Akten | Bestand
Nachlass Frauenholz, Eugen von (1882-1949) (Bestand)
Vorwort: Vita Eugen von Frauenholz (geb. 17.8.1882 in München, gest. 5.1.1949 in Landshut, nachträgliche Verleihung eines im Jahr 1601 verliehenen Adelstitels im Jahr 1926) war zeit seines Lebens dem Militär verbunden. Er absolvierte die Kriegsschule und diente vor dem Ersten Weltkrieg im 2. Schwere-Reiter-Regiment. In den Jahren 1909/1910 und 1912 nahm er am spanischen Marokko-Feldzug teil. 1913 begann er die Ausbildung an der Kriegsakademie, als dann der Erste Weltkrieg ausbrach. Im Krieg kämpfte und wirkte Frauenholz an mehreren Stellen und Fronten: Ordonnanzoffizier beim Generalkommando des I. Armee-Korps, Kompanieführer im Infanterie-Leib-Regiment (Kämpfe in Lothringen), Eskadronführer im 2. Schwere-Reiter-Regiment (Kämpfe in Nordfrankreich und Belgien, dann in Kurland und Litauen). Die letzten Jahre des Krieges diente er erneut im Generalkommando des I. Armee-Korps, als Kommandeur des II. Bataillons des Reserve-Infanterie-Regiments 4 und schließlich im Kriegsministerium. Am 24.12.1918 wurde Frauenholz aus dem aktiven Dienst entlassen. Ende 1918 erhielt er den Charakter als Major, zuvor war er im Jahr 1915 zum Rittmeister befördert worden. Nach dem Ersten Weltkrieg studierte Frauenholz an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und promovierte dort. Seit Ende der 1920er-Jahre wirkte er an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und als Honorarprofessor an der Universität München. Frauenholz lehrte und veröffentlichte rege zur Kriegs- und Heeresgeschichte, was ihn zwischen 1919 und 1939 oft an historische Schlachtfelder führte. Daneben zeigte er sich als reisefreudiger Bildungsbürger mit nahen und fernen Zielen: Spanien mitsamt den Kanarischen Inseln, Südengland, Italien und der Türkei, Nordafrika (Marokko, Tunesien, Libyen, Ägypten), das vormalige Abessinien (Eritrea und Äthiopien), Mittelamerika (Kuba und Mexiko) bis hin nach Südostasien (Sri Lanka, Sumatra, Malaysia und Singapur). Es ist eine Erwähnung wert, dass im Gegensatz zu der sehr umfangreichen Bildsammlung nur ein einziges Porträtbild von Eugen von Frauenholz selber greifbar ist, von 1901 als Fahnenjunker im 4. Infanterie-Regiment (Porträtsammlung: BayHStA, P III 1064). Im ganzen Internet ist kein Bild von Frauenholz auffindbar. Überlieferung Der Nachlass von Eugen von Frauenholz in der Abt. IV Kriegsarchiv des Bayerischen Hauptstaatsarchivs (Bestandssignatur BayHStA, NL Frauenholz) umfasst 65 Verzeichnungseinheiten. Die ersten drei Bestellnummern beinhalten Lebenserinnerungen und Kriegstagebücher von 1901 bis 1945. Diese niedergeschriebene Lebensgeschichte wurde zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel bei der Verzeichnung des Archivbestands BayHStA, Bildsammlung Nachlass Eugen von Frauenholz (Bestandssignatur: BayHStA, BS N 17). Während seines Aufenthalts in der Kavallerietelegrafenschule am Oberwiesenfeld in München im Jahr 1908 kaufte sich Frauenholz einen kleinen Kodak-Fotoapparat für 20 Mark und machte Fotos im Format 6:9 (Kaufdatum ist im Tagebuch nicht genannt). Zum Vergleich: Ein Jahr später kaufte Frauenholz sein für ihn bestes und hochgeschätztes Pferd "Withness" zum Preis von 2.400 Mark. Die fotografische Hinterlassenschaft besteht aus Nitrocellulose-Negativen. Nitrocellulose ist bei erhöhten Temperaturen selbstentzündlich. Die Negative waren daher digitalisiert worden. Nach Abschluss der Verzeichnungsarbeit sind die Originalnegative für die Vernichtung vorgesehen. Der Bildnachlass liegt in einem strukturierten