Bestand

Direktion des Lippischen Lehrerseminars in Detmold (Bestand)

Allgemeine Verwaltung 1780-1925 (38); Lehrkräfte 1781-1924 (18); Ausbildung 1780-1925 (26); Taubstummenanstalt 1841-1904 (25); Verschiedenes 1783-1925 (9).

Bestandsgeschichte: 1781 Schullehrerseminar zu Detmold errichtet; 1925 als Lippisches Lehrerseminar geschlossen.

Form und Inhalt: Das Lippische Lehrerseminar in Detmold wurde von Graf Simon August und seiner Frau Casimire 1780/81 gegründet; dabei war lt. Wehrmann Casimire die treibende Kraft. Es steht in einer Reihe von 23 vergleichbaren Anstalten, die seit den 1730er Jahren in Deutschland gegründet wurden und im Geiste des "Zeitalters der Aufklärung" zur Hebung der Volksbildung und zur Entwicklung des jeweiligen Landes beitragen sollten.

Im Seminar wurden die Schullehrer für die Elementarschulen in Lippe ausgebildet. Sie erhielten untgeltlich Unterricht, zum Teil auch Unterkunft, Kost und Kleidung. Als Gegenleistung gaben die Seminaristen Insassen des Detmolder Waisenhauses und Schülern der Erwerbsschule Unterricht im Lesen, Schreiben und Rechnen. Zum Lehrplan der Seminaristen gehörten neben den klassischen Fächern auch Religionsunterricht, Naturgeschichte, Gesang und Klavierspiel, didaktische Grundsätze, aber auch klassische Fächer wie etwa Landwirtschaft. In regelmäßigen Abständen wurden die Seminaristen geprüft, zusätzlich wurden "Conduiten-Tafeln" geführt, auf denen Negativpunkte wie "Unreinlichkeit" und "Unordnung" vermerkt wurden. Damit sollte neben der fachlichen Ausbildung auch insgesamt erzieherisch auf den Charakter der zukünftigen Lehrer eingewirkt werden1) .

Nach der Prüfungsordnung für die Volksschullehrer vom 9. März 1876 bescheinigte die Entlassungsprüfung aus dem Seminar die Qualifikation zur provisorischen Verwaltung eines Schulamtes oder zur Verwendung als Hilfs- oder Nebenlehrer; spätestens 5 Jahre danach sollte die 2. Prüfung zum Erwerb der Qualifikation für eine Hauptlehrerstelle stattfinden (Wolf S. 105).

1886 gründete der Seminaroberlehrer Burre eine Präparandenanstalt, in der junge Leute auf das Seminar vorbereitet werden sollten (Kittel, S. 250, s.a. Tit. I Nr. 16). Der Unterricht fand ab 1891 im Seminargebäude statt, 1908 wurde die Anstalt verstaatlicht.

Von 1847 bis 1904 war im Seminargebäude auch die Taubstummenschule untergebracht2). Schon 1827 war der Lehrer Flügel zur Erlernung der Methodik des Taubstummenunterrrichts nach Münster geschickt worden. Ab 1830 wurde im Seminar nebenbei jeweils ein taubstummes Kind unterrichtet, auch um die Seminaristen später auf dem Lande zum Umgang mit solchen Kindern zu befähigen. Flügel wurde 1841 zum Taubstummenlehrer ernannt. Nach Bewilligung der notwendigen Mittel durch den Landtag wurde dann 1847 die Taubstummenschule für die nunmehr 9 Kinder eingerichtet. Nach Gründung einer Taubstummenstiftung wurde eine eigenes Heim erbaut und 1905 bezogen; zugleich erfolgte die völlige Trennung vom Seminar.

Das Lehrerseminar bestand bis 1925. Dann wurde es als Folge der von der Reichsverfassung von 1919 geforderten Reformen der Lehrerausbildung geschlossen; bis dahin hatte das Institut etwa 1230 Aspiranten aufgenommen und zu Lehrern ausgebildet (Wolf, S. 171).


Bei der vorliegenden Datei handelt es sich um die Abschrift eines Aktenverzeichnisses wohl aus den 1930er Jahren ohne Verfasserangabe und Datum. Die Eingabe in VERA erfolgte durch Susanne Sprenger aus Detmold im Jahre 2008 im Rahmen des Programms zur Digitalisierung von Findmitteln.


Detmold, im Oktober 2009
gez. Arno Schwinger


Anm:)
1) Vorstehender Absatz nach: Frauenzimmer Regentin Reformerin. Fürstin Pauline zur Lippe 1802 - 1820. Begleitband zur Ausstellung des NW Staatsarchivs Detmold, Hrsg. Jutta Prieur. Detmold, NHV für das Land Lippe, 2002, S. 94.

2) Erich Kittel, Geschichte der Stadt Detmold. Detmold 1953. S. 239.

Bestandssignatur
L 106 A
Umfang
17 Kartons = 116 Archivbände 1780-1925. - Findbuch: L 106 A.
Sprache der Unterlagen
German

Kontext
Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe (Archivtektonik) >> 1. Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe >> 1.1. Land Lippe (bis 1947) >> 1.1.2. Verwaltung, Justiz >> 1.1.2.4. Kirchen- und Schulverwaltung, Bildungseinrichtungen >> 1.1.2.4.3. Schule, Kultur und Bildung
Verwandte Bestände und Literatur
Burre, Wilhelm, Das Lippische Lehrer-Seminar, Detmold 1925; Rauschenbach, Leo, Das Seminar in Detmold als pädagogische Anstalt, in: Lippische Mitteilungen, 35 (1966), S. 122-168.

Wilhelm Burre, Das lippische Lehrerseminar. Detmold 1925
Leo Rauschenbach, Das Seminar in Detmold als pädagogische Anstalt, in: Lippische Mitteilungen 35, 1966, S. 122-168
Volker Wehrmann, Die Aufklärung in Lippe. Ihre Bedeutung für Politik, Schule und Gesellschaft. Detmold 1972 (Kapitel: Die Lehrerbildung - Idee und Wirklichkeit / S. 125-145).
Volker Wehrmann, Die Schule in Lippe von 1800 - 1945 in Bildern, Dokumenten und grafischen Darstellungen. Ausstellungskatalog, Detmold 1980.
Martin Wolf, Geschichte der lippischen Volksschule, Lemgo 1964
Quellen / Bestände des Landesarchivs:
- L 65 Nr. 252 ff.
- L 75 VII. 3. 1 - 8, VII. 6. 6
- L 77 A, Gliederungspunkte B 11, D 11 e, f
- L 79 Nr. 4127 ff.
- L 92 A, Gliederungspunkt 7.1. ff.
- L 106 B
- D 72 Petri (Friedrich Simon) Nr. 19

Bestandslaufzeit
1780-1925

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Letzte Aktualisierung
23.06.2025, 08:11 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1780-1925

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