Bestand
NL 116: Frank, Rudolf (Bestand)
Rudolf Frank wurde 1886 in Mainz
geboren. Nach seinem Jurastudium und der Promotion zum Dr. jur. wandte er
sich dem Theater zu, volontierte bei Max Reinhardt am Deutschen Theater,
und ging als Schauspieler an das berühmte Meininger Hoftheater, für das
ihn dann Herzog Georg II. zum Regisseur berief. Im Ersten Weltkrieg
leitete Frank zeitweise das Theatrul Nazional in Bukarest, dann arbeitete
er als Regisseur in Darmstadt, am Neuen Theater und an den Kammerspielen
in Frankfurt/M. 1921 wurde er als Regisseur an die Münchner Kammerspiele
berufen und 1925/26 arbeitete er als Regisseur und Leiter der "Compania
Alda" in Italien, danach in Wien, Düsseldorf und Berlin, wo er auch
wohnte, und ging mit Elisabeth Bergner auf Tournee.
Seit
Beginn seiner Theaterlaufbahn war Frank auch schriftstellerisch tätig; er
schrieb Monographien, Theaterkritiken und feuilletonistische Beiträge,
Hörspiele und Filmdrehbücher. 1931 erschien sein Jugendroman "Der Schädel
des Negerhäuptlings Makaua", 1936 das Buch "Ahnen und Enkel". Unter der
Naziherrschaft konnte er als Jude nur noch unter Pseudonymen
veröffentlichen und mußte, gewarnt durch Verfolgungen, emigrieren. In
Wien gründete er eine Arbeiterbühne, bevor er nach dem "Anschluß" 1938 in
die Schweiz floh. Seit 1944 lebte er in Basel. Seine Ausbürgerung als
deutscher Staatsbürger wurde 1939 im Deutschen Reichsanzeiger
bekanntgegeben.
In der Schweiz mit Arbeitsverbot belegt und
mit Ausweisung bedroht, übersetzte er, zunächst unter Pseudonymen,
zahlreiche Romane, vorwiegend englischer und amerikanischer Autoren,
später nahm er seine Regietätigkeit wieder auf, schrieb Theaterkritiken,
hielt Vorträge und Gedenkreden, gab Rezitationsabende, bearbeitete Stücke
für den Rundfunk und für das Theater. Seine vielbeachtete Autobiographie
erschien 1960 unter dem Titel "Spielzeit meines Lebens". 1961 kamen die
Novellen "Das Doktorshaus in der Judengasse" heraus. Der Roman "Fair
Play" und eine Sammlung von Kurzgeschichten, die in das Mainz seiner
Jugendzeit zurückführten, blieben leider unveröffentlicht. In den
Altersjahrzehnten erreichten ihn mehrere Ehrungen, darunter das
Bundesverdienstkreuz I. Klasse und die Gutenberg-Plakette der Stadt
Mainz. Am 25. Oktober 1979 starb er, 93jährig in Basel, das ihm zur
zweiten Heimat geworden war.
Aber auch die Verbindung zu
seiner Heimatstadt hatte er stets aufrecht gehalten und ihr im hohen
Alter mehrere Besuche abgestattet. So vertraute Dr. Vincent C.
Frank-Steiner 1980 den schriftlichen Nachlaß seines Vaters dem Mainzer
Stadtarchiv an, das in seiner Nachlaßabteilung zahlreiche Unterlagen
Mainzer Persönlichkeiten verwahrt und es sich zur Ehre anrechnet, nunmehr
auch den Nachlaß des literarisch schaffenden Sohnes der Stadt Mainz
Rudolf Frank betreuen zu können.
Herrn Dr. Vincent C.
Frank-Steiner sei auch an dieser Stelle für sein Vertrauen vielfältiger
Dank abgestattet.
Der etwa 10 Regalmeter umfassende Nachlaß
mit der Zugangsnummer 1980/9 wurde in den vergangenen Jahren, mit
Unterbrechungen wegen anderer dienstlicher Verpflichtungen, geordnet und
verzeichnet. Immerhin liegt das Nachlaßverzeichnis nun zur Eröffnung der
städtischen Ausstellung "Exil und Rückkehr. Emigration und Heimkehr:
Ludwig Berger, Rudolf Frank, Anna Seghers, Carl Zuckmayer" vor.
Rudolf Frank war kein bürokratischer Mensch, nur wenige Unterlagen
waren geheftet, eine Ordnung nach Sachbetreffen war nur gelegentlich zu
erkennen, so daß eine zeitaufwendige Einzelblattverzeichnung notwendig
wurde. War eine systematische Ordnung zu erkennen, blieb sie natürlich
erhalten, andernfalls wurden Schriftstücke nach Sachbetreffen
zusammengefügt und nach bestimmten Sachgruppen gegliedert.
