
ein neues Dezernat K I k . Ein Jahr darauf wurden beide Abteilungen
um je ein Archiv ergänzt . Unter Leitung des neuen
Departementschefs Kontreadmiral, später Vizeadmiral, Schrader
erfolgte 1914 die letzte nachweisbare Erweiterung: Zur Abteilung
für Maschinenbauangelegenheiten (K II) traten die Dezernate K II f,
K II g und K II h. Damit hatte das Konstruktionsdepartement am
Vorabend des 1. Weltkrieges seinen maximalen Ausbauzustand erreicht
. In dieser Gliederung bestritt das Konstruktionsdepartement den 1.
Weltkrieg:
K Konstruktionsdepartement
K I Abteilung für Schiffbauangelegenheiten
K I E Sektion für Entwürfe
K I a Entwürfe von Linienschiffen
K I b
Entwürfe von Großen Kreuzern
K I c Entwürfe
von Kleinen Kreuzern und Kanonenbooten
K I B
Sektion für Bauausführung
K I d
Bauausführung von Linienschiffen
K I e
Bauausführung von großen Kreuzern
K I f
Bauausführung von Kleinen Kreuzern und Kanonenbooten
K I A Sektion für allgemeine Angelegenheiten
K I g Festigkeitsfragen, Materialentwicklung,
Schieß- und Sprengversuche
K I h Allgemeine
Baubestimmungen und Bau von Sonderschiffen
K
I i Schleppversuche
K I k Sonstige
allgemeine wissenschaftliche und Versuchangelegenheiten
K II Abteilung für
Maschinenbauangelegenheiten
K II a Entwürfe
aller Neubauten. Normalien
K II A Sektion
für Bauausführung
K II b Bauausführung der
Maschinenanlagen von Linienschiffen
K II c
Bauausführung der Maschinenanlagen von Kreuzern
K II d Verbrennungsmotoren
K II e
Materialvorschriften, Lieferantenlisten, allgemeine
Patentangelegenheiten
K II E Sektion für
Elektrotechnik
K II f Entwürfe für
Neubauten. Normalien
KII g
Starkstromanlagen
KII h
Schwachstromanlagen
K III Probefahrts- und
militärische Bauangelegenheiten
K IV a
Vergebung der Schiffsneubauten und des Panzermaterials
K IV b Abwicklung der Schiffsneubauverträge.
Allgemeine Verwaltungsangelegenheiten des Departements
Mit dem 15. Juli 1919 ging das
Konstruktionsdepartement mit dem Reichsmarineamt sowie den übrigen
Marinebehörden in der neuen Einheitsbehörde der Admiralität auf.
Offiziell hatte damit das Konstruktionsdepartement aufgehört zu
bestehen, nachdem sein letzter Chef, Vizeadmiral Schrader, bereits
zum 6. November 1918 ausgeschieden war. Ein Nachfolger ist soweit
nicht nachweisbar. Faktisch und personell lief die Tätigkeit des
Konstruktionsdepartements jedoch weiter, wenn auch nicht
feststellbar ist, in welcher Abteilung der Admiralität. In den
Akten tauchen auch nach 1919 Reichsmarineamt bzw.
Konstruktionsdepartment als Adressaten auf. Die Akten wurden
unterbruchslos weitergeführt. Die wesentlichen Aufgaben waren die
Abwicklung unvollendet gebliebener Bauvorhaben sowie die Verwertung
von Schiffbaumaterial. Erst 1922 ist in der Rangliste der
Reichsmarine wieder eine Konstruktionsabteilung verzeichnet, die
den Aufgabenbereich des Konstruktionsdepartements fortführte und in
den 30er Jahren im Hauptamt Kriegsschiffbau aufging .
Vorstände bzw. Direktoren
1880-1898 Wirkl. Geh. Adm. Rat. Prof. Dietrich
1899 unbesetzt
1900-1907
Vizeadmiral v. Eickstedt
1908-1913
Vizeadmiral Rollmann
1914-1918 Vizeadmiral
Schrader
Nautisches Departement
Beim Nautischen Departement (H) liefen die
Angelegenheiten des Seekartenwesens, der Vermessungen, der
Navigation, des Lotsen- und Instrumentenwesens und der Leuchtfeuer
und Seezeichen mit allen entsprechenden wissenschaftlichen,
technischen und Verwaltungsfragen zusammen.
Die Bezeichnung dieser Abteilung änderte sich im Laufe der
Entwicklung.
1861 - 1879 Hydrographisches
Bureau der Admiralität
1879 - 1889
Hydrographisches Amt der Admiralität
1889 -
1893 Hydrographisches Amt des Reichsmarineamtes
1893 - 1907 Nautische Abteilung des Reichsmarineamtes
1908 - 1919 Nautisches Departement des
Reichsmarineamtes
1920 - 1935 Nautische
Abteilung der Marineleitung
ab 1935
Nautische Abteilung des Oberkommandos der Kriegsmarine.
Aufgabenbereiche des Nautischen Departements
entsprechend Geschäftsverteilungsplan von 1917 1:
H. I. Hydrographische Sektion
H. Ia.
Nautische Vermessungen
H. Ib.
Seekartenwesen
H. Ic. Nautisches
Nachrichtenwesen, Seehandbücher
H. II.
Navigation, Seewarte, Observatorien
H. III.
Küsten-, Seezeichen- und Lotsenwesen
H. IV.
Nautisches Instrumentenwesen, mit Ausnahme der optischen
Instrumente
H. V. Technische Angelegenheiten
des Küsten-, Seezeichen- und Küstensignalwesens
H. VI. Allgemeine Schiffahrtsangelegenheiten, Küsten- und
Hochseefischerei
H. VIII. Wissenschaftliche
Angelegenheiten der Nautik, Wetterdienst, Luftnavigation; Optische
Instrumente
Im vorläufigen
Geschäftsverteilungsplan von 1919 wurden die Aufgabenbereiche der
Nautischen Abteilung in vier Dezernaten zusammengefaßt 2:
H. I. Vermessungen, Betonnungs- und Lotsenwesen
der Jade
H. II. Wissenschaftliche
Angelegenheiten der Navigation, Astronomie, Meteorologie,
Wetterdienst usw.
H. III.
Marineangelegenheiten nautischer Fragen, Seekartenwesen
H. IV. Nautisches Instrumentenwesen
Chefs des Nautischen Departements
1890 - 1891 Konteradmiral Freiherr von
Hollen
1892 - 1894 Konteradmiral
Hoffmann
1895 - 1896 Kapitän zur See von
Prittwitz und Gaffron
1897 Konteradmiral
Plüddemann
1898 Kapitän zur See Graf von
Baudissin
1899 - 1900 Kapitän zur See von
Frantzius
1900 - 1902 Konteradmiral
Schmidt
1903 - 1905 Konteradmiral
Vüllers
1907 - 1910 Vizeadmiral
Winkler
1911 - 1913 Vizeadmiral Grapow
Nachrichtenbüro
Das
Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes wurde im Juni 1897
eingerichtet. Die Abteilung (N) war regulär mit einem Stabsoffizier
als Vorstand und zwei jüngeren Offizieren als Dezernenten besetzt,
deren Namen den jährlich erscheinenden Ranglisten zu entnehmen sind
.
Zeitweise arbeiteten jedoch bis zu 5
Offiziere und zusätzlich mehrere als Hilfskräfte bezeichnete
Personen dort.
