Bestand
Holtzmann, Robert (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Lebensdaten
(Nach eigenen Angaben und Auskunft
des Bundesarchivs Abteilung Zentralnachweisstelle)
4.5.1883 geboren in Dürrheim, Kreis Villingen/Baden, als Sohn des
damaligen Bergmeisters, späteren Bergrats und Hauptmanns d. L. Karl
Holtzmann und dessen Ehefrau Julie, geb. Obermüller
Volksschule Schussenried, Lateinschule Freudenstadt, Gymnasium
Schwäbisch-Hall und Karlsgymnasium Stuttgart
1903 Eintritt in das Grenadier Regiment Nr. 119/Stuttgart
18.8.1904 Leutnant
16.2.1910
Versetzung in das Infanterie Regiment Nr. 126/Straßburg i.E.
18.8.1913 Oberleutnant
2.2.1914 Ausbildung als Flugzeugführer in den
Rumplerwerken/Berlin-Johannistal
20.7.1914
Flugzeugabsturz, der zu schweren gesundheitlichen Schäden führte (1947
noch 70% Erwerbsminderung)
25.2.1915
Hauptmann
Aug. 1915 Flug in die Türkei mit
anschließender 10-tägiger Orientierung über Flugwesen in der
Türkei,
1. Adjutant der Inspektion der
Fliegertruppe,
Führer mehrerer
Fliegerabteilungen bis Kriegsende
1.3.1919
Beauftragung der Aufstellung der Freiwilligen Flieger-Abteilung der
Division Haas für das Württembergische Kriegsministerium
Mai-Juni 1919 Teilnahme an den Kämpfen in
Bayern
11-3.1920 Abschied als Kommandeur des
Reichswehrfliegerhorstes Böblingen als charakterisierter Major
1922/1923 Kaufmännische Tätigkeit
1923/1924 Nach dem Hitlerputsch in München Aufnahme einer
zunächst rein persönlichen Verbindung zu Ludendorff.
Holtzmann stand damals dem Kreise um v. Gräfe, Wulle, Hennig nahe
und zog in Berlin eine völkische Wehrbewegung auf, die er nach dem
Einzug Ludendorffs in den Reichstag überparteilich leitete und
schließlich in den von Röhm mit dem Einverständnis Ludendorffs
gegründeten Frontbann überführte. Ohne direkte Bindung an die NSDAP
oder die Deutsch-Völkische-Freiheitspartei sah der Frontbann in Hitler
und Ludendorff seine Führer
Führer des Bereichs
Nord (Norddeutschland und Ostpreußen) des Frontbanns
1925, Frühjahr Wegen Unstimmigkeiten zwischen Hitler und
Ludendorff und Einschwenken des Frontbanns auf die Linie der NSDAP
Rücktritt aus der Leitung des Frontbanns.
Eintritt in den hinter Ludendorff stehenden Deutsch-Völkischen
Offizierbund
1.7.1926 bis Propaganda- und
Anzeigenleiter, auch stellvertretender
31.12.1928 Schriftführer bei der Zeitung „Deutsche Wochenschau"
im „Verlag für völkische Aufklärung", Berlin W 35 (die „Deutsche
Wochenschau" war das Organ des Deutsch-Völkischen Offiziersbundes,
herausgegeben von dessen Führern Oberstleutnant a.D. Ahlemann und
Major a.D. Weberstedt. Sie wurden später zum Organ Ludendorffs)
1927 Eintritt in den 1927 begründeten Tannenbergbund,
in dem der Deutsch-Völkische Offiziersbund 1929 restlos aufging
Kreisleiter des Tannenbergbundes in Berlin
1928 Rücktritt als Kreisleiter
Übergabe des Postens an Ahlemann, mit dem Holtzmann mehrfach
Differenzen und Kompetenzstreitigkeiten gehabt hatte
1.1.1929 Übernahme der Führung des Tannenbergbundes Nord-Ost
(„Landesführer" für Berlin, Brandenburg, Pommern, Grenzmark), nachdem
Tannenbergbund und „Deutsche Wochenschau" sich getrennt hatten
Leitung von Umbruch und Druck von „Ludendorffs
Volkswarte" und Überwachung des Drucks aller Ludendorffschriften
1931 Wegen Arbeitsüberlastung Abgabe des Bereichs
Berlin, der als eigener Landesverband begründet wird, an Swoboda
Sept. 1933 Verbot des Tannenbergbundes und von
„Ludendorffs Volkswarte".
