Bestand

Rechtsanwaltskammer Karlsruhe: Personalakten (Bestand)

Überlieferungsgeschichte

Das Ausscheiden der beamteten Anwälte aus dem badischen Staatsdienst im Zuge der Justizreform führte zur Gründung der Badischen Anwaltskammer im Jahr 1865. Als Selbstverwaltungsorganisation aller Rechtsanwälte ihres Zustängigkeitsbereichs hatte sie u.a. die Aufgabe, die Einhaltung der Berufspflichten der Anwälte zu überwachen, die Zulassung zu ihrer Tätigkeit und deren Entzug zu regeln, die berufspolitischen und wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten, Kunden zu vermitteln und Konflikte zwischen den Mitgliedern und ihren Mandanten zu schlichten. Nachfolgeorganisation der Badischen Anwaltskammer war nach dem Krieg in Nordbaden die Rechtsanwaltskammer Karlsruhe. Diese übergab 2001 dem Generlallandesarchiv ihre älteren Personalakten.

Inhalt und Bewertung

Von der Überlieferung der Badischen Anwaltskammer haben sich nur die Personalakten der badischen Kammermitglieder aus den Jahren 1933-1945 erhalten. Zur Kammer gehörten auch die Anwälte der 1941 annektierten elsässischen Landgerichtsbezirke. Von historischem Wert sind weniger die Anträge auf Zulassung, Erhebung der Migliederbeiträge und Austritte, als vielmehr die mit überlieferten Gutachten nationalsozialistischer Stellen zur politischen Zuverlässigkeit oder Protokolle von Ehrengerichtsverfahren. Die auf Einkommensangaben beruhenden Beitragserhebungen dokumentieren den schrittweisen wirtschaftlichen Ruin jüdischer Rechtsanwälte im NS-Staat. Bei den Akten, die über 1945 hinausgehen, handelt es sich meist um jüdische Wiedergutmachung, seltener um Anträge auf Lastenausgleich.

Vorbemerkung: Die Badische Anwaltskammer wurde 1865 gegründet; damals schieden die bis dahin beamteten Anwälte als Staatsdiener aus. In der Überlieferung der nordbadischen Nachfolgeinstitution, der Rechtsanwaltskammer Karlsruhe, haben sich als älteste Registraturschicht nur die Personalakten der Kammermitglieder von 1933 bis 1945 erhalten. Da Zwangsmitgliedschaft bestand, schlagen sich in den Akten vor allem Anträge auf Zulassung, Erhebung der Mitgliedsbeiträge und Ausscheiden aus der Kammer nieder. So scheinen die in der Regel sehr dünnen Akten zunächst wenig Information zu bieten. Durch die Personalbögen, die Gutachten nationalsozialistischer Stellen zur politischen Zuverlässigkeit oder Protokolle von Ehrengerichtsverfahren besitzen die Akten jedoch zum Teil erheblichen Quellenwert. An den Beitragserhebungen - die auf Einkommensangaben beruhen - dokumentiert sich der schrittweise wirtschaftliche Ruin jüdischer Rechtsanwälte im NS-Staat. Wenn die Laufzeit der Akten über 1945 hinausgeht, handelt es sich meist um Wiedergutmachungsanträge, seltener um Anträge auf Lastenausgleich. Stellvertretend für die zahlreichen jüdischen Verfolgten seien die Namen Max Hachenburg und Ludwig Marum genannt. Der Bestand wurde von der Rechtsanwaltskammer ohne Verzeichnis eingeliefert. Frau Rumbler fertigte unter Anleitung des Unterzeichneten die Titelaufnahmen. Karlsruhe, im Januar 2002 Konrad Krimm

Konversion: Im Jahr 2015 wurde das Findmittel konvertiert. Die Endredaktion führte Sara Diedrich im April 2016 durch.

Bestandssignatur
Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe, 69 Rechtsanwaltskammer
Umfang
293 Akten

Kontext
Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Generallandesarchiv Karlsruhe (Archivtektonik) >> Nichtstaatliches Archivgut >> Archive von Anstalten, Körperschaften und Stiftungen >> Berufsständische Vereinigungen >> Rechtsanwaltskammer Karlsruhe

Bestandslaufzeit
1933-1945 (1993)

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:03 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1933-1945 (1993)

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