Vorstände des
Nachrichtenbüros
1. v. Heeringen, August,
Fregattenkapitän, 1897-1900
2. Jacobsen,
Hermann, Fregattenkapitän, 1900-1902
3. v.
Witzleben, Job, Kapitän z. S., 1902-1905
4.
v. Holleben, Franz, Kapitän z. S., 1905-1906
5. Boy-Ed, Karl, Korvettenkapitän, 1906-1909
6. Hollweg, Karl, Kapitän z. S., 1909-1912
7. Löhlein, Heinrich, Kapitän z. S., 1912 - Juni 1915
8. Fischer, Paul, Kapitän z. S., Juni - Oktober
1915
9. Widenmann, Wilhelm, Kapitän z. S.,
Nov. 1915 - März 1916
10. Rieder, Horst,
Korvettenkapitän, April - Juni 1916
11.
Boy-Ed, Karl, Kapitän z. S., Juli 1916 - August 1918
12. Scheibe, Albert, Korvettenkapitän, Sept.
1918-1919
Die Mitarbeiter des
Nachrichtenbüros hatten die gesamte Tages- und Fachpresse sowie die
Fachliteratur des In- und Auslandes hinsichtlich ihres für die
Flottenpolitik relevanten Inhalts durchzusehen, auszuwerten und die
ausgewählten Presse- und Literaturauszüge dem Kaiser und den
zuständigen Abteilungen des Reichsmarineamtes zugänglich zu machen.
Außerdem oblag ihnen die Herausgabe der "Marine-Rundschau", des
"Nauticus" und einzelner Broschüren zu speziellen Themen der
Marinepolitik sowie die Abfassung von Zeitungsartikeln. Ferner
mußten sie die Marine betreffendes Informations- und
Propagandamaterial in Bild- und Schriftform an die interessierte
Öffentlichkeit abgeben, aber auch die literarischen Arbeiten aus
dem Marine-Offiziers-Korps vor der Drucklegung prüfen.
Mittels der zahlreichen Veröffentlichungen sowie
durch Einwirkung auf Journalisten, Schriftsteller, Verleger,
Reichstagsabgeordnete, Lehrer und Vereine wurde versucht, die
öffentliche Meinung zu beeinflussen und sie für den Flottenbau zu
gewinnen. Wilhelm Deist hat gezeigt, daß die geringe Zahl der im
Nachrichtenbüro beschäftigten Personen in keinem Verhältnis zu den
Wirkungen steht, die die von ihnen inszenierte und gesteuerte
Flottenpropaganda in der Öffentlichkeit erzeugte .
In der Institution dieser Abteilung schuf Tirpitz
einen bis dahin unbekannten Propagandaapparat, mit dessen Hilfe er
die gesamte Bevölkerung, vom Schulkind bis zum Rentner, erreichen
konnte .
Die Mobilisierung der deutschen
Öffentlichkeit für den Flottengedanken ermöglichte erst den
Flottenbau in dem Ausmaß, daß das Deutsche Reich zur zweitgrößten
Flottenmacht seiner Zeit wurde.
Geschäftsverteilungsplan vom 23. Febr. 1903
N I
Auswahl von Zeitungsausschnitten
pp., die für die Vorlage an Allerhöchster Stelle in Betracht
kommen.
Redaktion der "Marine-Rundschau".
Führung des hierauf bezüglichen Schriftwechsels.
Durchsicht der zugeteilten Tagespresse.
Durchsicht und Bearbeitung fremdsprachlicher Fachliteratur,
Zeitungen und Zeitschriften und deutscher Fachzeitschriften,
letzteres mit Unterstützung durch Dezernat N II.
Mitprüfung der Angelegenheiten betreffend die Winterarbeiten
der Seeoffiziere.
N II
Durchsicht der Tagespresse, Bearbeitung von
Presseangelegenheiten.
Beschaffung von
Büchern und Karten.
Verkehr mit den
Vertretern der Presse und Zeitschriften.
Flottenvereinsangelegenheiten.
Unterstützung von Ausstellungsunternehmungen und Kontrolle
über den Verbleib der hierzu verliehenen Schiffsmodelle, Auskünfte,
Abgabe von Fotographien und sonstiger Schriftverkehr.
Veröffentlichung der täglichen Nachrichten über
Schiffsbewegungen pp..
Parlamentsangelegenheiten.
Durchsicht
der laufenden Schriftsachen des Reichs-Marine-Amts auf
Pressenotizen (Durchgangssachen), Abgabe solcher an die Presse
etc..
Korrevision der das Institut für
Meereskunde betr. Angelegenheiten.
Mitprüfung der Angelegenheiten
a)
betreffend literarische Veröffentlichungen, auch soweit sie von
anderen Gruppen bearbeitet werden,
b) welche
voraussichtlich im Reichstage zur Sprache kommen,
c) betreffend Erinnerungs- und Dekorationsstücke, auch wenn
sie nicht dem Institut für Meereskunde für die
Reichs-Marine-Sammlung überwiesen werden.
N
III
Durchsicht der volkswirtschaftlichen
Literatur.
Bearbeitung volkswirtschaftlicher
Angelegenheiten (Seeinteressen pp.).
Referent über Angelegenheiten, betreffend das Institut für
Meereskunde.
In der Zeit des Ersten
Weltkrieges erfuhr der Aufgabenkatalog des Nachrichtenbüros eine
starke Erweiterung durch folgende Bereiche: Durchführung der
Zensurmaßnahmen, Sammlung und Abgabe von Kriegsnachrichten,
Auslandspropaganda. Nach dem Ausscheiden von Tirpitz am 26. März
1916 wurde ein Teil des Nachrichtenbüros dem Admiralstab zugeordnet
und bildete dort die Abteilung P (Presseabteilung des
Admiralstabes). Dieser Abteilung fielen die Aufgaben zu, die im
Kriegsgeschäftsverteilungsplan des Admiralstabes vom 3. April 1914
dem Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes zugewiesen waren . Die
Abteilung war weiterhin im Reichsmarineamt untergebracht.
Am 6. Juli 1916 wurde das Nachrichtenbüro des
Reichsmarineamtes mit der Presseabteilung des Admiralstabes für die
Dauer des Krieges unter einem gemeinsamen Vorstand vereinigt und
dem Chef des Admiralstabes der Marine unterstellt . Die bisherigen
Bezeichnungen P (Admiralstab) und N (Reichsmarineamt) wurden
beibehalten. Die vereinigten Abteilungen standen dem Staatssekretär
des Reichsmarineamtes für alle vom Reichsmarineamt ressortierenden
Angelegenheiten im gleichen Umfang zur Verfügung wie bisher das
Nachrichtenbüro.
Geschäftsverteilungsplan
vom August 1916
P I
Durchsicht und Zuschrift sowie Auswahl der dem Vorstande
vorzulegenden Eingänge. Bearbeitung solcher Eingänge, die unter
keine bestimmte Gruppe fallen. Überwachung des Geschäftsverkehrs
bei P und N.
Verkehr in
Zensurangelegenheiten mit den Marine-Kommandobehörden, der
Oberzensurstelle (O.Z.), der Zensurstelle des Auswärtigen Amtes,
den Presseabteilungen beim Oberkommando in den Marken und bei den
stellvertretenden Generalkommandos, den militärischen
Überwachungsstellen bei den Telegraphischen Ämtern.