Holtzmann
Generalvertreter des Ludendorff-Verlages
1934 -
1936 Beauftragter Ludendorffs in Berlin: Verhandlungen mit der
Wehrmacht (Beck, Frhr. von Fritsch, von Blomberg)
1.8.1936 Offizieranwärter bei Wehrbezirkskommando V, Berlin
1.2.1937 (mit Wirkung vom 01. November 1936) Major
(E) beim Wehrbezirkskommando V, Berlin und
Wehrmeldeamtsleiter des Wehrmeldeamts Berlin-Neukölln
1.2.1938 Major (E) und Stabsoffizier II bei
Wehrbezirkskommando Berlin VII
Sept. 1939 Major
(E) und Stabsoffizier I und II bei Wehrbezirkskommando Berlin
III
1.4.1940 Oberstleutnant (E)
1.8.1941 aktiver Oberstleutnant (Überführung zu den
Truppenoffizieren)
Sept. 1941 Gruppenleiter I
bei der Wehrersatzinspektion Berlin
1.4.1942
Oberst
1945 erzwungene Herausgabe des größten
Teils seiner Akten an einen Beauftragten der Hoover Library unter
Drohung der Beschlagnahmung
Bestandsbeschreibung: Unterlagen
u.a.aus seiner Tätigkeit als Beauftragter Ludendorffs in Berlin
(1934-1936) über den Tannenbergbund, über Ludendorff und die
Ludendorffbewegung "Deutsche Gotterkenntnis". (Stand: 1977)
Inhaltliche Charakterisierung:
Die im folgenden verzeichneten Akten überließ Oberst Holtzmann dem
Bundesarchiv im Dezember 1954 (Zugangsnummer 178/54) gemäß
Hinterlegungsvertrag vom 9./20. November 1954. Sie stammen überwiegend
aus den Jahren 1933 - 1954 und betreffen fast durchweg Angelegenheiten
der Ludendorffbewegung. Die für diese Jahre „so gut wie vollständig"
(Holtzmann in seinem Briefe an das Bundesarchiv 27.06.1954)
vorliegenden Unterlagen sind von besonderer Wichtigkeit, da Holtzmann
als Landesleiter Nordost (Brandenburg, Pommern, Grenzmark) des im
September 1933 verbotenen Tannenbergbundes und danach als
Generalvertreter des Ludendorff-Verlages bis zu dem im Juni 1936
erfolgten Bruche Ludendorff sehr nahe gestanden und in seinem Auftrage
mit der Geheimen Staatspolizei (Himmler, Heydrich) und anderen
Berliner Spitzenstellen des Reichs und der NSDAP, vor allem auch der
Wehrmacht (Beck, Frhr. von Fritsch, von Blomberg) über Angelegenheiten
der Ludendorffbewegung fortlaufend verhandelt hat. Holtzmanns
schriftliche Eingaben an die genannten Stellen und seine Berichte an
Ludendorff über die von ihm geführten mündlichen Verhandlungen haben
in diesen Akten ihren Niederschlag gefunden.
Die Geschichte der Ludendorffbewegung in den Jahren 1933 - 1936
und des Verhaltens Ludendorffs gegenüber dem nationalsozialistischen
Staate kann aus diesen Akten wohl erschöpfend geschrieben werden; auch
fallen höchst bedeutsame Schlaglichter auf das Verhältnis des
nationalsozialistischen Staates zum Christentum und zu anderen
weltanschaulichen Bewegungen. Besonders wichtig sind die Erkenntnisse,
die über die Stellungnahme der Wehrmacht gegenüber Ludendorff und
Ludendorffs gegenüber der Wehrmacht gewonnen werden können, wenn auch
leider kaum Schreiben Becks, des Freiherrn von Fritsch und von
Blombergs vorliegen, da nach einer Mitteilung des Obersten Holtzmann
der schriftliche Weg vermieden worden ist. Es sind jedoch (in Nr. 16)
eine sehr große Zahl von Schreiben Holtzmanns an Beck vorhanden, aus
denen vieles erschlossen werden kann.
