Akten | Bestand

Pensionsanstalt für die Rechtsanwälte Bayerns VVaG (Bestand)

Vorwort: 1. Verbandsgeschichte [Ostler, Fritz / Robert Geigel 1983: 175 Jahre Pensionsanstalt für die Rechtsanwälte Bayerns. München: C.H. Beck - Geschichtliche Abrisse in den Archivalien Pensionsanstalt Rechtsanwälte 42, 59 und 121 - Weiterer Aktenniederschlag in den Archivalien des BayHStA MJu 9691/9683 und 9680.]:

Die Anstalt war bis Ende 2007 eine juristische Person des öffentlichen Rechts. Durch Gesetz des Bayerischen Landtags vom 24.05.2007 (GVBL Seite 344) erfolgte dann zum 1. Januar 2008 die Privatisierung und Umwandlung in einen kleinen Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Ihr Geschäftsgebiet umfasste den Freistaat Bayern. Sie wurde in der Regierungszeit des Königs Max I. Joseph durch königliche Verordnung vom 27. Juni 1808 als Wohltätigkeitsstiftung ins Leben gerufen. Ihr Zweck war die Gewährung von Renten an die Hinterbliebenen der Mitglieder der Anstalt. Hinterbliebene in diesem Sinne waren die Witwen und die ehelichen oder diesen gleichgestellte Kinder eines verstorbenen Mitglieds:

"Es geschah dies ausdrücklich aus Interesse an einem guten Advokatenstand zum Zwecke der Versorgung der damals rund 300 Advokaten Bayerns. Mit Gesetz von 1879, unter Beseitigung des Beitrittszwanges den Verhältnissen der Rechtsanwaltsordnung von 1878, also der freien Advokatur, angepasst, verdient sie Ihre Aufmerksamkeit; denn mit ihr besitzt die bayerische Anwaltschaft bereits eine ausgezeichnete Möglichkeit der Einkommenssicherung für das Alter und eine gute Hinterbliebenenversorgung."
(aus: Pensionsanstalt Rechtsanwälte 59)

Auf Grund ihrer sozialen Aufgabe war die Anstalt über 150 Jahre nicht vermögensteuerpflichtig. Die in den Jahren 1966 und 1971 vorgenommenen grundlegenden Satzungsänderungen waren den Erfordernissen und Wünschen der Anwaltschaft von heute geschuldet. Die Mitgliederversammlung der Pensionsanstalt, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch aus ca. 300 Personen besteht, beschloss im Jahr 2013 die Liquidation zum 31.12.2014.


2. Bestandsgeschichte:

Im Zuge der Liquidation war die Pensionsanstalt im Jahr 2015 an das Bayerische Hauptstaatsarchiv herangetreten. Verschiedene, insbesondere historische Unterlagen, die noch in den Ge-schäftsräumen der Pensionsanstalt in der Barerstraße in München lagerten, wurden zur Übernahme angeboten. Infolge einer Inaugenscheinnahme vor Ort und nach der Einigung auf einen Schenkungsvertrag kam das Registraturgut im März 2016 in das BayHStA Abteilung V. Einige Unterlagen werden in den nächsten Jahren noch folgen, sobald die gesetzliche Aufbewahrungsfrist abgelaufen ist.

Die im vorliegenden Findbuch verzeichneten Verwaltungs- und Pensionsakten umfassen 234 Einheiten bzw. 2,30 lfm und erstrecken sich in der Kernlaufzeit von 1829 bis 2015. Nimmt man Abschriften und Ablichtungen hinzu, die in einschlägigen Archivalien enthalten sind, dann beginnt die Überlieferung bereits im Jahr 1789. Ein Aktenplan war nicht vorhanden. Das Schriftgut wurde daher im Zuge der Verzeichnung systematisch gegliedert, wobei Form, Farbe und Beschriftung der einzelnen Schriftguteinheiten erste Anhaltspunkte lieferten.

Die Pensionsakten selber (Abschnitt 4.2) sind alphabetisch nach den betroffenen Rechtsanwälten geordnet. Die Nachkommen (Ehefrau bzw. fallweise auch minderjährige Kinder) sind unter dem Familiennamen des Ehemannes bzw. des Vaters zu suchen. Alle übrigen aktenkundigen Personen finden sich im Findbuch-Anhang "Personenregister".


3. Bestandsgehalt

Der Bestand teilt sich in zwei etwa gleichen Teilen auf in personenbezogene Pensionsakten und Verwaltungsakten.

