Archivbestand
Heinrich August Habicht, Lautenthal (Harz) - Betriebsführer und Bergwerksdirektor (Bestand)
Beschreibung: Betriebsführer und Bergwerksdirektor Heinrich August Habicht (* 16.01.1869 - † 25.01.1960)Heinrich August Habicht wurde am 16. März 1869 in Eibach bei Dillenburg geboren. Nach Abschluss der Elementarschule nahm er im April 1883 eine Arbeit auf einer Grube in der Nähe des Dorfes Eisenstein auf, um nach zwei Monaten als Aufbereiter auf die Grube Beilstein zu wechseln, auf der sein Vater unter Tage arbeitete. Im Alter von 16 Jahren wurde Habicht zunächst als Schlepper einer Förderkolonne zugeteilt und nach drei Jahren als Lehrhauer in einer Feldortstrecke im Tiefbau eingesetzt. Bis zu seinem 21. Lebensjahr hatte er alle im Erzbergbau vorkommenden Arbeiten kennengelernt und seine Hauerprüfung erfolgreich abgelegt. Nach zweijährigem Militärdienst beim Infanterieregiment 88 in Mainz kehrte er in seine Heimat zurück und nahm im Oktober 1893 eine Stelle als Hauer auf der Grube Königszug an. Neben der Grubenarbeit musste er den Familienhof mitführen und verdingte sich zusätzlich bei Bauern in der Nachbarschaft. Ab Frühjahr 1897 nahm Habicht Privatunterricht beim Schulleiter in Eibach und besuchte zugleich die Zeichenschule in Dillenburg. Damit schaffte er die Voraussetzungen für die Anmeldung auf der Hauptbergschule in Dillenburg, die er im April 1899 mit der Befähigung zur Ausführung der Dienste als Steiger und Betriebsführer abschloss. Während dieser Zeit führten ihn zwei jeweils dreimonatige Praktika in das Blei- und Blenderzbergwerk Bliesenbach im Kölner Bergrevier sowie auf das Steinkohlenbergwerk Nordstern in Gelsenkirchen-Horst. Seine erste Steigerstelle trat H. am 1. Juli 1899 im Rheinland bei der Gewerkschaft Wildberg an, wo er auf eigenes Betreiben hin nebenbei auch in der Buchhaltung beschäftigt wurde. Nach fünf Jahren im Rheinland folgte eine Betriebsführerstelle als Obersteiger im Roteisenbergwerk mit angeschlossenen Kalksteinbrüchen bei der Gewerkschaft Constanze in Langenbach bei Haiger, die er allerdings nach nur eineinhalb Jahren in Richtung Niederschlesien verließ, um als Betriebsführer die Silbererz führende Blei- und Blenderzgrube Bergmannstrost in Altenberg (Radzimowice) bei Oberkauffung a.d. Katzbach (Wojcieszów Górny) zu übernehmen. Nach dem Freitod des dortigen Direktors Kretschmar, übernahm Habicht die Stelle des obersten technischen Leiters des Bergwerks Bergmannstrost mit dem Luis-Stollen und dem Arnold-Schacht sowie die einer Arsenkiesgrube. Zur Leitung des Hauptbetriebes in Altenberg, der im Frühjahr 1912 von einer englischen Gesellschaft übernommen wurde, kamen Nebenbetriebe in Rothenzechau (Czarnów) und Albendorf (Wambierzyce), ein Schürfbetrieb bei Jannowitz (Janowice Wielkie) im Bober-Katzbach-Gebirge, eine Tätigkeit als Sachverständiger sowie diverse Exkursionen, u.a. im Braunkohlenbergbau. Mit Kriegsbeginn und der Verordnung über die Beschlagnahme englischen Eigentums im Deutschen Reich verlor Habicht seine Stellung und wurde zunächst Betriebsinspektor in Vertretung auf der Braunkohlengrube Friedrich bei Hamersleben im Bezirk Halberstadt. Nach sechs Monaten wechselte als Betriebsdirektor zu den Bubendorfer Kohlenwerken in Frohburg bei Borna. Nach eineinhalb Jahren folgte eine Direktorenstelle auf den Nickelerzgruben der Kriegsmetall AG in Sohland a.d. Spree und im böhmischen Rosenhain (Rožany, heute zu Šluknov). Nach Kriegsende ging der Betrieb in Rosenhain in tschechische Hände über, allerdings behielt Habicht die Leitung für weitere zwei Jahre und erstattete allwöchentlich Bericht in Prag.Im Jahr 1921 folgte er schließlich dem Ruf aus seiner Heimat und wurde Leiter der Grube in Lindthal bei Lautenthal im Oberharz, für die er bereits 1917 einen Betriebsplan entworfen hatte. Infolge der 1926 einsetzenden Krise im deutschen Erzbergbau wurden die Eigentümer der Grube, die Rombacher Hüttenwerke, von ihrem Pachtvertrag befreit, und der Betrieb wurde eingestellt. Habicht stellte erfolgreich einen Pensionierungsantrag bei der Reichsknappschaft und beendete seine bergmännische Laufbahn. In den folgenden drei Jahrzehnten widmete er sich seiner Familie und engagierte sich in verschiedenen Ämtern in seiner Heimatgemeinde. Habicht verstarb im Alter von 91 Jahren am 25. Januar 1960 in Künzelsau.Der Bestand wurde dem Bergbau-Archiv am 30. Oktober und am 6. November 2013 auf postalischem Wege durch Dipl.-Ing. Martin Storz, Geislingen/Steige, übereignet. Es handelt sich dabei im Wesentlichen um die handschriftlichen Lebenserinnerungen von Betriebsführer und Bergwerksdirektor Heinrich August Habicht, Lautenthal/Harz, ergänzt um jeweils ein Schulheft Geologie, Mineralogie und Physik aus den Jahren 1897-1898 sowie Hand- und Lehrbücher zum Maschinenbau und Fotografien Heinrich August Habichts.Verzeichnung: Gudrun NeumannEinleitung: David SkrabaniaBochum, Januar 2014
- Reference number of holding
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BBA 316
- Context
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Bergbau-Archiv Bochum (Archivtektonik) >> Nachlässe
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- Last update
- 05.11.2025, 1:59 PM CET
Data provider
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Object type
- Bestand