Der
Nachlaß Dr. Rudolf Frank enthält alle klassischen Kompositionselemente
einer Privatregistratur: Dokumente zur Personalbeschreibung (Zeugnisse,
Urkunden, Pässe), Korrespondenzen, Werkmanuskripte, chronikalische
Aufzeichnungen, Fotos. Außerdem ist der Nachlaß durch sogenannte
Adhibenden, Materialien zur künstlerischen Tätigkeit Franks, ergänzt und
angereichert, hauptsächlich mit Unterlagen aus der Registratur von Dr.
Vincent C. Frank-Steiner, aber auch mit Unterlagen anderer
Persönlichkeiten, denen für die Bereitstellung gedankt wird. Dieses
Material konnte vorwiegend der Gruppe C. "Die Wirkung" zugeordnet
werden.
Bei aller Vielgliedrigkeit hat der Nachlaß Lücken, die
einmal in Folge der Flucht und der unruhigen ersten Exiljahre entstanden,
zum anderen aber auch durch andere Umstände bewirkt wurden. So liegen
beispielsweise viele Briefe des Schriftstellers Hugo Wolfgang Philipp an
Frank in der Stadtbücherei Dortmund. Hinweise auf andere Fundorte von
Frank-Autographen sind der Nr. 353 des Nachlasses zu entnehmen.
Dieses Nachlaßverzeichnis wird durch einen Index der Personennamen
erschlossen, um im Hinblick auf die zahlreichen Korrespondenzpartner
Franks die Benutzbarkeit des Nachlasses zu erleichtern. Eine das
Verzeichnis abschließende Übersicht gibt Hinweise auf die Pseudonyme
Franks. Weitere Pseudonyme enthalten die Unterlagen der Nummern 149
(Theaterkritiken) und 150 (Feuilletonistisches) des Nachlasses.
Für die Anfertigung der Personenindex und die Korrektur des
Manuskripts danke ich Frau Archivoberinspektorin Doris Braun, für die
Reinschrift des Manuskripts Frau Gerda Kessler.
Ein
Werkverzeichnis Franks ist in dem Buch von Dr. Walter Heist, Rudolf
Frank. Theatermann - und vieles mehr, Mainz 1980, zu finden.
Den Bestimmungen der Erben entsprechend ist der Nachlaß Dr. Rudolf
Frank ohne Einschränkungen benutzbar. Die geltenden gesetzlichen
Bestimmungen des Urheberrechts sind jedoch zu beachten.
Mainz,
den 12. Dezember 1986
Friedrich Schütz
verzeichnet 1980-1986
Form und Inhalt: Rudolf Frank wurde
1886 in Mainz geboren. Nach seinem Jurastudium und der Promotion zum Dr.
jur. wandte er sich dem Theater zu, volontierte bei Max Reinhardt am
Deutschen Theater, und ging als Schauspieler an das berühmte Meininger
Hoftheater, für das ihn dann Herzog Georg II. zum Regisseur berief. Im
Ersten Weltkrieg leitete Frank zeitweise das Theatrul Nazional in
Bukarest, dann arbeitete er als Regisseur in Darmstadt, am Neuen Theater
und an den Kammerspielen in Frankfurt/M. 1921 wurde er als Regisseur an
die Münchner Kammerspiele berufen und 1925/26 arbeitete er als Regisseur
und Leiter der "Compania Alda" in Italien, danach in Wien, Düsseldorf und
Berlin, wo er auch wohnte, und ging mit Elisabeth Bergner auf
Tournee.
Seit Beginn seiner Theaterlaufbahn war Frank auch
schriftstellerisch tätig; er schrieb Monographien, Theaterkritiken und
feuilletonistische Beiträge, Hörspiele und Filmdrehbücher. 1931 erschien
sein Jugendroman "Der Schädel des Negerhäuptlings Makaua", 1936 das Buch
"Ahnen und Enkel". Unter der Naziherrschaft konnte er als Jude nur noch
unter Pseudonymen veröffentlichen und mußte, gewarnt durch Verfolgungen,
emigrieren. In Wien gründete er eine Arbeiterbühne, bevor er nach dem
"Anschluß" 1938 in die Schweiz floh. Seit 1944 lebte er in Basel. Seine
Ausbürgerung als deutscher Staatsbürger wurde 1939 im Deutschen
Reichsanzeiger bekanntgegeben.
In der Schweiz mit
Arbeitsverbot belegt und mit Ausweisung bedroht, übersetzte er, zunächst
unter Pseudonymen, zahlreiche Romane, vorwiegend englischer und
amerikanischer Autoren, später nahm er seine Regietätigkeit wieder auf,
schrieb Theaterkritiken, hielt Vorträge und Gedenkreden, gab
Rezitationsabende, bearbeitete Stücke für den Rundfunk und für das
Theater. Seine vielbeachtete Autobiographie erschien 1960 unter dem Titel
"Spielzeit meines Lebens". 1961 kamen die Novellen "Das Doktorshaus in
der Judengasse" heraus. Der Roman "Fair Play" und eine Sammlung von
Kurzgeschichten, die in das Mainz seiner Jugendzeit zurückführten,
blieben leider unveröffentlicht. In den Altersjahrzehnten erreichten ihn
mehrere Ehrungen, darunter das Bundesverdienstkreuz I. Klasse und die
Gutenberg-Plakette der Stadt Mainz. Am 25. Oktober 1979 starb er,
93jährig in Basel, das ihm zur zweiten Heimat geworden war.