Die in alphabetischer Ordnung aufgeführten Pensionsakten beginnen mit dem Antrag auf Aufnahme in die Pensionsanstalt für die Witwen und Waisen der Advokaten und Rechtsanwälte des Königreichs Bayern. Enthalten sind in der Regel Angaben bzw. Zeugnisse zur Geburt-, Taufe und Verehelichung des Antragstellers und von dessen Ehefrau. Zusammen mit der Aufnahmeerklärung wird die errechnete einmalige Eintrittsgebühr und der laufende Jahresbetrag mitgeteilt. Im Akt dokumentiert ist weiterhin von Fall zu Fall die Behandlung von Beitragsrückständen, die Todesanzeige für das betroffene Mitglied, die vom Justizministerium an die Pensionsanstalt erteilte Ermächtigung zur Einweisung der Hinterbliebenen in den Pensionsbezug, Nachweise zum Bezug der Pensionszahlungen, Lebensbescheinigungen der Bezugsberechtigten und schließlich die Anzeige über den Tod des bzw. der pensionsberechtigten Hinterbliebenen. Die Akten geben auch ein lebendiges Zeugnis der Zeitgeschichte. So ist beispielsweise der Tod der Ehefrau Anlass zur Beendigung der Mitgliedschaft bei der Pensionsanstalt. In manchen Fällen benötigen neben der Witwe auch diejenigen hinterbliebenen Kinder Unterstützung, die das 20. Lebensjahr und damit die Volljährigkeit noch nicht erlangt haben. Schließlich lässt sich aus den Akten manches Schicksal herauslesen, das dem Dritten Reich geschuldet ist, in erster Linie bei Rechtsanwälten, die selbst oder deren Ehefrau dem jüdischen Glauben angehören.

Die Verwaltungsakten dokumentieren inhaltlich die Entwicklung der Satzung, Ergebnisse der Vorstandstätigkeit, der Mitgliederversammlung, des Zentral- und des Verwaltungsausschusses der Pensionsanstalt. Weiterhin ist der Mitgliederbestand ausführlich und detailliert überliefert. Sehr großen Raum nimmt der Komplex "Stiftungsvermögen" ein, wobei die Unterlagen zu den Liegenschaften (insbesondere die Münchner Anwesen Museumstraße 1 und Maximilianstraße 28), zu den gewährten Hypotheken und zu den Rechnungsprüfungen zahlenmäßig überwiegen. Auffällig sind bei allem gewisse zeitliche Lücken. Ganz grob betrachtet besteht zu einigen Sachverhalten eine Überlieferungslücke ab Mitte der 1970er Jahre. Unterlagen, die dem Vorstand zugeordnet werden können, finden sich nur für den Zeitraum 1945 bis 1975. Mitgliederversammlungen sind allein für die Jahre 1963 und 1966 überliefert. Das Schriftgut über den Verwaltungsausschuss, der dem Zentralausschuss nachfolgte, endet 1962. Es fehlen auch die Berichte zu den Rechnungsprüfungen der Geschäftsjahre 1965 bis 2006. Eine Erklärung hierfür könnte das spezielle Verständnis der Pensionsanstalt von "historischem Schriftgut" gewesen sein: In der Abgabe enthalten sind beinahe ausschließlich auch äußerlich "alte" Aktenhefte. Als im Zuge des Ortstermins das archivische Interesse auch an Unterlagen, konkret an den Rechnungsprüfungen des 21. Jahrhunderts geäußert wurde, reagierte man verwundert. Es ist daher zu vermuten, dass im Zuge der Büroauflösung - und aus Gründen des Platzmangels auch bereits früher - neuere und für den laufenden Geschäftsbetrieb nicht mehr erforderliche Unterlagen spätestens nach Ablauf der gesetzlichen Aufbewahrungsfrist vernichtet worden sind.
Zu bestellen ist der Bestand unter

Pensionsanstalt Rechtsanwälte & Bestellnummer

14. Juni 2016
Heinz-Jürgen Weber

Bestandssignatur
Pensionsanstalt für die Rechtsanwälte Pensionsanstalt Rechtsanwälte
Umfang
234
Sprache der Unterlagen
deutsch

Kontext
Bayerisches Hauptstaatsarchiv (Archivtektonik) >> Beständetektonik des Bayerischen Hauptstaatsarchivs >> 5 Abteilung V: Nachlässe und Sammlungen >> 5.2 Verbandsschriftgut >> 5.2.9 Firmen, Kreditanstalten, Versicherungs-, Entschädigungs-, Pensionswesen

Bestandslaufzeit
1829-2015

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Letzte Aktualisierung
03.04.2025, 11:04 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand
  • Akten

Entstanden

  • 1829-2015

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