Bestand

Albert Schulze Vellinghausen (Bestand)

Inhalt: Provenienz:
Der Bestand wurde am 18.11. und 20.11.1997 von Christoph Vowinckel abgegeben (Übergabeprotokoll liegt vor, Ordner Bestände IV). Bereits 1994 fand eine Abgabe einzelner Dokumente statt. Der Vertrag wurde am 20.09.1999 unterzeichnet. Der Bestand setzte sich wie folgt zusammen (Behältnisse): 1 Karton; 4 Falt-Ordner; 6 Ringordner; 13 Mappen; 1 Kassette, stoffbezogen; 9 Aktenordner, Zeitungsseiten; 14 Bücher, Kataloge; 50 Hefte, Broschüren; 3 lose Manuskriptseiten (aus „Schrank“). Die "Briefe eines Freundes/Feldpost bis 1952" waren in einem separaten Karton aufbewahrt, die Briefe von und an ASV in einzelnen Ordnern. In der stoffbezogenen Kassette befanden sich wahrscheinlich Unterlagen und Briefe an ASV von 1965-67 (zuvor Akte VI 1,2).
Nachträglich wurde eine Kiste mit Unterlagen von ASV und der documenta foundation übernommen.
Am 10.07.2014 übergab Christoph Vowinckel an Brigitte Jacobs van Renswou M. A., wissenschaftliche Mitarbeiterin des ZADIK, drei Aktenordner mit Dokumenten zu Ankäufen für die Sammlung, 1957 - 1967 (G4, V, 28) und Unterlagen zur Testamentvollstreckung (G4, V, 29).

Geschichte: Prof. Albert Schulze Vellinghausen = A.S.V (1905-1967)
Pseudonyme: Lambert Einhaus, Friedrich Zephir, C 4, Lynkeus

ASV gründete nach einem Studium der Rechtswissenschaft, Kunstgeschichte und Archäologie (seit 1926) die "Bücherstube am Dom" in Köln. 1949 bis 1953 arbeitete er als Theaterkritiker für den Düsseldorfer "Mittag", seit 1953 war er als Kritiker der FAZ tätig. Bereits in der "Bücherstuben"-Zeit unterstützte er von den Nationalsozialisten ausgegrenzte Künstler durch Ankäufe. Im Nachkriegsdeutschland hat er sich als Sammler und Kritiker in außergewöhnlicher Weise für die kulturelle Entwicklung des Ruhrgebiets eingesetzt. Er begleitete die 1948 in Recklinghausen gegründete Künstlergruppe "junger westen", zu der Künstler wie Emil Schumacher, H.A.P. Grieshaber, Thomas Grochowiak, Heinrich Siepmann und Fritz Winter zählen. Er führte Eugène Ionesco und Jean-Paul Sartre in Deutschland ein und engagierte sich als Theaterkritiker für das Bochumer Theater und die Ruhrfestspiele in Recklinghausen. 1964 bis 1967 stellte er seine Kunstsammlung in dem geerbten Haus Kley in Dortmund aus, einem Ort, den er nicht nur bewohnte, sondern auch als einen öffentlichen Raum für Theater, Kunst, Literatur und Musik nutzte. 1965 wurde ihm der Professorentitel verliehen. Nach seinem Tod vermachte er seine Kunstsammlung dem Kunsthistorischen Institut der Ruhr-Universität Bochum.