Zustand vor. Die Negative befinden sich in zerschlissenen Briefkuverts, auf die handschriftlich der Inhalt vermerkt ist. Dieses System wurde in der archivischen Erschließungssoftware abgebildet, bevor die Originale zur Digitalisierung kamen. Verzeichnungsarbeit Der fotografische Nachlass besteht mit minimalen Ausnahmen ausschließlich aus Nitrocellulose-Negativen. Auf den ausgesprochen wenigen Kontaktabzügen, die im gleichen Format wie die Negative vorhanden und in die zeitgenössischen Aufbewahrungstaschen hinten eingesteckt sind, befinden sich nur gelegentlich handschriftliche Informationen zum Bildinhalt. Ein Verzeichnis oder eine Liste über den Inhalt der Bilder liegt weder bei den Negativen noch im schriftlichen Nachlass BayHStA, NL Frauenholz vor. Dieses Manko hat bei der Erschließung zu einem erhöhten Zeitaufwand, aber umso mehr für eine spannende und beinahe vollständig gelungene Identifizierung der abgebildeten Orte und Baulichkeiten geführt. Dies gelang auch bei der Identifikation von abgebildeten Personen, wenn auch nur in sehr wenigen Fällen. Wo notwendig und sinnvoll wurden daher die aus den Lebenserinnerungen von Frauenholz herauslesbaren Informationen zu Orten und Begegnungen in der Erschließungssoftware beim jeweiligen Klassifikationspunkt im Feld "Beschreibung:" summarisch angegeben. Das Internet von heute bietet mit seinem Inhalt und seinen Recherchemöglichkeiten Unglaubliches. Nicht vorstellbar, ob die Ortsauflösungen und Personenidentifikationen möglich wären, verfügte man allein über Druckwerke zum Nachschlagen. Die Internetrecherche begann in der Regel mit der Eingabe von Suchbegriffen. Wikipedia und Google-Bildanzeigen lieferten die ersten Ergebnisse. Was aber, wenn auch der Suchbegriff erst gefunden werden muss? Google Earth und Google Maps verhelfen beim Identifizieren von Ortschaften oder geographischen Besonderheiten. Schließlich wurden sogar mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms die Suchbegriffe in die spanische, portugiesische, italienische, ukrainische oder litauische Landessprache übersetzt, um anschließend auch bei den jeweiligen nationalen Suchmaschinen fündig zu werden, die bei der internen Routine einer Standard-Recherche auf www.google.de nicht abgefragt werden. Zu guter Letzt wurden die für die Kavallerie-Division einschlägigen Ablichtungen aus den Bildband-Repertorien zur Staudinger-Sammlung durchgesehen. In 437 Fällen sind Bilder aus der Untergruppe "Weltkrieg 1914-1918" Bestandteil der Staudinger-Sammlung. Die dortigen Bildunterschriften verhalfen zur Identifizierung vieler noch unklarer Bildinhalte. Jede davon betroffene Verzeichnungseinheit hat im Feld "Interne Bemerkungen:" einen Verweis auf den korrelierenden Abzug der Staudinger-Sammlung. Es wurde auch ohne Ausnahme die Bildunterschrift, wie sie in der Staudinger-Sammlung zu finden ist, in Klammern und in Anführungszeichen an das Ende des Betreffs gestellt. Die Tatsache, dass die Inhalte der Bildüberlieferung von Eugen von Frauenholz mit kaum einer Ausnahme über Internetrecherchen erschlossen wurden, kommt in den Verzeichnungseinheiten durch die Verwendung der eckigen Klammer zum Ausdruck. Diese formale Kennzeichnung soll erkennen lassen, dass bei der entsprechenden Information ein Irrtum bzw. Ungenauigkeiten nicht auszuschließen sind. Vor allem soll damit darauf hingewiesen werden, dass die Informationen nicht direkt beim Bild oder in bildbezogenen Verzeichnissen zu finden sind, sondern in anderen Quellen (Lebenserinnerungen im Nachlassbestand und Internet). Inhalt Der Bildbestand umfasst statistisch insgesamt 3.423 Verzeichnungseinheiten zu vorhandenen Bildnegativen. 