Die Akten
aus den Jahren nach 1936, in denen Holtzmann dem Tannenbergbund nicht
mehr angehörte, haben nicht dasselbe Gewicht wie die älteren
Unterlagen. Ihr Wert ist aber dennoch nicht gering. Den wesentlichen
Inhalt der Akten bildet weiterhin das Wirken Ludendorffs und der
Ludendorffbewegung, wobei Vorgänge der Jahre vor 1937 unter den
verschiedensten Gesichtspunkten behandelt und durch spätere Aussagen
erläutert und klargestellt werden. Eine besondere Rolle darin spielt
die Frage, inwieweit Ludendorff Widerstandskämpfer gewesen ist und ob
er, wie Holtzmann behauptete, unter dem Einfluss seiner Frau ab etwa
1936 seinen Frieden mit dem nationalsozialistischen Staat gesucht hat
und aus diesem Grunde mit Oberst Holtzmann und einer Reihe von
weiteren maßgeblichen Vertretern der Ludendorffbewegung brach.
Von den Akten der Jahre vor 1933 konnte Holtzmann nur
wenig retten. 1945 hat der amerikanische Professor John Brown Mason
von der Hoover Library aus Holtzmanns beschlagnahmtem Berliner Haus
sämtliche Akten und Drucksachen, die sich auf den Tannenbergbund und
Holtzmanns Verhältnis zu Ludendorff bezogen, bis auf einen kleinen
anderwärts untergebrachten Teil wegschaffen lassen. Zu einer Erklärung
des Professors J. B. Mason, dass die gesamte Sammlung seinerzeit mit
„Deutschmark und Nahrungsmitteln" bezahlt worden sei, das irgendein
Zwang nicht ausgeübt worden wäre und dass Oberst Holtzmann
insbesondere das Interesse gehabt hätte, die Dokumente sicher aus
Berlin herauszubekommen (s. Nr. 23 vom 08.03.1952), nahm Holtzmann in
einem Schreiben vom 12.03.1952 an das Auswärtige Amt (ebd.)
folgendermaßen Stellung:
„Die mir zugegangene
Antwort, die auf Erklärungen des Herrn Professor John Brown Mason und
Dr. Walter Hasenclever fusst, hat bei mir die stärkste Entrüstung
bewirkt, weil durch die Erklärungen dieser beiden Herren die
Tatsächlichkeit in jeder Hinsicht auf den Kopf gestellt wird.
Die Behauptung, das diese gesamte Sammlung mit
„Deutschmark und Nahrungsmitteln" bezahlt worden sei, weise ich
entschieden zurück. Wahr ist, dass mir Herr Professor Mason für 6
gebundene Jahrgänge „Deutsche Wochenschau" und „Ludendorffs
Volkswarte", die er für sich persönlich haben wollte, kurz vor seiner
Abreise 450 RM auf den Tisch legte, nachdem ich ihm erklärt hatte,
dass ich mich zu einer Preisforderung nicht verstehen kann. Die
Bezahlung meines Materials wurde nicht mit einer Silbe berührt,
geschweige denn, dass ich Geld dafür erhalten hätte. An
Nahrungsmitteln habe ich nicht eine Krume bekommen.
Richtig ist, dass keinerlei Zwang zum Verkauf auf mich ausgeübt
wurde, da von „Verkauf" nie die Rede war. Aber mir wurde
unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass mein Material
beschlagnahmt würde, wenn ich es nicht freiwillig herausgebe.
