Postamt
Kaiserliche Oberpostdirektion; Bremen
Mit der Reichsgründung 1871 wurde das Post- und Telegraphenwesen in Bremen in die Reichsverwaltung integriert, zunächst als Kaiserliches Oberpostamt und seit 1874 als Kaiserliche Oberpostdirektion. Um die in meheren Gebäuden verteilten Stellen des Postdienstes zu bündeln, errichtete die Reichspost 1875-1879 ein repäsentatives Dienstgebäude an der Domsheide in den für diesen Bautyp reichsweit üblichen Bauformen der deutschen Renaissance. Als Grundstück für den Neubau stellte der Bremer Senat (im Tausch gegen ein posteigenes in der Dechanatstraße) das Gelände des Eschenhofes zur Verfügung. Der Eschenhof hatte seinen Namen vom Freiherrn Ersken, der 1654 eine ehemalige Dechanatskurie als Schwedischer Präsident in Vorpommern zu seinen Wohnsitz nahm. Haus und Grundstück waren mit dem Reichsdeputationshauptschluß an die Stadt Bremen übergegangen, die dort seit 1819 die Hauptschule und 1822-1852 auch die Navigationsschule unterbrachte. Vom ehem. Eschenhof hat sich bis heute als Applikation am Erweiterungsbau von 1977 das aus dem 16. Jahrhundert stammende Portal erhalten.
Die ehemalige Reichspost errichtete der Baumeister Ernst Hake nach Entwürfen von Karl Schwatlo als eine breitgelagerte, zur Domsheide dreigeschossige und zur tiefergelegenen Dechanatstraße viergeschossige Vierflügelanlage, die bis 1896 einen großen Innenhof umschloß. Hier waren das Postamt, das Telegraphenamt und die Oberpostdirektion untergebracht. Eine Besonderheit ist der als Kaisersaal bezeichnete Festsaal der ehemaligen Dienstwohnung des Direktors, gelegen im 2. Geschoß des Mittelrisalits. Der Saal ist einerseits typisch für einen Festraum des späten 19. Jahrhunderts, gleichzeitig aber auch ungewöhnlich im Zusammenhang mit einer Dienstwohnung. Zwar gehörte ein Salon stets zum Wohnprogramm der gehobenen Schichten jener Zeit, dieser Festsaal erklärt sich aber wohl nur aus der besonderen Situation der Reichspost in Bremen. Das Postamt war das erste reichseigene Gebäude in Bremen und damit der Oberpostdirektor der ranghöchste Reichsbeamte vor Ort. Mit den dort aufgestellten Büsten des Kaiser- und Kronprinzenpaares hatte der Reichsgedanke in Bremen einen äußerst repräsentativen Ort. Den Gemälden von Zentauren und Nymphen aus dem Frühwerk Arthur Fitgers in den Blendbögen der aufwändigen Wandekoration des Saales kommt außerdem eine besondere Bedeutung zu, weil von der Hand dieses bedeutenden Bremischen Malers neben dem Kaiserzimmer im Bremer Ratskeller nur wenige Ausstattungen erhalten sind.
- Location
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Domsheide 15 / Dechanatstraße / Ostertorstraße, Bremen
- Classification
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Einzeldenkmal
- Event
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Herstellung
- (who)
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Entwurf: Schwatlo, Karl (Architekt)
Entwurf: Fitger, Arthur (Maler)
Ausführung: Stephan
Ausführung: Hake, Ernst M.
- (when)
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1875-1879
- Event
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Umbau
- (who)
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Entwurf: Kasparek, Hans Werner
Entwurf: Hartosch, Werner
- (when)
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1972-1977
- Last update
-
11.08.2025, 1:58 PM CEST
Data provider
Landesamt für Denkmalpflege Bremen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Postamt
Associated
- Entwurf: Schwatlo, Karl (Architekt)
- Entwurf: Fitger, Arthur (Maler)
- Ausführung: Stephan
- Ausführung: Hake, Ernst M.
- Entwurf: Kasparek, Hans Werner
- Entwurf: Hartosch, Werner
Time of origin
- 1875-1879
- 1972-1977