Aber auch die Verbindung zu seiner Heimatstadt hatte er stets
aufrecht gehalten und ihr im hohen Alter mehrere Besuche abgestattet. So
vertraute Dr. Vincent C. Frank-Steiner 1980 den schriftlichen Nachlaß
seines Vaters dem Mainzer Stadtarchiv an, das in seiner Nachlaßabteilung
zahlreiche Unterlagen Mainzer Persönlichkeiten verwahrt und es sich zur
Ehre anrechnet, nunmehr auch den Nachlaß des literarisch schaffenden
Sohnes der Stadt Mainz Rudolf Frank betreuen zu können.
Herrn
Dr. Vincent C. Frank-Steiner sei auch an dieser Stelle für sein Vertrauen
vielfältiger Dank abgestattet.
Der etwa 10 Regalmeter
umfassende Nachlaß mit der Zugangsnummer 1980/9 wurde in den vergangenen
Jahren, mit Unterbrechungen wegen anderer dienstlicher Verpflichtungen,
geordnet und verzeichnet. Immerhin liegt das Nachlaßverzeichnis nun zur
Eröffnung der städtischen Ausstellung "Exil und Rückkehr. Emigration und
Heimkehr: Ludwig Berger, Rudolf Frank, Anna Seghers, Carl Zuckmayer"
vor.
Rudolf Frank war kein bürokratischer Mensch, nur wenige
Unterlagen waren geheftet, eine Ordnung nach Sachbetreffen war nur
gelegentlich zu erkennen, so daß eine zeitaufwendige
Einzelblattverzeichnung notwendig wurde. War eine systematische Ordnung
zu erkennen, blieb sie natürlich erhalten, andernfalls wurden
Schriftstücke nach Sachbetreffen zusammengefügt und nach bestimmten
Sachgruppen gegliedert.
Der Nachlaß Dr. Rudolf Frank enthält
alle klassischen Kompositionselemente einer Privatregistratur: Dokumente
zur Personalbeschreibung (Zeugnisse, Urkunden, Pässe), Korrespondenzen,
Werkmanuskripte, chronikalische Aufzeichnungen, Fotos. Außerdem ist der
Nachlaß durch sogenannte Adhibenden, Materialien zur künstlerischen
Tätigkeit Franks, ergänzt und angereichert, hauptsächlich mit Unterlagen
aus der Registratur von Dr. Vincent C. Frank-Steiner, aber auch mit
Unterlagen anderer Persönlichkeiten, denen für die Bereitstellung gedankt
wird. Dieses Material konnte vorwiegend der Gruppe C. "Die Wirkung"
zugeordnet werden.
Bei aller Vielgliedrigkeit hat der Nachlaß
Lücken, die einmal in Folge der Flucht und der unruhigen ersten Exiljahre
entstanden, zum anderen aber auch durch andere Umstände bewirkt wurden.
So liegen beispielsweise viele Briefe des Schriftstellers Hugo Wolfgang
Philipp an Frank in der Stadtbücherei Dortmund. Hinweise auf andere
Fundorte von Frank-Autographen sind der Nr. 353 des Nachlasses zu
entnehmen.
Dieses Nachlaßverzeichnis wird durch einen Index
der Personennamen erschlossen, um im Hinblick auf die zahlreichen
Korrespondenzpartner Franks die Benutzbarkeit des Nachlasses zu
erleichtern. Eine das Verzeichnis abschließende Übersicht gibt Hinweise
auf die Pseudonyme Franks. Weitere Pseudonyme enthalten die Unterlagen
der Nummern 149 (Theaterkritiken) und 150 (Feuilletonistisches) des
Nachlasses.
Für die Anfertigung der Personenindex und die
Korrektur des Manuskripts danke ich Frau Archivoberinspektorin Doris
Braun, für die Reinschrift des Manuskripts Frau Gerda Kessler.
Ein Werkverzeichnis Franks ist in dem Buch von Dr. Walter Heist,
Rudolf Frank. Theatermann - und vieles mehr, Mainz 1980, zu finden.
Den Bestimmungen der Erben entsprechend ist der Nachlaß Dr. Rudolf
Frank ohne Einschränkungen benutzbar. Die geltenden gesetzlichen
Bestimmungen des Urheberrechts sind jedoch zu beachten.
Mainz,
den 12. Dezember 1986
Friedrich Schütz
- Reference number of holding
-
Stadtarchiv Mainz, NL 116
- Extent
-
10 lfm.
- Context
-
Bestände des Stadtarchivs Mainz >> Nachlässe >> Nachlässe nach Nummern, NL 101-150
- Indexentry person
-
Frank, Rudolf
- Date of creation of holding
-
1892 - 1979
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
02.05.2023, 10:16 AM CEST
Data provider
Stadtarchiv Mainz. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1892 - 1979