Bestand
K 20 - Denkendorfer Verband Evangelischer Diakoninnen und Frauen im kirchlichen Beruf (Bestand)
Einleitung: Geschichtlicher Überblick
Der "Denkendorfer Verband Evangelischer Diakoninnen und Frauen im kirchlichen Beruf" ist ein freiwilliger Zusammenschluss von ausgebildeten kirchlichen Mitarbeiterinnen der Evangelischen Kirche, welcher 2004 sein 90-jähriges Bestehen feierte. "Der Verband versteht sich als eine Gemeinschaft von Frauen, die sich im Blick auf die Auseinandersetzung mit Strömungen in Kirche und Gesellschaft immer wieder neu an der Bibel orientiert."
Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 wurden in der Evangelischen Gesellschaft in Stuttgart Bibelkurse für Frauen und Mädchen, die in der Kirche arbeiteten, angeboten. Auf Grund der Nachfrage wurde dieses Angebot nach dem 1. Weltkrieg auf einen einjährigen Kurs ausgeweitet. Nach der erfolgreichen Absolvierung dieses Kurses hatten die ausgebildeten Gemeindehelferinnen, in Zusammenarbeit mit dem weisungsbefugten Pfarrer, folgende Aufgaben: Vorbereitung von Gemeindeveranstaltungen, Frauenbibelstunden, Kindergottesdienst und Hausbesuche.
Während des Nationalsozialismus arbeiteten viele ehrenamtliche Gemeindehelferinnen des Verbandes in der Bekennenden Kirche und leisteten einen persönlichen Einsatz für jüdische Mitbürger.
1923 wurde die Diakonieschule unter dem Schirm der Evangelischen Gesellschaft gegründet und ab den 30er Jahren wurde der Umfang der Ausbildung für Gemeindehelferinnen auf zwei Jahre erweitert. Pfarrvikarin Else Breuning löste Frau Wölfling 1934 ab und übernahm die Leitung der Diakonieschule. Als 1939 der 2. Weltkrieg begann, wurden die Schülerinnen in Gemeinden in ganz Deutschland verteilt, um nicht in den Rüstungsbetrieben dienstverpflichtet zu werden. Damit die einzelnen, nun verstreuten Mitglieder den Kontakt aufrechterhalten konnten, wurden während des Krieges die Jahrestagungen ins Leben gerufen.
Bei den Angriffen auf Stuttgart im Juni 1943 wurde, unter anderem, das Schulgebäude der Evangelischen Gesellschaft zerstört und die Schule auf die Karlshöhe in Ludwigsburg verlegt. Später ergaben sich hier Sitzungen und Veranstaltung in Kooperation mit dem Karlshöher Diakonieverband.
1950 fand das Diakonieseminar im renovierten Kloster in Denkendorf statt, ein Prozess des Zusammenwachsens für den Ausbildungszweig zur Gemeindehelferin und der Ausbildung zur Katechetin. So wurde am 18.5.1950 das "Evangelische Diakonieseminar Denkendorf", unter Leitung von Herr und Frau Keller, eingeweiht.
Pfarrer Johannes Burdinski wurde 1958 der Leiter des Diakonieseminars, worauf eine Namensänderung stattfand. Die 450 Mitglieder des Diakonieseminars gehören nun dem "Verband Evangelischer Gemeindehelferinnen und Katechetinnen" an und aus dem bestehenden Schwesternrat wurde der Verbandsrat.
Die Verbandsarbeit umfasste folgende Gebiete: Einzelbesuche, Bezirkstreffen, Jahrestagungen, Rundbriefe, Studienkurse, Stellenberatung und -vermittlung, Arbeit am Berufsbild auf landeskirchlicher Ebene, auf Pfarrerstagungen, im Pfarrseminar und in der Synode. 1960 wurde das Gästehaus "Margarete Blarer" in Denkendorf eingeweiht. Benannt ist es nach der "ersten Gemeindehelferin Süddeutschlands".
Der Verband, sowie auch der Oberkirchenrat beschäftigten sich zunehmend mit der Frage, welche Schwerpunkte und Besonderheiten die ausgebildeten Gemeindehelferinnen an ihren zukünftigen Arbeitsplätzen in den Gemeinden haben sollten. Der Verband sah die Auszubildenden als "Fachkräfte für Gruppenarbeit", als Gegenstück zur Theorie des Pfarrers und eventuell mit staatlicher Anerkennung. Der neue Referent beim Oberkirchenrat, Heinrich Leube sah die Gemeindehelferinnen hingegen als "Generalist mit Schwerpunkten". Ab 1960 erweiterte der Verband sein Angebot, die Planungen eines "Fachkurses für Gruppenpädagogik", sowie Studienkurse zum Thema "Soziale Gruppenarbeit" begannen.
Der letzte Ausbildungskurs im Diakonieseminar fand 1971/72 statt und der Verband änderte sich grundlegend. Der Verbandsnamen wurde in "Denkendorfer Verband Evangelischer Diakoninnen und Frauen im kirchlichen Beruf" geändert und die Bezeichnung "Diakonin" war nun für alle Absolventen möglich.