Bücher- und Bilderzensur, Schiffsverlustlisten,
Unterstützung von Inlandszeitschriften bei besonderen
Veröffentlichungen über die Marine, Auskunftserteilung.
Bearbeitung der von der O.Z. erlassenen
Zensurverfügungen, Schriftwechsel in Zensurangelegenheiten nach
Anweisung von P I, Auskunftserteilung.
Laufende Tageszensur.
Beiträge zur
Ehrentafel.
Bearbeitung der Mitteilungen
betr. Kriegsaufklärung.
P II
Aufklärungstätigkeit bei den Verbündeten und im
neutralen Auslande.
Verkehr mit den
Pressevertretern der verbündeten und neutralen Länder.
Verkehr mit den für die Tätigkeit von P II infrage
kommenden Dienststellen, insbesondere der Nachrichten-Abteilung und
der Militärischen Stelle (M.A.A.) des Auswärtigen Amtes.
Versorgung der Marine-Attaches mit
Aufklärungsmaterial.
Beiträge für den
deutschen Funkspruchdienst.
Versorgen der
deutschen Feldzeitungen.
N I und II
Reichstagesangelegenheiten, Verkehr mit deutschen
Pressevertretern, Marineaufklärung im Inland, Verkehr mit dem
Kriegspresseamt.
Kriegsbeute-,
Ausstellungs-, Musterungs- und Vereinsangelegenheiten,
Einschiffungen und Reisen an die Front, Fondsverwaltung,
Etatsangelegenheiten, Verwaltung der Fotographien und Bücher des
Nachrichtenbüros.
Lesen und Versorgen der
deutschen Tagespresse und der einschlägigen Literatur. Versorgen
des R.M.A., Admiralstabes mit den einschlägigen Nachrichten und
Auslassungen in der deutschen Presse und Literatur.
Kriegs- und Friedensarchiv, Sammlung der von P
bzw. N an die Presse gegebenen Veröffentlichungen.
Lesen ausländischer Zeitungen und Versorgen des
R.M.A. damit, Herausgabe der "Fremden Presse".
Lesen englischer Zeitungen.
Verteilung
von Nachrichten aus der ausländischen Presse an R.M.A. und
Admiralstab.
Volkswirtschaftliche Arbeiten,
Lesen und Verwalten der deutschen Broschüren.
Werftdepartement
Der Bestand enthält
auch die Unterlagen des Technischen Departements, bzw. ab 1905
Werftdepartements des Reichsmarineamtes. Die für die Bearbeitung
des U-Bootwesens zuständigen Abteilungen und Dezernate des
Werftdepartements sind am 11. Dezember 1917 zum U-Bootamt des
Reichsmarineamtes verselbständigt worden.
U-Boot-Amt
Am 11. Dezember 1917 ist im
Reichsmarineamt als Folge der veränderten Kriegslage ein neues
Departement mit der Bezeichnung U-Boot-Amt (UA) gebildet worden. Es
entstand aus den Abteilungen und Dezernaten des Werftdepartements,
die bis dahin für das U-Bootswesen zuständig waren 1: - Abteilung
für U-Bootswesen - Beschaffungsgruppe der Werftverwaltungsabteilung
- Dezernat für Geldbeschaffung in U-Bootsangelegenheiten -
Fabrikabteilung in allen U-Bootsangelegenheiten - Abteilung für
Torpedowesen in allen Angelegenheiten der U-Bootsarmierung, welche
die Fertigstellung von U-Torpedos und Rohren betreffen. Das neu
eingerichtete Departement wurde nunmehr die zentrale Dienststelle
für alle U-Bootsangelegenheiten. Seine Aufgabe bestand vor allem
darin, die Fabrikation von U-Booten durch Verstärkung der
Arbeiterzuweisungen und Vergrößerungen der Betriebseinrichtungen zu
steigern. Chef des U-Boot-Amtes wurde Vizeadmiral Ritter v. Mann
Edler von Tiechler. Die Inspektion des Unterseebootswesens (vgl.
Bestand RM 27 XIII) ist dem Departement unmittelbar unterstellt
worden. Die zunehmende Aufgabenfülle führte zu folgender
Neuorganisation, die am 22. Oktober 1918 in Kraft trat 2: U
IAllgemeine U-Bootsangelegenheiten, zugleich Assistent beim Chef
des U-AmtesU IIAbteilung für militärisch-technische Angelegenheiten
des U-BootwesensU IIaEntwicklung der U-Bootsneubauten,
Neukonstruktionen und ErprobungenU IIbIn der Front befindliche
U-Boote und U-BootsstützpunkteU IIIIndustrieabteilungU
IIIaAngelegenheiten der U-BootswerftenU IIIbAngelegenheiten der
U-BootsindustrieU IVFabrikabteilungU IVaZurückstellungsgesucheU
IVbFamilienzahlungenU IVcHerausziehung des Ersatzes für Heer und
Marine aus fiskalischen Betrieben und der MarineindustrieU
VVersorgung der U-Bootsindustrie mit Betriebsstoffen;
zugleichVerwaltungsangelegenheiten des U-AmtesUZMit Wirkung vom 24.
Januar 1919 verlor das U-Boot-Amt den Charakter als Departement; es
wurde wiederum dem Werftdepartement eingegliedert, aus dem es
hervorgegangen war 3.
Bestandsbeschreibung: Die
Akten des Reichsmarineamtes lagerten bis zum Ende des Ersten
Weltkrieges 1918 in den Registraturen der verschiedenen Behörden
und Dienststellen. Erst danach wurde in Berlin ein Marinearchiv
(bei der Kriegswissenschaftlichen Abteilung; Bestand RM 8)
eingerichtet, das diese Aktenbestände der Kaiserlichen Marine
sammelte. Während des Zweiten Weltkrieges 1943/44 wurden die
Marineakten nach Schloß Tambach bei Coburg ausgelagert und blieben
dadurch vor weiteren Luftangriffen geschützt. Befehle zur
Vernichtung der Unterlagen konnten nicht mehr umgesetzt werden.
Nach Ende des Krieges wurden sie von der US-Armee unversehrt
erbeutet, an Großbritannien übergeben und schließlich nach England
verbracht. Dort wurden sie (später als „Tambach Records" bekannt)
listenmäßig erfaßt, signiert und verfilmt. Zwischen 1955 und 1965
wurden die deutschen Marineakten schrittweise von England an die
Bundesrepublik Deutschland zurückgegeben . Zunächst an die
Dokumentenzentrale des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und
1968 an das Bundesarchiv-Militärarchiv.
Bei
der Gliederung des Bestandes konnte nicht auf einen Aktenplan
zurückgegriffen werden, da bisher keiner ermittelt werden konnte.
Deshalb ist die Ordnung der Akten und die Gliederung des Bestandes
in enger Anlehnung an den Geschäftsverteilungsplan erfolgt. Da die
Signaturen der Aktenbestände bereits vorher festgelegt waren,
befinden diese sich in ungeordeneter Reihenfolge. Die alten Titel
der Aktenbestände sind weitestgehend übernommen bzw. präzisiert und
durch Enthält-Vermerke in ihrer Aussagekraft verbessert
worden.
Zentralabteilung
Von der Zentralabteilung des Reichsmarineamtes sind keine
Aktenpläne überliefert. Daher wurde eine Klassifikation auf der
Grundlage der Verzeichnung erarbeitet. Die Signaturen der
Aktenbände, die bereits vorher festgelegt waren, befinden sich
daher jetzt in ungeordneter Reihenfolge. Die alten Titel der
Aktenbände wurden weitgehend übernommen und, falls erforderlich,
präzisiert und durch enthält-Vermerke näher erschlossen.