Die Unterredungen und Verhandlungen wurden bis zu dem
Zeitpunkt, als mir unterbreitet wurde, dass mein Material nach USA
verfrachtet werden sollte, in vollem Einvernehmen geführt; von da an
handelte ich unter Zwang und konnte nur noch gute Miene zum bösen
Spiel machen.
Zu jener Zeit hat bei mir nicht
das geringste Interesse vorgelegen, die Dokumente sicher aus Berlin
herauszubekommen, aber ein Interesse an der Verwertung derselben zum
Vorgehen gegen die Kollektivschuld hatte ich, wobei mir Professor
Mason bereitwilligst Hilfe angedeihen lassen wollte. Wenn es
tatsächlich nur darum gegangen wäre, mein Material aus Berlin in
Sicherheit zu bringen, dann ist mit dieser These die Fahrt des
Professors Mason zu meiner Tochter nach Klosterreichenbach/Schwarzwald
nicht in Einklang zu bringen, woselbst er das dort lagernde Material,
soweit es noch vorhanden war, sich aushändigen lies.
Erneut irgendwelche Anfragen an die Hoover-Bibliothek der
Stanfort Universität in Californien zu richten, muss ich aus Gründen,
die ich in meinem Antrag vom 18.9.1951 ausgeführt habe, ablehnen.
..."
Oberst Holtzmann hat sich mit seinen
Bemühungen um Rückgabe seiner Unterlagen nicht durchsetzen können, und
Akten und Drucksachen aus den Jahren vor 1933, wie auch einiges wenige
der Zeit danach, befinden sich noch heute in der Hoover Library (vgl.
Guide to captured German Dokuments, Hsrg. Weinberg und Epstein, 1952,
S. 28). -
Bei ihrer Abgabe an das Bundesarchiv
befanden sich die Akten in völligem Durcheinander, meist auch waren
Hauptschreiben und Anlagen voneinander getrennt; nur die
Ludendorffbriefe bildeten eine besondere Gruppe. Unter diesen
Umständen wurden die gesamten Briefschaften einschließlich der losen
Anlagen mit Ausnahme der Ludendorffbriefe in einem ersten Arbeitsgange
chronologisch geordnet. Alsdann wurden alle Vorgänge nochmals
durchgesehen und dabei unter gewisse Themata fallende Vorgänge wie
„Verhandlungen mit den Spitzen des Staates und der Partei" (Nr. 15),
„Diskussionen um die Schlacht bei Tannenberg: Verhandlungen mit
Spitzenstellen der Wehrmacht" (Nr. 16), „Entlassung Holtzmanns" (Nr.
17) herausgenommen und in besonderen Aktenbänden vereinigt. Für den
Großteil der Akten (Nr. 1 - 8, 18 - 24) wurde also eine rein
chronologische Ordnung hergestellt, was sich wegen der Einheitlichkeit
der Unterlagen empfahl, die sich ja fast ausnahmslos auf
Angelegenheiten Ludendorffs und der Ludendorffbewegung beziehen. Alle
Anlagen an zugehöriger Stelle einzuordnen, erwies sich als nicht
durchführbar; sie wurden, soweit nicht erkennbar war, zu welchem
Schreiben sie gehörten, nach dem Datum abgelegt.
Dem Eigentümer der im folgenden verzeichneten Unterlagen sind
gemäß Hinterlegungsvertrag vom 9./20. November 1954 vorbehalten:
a) das Recht des Rücktritts vom Vertrage
b) die Genehmigung von Anträgen auf Benutzung der
Archivalien.
Vom 31. Dezember 1974 ab gelten
die Benutzungsbestimmungen des Bundesarchivs.
Koblenz, 1957
Dr. Mommsen,
Archivrat
Zitierweise: BArch N
1079/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch N 1079
- Umfang
-
40 Aufbewahrungseinheiten; 1,6 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Nachlässe und Sammlungen >> Nachlässe >> H
- Provenienz
-
Holtzmann, Robert, 1883-1964
- Bestandslaufzeit
-
1925-1965
- Weitere Objektseiten
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-
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Holtzmann, Robert, 1883-1964
Entstanden
- 1925-1965