Zwischen 1980 und 1997 wurden die Angebote des Verbandes ausgeweitet und zusammen mit dem Oberkirchenrat wurde am Berufsbild gearbeitet. Seit 1992 ist der Verband unter dem Namen "Denkendorfer Verband Evangelischen Diakoninnen und Frauen im kirchlichen Beruf e.V." im Vereinsregister geführt.
Das Diakoninnen- und Diakonengesetz führte 1997 zu einer Profilierung der Arbeitsfelder und somit zu einer deutlicheren Abgrenzung zum Pfarramt. Weiter können sich nun auch Absolventinnen anderer kirchlicher Ausbildungsstätten dem Verband anschließen und an den Angeboten teilnehmen. Die Sitzungen des Verbandsrats und die Jahrestagungen finden weiterhin in Denkendorf statt. Durch die Öffnung des Verbandes für Frauen in kirchlichem Beruf ist es nun auch z.B. Sozialarbeiterinnen in diakonischen Einrichtungen möglich, sich dem Verband anzuschließen, der im Jahre 2004 259 Mitglieder zählte.
Geschäftsführerin des Verbandes ist 2009 Magdalene Wieland.
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Bestandsgeschichte
Der Aktenbestand des "Denkendorfer Verbandes Evangelischer Diakoninnen und Frauen im kirchlichen Beruf e.V." wurde am 18. Januar 2005 dem Landeskirchlichen Archiv in Stuttgart übergeben, wo er als Depositum K 20 verwahrt wird. Im Rahmen eines studentischen Praktikums konnte der Bestand von Eva-Dorothea Schwegler im Februar 2009 bearbeitet werden. Er umfasst gesammeltes Verbandsschriftgut von 1948 bis zum Jahre 2004.
Die vorgefundene Ordnung der 20 Ordner wurde weitgehend beibehalten und nach folgenden inhaltlichen Gruppen zusammengestellt: 1. Organisation und Dienstbetrieb; 2. Verbandsarbeit. Der Erhaltungszustand ist gut. Teile der jüngeren Akten unterliegen noch einer archivrechtlichen Sperrfrist, die jeweils im Findbuch vermerkt sind.
Fotos wurden den Akten entnommen und in die Fotodatenbank eingegliedert. Die gesammelten Rundbriefe bis 2003 sind an die Landeskirchlichen Zentralbibliothek übergeben worden und dort verzeichnet.
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Charakterisierung des Bestands
Der Bestand K 20 verzeichnet den Werdegang des Denkendorfer Verbandes seit der ersten Jahrestagung für Gemeindehelferinnen und Katechetinnen im Jahre 1948 lückenlos bis 2004. Material aus dem 1. und 2. Weltkrieg befindet sich nicht in der Sammlung. Die Verzeichnung beginnt im Jahre 1948. Teilnehmerlisten zu allen Jahrestagungen, so wie die gesammelten Rundbriefe, befinden sich im Bestand. Nahezu alle Einladungen zu den jeweiligen Jahrestagungen sind vorhanden.
Besonders die zahlreichen Sitzungsprotokollen und Rundschreiben zeugen von der tatkräftigen Arbeit und der geistreichen Auseinandersetzung mit der Frage, welche Rolle die Frau in der Kirche übernehmen soll, kann und darf.
Ein Schwerpunkt liegt auf den durchgeführten Veranstaltungen für die Auszubildenden und weitere Mitglieder. Ausführliche Berichte und Protokolle von Pilgerreisen, Fortbildungskursen und Seminaren geben die Veranstaltungsarbeit des Verbandes wider.
Besonders wertvoll sind einzelne persönliche Korrespondenzen zwischen den einzelnen Mitgliedern des Verbandes, aber auch zwischen dem Oberkirchenrat und dem Verband, in denen es immer wieder um die Frauenrolle in der Kirche und die Ausdifferenzierung des Berufsbildes der Diakoninnen geht.
Alle Mitglieder des Verbandes, von 1948 bis zum Jahr 2001, sind verzeichnet und Angaben zum beruflichen Werdegang, sowie ab 1981 alle Adressen zusätzlich aufgenommen.
- Reference number of holding
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K 20
- Extent
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42 Verzeichnungseinheiten, 1,3 lfd. m
- Context
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Landeskirchliches Archiv Stuttgart (Archivtektonik) >> K - Einrichtungen, Werke, Vereine
- Related materials
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Gerd Dörr, Chronik und Wurzeln des Denkendorfer Verbandes Evangelischer Diakoninnen und Frauen im kirchlichen Beruf e.V., 2004.
- Indexbegriff subject
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Denkendorfer Verband Evangelischer Diakoninnen und Frauen im Kirchlichen Beruf
- Date of creation of holding
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1948-2001
- Other object pages
- Last update
-
27.03.2025, 11:46 AM CET
Data provider
Landeskirchliches Archiv Stuttgart. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1948-2001