Bestand

Familie Ernst Friedrich Scheller (Bestand)

Bestandsbeschreibung: Tektonikgruppe:
4. Vor- und Nachlässe

Bestandsnummer:
StAFF 6-020
Laufzeit:
1816-1905

Bestandsart:
Schriftgut
Friedrich Ernst Scheller war am 15.11.1791 als Sohn eines Rittergutsbesitzers im thüringischen Klettenberg geboren worden. Ab 1809 studierte er in Göttingen Rechtswissenschaften. Nach dem Abschluss 1813 war er zunächst als Anwalt tätig, avancierte jedoch schnell 1814 zum Richter in Aachen und 1816 zum Präsident des Gerichtshofes in Krefeld. 1820 wechselte er als Oberlandesgerichtsrat nach Halberstadt. Ab 1826 war er beim preußischen Justizministerium in Berlin beschäftigt, seit 1830 im Rang eines Geheimen Obertribunalrats. Im Jahr 1836 wechselte er als Präsident des Appellationsgerichts nach Frankfurt (Oder).

Seine parlamentarische Laufbahn begann am 18. Mai 1848 mit seiner Wahl in die Frankfurter Nationalversammlung. Er gehörte der Zentrumspartei und der Fraktion Casino an. Er wirkte dort in drei Ausschüssen mit, dem Ausschuss für den Entwurf einer Reichsverfassung, dem Ausschuss für die Erarbeitung eines Gesetzes über die Ministerverantwortlichkeit sowie im Ausschuss für die Einleitung der Untersuchung gegen die Abgeordneten Robert Blum und Johann Georg Günther. Von 1849 bis 1850 gehörte er der Ersten Kammer des Preußischen Landtags an. In Frankfurt (Oder) wurde er 1862 zum Wirklichen Geheimen Oberjustizrat befördert. In den Ruhestand ging er 1869 und starb in Frankfurt (Oder) im gleichen Jahr am 21. Dezember.

Der Nachlass der Familie Scheller entspringt dem von Dr. Martin Knapp in München aufgebauten Familienarchiv Knapp. Ernst Friedrich Scheller war über seine erste Ehefrau, Augusta Johanna Pott, mit der Familie Knapp verwandt. Der Nachlass umfasst daher überwiegend den Schriftwechsel zwischen der Familie Scheller und der Familie Knapp. Darüber hinaus sind private Dokumente und Bilder der Kinder Hermann, August und Julie Scheller aus erster Ehe sowie von Tochter Emilie aus zweiter Ehe mit Emma Boelling, überliefert. Über die juristische und parlamentarische Tätigkeit von Ernst Friedrich Scheller ist im Nachlass kaum etwas enthalten, lediglich zwei Druckwerke sind überliefert. Tochter Julie Scheller hatte die Biographie ihres Vaters in einem schriftstellerischen Werk verarbeitet.

Der Bestandsbildner Dr. Martin Knapp hatte eine Liste der überlassenen Archivalien erstellt. Diese Liste war die Grundlage für die Verzeichnung durch Stadtarchivarin Elfriede Schirrmacher auf Karteikarten im Jahr 1967. Schirrmacher überführte die beiden Druckwerke in die Archivbibliothek. In den 1990er Jahren erfolgte die Retrokonvertierung durch ABM-Kräfte. Dabei sind Eingabefehler gemacht worden. Im Jahr 2022 ist die Verzeichnung von Dr. Denny Becker überarbeitet worden. Titel und Enthält-Vermerke wurden neu gebildet, das Signaturenschema vervollständigt und der Bestand konservatorisch bearbeitet.

In der hiesigen Archivbibliothek finden sich einige wenige Zeitungsartikel über Ernst Friedrich Scheller. Eine Akte des Konstitutionellen Vereins enthält eine Rede Schellers bezüglich der Abschaffung der Todesstrafe von 1848/49 (Vgl. StAFF 3-801 BA I Tit. 29 Nr. 29). In einer Akte der Vereinigten Kaufmannschaft ist die Ehrung Schellers anlässlich seines 50jährigen Amtsjubiläums 1863 überliefert (Vgl. StAFF 1-201 BA I Tit. 26 Nr. 51). Das Familienarchiv Knapp ist von Dr. Martin Knapp im Jahr 1960 dem Landeskirchlichen Archiv Stuttgart überlassen worden.

Auch wenn im Nachlass nur wenig über das politische Leben des Demokraten Schellers überliefert ist, bietet der Bestand dennoch einen Einblick in die Denkweise und Lebenswelt einer bildungsbürgerlichen Familie des 19. Jahrhunderts.


Frankfurt (Oder), im August 2022


Dr. Denny Becker
(Wissenschaftlicher Archivar)

Literatur: - Joachim Winkler: Friedrich Ernst Scheller in Mitteilungen Frankfurt (Oder), Heft 1/1998, Historischer Verein zu Frankfurt (Oder) e.V., S. 30-31
- Das seltene Fest der 25jährigen Amtstätigkeit feierte der Appellationsgerichts-Chef-Präsident Dr. Friedrich Ernst Scheller, in: Frankfurter Patriotisches Wochenblatt 1861, Bd. 2, S. 1142
- Zum 100. Geburtstag von Dr. Scheller, ehem. Chefpräsident des Oberlandesgerichtes Frankfurt an der Oder, in: Frankfurter Oderzeitung vom 18. September 1891

Zitierweise: Bestandsnummer zzgl. Archivaliensignatur, bspw.: StAFF 6-020 - BA VI 127

Reference number of holding
StAFF 6-020
Extent
0,2 lfd. Meter, 13 AE / 15 VE

Context
Stadtarchiv Frankfurt (Oder) (Archivtektonik) >> Vor- und Nachlässe

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Last update
17.06.2025, 10:21 AM CEST

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