Bestand
Roselius, Christian (Bestand)
Enthält: Pläne und Abbildungen von Haus- und Villengärten, Parkanlagen - Friedhofsanlagen - öffentliche Parkanlagen - Gartenanlagen zu Wohnsiedlungen, Schulen und Verwaltungen, Krankenhäusern, Altenheimen, Fabriken, Gaststätten, verkehrstechnischen Einrichtungen - Gartenmobiliar - Gartenhäuser
Geschichte des Bestandsbildners: Eine ausführliche Biographie befindet sich im Anhang (Signatur 7,66-2001).
Bestandsgeschichte: Das Verzeichnis zum Bestand des Nachlasses des Bremer Gartenarchitekten Christian H. Roselius wurde im Verlaufe mehrerer Arbeitsgänge zwischen 1994 und 1996 erstellt. Die Initiative hierfür ging von Mitarbeitern des Forschungsprojektes 'Gartenkultur' an der Hochschule der Künste Berlin aus. Vorarbeiten erfolgten im Herbst 1994 mit der Erstellung einer vorläufigen Übersicht zum Gesamtbestand. Hieran schloss sich im Frühjahr 1995 eine mechanische Vorordnung der Materialien an. Von September 1995 bis zum Januar 1996 erfolgte die archivische Verzeichnung des Bestandes. In allen Arbeitsphasen waren die Mitarbeiterinnen des Staatsarchivs Bremen mit Rat und Tat behilflich. Das Vorhaben konnte nur aufgrund der finanziellen Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Hochschule der Künste Berlin ausgeführt werden.
Bestandsgeschichte: Jeder Verzeichnungssatz enthält einen Titel, in dem das jeweilige Projekt (Freiraumtypus, Name, Ort) mit seinen speziellen gestalterischen Eigenheiten kurz charakterisiert wird. Als gestalterische Eigenheiten werden bei der Charakteristik die Begriffe 'landschaftlich', 'spätlandschaftlich', 'formal' bzw. 'regelmäßig' und 'historistisch' unterschieden. Als 'spätlandschaftlich' werden im Unterschied zur 'landschaftlichen' Gestaltung Entwürfe mit einer bisweilen extremen Verkleinerungstendenz bei den 'landschaftlichen' Strukturelementen, insbesondere bei Wegen (sogenannte 'Brezelwege') und Gewässern, bezeichnet. Hiervon werden 'formale' bzw. 'regelmäßige' Entwürfe abgesetzt, bei denen eine orthogonale Disposition oder regelmäßige Flächenformen die Gestaltung dominieren.
Bestandsgeschichte: Als 'historistisch' oder 'historisierend' werden gestalterische Elemente bezeichnet, die ebenfalls 'formalen' Charakter haben, aber an speziellen 'vorlandschaftlichen' Gestaltelementen mit repräsentativem Anspruch orientiert sind (Interpretationen historischer Parterres). Diese können ebenso wie die anderen regelmäßigen Flächenformen auch in Verbindung mit der 'landschaftlichen' oder 'spätlandschaftlichen' Gestaltung auftreten.
Der Druckversion des Findbuches sind Register beigegeben. Das Personenregister weist die Auftraggeber nach, zusätzlich sind Architekten berücksichtigt, sofern ihre Entwürfe im Schriftgut präsent sind. Im Ortsregister sind Orte nachgewiesen, an denen Planungsvorhaben angesiedelt waren -bei größeren Städten wurde die Adresse oder ein Ortsteil berücksichtigt. Die Angaben folgen dem Stand von 1996.
Zusammensetzung und Charakteristik des Nachlasses
Der quantitativ überwiegende Bestand an Plänen im Nachlass (insgesamt 1593 Einzelstücke, bzw. 545 Projekte), zugleich auch das Hauptbetätigungsfeld von Roselius, umfasst mit etwa zwei Drittel des Materials Unterlagen zu privat nutzbaren Freiräumen (1069 Blätter; 396 Projekte). Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Hausgärten, Villengärten und große private Parkanlagen.
Es folgen in der Gewichtung öffentlich nutzbare Freiräume, an erster Stelle Friedhofsanlagen (150 Blätter; 31 Projekte), öffentliche Parkanlagen (72 Blätter; 13 Projekte), Grabstätten (47 Blätter; 25 Projekte) und auch einige Entwürfe für Stadtplätze (5 Blätter; 3 Projekte).
