Bestand
Prüfungsstelle Keramische Industrie (Bestand)
Geschichte des Bestandsbildners:
Die Prüfungsstellen waren als öffentlich-rechtliche Einrichtungen
unmittelbar dem Reichswirtschaftsministerium unterstellt. Zuständig für
sie waren die Referate 1 - 8 der Abteilung V des
Reichswirtschaftsministeriums. Ihre Entstehung verdanken sie einem
ministerialen Erlass vom 18. Juni 1935. Bemerkenswert erscheint, dass
kein Gesetz und keine Verordnung unmittelbar auf die Prüfungsstellen
Bezug nimmt; allenfalls werden sie in größeren Gesetzes werken erwähnt,
leiten aber ansonsten ihre Tätigkeit aus einfachen Erlassen her. Standort
einer Prüfungsstelle war jeweils der Sitz einer Wirtschaftsgruppe der
Reichsgruppe Industrie, deren Geschäftsführer in der Regel auch Leiter
der entsprechenden Prüfungsstelle war. In größeren Fachbereichen, so im
Maschinenbau und in der Elektroindustrie, entstanden zahlreiche
Vorprüfstellen, vergleichbar den Fachgruppen und Fachuntergruppen der
Organisation der gewerblichen Wirtschaft (OGW). Deren Sitz war häufig
außerhalb Berlins, während die Prüfungsstellen durchweg in der
Reichshauptstadt anzutreffen waren. Die enge räumliche Verknüpfung
einerseits sowie die Personalunion von Geschäftsführer einer
Wirtschaftsgruppe und Leiter einer Prüfungsstelle andererseits lassen die
funktionelle Einheit beider rechtlich getrennten Institutionen erkennen,
die im Verlauf des Krieges zu einer Realunion werden sollte, Die Funktion
der Prüfungsstelle als Brückenschlag vom Reichswirtschaftsministerium zum
Produzenten ergibt sich aus ihrer Tätigkeit und Zielsetzung.
Das Gesetz über die Statistik des Warenverkehrs mit dem
Ausland (RGBl. I 1939, S. 645 ff) führte zu einer Aufgabenerweiterung und
-verlagerung in den Prüfungsstellen. Die im Auftrag des
Reichswirtschaftsmininisteriums vom Statistischen Reichsamt
durchgeführten Erhebungen veranlassten die Prüfungsstellen, sich
ebenfalls mit der statistischen Auswertung von Außenhandelszahlen zu
befassen und ihr Material dem Statistischen Reichsamt zur Verfügung zu
stellen. Innerhalb ihres Fachbereichs führten sei statistische Erhebungen
auch in eigener Regie durch. War die Aufgabenstellung der Prüfungsstellen
in den ersten Jahren ihres Bestehens noch relativ klar abgegrenzt, so
verwischten die kriegswirtschaftlichen Produktionsbedingungen sowie die
Priorität der Rüstungswirtschaft ihre Kompetenzen.
Die Gauwirtschaftskammerverordnung vom 20. April 1943 (RGBl. I, S.
189) und der Erlass des Reichswirtschaftsministers vom 25. Nov. 1942
(RWMBl. S. 636) , welcher die Einführung sogenannter Lenkungsbereiche
vorsah, führten zu einer durchgreifenden Neuordnung der
Bewirtschaftungsmethoden und kontingentierungsverfahren. Die Schaffung
einheitlicher Lenkungsbereiche bedeutete in der Praxis die Zusammenlegung
der bisher von den Reichsstellen, Prüfungsstellen und Wirtschaftgruppen
getrennt ausgeübten Vollmachten. Die Führung eines Lenkungsbereichs lag
in den Händen eines Reichsbeauftragten. Die Prüfungsstellen wurden dem
entsprechenden Reichsbeauftragten unterstellt und ihre Zuständigkeit der
der Reichsstelle des gleichen Lenkungsbereichs angepasst.
Nach Schaffung des Reichsministeriums für Rüstung und
Kriegsproduktion im Sept. 1943 (RGBl. I S. 529) erfuhr der
Wirtschaftsdirigismus eine weitere Straffung. Es entstanden die
sogenannten Hauptausschüsse und -ringe, denen Speer das
alleinverantwortliche Anordnungsrecht für Herstellung und Typisierung
übertrug. Die Tätigkeit der Prüfungsstellen war damit de facto zum
Erliegen gebracht, wenngleich sie noch bis Kriegsende Verwaltungs-,
Beratungs- und Informationstätigkeiten ausübten.
Bestandsbeschreibung: Das
Registraturgut der Prüfungsstelle Keramische Industrie gelangte im
September 1955 durch Abgabe des Custodian für die Reichsstellen,
Wirtschaftsgruppen und anderen staatlichen Wirtschaftsstellen im
amerikanischen, britischen und französichen Sektor von Berlin in das
Geheime Staatsarchiv.
1969 erfolgte die Abgabe an
das Bundesarchiv.
Inhaltliche Charakterisierung: Das
im Bundesarchiv befindliche Registraturgut der Prüfungsstelle Keramische
Industrie setzt 1936 ein und enthält überwiegend Unterlagen zur Ausfuhr
keramischer Produkte.
Aufgrund der lückenhaften
Überlieferung und das Fehlen eines Geschäftsverteilungsplans können zur
Aufgabenverwaltung und zur Tätigkeit keine Angaben gemacht
werden.
Erschließungszustand: Findbuch
(2014)
Zitierweise: BArch R
9-VII/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch R 9-VII
- Umfang
-
16 Aufbewahrungseinheiten
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Norddeutscher Bund und Deutsches Reich (1867/1871-1945) >> Wirtschaft, Rüstung, Landwirtschaft
- Provenienz
-
Prüfungsstelle Keramische Industrie, 1933-1945
- Bestandslaufzeit
-
1942-1945
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Prüfungsstelle Keramische Industrie, 1933-1945
Entstanden
- 1942-1945