Bestand
Reichsinstitut für die Geschichte des neuen Deutschlands (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Nach Auflösung der "Historischen Reichskommission" wurde mit Wirkung vom
1. Juli 1935 das Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands mit
Sitz in Berlin begründet. Die 1936 geschaffene Forschungsabteilung
Judenfrage war in München ansässig.
Das
Reichsinstitut unterstand der Aufsicht des Reichsministeriums für
Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung. Es hatte die Aufgabe, "die
neuere deutsche Geschichte, v.a. den Zeitraum zwischen der französischen
Revolution und der nationalsozialistischen Revolution (1789-1933) zu
erforschen und darzustellen", sowohl in Form von Quellen-Publikationen
als auch von selbständigen Darstellungen. Zu den zahlreichen
Forschungsaufträgen zählten u.a.: Auswärtige Politik Preußens 1858 - 1871
(übernommen von der "Historischen Reichskommission"), Geschichte der
Philosophie, Forschungen zur Judenfrage sowie Reich und
Reichsfeinde.
Die Leitung des Reichsinstituts
hatte bis Dezember 1941 Prof. Dr. Walter Frank inne, (kommissarisch)
abgelöst von Dr. Karl Richard Ganzer. In Abwesenheit Ganzers und nach
dessen Tod im Oktober 1943 übernahm Prof. Dr. Erich Botzenhart die
Wahrnehmung der Dienstgeschäfte.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
In den letzten Kriegsjahren
waren wesentliche Teile des Reichsinstitutes nach Göttingen verlagert
worden, darunter Dienst- und Geschäftsakten (dort vernichtet), ein
umfangreiches zeitgeschichtliches Pressearchiv mit biographischen
Sammlungen über zeitgenössische Persönlichkeiten, Teile der
Biographischen Sammlung Steininger mit Material über Hitler, Ludendorff
u.a. prominente Zeitgenossen, Serie von Abschriften aus Papieren des
Oberst Bauer und Teile der Präsenzbibliothek. Die überlieferten
Unterlagen wurden nach Kriegsende der Universität Göttingen übergeben.
Von dort erfolgte 1953 die Abgabe der etwa 27 lfm umfassenden
Zeitungsausschnittsammlung an das Institut für Zeitgeschichte in München,
wo sie später in die dortige Sammlung integriert wurde.
Die in Berlin verbliebenen Akten gelangten ins Berliner Hauptarchiv
(Rep. 300 Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands und Rep.
336 Biographische Sammlung Carl Steininger). 1969 übernahm das
Bundesarchiv die Akten des Reichsinstituts (Rep. 300) und bildete den
Bestand R 1.
Die Handakten Ganzer stammen aus
einer Abgabe des Hauptstaatsarchivs Wiesbaden aus dem Jahre 1974.
Die als "Depot Hamburg - Amerika - Linie" überlieferten
Tagesberichte des HAPAG-Vertreters Arndt von Hotzendorff an den
Generaldirektor Albert Ballin von 1914-1918 waren im Juni 1939 im
Zusammenhang mit Forschungsarbeiten des Oberst Nicolai in das
Reichsinstitut gelangt, wo sie 1945 aus Brandschutt geborgen wurden. 1990
erfolgte die Abgabe der Berichtsserie an das Staatsarchiv Hamburg; dort
wurden sie in das Archiv der HAPAG LLOYD AG integriert. Im Bundesarchiv
sind die Unterlagen auf Film benutzbar.
Archivische Bearbeitung
Das 1945/1948 vom
vormaligen Archivar des Reichsinstitutes Johannes Grandinger erstellte
Verzeichnis wurde in der Folgezeit lediglich durch Ergänzung der
Neuzugänge verändert.
Für die vorliegende
Findbuchfassung sind Klassifikation und Verzeichnung im erforderlichen
Maße überarbeitet worden, in einzelnen Fällen auch verbunden mit
Umsignierungen.
Inhaltliche Charakterisierung:
Akten des Reichsinstituts sind während des Krieges durch Ausbombung und
gezielte Vernichtung weitgehend verlorengegangen.
Die Masse der Überlieferung bilden die Handakten des
Rechnungsbeamten für das Reichsinstitut im Reichsministerium für
Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Amtsrat Klöhn. Aus der
Registratur des Reichsinstituts wurden nur wenige Akten gesichert,
darunter Runderlasse des Ministeriums und das Zugangsverzeichnis der
Bibliothek. Der Bestand enthält zudem einige Manuskripte
wissenschaftlicher Arbeiten sowie Handakten des kommissarischen Leiters
Ganzer.
Erschließungszustand: Findbuch
(2005), Online-Findbuch (2005).
Im Institut für
Zeitgeschichte in München wird eine Zeitungsausschnittsammlung des
Reichsinstituts verwahrt.
Zitierweise: BArch R
1/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 1
- Umfang
-
148 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Kultus, Wissenschaft, Propaganda
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Fremde Archive: IfZ München, Staatsarchiv Hamburg
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: R 4901 Reichsministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung
Amtliche Druckschriften: Schriften des Reichsinstituts für Geschichte des neuen Deutschlands, 1937 ff.(RD 41/2 - 41/17).
Forschungen zur Judenfrage (RD 41/1).
Literatur: Helmut Heiber: Walter Frank und sein Reichsinstitut für die Geschichte des neuen Deutschlands, Stuttgart 1966.
Inventar archivalischer Quellen des NS-Staates, hrsg. von Heinz Boberach, München 1991, S. 274.
- Provenienz
-
Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands, 1935-1945
- Bestandslaufzeit
-
(1888-1897, 1914-1918) 1927-1945
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Reichsinstitut für Geschichte des neuen Deutschlands, 1935-1945
Entstanden
- (1888-1897, 1914-1918) 1927-1945