Bestandsgeschichte: Die Pläne für gemeinschaftlich nutzbare Freiräume betreffen Wohnsiedlungen (44 Blätter; 11 Projekte), Schulen und Verwaltung (18 Blätter; 8 Projekte), Krankenhäuser, Altenheime und Stifte (21 Blätter; 11 Projekte), Fabriken (27 Blätter; 9 Projekte), Gaststätten (16 Blätter; 8 Projekte), Verkehrstechnische Einrichtungen (5 Blätter; 4 Projekte) und sonstige Entwürfe (19 Blätter; 8 Projekte). Hierin sind eingeschlossen Entwürfe für Ausstattungsgegenstände, für Gartenmobiliar und Gartenhäuser. Zusätzlich sind in dem Bestand noch Unterlagen zu Ausstellungen (15 Blätter; 7 Projekte) und weitere vermischte Materialien enthalten (5 Blätter). Eine Sammlung von Plänen des Gartenarchitekten Theodor Karich (1853-1918) wurde herausgelöst und als Bestand 7,112 Theodor Karich organisiert.
Insgesamt deckt der Bestand einen bedeutenden Teil der damaligen Freiraumgestaltungen ab. Die Verzeichnungseinheiten unterscheiden sich nach Aufwand und Größe der zu bearbeitenden Objekte. Einzelne Projekte sind mit unterschiedlichen Planungsphasen belegt, sie reichen von der Geländeaufnahme (Nivellementsplan, Netznivellement, Profile), über einzelne Varianten der Vor- und Entwurfsplanung mit Idealansichten einzelner Gartenpartien bis hin zur Ausführungsplanung (Bepflanzungspläne, Profilierung, Detailpläne). Bei einzelnen Verzeichnungseinheiten sind auf diese Weise bis zu fünfzig Blätter überliefert, die in Verbindung mit fotographischen Darstellungen einen hohen Quellenwert für kunst- und gartenhistorische sowie gartendenkmalpflegerische Belange beanspruchen dürfen.
Inwieweit der Nachlassbestand vollständig ist, also das tatsächliche Arbeitsvolumen des Büros Roselius abdeckt, kann nicht zuverlässig geklärt werden. Auffällig ist jedenfalls, dass das im Nachlass enthaltene Werk Phasen unterschiedlichen Arbeitsumfangs enthält. Die insgesamt etwa 550 Aufträge verteilen sich höchst ungleichmäßig auf das Lebenswerk. Sowohl während des ersten Weltkrieges bis zum Ende der Inflationszeit, als auch zum Ende der 20er Jahre kam es zu erheblichen geschäftlichen Einbrüchen. Es ist anzunehmen, dass sich hierin die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung des Berufsstandes spiegelt.
Bestandsgeschichte: Auffällig ist weiterhin die höchst unterschiedliche Qualität einzelner Blätter. In dem Bestand finden sich einerseits Projekte mit differenzierten Planungsphasen, teils aber auch halbfertige oder nur angefangene Projekte, die offenbar nicht weitergeführt oder realisiert wurden. Weiterhin finden sich aus der Anfangszeit seiner Tätigkeit Blätter, die -insbesondere was die technische Bewältigung z.B. perspektivischer Darstellungen oder kolorierte Ansichten anbelangt -auf ungenügende zeichnerische Fertigkeiten hindeuten. Es ist daher zu folgern, dass der Nachlassbestand sukzessive angesammelt wurde, ohne einzelne Blätter bewusst auszuscheiden. Hierauf deutet auch eine Nachricht des Roselius-Biographen Brandes aus dem Jahre 1941: "In seinen Geschäftsräumen stand ich unlängst einmal vor einem mächtigen Schubladengestell, das von unten bis oben mit Gartenplänen angefüllt war. Zu meiner Verwunderung wurde mir auf meine Frage bedeutet, etwa zwei Drittel dieser Pläne könnte man als ausgeführt schätzen". Aus diesem Hinweis könnte geschlossen werden, dass Roselius auch die Unterlagen von nicht realisierten Projekten aufbewahrte.
Roselius kam am 23.April 1945 in den Trümmern seines Hauses in der Georg-Gröning-Straße in Bremen ums Leben. Wahrscheinlich ist der im Staatsarchiv Bremen aufbewahrte Materialbestand identisch mit den damals im Büro befindlichen Plänen.
- Reference number of holding
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Staatsarchiv Bremen, 7.66
- Extent
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3
- Context
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Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 7. Nichtamtliche Überlieferung >> 7.1. Nachlässe von Einzelpersonen und Familien >> Nachlässe P - R
- Related materials
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Literatur: Wilhelm Lührs: Christian Roselius, in: Bremische Biographie 1912-1962, Bremen 1969, S. 418-419; Gerd Gröning/Uwe Schneider, Nachlass Christian Roselius. Findbuch. Staatsarchiv Bremen Bestand 7,66, Berlin 1996.
- Date of creation of holding
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1898-1944
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
07.10.2024, 12:36 PM CEST
Data provider
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Object type
- Bestand
Time of origin
- 1898-1944