350 Verzeichnungseinheiten enthalten den Vermerk "fehlt". Dieser Vermerk "fehlt" bedeutet das Fehlen des betreffenden Originalnegativs innerhalb der mit nummerisch aufsteigenden Nummern sortierten Originalnegative. Die Überlieferung gliedert sich in drei Gruppen: - "Vor dem Kriege 1908-1914" - "Weltkrieg 1914-1918" - "Nach dem Kriege" Jede dieser drei Gruppen ist in weitere Untergruppen unterteilt, die jeweils das Jahr und die Region angeben, aus der die Bilder stammen. Die Fotodokumentation vor dem Ersten Weltkrieg verschafft Einblick in das normale Regimentsleben in Friedenszeiten. Aus dem Jahr 1908 stammen Eindrücke vom Regimentsrennen bei Landshut. Sehenswert sind die Fotografien des Publikums. Männer wie Frauen sind in zeitgenössischer Kleidung und mit entsprechender Kopfbedeckung abgebildet. Im April 1909 fotografierte Frauenholz die unfreiwillige Landung des Zeppelins bei Niederviehbach (Lkr. Dingolfing-Landau). Es war die Landung des ersten Zeppelins in Bayern, von der am Ort des Geschehens heute noch ein "Zeppelinstein" Zeugnis gibt. Dokumentiert sind Kaisermanöver und die Reisen nach Marokko und die dortige Teilnahme am Rifkrieg (1909 und 1912). Die meisten Bilder aus der Zeit des Ersten Weltkriegs stammen aus der Etappe und dokumentieren Land und Leute. Kriegsopfer sind selten abgelichtet, Distanzaufnahmen von der Front sind häufiger. Die Untergruppen unterteilen in die Einsätze in Lothringen und Metz, Litauen und Kurland (heute Teil von Lettland), Frankreich, Wolhynien (heute nordwestliche Ukraine) und Ostgalizien (heute Westukraine und südliches Polen). "Nach dem Kriege", bis einschließlich 1939, führten die Reisen Eugen von Frauenholz nach Rothenburg o.d.Tauber, Baden-Württemberg, Österreich, Spanien und Marokko, Ägypten, Palästina, Syrien und in die Türkei, Libyen und Tunesien, Italien, Abessinien (heute Eritrea und Äthiopien), Kuba und Mexiko, Libyen und schließlich nach Sri Lanka, Malaysia, Sumatra und Singapur. Einige Bildmotive sind subjektiv als besonders bemerkenswert wahrgenommen worden. Das sind zeithistorische Aufnahmen von Orten, Gebäuden, Altertümern und Gegenständen, die wegen ihres Aufnahmedatums und daher wegen der denkbaren Dokumentation von heute nicht mehr oder anders vorhandener Motive besondere Beachtung verdienen. Daneben erhielten auch diejenigen Bilder einen entsprechenden Vermerk, die besonders beeindruckende Aufnahmen von Menschen und Ereignissen beinhalten. Der entsprechende Vermerk "bemerkenswerte Aufnahme" wurde in das Erfassungsfeld "Interne Bemerkungen" gesetzt und in 267 Fällen vergeben. Bestellweise bzw. Archivsignatur: BayHStA, BS N 17 / Serie - Unterserie - Best.Nr. bzw. BayHStA, BS N 17 / Serie - Best.Nr. (z.B. "BayHStA, BS N 17/1-1-1" oder "BayHStA, BS N 17/3-20-3" oder BayHStA, BS N 17/2-1427) München, 13.11.2020 Heinz-Jürgen Weber
- Reference number of holding
-
BS N 17
- Extent
-
3776
- Language of the material
-
Sprache der Unterlagen
- Context
-
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 4 Abteilung IV: Kriegsarchiv >> 4.5 Sammlungen >> 4.5.1 Bildsammlungen >> 4.5.1.5. Bildsammlung Nachlässe >> Bildsammlung Nachlässe >> 2. Bildsammlung Nachlässe F-K
- Date of creation of holding
-
1908-1939
- Other object pages
- Provenance
-
Nachlass Frauenholz, Eugen von (1882-1949)
- Last update
-
03.04.2025, 11:04 AM CEST
Data provider
Bayerisches Hauptstaatsarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
- Bilder
Time of origin
- 1908-1939