Handakten
Der Bestand
enthält auch Handakten, die von Mitarbeitern des Reichsmarineamtes
angelegt wurden.
Von folgenden Personen sind
Handakten überliefert:
Staatssekretär
Großadmiral v. Tirpitz
Staatssekretär
Admiral v. Capelle
Staatssekretär
Vizeadmiral Behncke
Fregattenkapitän von
Heeringen
Vizeadmiral Dähnhardt
Admiral Hollweg
Kapitän zur
See v. Gohren
Kapitän zur See Löhlein
Vizeadmiral Boedicker
Admiral Büchsel
Kapitän zur See
Türk
Eine Zuordnung der Handakten zu den
einzelnen Abteilungen des Reichsmarineamtes war schwer
möglich.
Manche Persönlichkeiten wechselten
mehrmals die Abteilungen. Die Handakten wurden dabei immer in das
nächste Amt übernommen und so über mehrere Jahre (manchmal
Jahrzehnte) weitergeführt.
Aus diesem Grund
wurden die Handakten in einer eigenen Sammlung belassen.
Allgemeines Marine-Departement
Die Akten des Allgemeinen Marinedepartementes sind insgesamt
gut überliefert und spiegeln folgende Tätigkeiten wider: den
allgemeinen Dienstbetrieb an Bord und Land, die Personalwirtschaft
der Mannschaften und Unteroffiziere, das Ersatzwesen, die
Organisation des Bildungswesens, Justizverwaltung, Mobilmachung,
Volkswirtschaft, die militärischen Fragen der Schiffskonstruktion
und Waffenausbildung und das Seerecht. Größere Serien geben
Auskunft über Seetransporte, Kolonialeinsätze und
kriegswirtschaftliche Angelegenheiten. Wenig überliefert sind
Dokumente über die Tätigkeit des Allgemeinen Marinedepartementes
selbst. So wurden keine Aktenpläne gefunden und ein
Geschäftsverteilungsplan für die Funktionsverteilung ist erst für
die Zeit ab 1917 dokumentiert. Die vielen Änderungen im
Geschäftsbetrieb und in der Geschäftsverteilung der Behörde sind
nur aus Verfügungen und Bekanntmachungen des Reichsmarineamtes
lückenhaft nachweisbar.
Die Akten des
Allgemeinen Marinedepartementes wurden an Hand der britischen
Übergabelisten im Militärarchiv zunächst provenienzmäßig erfaßt und
signiert. Die britischen Signaturen F-Nr./PG-Nr. (F = "Files", PG =
"Pinched from the Germans") waren bis dahin gültig. So wurden die
häufig benutzten Akten in der Literatur auch mit diesen Signaturen
genannt. Das vorliegende Findbuch enthält deshalb auch eine Spalte,
die diese alten Signaturen aufzeigt. Gleichzeitig sind in der
Spalte auch die ursprünglich gültigen Registraturzeichen angegeben.
Eine Verzeichnung des Bestandes des Allgemeinen Marinedepartementes
konnte aus personellen Gründen erst im Zeitraum von September 1992
bis März 1994 vorgenommen werden. Damit ist auch die Qualität der
Erschließung gestiegen.
Verwaltungs-Departement
Die Akten des
Verwaltungsdepartements wurden an Hand der englischen
Übergabelisten im Militärarchiv zunächst provenienzmäßig erfaßt und
signiert. Die englischen F-Signaturen (F = "Files") waren bis dahin
gültig. So wurden die häufig benutzten Akten in der Literatur auch
mit diesen Signaturen genannt. Das vorliegende Findbuch enthält
deshalb auch eine Spalte, die diese alten Signaturen aufzeigt sowie
die ursprünglich gültigen Registraturzeichen.
Gleichzeitig sind in der Spalte auch Rep. 305-Nummern und
Ma-Nummern angegeben. Die Akten mit den Rep. 305-Nummern gelangten
aus dem Geheimen Staatsarchiv Berlin in das
Bundesarchiv-Militärarchiv und die Akten mit der Ma-Signatur
stammen aus dem ehemaligen Militärarchiv der DDR. Die Ma-Akten
waren über Jahrzehnte im Zentralen Russischen Militärarchiv und
haben deshalb auch eine Nummerierung von dort.
Konstruktions-Departement
Die
vorliegenden Akten des Konstruktionsdepartements haben eine sehr
wechselvolle Geschichte hinter sich, die sich in den vier
verschiedenen Altsignaturen widerspiegelt. Bis 1918 lagerten die
Akten ausschließlich unter ihrem Registraturzeichen in den
federführenden Behörden. Mit Einrichtung des Marinearchivs nach dem
1. Weltkrieg gelangten Teile der Aktenbestände des
Konstruktionsdepartements in dieses neugeschaffene Archiv, das
wiederum in den 30er Jahren in die neugeschaffene
Kriegsgeschichtliche Forschungsanstalt der Kriegsmarie überging .
Ein anderer Teil der Akten verblieb bei den Nachfolgedienststellen
des Konstruktionsdepartements und wurde zum Teil bis in die 30er
Jahre hinein fortgeführt. Mit Einrichtung des Hauptamtes
Kriegsschiffbau übernahm dieses von seinen Vorgängerdienststellen
auch die Altakten des ehemaligen Konstruktionsdepartements in sein
Archiv am Tirpitzufer. Kriterien für die Aufteilung des
Aktenbestandes zwischen Archiv und Konstruktionsabteilung sind
weder bekannt noch an der Zusammensetzung der Teilbestände
feststellbar. Auffallend ist nur, daß ins Marinearchiv
hauptsächlich ganze Aktenserien gelangten, während bei den
Nachfolgestellen des Konstruktionsdepartements im Wesentlichen
Einzelakten verblieben sind.
Die Unterlagen
des Konstruktionsdepartements gingen bis 1963 direkt zum
Militärarchiv im Bundesarchiv und wurden dort neu geordnet und
verzeichnet
Über die Existenz und den
Verbleib des Aktenbestandes des Konstruktionsdepartements beim
Hauptamt Kriegsschiffbau war bis 1988 nichts bekannt. In den 60er
Jahren ging auch die DDR davon aus, daß die UdSSR alles in
Deutschland erbeutete militärische Archivgut an Ost-Berlin
zurückgegeben hatte. Der Bestand wurde von den Sowjets zwischen
1945 und 1949 im Dienstgebäude des Hauptamtes Kriegsschiffbau
unversehrt geborgen und in die UdSSR verbracht und seitdem im
Zentralen Archiv des Verteidigungsministeriums in Podolsk südlich
von Moskau verwahrt. Dort erfolgte eine Signierung und die
Übertragung der Aktentitel in das Russische. Im Dezember 1988
übergab die UdSSR schließlich 40 Tonnen deutsches Archivgut
militärischer Provenienz an die DDR. Darunter befand sich zur
allgemeinen Überraschung auch ein völlig ungeordneter und sehr
umfangreicher Bestand Unterlagen des Hauptamtes Kriegsschiffbau und
dazu auch ca. 1500 Akten des Konstruktionsdepartements. In den
Monaten Januar bis Mai 1989 wurde im Militärarchiv der DDR in
Potsdam durch eine zeitweilige Arbeitsgruppe eine einfache
Erschließung dieser Unterlagen durchgeführt .
Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik gelangten die
Bestände des Militärarchivs der DDR in das
Bundesarchiv-Militärarchiv Freiburg. Die darunter befindlichen
Akten des Konstruktionsdepartements wurden in den Bestand RM 3
integriert.
Bei der Ordnung des vorliegenden
Bestandes konnte nicht auf einen Aktenplan zurückgegriffen werden,
da bis heute ein solcher nicht aufzufinden war. Soweit sinnvoll
wurde sich an der Ordnung des Geschäftsverteilungsplans orientiert,
nach welchem in den 60er Jahren der "Tambach-Bestand'" des
Konstruktionsdepartements durch das Militärarchiv im Bundesarchiv
gegliedert worden ist. Der Geschäftsverteilungsplan orientierte
sich im Wesentlichen an bautechnischen Aspekten, d.h. nur
technischen Teilbereichen von Schiffen bzw. Schiffsklassen. Der
heutige schiffbaulich bzw. marinehistorisch interessierte Nutzer
thematisiert meistens Schiffe bzw. Schiffsklassen. Aus diesem
Grunde erfolgte die Ordnung nach Schiffsklassen gemäß Erich Gröner,
fortgeführt von Dieter Jung und Erich Maass: Die deutschen
Kriegsschiffe 1815-1945, 8 Bde, München 1966ff und unterhalb dieser
Ebene alphabetisch geordnet nach Schiffsnamen, denen zur besseren
Orientierung die jeweiligen Projektnamen und das Jahr des
Stapellaufes beigegeben wurde. Innerhalb der Schiffskapitel wurde
eine Ordnung angestrebt, die sich am technischen Teil des
Geschäftsverteilungsplanes orientierte.
Aufgrund der wechselvollen Geschichte des Bestandes weisen
fast alle Akten zwei Altsignaturen auf. Für den "Tambach-Bestand"
sind dies die kaiserlichen Registraturzeichen und die englische
Signatur. Für den Bestand aus der UdSSR eine fünfstellige russische
Nummer und eine Ma-Signatur des Militärarchivs der DDR. Es liegen
vier Konkordanzen vor, die den Bestand nach den obigen
Altsignaturen aufschlüsseln. Bei den englischen Signaturen ist fast
ausschließlich nur die F-Nr. (Files-Nr.) angegeben, da PG-Nummern
(pinched from the Germans) entweder nicht vergeben worden sind oder
nicht mehr berücksichtigt werden konnten.
Die Erschließung baut auf den Vorarbeiten der 60er Jahre bzw.
den Verzeichnungen des Militärarchivs der DDR auf. Diese
entsprechen vielfach nicht dem zu erwartenden Standard. In vielen
Fällen wurden Überprüfungen bzw. Neuverzeichnungen vorgenommen.
Diese konnten jedoch wegen des dafür notwendigen großen Aufwandes
nicht in der eigentlich wünschenswert gewesenen Breite durchgeführt
werden.
Aktenserien aus der Frühphase der
Schiffskonstruktion, d.h. vor 1889 sind bereits in den 70er und
80er Jahren durch den damaligen Bearbeiter geteilt und die ersten
Bände gemäß dem Provenienzprinzip dem Bestand RM 1 Kaiserliche
Admiralität zugeschlagen worden.
Die
Konstruktionszeichnungen wurden durch eine Gruppe von freiwilligen
Helfern erschlossen, die alle dem Arbeitskreis historischer
Schiffbau e.V. angehörten, einem Arbeitskreis, der sich mit dem
Schiffbau der Zeit von 1871 bis 1945 befaßt. Die Angehörigen dieser
Gruppe (Norbert Schülzke, Wolfgang Bohlayer, Hans Meinhardt,
Hans-Werner Sievers, Rudolf Evers, Richard Wagner) haben in ihrer
Freizeit unentgeltlich das archivwürdige Planmaterial ausgewählt
und unter archivfachlicher Leitung die notwendigen Ordnungs- und
Verzeichnungsarbeiten geleistet.
Nach
Auswahl des archivwürdigen Materials umfaßt der Bestand noch 10.500
Konstruktionszeichnungen aus der Zeit von 1875 bis 1918
(1929).
Nautisches Departement
Da kein Aktenplan aus dieser Zeit vorhanden ist,
wurde eine Klassifikation entsprechend der Verzeichnung
vorgenommen. Die alten Aktentitel wurden weitgehend übernommen bzw.
präzisiert und durch Enthält-Vermerke ergänzt.
Nachrichtenbüro
Die Erschließung gibt
in der Regel lediglich die Aktentitel und die Laufzeiten der
einzelnen Bände an. Bei Benutzung des Findbuches ist daher zu
berücksichtigen, daß die Akten oftmals noch wichtige Informationen
enthalten, auf die bei der Verzeichnung leider nicht hingewiesen
werden konnte. Die Ordnung des Aktenbestandes wurde in Anlehnung an
die Geschäftsverteilungspläne versucht; ein seinerzeit gültiger
Aktenplan war bis heute leider nicht zu ermitteln.
Inhaltliche
Charakterisierung: RM 3 insgesamt
Mit
Ausnahme des Waffendepartements, der Medizinalabteilung, des
Justiziariats und des Zentralnachweisbüros der Marine sind Akten
aller übrigen Organisationseinheiten in diesem Bestand überliefert.
Von besonderer Bedeutung sind aus der Zentralabteilung die
Handakten des Staatssekretärs über die Entwicklung der Marine und
die Vorarbeiten zu den Flottengesetzen. Ein wichtiger Teil der
ehemaligen Handakten befindet sich außerdem im Nachlass des
Staatssekretärs Tirpitz. Die überlieferten Akten aus der
Zentralabteilung enthalten Unterlagen über Protokollfragen,
Stapelläufe, Ordensverleihungen und zentrale
Organisationsangelegenheiten sowie Reichstagsmaterial und eine
vollständige Serie der "Allerhöchsten Kabinettsordres" für die
Marine von 1889 bis 1918. Gut überliefert ist die Tätigkeit des
Allgemeinen Marinedepartements über Angelegenheiten der
Organisation und des Dienstbetriebes der Schiffe und Marineteile,
Personal- und Ersatzangelegenheiten, Fragen der Ausbildung im
Waffendienst, Uniformierung, Organisation des Bildungswesens,
Justizverwaltung, Versorgungsangelegenheiten , militärische Fragen
der Schiffskonstruktion sowie Seerecht. Die Akten des
Konstruktionsdepartements bieten eine Quelle von erheblicher
Bedeutung für die Marine- und Technikgeschichte. Dazu gehören
Bauakten für alle schweren und mittleren Kampfschiffe, die bis 1914
fertiggestellt wurden, sowie ca. 10.000 Konstruktionspläne und
andere technische Zeichnungen für Schiffe und Boote. Darüber hinaus
sind auch überliefert wissenschaftliche Forschungsergebnisse über
Festigkeitsfragen, Materialentwicklung, Schleppversuche und
allgemeine Baubestimmungen. Die Akten der Etatabteilung
dokumentieren vollständig die Entwicklung des Marinehaushaltes,
insbesondere die Finanzierung der Flottenbauprogramme. Hier finden
sich auch Etats- und Verwaltungsakten zum Aufbau des deutschen
Schutzgebietes Kiautschou sowie über Pensions- und
Rentenangelegenheiten von Offizieren, Mannschaften und Beamten. Gut
überliefert sind auch die Akten des Verwaltungsdepartements, die
überwiegend Verpflegungs-, Bekleidung- und
Unterkunftsangelegenheiten der Marine dokumentieren.
