Bestand
Spruchgericht Bielefeld (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Die Aburteilung aller Mitglieder derjenigen Organisationen, die vom
Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg für verbrecherisch
erklärt worden waren (Korps der Politischen Leiter, Gestapo, SD, SS)
war in der britischen Zone Aufgabe von besonderen Spruchgerichten.
Spruchgerichtsverfahren fanden zusätzlich zu den in allen Zonen
üblichen Entnazifizierungsverfahren statt. Durch Allgemeine Verfügung
des Präsidenten des Zentral-Justizamtes vom 1. Juni 1947 wurde für
jedes der sechs britischen Internierungslager (Neuengamme, Eselsheide,
Staumühle, Fallingbostel, Recklinghausen und Sandbostel) ein
Spruchgericht errichtet.
Die Spruchgerichte
bildeten den ersten Rechtszug bzw. die erste Instanz in der
Spruchgerichtsbarkeit. Die Spruchkammern bestanden in mündlichen
Verhandlungen aus einem Vorsitzenden mit Befähigung zum Richteramt
sowie zwei ehrenamtlichen Schöffen. Die Mitglieder der Spruchgerichte
durften weder der NSDAP angehört, noch in einer Gliederung der NSDAP
ein Amt bekleidet haben.
Für das Lager
Eselsheide wurde das Spruchgericht Bielefeld gebildet. Es bestand
zunächst aus zwanzig Spruchkammern. Die Anzahl der Spruchkammern
schwankte im Verlauf der Zeit und nahm gegen Ende der Tätigkeit der
Spruchgerichte immer mehr ab. Im Jahr 1949 begann ein schrittweiser
Abbau der Spruchgerichtsbarkeit. Ab 1. April 1950 existierte - neben
dem Obersten Spruchgerichtshof im Hamm - nur noch das Spruchgericht
und die Anklagebehörde in Bielefeld. Die Abwicklung wurde durch eine
nicht veröffentlichte Verwaltungsvereinbarung der Länder der
ehemaligen britischen Zone vom 20. Januar 1957 geregelt.
Bestandsbeschreibung:
Bestandsgeschichte
Die Akten des Spruchgerichts
sind 1973 über die Staatsanwaltschaft bei dem Landgericht Bielefeld
ins Bundesarchiv gelangt.
Archivische Bewertung
und Bearbeitung
Die Überlieferung besteht aus
Verfahrensakten und einigen Generalakten. Die Verfahren sind über
einen Personenindex nach Namen recherchierbar.
Inhaltliche Charakterisierung:
Verfahrensakten (7236), Generalakten (166). Die Mehrzahl der Verfahren
richtete sich gegen Ortsgruppen- und Kreisleiter sowie Angehörige von
Gestapo, SD und SS mit entsprechenden Rängen, doch sind z.B. auch
mehrere Gauleiter, höhere Ministerialbeamte und Förderer der NSDAP aus
dem Bereich der Wirtschaft vertreten. Zu den Generalakten siehe auch Z
42 I.
Erschließungszustand:
Vollständig erschlossen; Online-Findbuch für die Generalakten. Zu den
Verfahrensakten liegt ein alphabetischer und nummerischer Index
vor.
Zitierweise: BArch Z
42-IV/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch Z 42-IV
- Umfang
-
7437 Aufbewahrungseinheiten; 107,0 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Westalliierte Besatzungszonen (1945-1949) >> Justiz
- Provenienz
-
Spruchgericht Bielefeld, 1947-1949
- Bestandslaufzeit
-
1946-1949
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
Bundesarchiv. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Spruchgericht Bielefeld, 1947-1949
Entstanden
- 1946-1949