Bild
Sklavenmarkt
1833 war der französische Maler Horace Vernet erstmals nach Algerien gereist. Nach seiner Rückkehr schwärmte er: »Gewiß, Rom entflammt nach wie vor das Genie der Künstler, aber welche Ergriffenheit bemächtigte sich erst ihrer, wenn sie durch ein Volk angeregt würden, das seit so vielen Jahrhunderten seine alten Bräuche beibehalten hat« (zit. nach: Die Gründung der Nationalgalerie in Berlin, Köln 2013, S. 153). Neugier und Begeisterung für das Fremde spricht aus diesen Worten, und doch blieb Vernet in seinen orientalischen Genre- und Historienbildern ganz europäischen Sichtweisen verhaftet, malte ein Land voller Exotik, Gefahr und Sinnenfreude. Das durch zahlreiche Reproduktionen weithin bekannte Bild »Marchand d’esclaves« zeigt das in der Orientmalerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts so beliebte Thema des Sklavenmarkts. Es entstand 1836 im Auftrag von Jean Pierre Marie Jazet, der es 1837 dem Kunsthändler Louis Friedrich Sachse für die Sammlung des Berliner Bankiers Wagener verkaufte. Mittelpunkt des Bildes ist eine junge Odaliske, eine geistige Schwester jener Haremsdienerin, die Jean-Auguste-Dominique Ingres 1814 auf die Leinwand gebannt hatte (Musée du Louvre, Paris). Modell saß Vernet dafür vermutlich Olympe Pélissier (1799–1878), seine damalige Geliebte und geschätztes Modell unter französischen Künstlern, die später Gioachino Rossini ehelichte. Sie, die dem damaligen Schönheitsideal der europäischen Betrachter so vollkommen entsprach, interessiert den dunkelhäutigen Herrn in hellem Kaftan allerdings wenig. Sein kritischer Blick gilt der nackten, am linken Arm tätowierten Afrikanerin. Zeitgenössische Diskurse über die Andersartigkeit und Ästhetik heller und dunkler Haut dürften der Gegenüberstellung beider Frauen genauso zugrunde liegen wie die Ikonographie des ›bon sauvage‹ der Darstellung des so aufrecht im Kontrapost stehenden, stoischen Arabers. | Regina Freyberger
- Standort
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Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
- Inventarnummer
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W.S. 244
- Maße
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Höhe x Breite: 65 x 54 cm
Rahmenmaß: 85,5 x 75,5 x 10 cm
- Material/Technik
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Öl auf Leinwand
- Ereignis
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Erwerb
- (Beschreibung)
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1861 Vermächtnis des Bankiers Joachim Heinrich Wilhelm Wagener als Gründungssammlung der Nationalgalerie
- Ereignis
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Herstellung
- (wann)
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1836
- Letzte Aktualisierung
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08.08.2023, 11:02 MESZ
Datenpartner
Alte Nationalgalerie. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bild
Beteiligte
Entstanden
- 1836