Hervorzuheben sind die Akten über zahlreiche
Stiftungen, bei denen das Reichsmarineamt federführend war. Im
Zusammenhang mit der Zuständigkeit für Verpflegung und Bekleidung
entstanden umfangreiche Aktenserien über die Versorgung der
deutschen Bevölkerung während des Krieges. Die überlieferten Akten
des Nachrichtenbüros enthalten Unterlagen über die wirtschaftliche
Lage Deutschlands sowie die Entwicklung von Schifffahrt, Seeverkehr
und Flotteninteressen, Zensurmaßnahmen, Sammlung und Abgabe von
Kriegsnachrichten sowie Auslandspropaganda. Eine umfangreiche
Sammlung von Zeitungsausschnitten ist ebenfalls enthalten.
Erwähnenswert sind weiter die Korrespondenzserien über
Vereinsangelegenheiten, besonders den Deutschen Flottenverein. Vom
Nautischen Departement liegen Akten über Seezeichen- und
Küstensignalangelegenheiten, Besteckauszüge, Reiseberichte und
Expeditionen vor. Von dem für die Ausrüstung und Instandhaltung von
Schiffen, Werften und Fahrzeugen zuständigen Werftdepartement ist
nur ein geringfügiger Aktenrest über U-Bootangelegenheiten,
vereinzelt auch Torpedoangelegenheiten erhalten geblieben. Die für
die Bearbeitung des U-Bootwesens zuständigen Abteilungen und
Dezernate des Werftdepartements wurden 1917 zum U-Boot-Amt
verselbständigt. In den während der kurzen Zeit seines Bestehens
entstandenen Unterlagen spiegeln sich die Maßnahmen zur Förderung
des U-Bootbaues, insbesondere der materiellen Bereitstellung
während der Endphase des 1. Weltkrieges wieder. Erwähnenswert ist
hier noch Material über die planmäßige technische Auswertung von
Kriegstagebüchern der U-Boote.
Im
einzelnen:
Zentralabteilung
Da bei der Zentralabteilung, als Büro des
Staatssekretärs, alle wichtigen und geheimen Angelegenheiten
bearbeitet wurden, sind auch insbesondere Akten über Planung und
Durchführung der Flottengesetze, den Aufbau und die Organisation
der Marine und militärpolitische Angelegenheiten dokumentiert.
Neben einer vollständigen Sammlung der "Allerhöchsten
Kabinettsordres" für die Marine von 1890 bis 1918 liegt auch der
Schriftwechsel mit deutschen und ausländischen Marineattachés sowie
den offiziellen Beobachtern auf fremden Kriegsschauplätzen vor.
Weitere Akten enthalten Material über allgemeine deutsche
Schifffahrtsinteressen und den Schutz deutscher Reichsangehöriger
in fremden Staaten durch Entsendung von Kriegsschiffen.
Handakten
Die hier
vorliegenden Handakten dienten der Ergänzung von Unterlagen der
entsprechenden Abteilung und zur eigenen unmittelbaren Information
(z.B. Übersichten, Statistiken, Schriftwechsel, Vorschriften,
persönliche Aufzeichnungen etc.). Darüber hinaus spiegeln sie auch
geschichtliche und politische Entscheidungen und Entwicklungen in
den jeweiligen Zeiträumen wider
(Zeitungsausschnittsammlungen).
Allgemeines
Marine-Departement
In der Überlieferung des
Allgemeinen Marinedepartementes spiegelt sich besonders die dem
Reichsmarineamt zugewiesene Aufgabe, die Seeinteressen des Reiches
wahrzunehmen, wider. Hier findet man Unterlagen über die
Indiensthaltung von Schiffen und ihre Entsendung in fremde
Seegebiete, Aufnahme ziviler Passagiere, Anforderung von
Kriegsschiffen durch andere Reichsbehörden und die Einrichtung von
deutschen Kohlestationen in Afrika und in der Südsee. Eng damit
verbunden ist die Überlieferung zu see- und völkerrechtlichen
Angelegenheiten mit Akten über Friedens- und Seerechtskonferenzen,
Seeräuberei und Internierung von Zivilpersonen. Einen breiten Raum
nehmen die militärpolitischen Angelegenheiten ein. So sind
Unterlagen erhalten über die militärischen Verwicklungen fremder
Mächte (China, Japan, Türkei, Balkanstaaten) und die Unterstützung
verschiedener Länder. Zahlreiche Akten dokumentieren die Vorgänge
des Boxeraufstandes in China. Auch die Verwaltung, Entwicklung und
Wirtschaft des Pachtgebietes Kiautschou ist an Hand der vorhandenen
Akten gut zu erkennen. Innenpolitische Fragen betreffen Akten über
Spionage, Sabotage, Sozialdemokratie, Arbeiter- ‧und Soldatenräte
und die Einrichtung von Arbeiterausschüssen auf den Kaiserlichen
Werften. Nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges gewannen die Fragen
der Rüstung immer stärkere Bedeutung. Dazu sind Unterlagen
vorhanden über die Organisation der Kriegswirtschaft, den
Vaterländischen Hilfsdienst und die Bereitstellung von
Arbeitskräften für die Rüstungsindustrie. Von
technikgeschichtlichem Interesse sind Akten über Erfindungen und
Patente, die Entwicklung der Funkentelegraphie,vereinzelt auch über
Fliegerei, Luftschiffahrt und Kraftfahrt. Beobachtet wurden die
Möglichkeiten des Seetransportes sowie Bau und Betrieb von Kanälen.
Vielseitig sind die Unterlagen über "militärische Nebeninteressen
der Marine". Sie dokumentieren Auswanderung und Kolonisation,
Unterstützung wissenschaftlicher Expeditionen, Bau und Förderung
Technischer Hochschulen. Gut überliefert sind auch Unterlagen über
die Organisation der Marine, deren Entwicklung, den Dienstbetrieb
einzelner Kommandobehörden, die Organisation des Bildungswesens
sowie die Etatwirtschaft der Kaiserlichen Marine und
Personalangelegenheiten der Mannschaften und Offiziere.
Erläuterungen zum Inhalt der Punkte "Ausland" und
"Schutzgebiet Kiautschou" (Punkte VI. l. bzw. VI.2.):
Im Punkt VI. 1. "Ausland insgesamt" sind die Akten
über Unruhen und Vorgänge in China (Chinesische Wirren,
Boxeraufstand) sowie über Aufgaben und Wirken des Ostasiatischen
Expeditionskorps eingeordnet worden. Die Akten, die das
Schutzgebiet Kiautschou betreffen, sind unter Punkt VI. 2.a)
"Schutzgebiet Kiautschou" zu finden. Für das Schutzgebiet
Kiautschou wurde ein eigenständiger Abschnitt gewählt, da zum Einen
eine große Anzahl von Akten vorhanden sind, für die Angelegenheiten
des Schuzgebietes eine Abteilung im Allgemeinen Marinedepartement
speziell verantwortlich war und andererseits die Ereignisse in
China 1900/1901 und das Wirken des Ostasiatischen Expeditionskorps
von den Angelegenheiten des Schutzgebietes Kiautschou zu trennen
sind.