Biografie:
Friedrich Heinrich Albert Schulze Vellinghausen wurde am 30. Mai 1905 in Bochum-Werne in eine Familie der "Ruhraristokratie" geboren. Sein Vater war Bergwerksdirektor, die Mutter verfügte über landwirtschaftlichen Grundbesitz.
Ab 1924 studierte er Jura und französische Linguistik in Genf, später in Freiburg, München und Köln; 1926 wechselte er zu Kunstgeschichte und Archäologie bzw. Kunstgeschichte, Geschichte und Philosophie (die Angaben hierzu variieren). In Bonn war er Schüler von Paul Clemen und Wilhelm Worringer, in Wien studierte er bei Julius von Schlosser. Der Kontakt mit jenen Lehrern und weiteren Persönlichkeiten, etwa Ernst Robert Curtius, und zahlreichen Künstlern sowie Schriftstellern prägten ihn nachhaltig. Nach seinem Studium ging er zuächst nach Berlin und Wien, Anfang der 30er Jahre nach Köln. Dort war er Mitgründer bzw. Teilhaber der Bücherstube am Dom. Während der NS-Zeit ab 1932/33 und der Kriegsjahre arbeitete er als Buchhändler. Im Sommer 1940 wurde er zum Kriegsdienst eingezogen. Da nicht kriegstauglich, kämpfte Schulze Vellinghausen jedoch nie an der Front, sondern war als Dolmetscher in einem Gefangenenlager nördlich von Recklinghausen eingesetzt. Sein privater Wohnsitz war zu dieser Zeit der Paulinenhof in der Nähe von Hervest-Dorsten. Im Juli 1944 heiratete ASV die Künstlerin Marie Luise von Rogister.
Schulze Vellinghausen begann zwar recht früh mit dem Schreiben - er verfaßte kurze Erzählungen, schwankhafte Theaterstücke für Feiern im Freundes- und Familienkreis, vor allem aber Gedichte - veröffentlichte jedoch keines dieser Werke. Erst ab 1947 begann er, journalistisch für die Züricher Tat und den Berliner Kurier zu arbeiten. In den Jahren zwischen 1949 und 1953 war er als Theaterkritiker des Düsseldorfer Mittag tätig, und ab 1953 schrieb er als Kulturreferent für Nordrhein-Westfalen bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und es waren die in dieser Funktion verfaßten Kritiken, die seinen Ruf begründen. Zu den regelmäßigen Beiträgen in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung traten seit den 60er Jahren verstärkt Eröffnungsreden und Katalogtexte zu Ausstellungen moderner und junger, deutscher und internationaler Kunst hinzu.
Ab 1964 wohnte ASV auf dem von der Mutter ererbten Gutshof Kley bei Dortmund; hier baute er seine persönliche Kunstsammlung auf, die er später als kleines Museum zugänglich machte und im Jahr 1967 der Ruhr-Universität Bochum stiftete.
1965 wurde ihm anlässlich seines 60. Geburtstages durch den Kultusminister von Nordrhein-Westfalen der Professorentitel verliehen - gewissermaßen als Würdigung für sein Gesamtwerk. Im selben Jahr wurde er auch in den PEN-Club aufgenommen; außerdem war er Mitglied der Internationalen Kunstkritikervereinigung AICA (Association Internationale des Critiques d'Art). ASV, der sich trotz einer Herzkrankheit nicht schonte, sondern beständig weiterarbeitete, starb am 23. Mai 1967 in Dortmund.
Schulze Vellinghausen hat nur wenige eigenständige Buchpublikationen hinterlassen: abgesehen von vereinzelten monographischen Beiträgen u.a. über Maria Wimmer, Hann Trier und Walter Linck entstanden aus der Fülle von Artikeln lediglich die Zusammenstellung Theaterkritik 1952-1960 und ein Kompendium. Seine Schriften zur Kunst, Anspielungen - 7000 Jahre Kunst spiegeln sich in Reden, Kritiken und Aufsätzen wider. Außerdem war er Mitherausgeber des Bandes Der Junge Westen - Deutsche Kunst nach Willi Baumeister.

Eigene Publikationen:
"Anspielungen - Ausgewählte Reden, Aufsätze, Kritiken zur bildenden Kunst, Literatur, Archtitektur etc." (Friedrich Verlag, 1962)

Zu zitieren als: Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels ZADIK, Köln, G 4,...

Lagerort: ZADIK, Magazin

Reference number of holding
G004
Extent
9 Regalmeter

Context
Zentralarchiv des internationalen Kunsthandels e.V. ZADIK (Archivtektonik)
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Literatur:

Provenance
Christoph Vowinckel
Former provenance
Albert Schulze Vellinghausen, Christoph Vowinckel

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Last update
24.04.2025, 11:09 AM CEST

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  • Bestand

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  • Albert Schulze Vellinghausen, Christoph Vowinckel

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