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Frau Hedwig Woworsky, geb. Heckmann

Der Nachruf des Kunstkritikers Hans Rosenhagen auf den einstigen Modemaler und begehrten Porträtisten vornehmer Damen der Gesellschaft im Berlin der Gründerjahre, Carl Gussow, war vernichtend: »Niemand hätte in jenen Jahren zu sagen gewagt, daß es nicht Kunst sei, was Gussow mache; […] Heut denkt man anders über die Ziele und Aufgaben der Kunst und findet Gussows Malerei schon darum unerträglich, weil diese eine trivial gesehene Natur, noch dazu mit Unterstreichungen der Trivialität, gibt. […] Auf jedem seiner Werke, die Anspruch darauf erheben, Bilder genannt zu werden, gibt es mitten darin ein grelles Krapprot, ein schmetterndes Gelb, ein blendendes Weiß oder sonst eine Farbe, die in einer falschen Tonart Lärm macht und so die Aufmerksamkeit auf sich zieht« (H. Rosenhagen, Karl Gussow, Zur Gedächtnis-Ausstellung der Königl. Akademie der Künste zu Berlin, 1907, Zeitungsausschnitt in: SMB-ZA, Künstlerdokumentation Gussow). Carl Gussow gehörte wie Ludwig Knaus und Otto Knille zu den von Direktor Anton von Werner an die Berliner Kunstakademie berufenen Lehrern. Sein robuster Realismus, ohne Scheu vor dem gemütvollen Genre (»Das Kätzchen«, 1876, Walker Art Gallery, Liverpool) und zugleich von fast fotografischer Wirklichkeitsnähe, traf auf Bewunderung wie Empörung. Gussows prosaische Gegenwartsbilder standen der spätromantisch-idealistischen wie der neoklassizistischen Kunst verwirrend entgegen. Hedwig Woworsky (1851–1939) war das einzige Kind des ältesten Sohnes August (1822–1896) von Carl Justus Heckmann (1786–1878), des Begründers einer der bedeutendsten Industriellenfamilien des 19. Jahrhunderts in Berlin. Der Aufstieg der Familie begann mit der Entwicklung von Destillierapparaten zur Herstellung von Kartoffelschnaps. Ab 1836 gab es das Heckmannsche Kupfer- und Messingwalzwerk vor dem Schlesischen Tor. Die Enkelin Hedwig heiratete den damals bekannten Operntenor Anton Woworsky. Mitglieder der Familie Heckmann dienten Theodor Fontane als Vorbilder zu Personen seines Romans »Frau Jenny Treibel« (1892). | Angelika Wesenberg

Vorderseite | Fotograf*in: Andres Kilger

Public Domain Mark 1.0 Universell

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Standort
Alte Nationalgalerie, Staatliche Museen zu Berlin
Inventarnummer
A II 810
Maße
Höhe x Breite: 138,5 x 98 cm
Rahmenmaß: 157,5 x 113 x 10 cm
Material/Technik
Öl auf Holz

Ereignis
Erwerb
(Beschreibung)
1933 Geschenk der Dargestellten, Berlin
Ereignis
Herstellung
(wer)
(wann)
1878

Letzte Aktualisierung
08.08.2023, 11:02 MESZ

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Objekttyp

  • Bild

Beteiligte

Entstanden

  • 1878

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