Zum Hintergrund: Im März 1898
verpachtete China durch Vertrag das Kiautschou-Gebiet auf 99 Jahre
an Deutschland. Das Schutzgebiet sollte durch Privatleute schnell
wirtschaftlich erschlossen und bebaut werden. Hafen- und
Wasserleitungsbauten wurden sofort ernstlich betrieben. Hauptort
des deutschen Pachtgebietes Kiautschou, in der chinesischen Provinz
Schantung, war Tsingtau. Die Verwaltung des Pachtgebietes wurde der
Kaiserlichen Marineverwaltung unterstellt.
Im Jahr 1900 kam es zu Unruhen in China, hervorgerufen durch
die Boxerbewegung, die im Juni 1900 den deutschen Gesandten in
Peking ermordete. Dies löste eine bewaffnete Intervention der
Großmächte unter deutscher Leitung aus. Zur Abwehr der Bewegung
sandte Deutschland das Ostasiatische Expeditionskorps nach China.
Von den Boxerunruhen wurde Kiautschou insofern berührt, als der im
Mai 1899 zum Gouverneur von Schantung ernannte Mandschu Pu hsien
ein Hauptorganisatior der "Faust des Patriotismus und des Friedens"
war. Er wurde Anfang 1900 durch Puanschikai ersetzt. Mit ihm schloß
die Schantung-Eisenbahn-Gesellschaft im März 1900 einen Vertrag,
der den Fortgang des Bahnbaus bis Ende Juni ermöglichte. Im Juli
1900 kam es aber zu Unruhen, die eine Abordnung von 50 Seesoldaten
und der Chinesenkompanie nach Tsimo veranlaßte. Anfang Oktober
übernahmen deutsche Truppen den Schutz des Bahnbaus, chinesische
den der Bergwerke. Nur in Kaumi kam es zu Kämpfen zwischen
Deutschen und Boxern. Seitdem haben sich Kiautschou als
Handelsplatz und Tsingtau als Hafen und Seebad stetig entwickelt.
Nach Niederschlagung des Aufstandes wurde das Expeditionskorps
aufgelöst und nach Deutschland zurückgeschickt. Ein in Ostasien
zurückgebliebener Teil des Expeditionskorps bildete die Grundlage
der zur Neubildung einer Ostasiatischen Besatzungsbrigade
notwendigen Besatzung. 1906 wurde auch die Ostasiatische
Besatzungsbrigade aufgelöst und der größte Teil der Truppen kehrte
nach Deutschland zurück. Der in Ostasien verbliebene Teil der
aufzulösenden Besatzungsbrigade wurde zum Ostasiatischen
Detachement umgebildet,welches dann 1910 ebenfalls aufgelöst wurde.
In den Ranglisten der Königlich Preußischen Armee spiegelt sich die
Aufstellung und Umbenennung des Ostasiatischen Expeditionskorps wie
folgt wider:
1901 Aufstellung des
Ostasiatischen Expedtionskorps
1902
Auflösung des Ostasiatischen Expeditionskorps und Neugliederung
zur
Ostasiatischen Besatzungsbrigade
1906 Auflösung der Ostasiatischen
Besatzungsbrigade,
der in Ostasien
verbleibende Teil der aufzulösenden Brigade wird umstrukturiert zum
Ostasiatischen Detachement
1910 Auflösung
des Ostasiatischen Detachements (18)
Verwaltungs-Departement
Das Schriftgut
des Verwaltungsdepartements macht die innere Geschichte des Reiches
mit einem Schwerpunkt bei der Organisation der Kriegswirtschaft von
1914 bis 1918 sichtbar.
Es befinden sich
darunter Reichstagsdrucksachen, Vorlagen für den Bundesrat, Akten
über kirchliche Angelegenheiten, über die wirtschaftliche Sicherung
Deutschlands im Krieg, Kriegsausschuß der deutschen Industrie,
Sicherung der Ernährung im Kriege, Preiskontrollen, Bekämpfung des
Schleichhandels, Tätigkeit von Kriegsrohstoffgesellschaften und der
Reichsbekleidungsstelle, Einführung der Metall- und
Stahlbewirtschaftung und Überführung der Kriegswirtschaft in den
Friedenszustand.
Die Akten des
Verwaltungsdepartements sind insgesamt gut überliefert und spiegeln
folgende Tätigkeiten wider:
- allgemeine und
Geschäftsordnungsangelegenheiten: Geschäftsbetrieb im
Reichsmarineamt, Reichstagsangelegenheiten
-
Personalangelegenheiten: die Versorgung, Unterstützung und
Gebührnisangelegenheiten des Militärpersonals und der Beamten
- Verwaltungsangelegenheiten:
Bekleidungsvorschriften und -bestimmungen, Ausrüstung mit
Bekleidungsgegenständen, Angelegenheiten der Bekleidungsämter,
Rohstoffbeschaffung für die Mannschaftsbekleidung, Bildungswesen,
Angelegenheiten der Intendanturen, Seelsorge und
Garnisonschulwesen, verschiedene Ausgaben beim Betrieb der Flotte,
Kassen- und Rechnungswesen, Bestimmungen, Vorschriften zu
Verpflegungsangelegenheiten, Beschaffung von Lebensmitteln und
Wirtschaftsgeräten, Verpflegung der Personen an Bord und Land,
Prisen aus aufgebrachten Schiffen
-
Unterkunftsangelegenheiten: Garnisonverwaltungsangelegenheiten,
Dienst- und Mietwohnungen, marinefiskalische Grundstücke,
Garnisonbauwesen, Kasernenbauten.
Von der
Etatsabteilung, die zwischen 1905 und 1914 zum
Verwaltungsdepartement gehörte, gibt es Akten über den Etat der
Kaiserlichen Marine sowie Denkschriften und Gesetzentwürfe des
Reichstages, siehe B V (Aktenüberlieferung S. 172 - 177)
Konstruktions-Departement
Abgesehen von Unterlagen zum inneren Dienstbetrieb hat der
vorliegende Bestand durch den Zugang der Akten aus der UdSSR nahezu
eine Komplettierung erfahren. Zur Mehrzahl der deutschen
Kriegsschiffbauten bzw. Schiffsklassen sowie den baulichen
Teilaspekten stehen nun Unterlagen zur Verfügung. Neben den Akten
zu Inbaugabe, Bau, Finanzierung und den technischen Aspekten liegen
umfangreiche Bauvorschriften und Bedienanleitungen vor, die in
vielen Fällen noch durch bisher unbekanntes Bildmaterial zu Bau und
Einrichtung der Schiffe ergänzt werden. Über Planung und Bau der
einzelnen Schiffe hinaus spiegelt sich in den Unterlagen die
konstruktive Entwicklung sowie interne Diskussion über Form und
Ausstattung des deutschen Flottenbaus. Der Wert der Unterlagen geht
über reine Schiffsgeschichte hinaus und liefert interessante
Beiträge zur Industriegeschichte des Kaiserreiches sowie zum
Verhältnis Militär und Rüstungsindustrie sowohl in der Aufbauphase
der deutschen Flotte als auch während Ihrer Abwicklung nach
1918.
Besonders im Bereich der kleineren
Fahrzeuge liegen jetzt ergänzende Informationen zu Schiffen vor,
die bisher praktisch unbekannt waren. Ebenso dürften einige Akten
zum Flug- und Luftschiffwesen im Seekrieg sowie Projekte zum
Flugzeugeinsatz auf Schiffen und U-Booten interessant sein. Neben
dem eigentlichen Schiffbau liegt im Bestand auch Plan und
Bildmaterial zu den verschiedenen Werften vor, die Einblicke in
deren Geschichte und Ausstattung sowie die Arbeitswelt der
Werftarbeiter ermöglichen.
Ein umfangreicher
Teilbestand befaßt sich mit dem internationalen Flottenbau sowie
den Marinen fremder Staaten vor und im 1. Weltkrieg. Flotten- und
Schiffstypenbeschreibungen, Reiseberichte und Fotosammlungen
dokumentieren die Flottenentwicklung in der Welt bis in den 1.
Weltkrieg hinein. In diesen Unterlagen finden sich ebenfalls
Berichte zu Ereignissen und Entwicklungen der Kriege vor 1914,
deren Erfahrungen zur Nutzbarmachung für den eigenen
Kriegsschiffbau ausgewertet worden sind.
Ca.
50 Akten zu Gefechtseinwirkungen und Seegefechten ergänzen nicht
zuletzt durch ihr Bildmaterial die Überlieferung zum Seekrieg
1914-1918. Zahlreiche unmittelbar nach den Gefechten angefertigte
Aufnahmen zeigen die Folgen der Kämpfe bzw. illustrieren die
Reparaturmaßnahmen auf deutschen Werften, in Österreich und der
Türkei. Vergleichende Unterlagen zwischen eigenen und gegnerischen
Kampfschiffen aktualisieren den Stand der rüstungstechnischen
Entwicklung bis in die späten Kriegsjahre.
Der Bestand enthält zudem eine große Menge
Konstruktionszeichnungen von Schiffen der Kaiserlichen Marine aus
dem Konstruktions-Departement des Reichsmarineamtes.
Nautisches Departement
Vom
Nautischen Departement sind etwa 400 Akteneinheiten aus dem
Zeitraum (1842 - 1888) 1889 - 1919 vorhanden. Die Überlieferung ist
nicht vollständig, so sind z. B. bei Bandbildungen einige Jahre
nicht dokumentiert.
Nachrichtenbüro
Vom Nachrichtenbüro sind etwa 850 Bände
überliefert. Diese enthalten Angaben über die wirtschaftliche Lage
Deutschlands sowie über die Entwicklung von Schiffahrt, Seeverkehr
und Flotteninteressen. Den Hauptteil bilden Presseakten, die
Einblick in die vielfältige und planmäßige Steuerung dieses Mediums
sowie die Zensurmaßnahmen während des Krieges bieten. Zusätzlich
befinden sich noch 124 Aktenbände der Presseabteilung (P) beim
Bestand Admiralstab der Marine (vgl. RM 5/3720-3844).
Werftdepartement
Von dem
seit 1905 so bezeichneten Werftdepartement des Reichsmarineamtes
(vorher Technisches Departement) ist nur ein ganz geringfügiger
Aktenrest von knapp 190 Bänden vorwiegend über
U-Bootsangelegenheiten, vereinzelt auch Torpedoangelegenheiten,
erhalten geblieben.
Die Mehrzahl der Bände
stammt aus der Zeit des Ersten Weltkrieges. Ein Teil der Akten des
Werftdepartements ist vom neu gegründeten U-Bootamt fortgeführt
worden und befindet sich bei diesem Bestand.
U-Boot-Amt
In den Unterlagen des
U-Boot-Amtes spiegeln sich die Maßnahmen zur Förderung des
U-Bootbaues, insbesondere der materiellen Bereitstellung während
der Endphase des Ersten Weltkrieges wider. Erwähnenswert ist
Material über die planmäßige technische Auswertung von
Kriegstagebüchern der U-Boote.
Während die
Akten des U-Boot-Amtes und der unterstellten Inspektion des
Unterseebootwesens (Bestand RM 27 XII) vergleichsweise gut
überliefert sind, gibt es vom Werftdepartement, zu dessen Ressort
die Wahrnehmung der U-Bootsangelegenheiten bis zur Errichtung des
neuen Departements gehörten, und dessen Akten fortgeführt wurden,
nur einen ganz geringfügigen Aktenrest.
Zitierweise: BArch RM
3/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch RM 3
- Extent
-
30764 Aufbewahrungseinheiten; 695,1 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Militär >> Preußische und Kaiserliche Marine 1849 bis 1918/1919 >> Spitzenbehörden
- Related materials
-
Fremde Archive: Die Royal Museums in Greenwich verwahren eine Sammlung von Konstruktionszeichnungen der Kaiserlichen Marine, der Reichsmarine und der Kriegsmarine (The Admiralty Collection of German Navy Plans).
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: N 170 Nachlass Capelle, Eduard v.
N 173 Nachlass Behncke, Paul
N 253 Nachlass Tirpitz, Alfred v.
RM 5/3720-3844 Presseabteilung des Admiralstabs
Weitere Schiffspläne finden sich beim National Maritime Museum in Greenwich.
Amtliche Druckschriften: - Marine-Verordnungsblatt 1890-1919 (RM 3/24478-24508; ehemals RMD 1)
- Dienstvorschriften der Kaiserlichen Marine (RM 3/24517-24677; ehemals RMD 3)
- Ranglisten der Kaiserlichen Marine, 1889-1918 (in RMD 2; perspektivisch in RM 2)
- Ranglisten von Beamten der Kaiserlichen Marine 1880-1919 (in RMD 2; perspektivisch in RM 2)
- Ehrenrangliste der Kaiserlichen Marine 1914 bis 1918 (in RMD 2; perspektivisch in RM 2)
Literatur: - Deist, Wilhelm: Flottenpolitik und Flottenpropaganda. Das Nachrichtenbüro des Reichsmarineamtes 1897-1914. Stuttgart 1976 (Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte Bd 17).
- Ewers und Roehr: Leitfaden für den Unterricht in Dienstkenntnis. Für den Gebrauch an den Bildungsanstalten der Kaiserlichen Marine. Berlin 1911
- Gröner, Erich (fortgeführt von Dieter Jung und Erich Maass): Die deutschen Kriegsschiffe 1815-1945, 8 Bde, München 1966ff
- Hubatsch, Walter: Der Admiralstab und die obersten Marinebehörden in Deutschland 1848-1945. Frankfurt/M. 1958.
- Huber, Ernst Rudolf: Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789. Stuttgart 1969.
- Koch, P. Einführung in die Marineverwaltung, Leipzig 1904 [in RM 3/105, Bl. 247]
- Koszyk, Kurt: Deutsche Pressepolitik im Ersten Weltkrieg. Düsseldorf 1968.
- Sandhofer, Gert: Die Überlieferung der Kaiserlichen Marine als Quelle zur allgemeinen Geschichte, in: Heinz Boberach und Hans Booms, Aus der Arbeit des Bundesarchivs. Boppard 1977.
- Tirpitz, Alfred v.: Erinnerungen. Leipzig 1919.
- Wegener, Heinz Friedrich Ernst: Der Einfluß der internationalen Flottenkonzeptionen auf die Marinepolitik des Kaiserreiches und ihre Durchsetzung in der deutschen Öffentlichkeit 1871-1901. Dissertation Würzburg 1983.
- Provenance
-
Reichsmarineamt (RMA), 1889-1919
- Date of creation of holding
-
1889-1919
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
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Object type
- Bestand
Associated
- Reichsmarineamt (RMA), 1889-1919
Time of origin
- 1889-1919