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C Rep. 118 Magistrat von Berlin, Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen (Bestand)

Vorwort: C Rep. 118 Magistrat von Berlin, Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen


1. Behördengeschichte

Mit der Konstituierung des Magistrats am 17. Mai 1945 wurden eine "Abteilung Sozialfürsorge" unter Leitung des Stadtrates Ottomar Geschke und eine "Abteilung Gesundheitsdienst" unter Leitung des Stadtrates Ferdinand Sauerbruch eingerichtet.

Am 5. Dezember 1946 wählte die neue Stadtverordnetenversammlung einen neuen Magistrat, dem Bruno Harms als Stadtrat und Leiter der "Abteilung Gesundheitsdienst" und Margarete Ehlert als Stadträtin und Leiterin der "Abteilung für Sozialwesen" angehörten.
Die ab 1947 umbenannte "Abteilung Gesundheitswesen" und das bei ihr bestehende Landesgesundheitsamt waren zuständig für die Kranken- und Pflegeanstalten, die Seuchenbekämpfung, die Sozialhygiene, die Gewerbe- und Lebensmittelhygiene, das Arzneimittelwesen, das Desinfektionswesen, die Mütter- und Säuglingsfürsorge, das Hebammenwesen, das Rettungswesen, die Badeanstalten, das Veterinärwesen, die medizinische Ausbildung und das Prüfungswesen, die medizinischen Arbeits- und Forschungsinstitute, die Städtehygiene sowie die Berufs- und Standesfragen des Heil- und Pflegepersonals.
Dem bei der Abteilung Sozialwesen bestehenden Hauptsozialamt oblagen die Allgemeine Wohlfahrt, die Obdach- und Altersheime, die Betreuung der Opfer des Faschismus, die Flüchtlings- und Heimkehrerfürsorge, die Kriegsbeschädigten-, Kriegshinterbliebenen- und Schwerbeschädigtenfürsorge, die Blinden- und Taubstummenfürsorge, die geschlossene und offene Fürsorge, die soziale Gerichtshilfe sowie die Aufsicht über die Versicherungsanstalt Berlin und die Stiftungen und Anstalten der freien Wohlfahrtspflege. Dem ebenfalls dort angeschlossenen Hauptjugendamt waren das Pflegekinderwesen, die Amtsvormundschafts- und Adoptionsangelegenheiten sowie die Familienfürsorge zugeordnet.

Nach dem Ende der einheitlichen Verwaltung Berlins 1948 wirkten in dem am 30. November eingesetzten Magistrat von Berlin (Ost) Wilhelmine Schirmer-Pröscher als Stadträtin für das Gesundheitswesen und Magdalene Stark-Wintersig als Stadträtin für Sozialwesen.
Die "Abteilung Gesundheitswesen" war zuständig für die Kranken- und Pflegeanstalten, die Seuchenbekämpfung, die Sozial- und Städtehygiene, die Berufs- und Standesfragen des Heil- und Pflegepersonals, das medizinische Ausbildungs- und Prüfungswesen, das Rettungswesen, die Badeanstalten, für Arzneimittel, Desinfektion, das Hebammenwesen und das Veterinärwesen.
Der "Abteilung Sozialwesen" oblagen Angelegenheiten der Allgemeinen Wohlfahrt (Unterstützungen, Heime, freie Wohlfahrtspflege), der Flüchtlings- und Heimkehrerfürsorge, der Kriegsbeschädigten- und Kriegshinterbliebenenfürsor-ge, der Schwerbeschädigten-, Blinden- und Taubstummenfürsorge, der Stiftungen, der Jugendwohlfahrt (Fürsorge, Vormundschaften, Heimerziehung), der Jugendgerichtshilfe, der Jugendorganisationen, der Jugendherbergen und des Jugendwanderns.

Mit der Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 und der Funktion Ost-Berlins als Hauptstadt wurde vom Magistrat eine weitgehende Angleichung an die Struktur der Verwaltung der DDR angestrebt, wodurch sich auch in der Gesundheits- und Sozialverwaltung geänderte Zuständigkeiten ergaben: Im April 1950 wurde beim Magistrat eine "Abteilung Arbeit und Gesundheitswesen" gebildet, in die die bisher selbständige Abteilung Sozialwesen eingegliedert wurde. Sie organi-sierte sich in drei Unterabteilungen - "Arbeit", "Sozialfürsorge" und "Gesundheitswesen" - und verschiedene aufgaben-bezogene Hauptämter. Leiterin der Abteilung wurde die bisherige Stadträtin für Gesundheitswesen, Wilhelmine Schir-mer-Pröscher. Bereits im Oktober 1951 wurde diese neue Abteilung wieder aufgelöst und die Aufgaben in zwei getrenn-ten Abteilungen für "Gesundheitswesen" und für "Arbeit und Sozialwesen" fortgesetzt.
Im Januar 1953 sind aufgrund der "Verordnung über die weitere Demokratisierung des Aufbaus und der Arbeitsweise der Organe der Staatsmacht von Groß-Berlin" erneut Änderungen erfolgt, nach denen eine Abteilung "Arbeit und Be-rufsausbildung" entsprechende Aufgaben übernahm und das Sozialwesen wieder separat eine Abteilung bildete, die von W. Schuh geleitet wurde. Die Leitung der Gesundheitsabteilung hatte von 1954 bis 1958 Kurt Scheidler inne.

Aus diesen beiden Abteilungen entstand zum Jahresbeginn 1959 die "Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen". Sie gliederte sich in Unterabteilungen, denen aufgabenorientierte Sachreferate zugeteilt waren. Erster Leiter dieser Abteilung wurde der Stadtrat Herbert Fechner; ihm folgten im Amt K. Höck (1962), Otto Dudzus (1963-1967), Reimer Schorr (1967-1975), Gerhard Jacob (1975-1986) und Geerd Dellas (1987-1990).
Ab 1962 führte der Stadtrat zugleich den Titel "Bezirksarzt". Der Bezirksarzt war sowohl Leiter der Abteilung Gesund-heits- und Sozialwesen des Magistrats als auch Vorsitzender der Seuchenbekämpfungskommission, Mitglied der Be-zirkskatastrophenkommission und Vorsitzender der Kommission für Auszeichnungen auf dem Gebiet des Gesundheits- und Sozialwesens.

Am 30. Mai 1990 wurde der letzte Magistrat von Berlin (Ost) von der Stadtverordnetenversammlung gewählt; Wolf-gang Sparing wurde Stadtrat für Soziales, Christian Zippel wurde Stadtrat für Gesundheit.
Die neue "Magistratsverwaltung für Gesundheit" gliederte sich in die Abteilungen I Personal, Recht, II Haushalt, III Ambulante medizinische Betreuung, IV Öffentlicher Gesundheitsdienst, V Krankenhauswesen und VI Veterinärwesen, Lebens- und Arzneimittel.
Die neue "Magistratsverwaltung für Soziales" bestand aus den Abteilungen I Personal, Recht, Haushalt, II Ältere Bür-ger, Soziale Dienste, III Sozialhilfe, Ausländer und IV Soziale Rehabilitation.

Mit dem Tag der deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 endete auch die administrative Teilung Berlins. Die Magistrats-verwaltung von Berlin (Ost) wurde aufgelöst; die Aufgaben der Magistratsverwaltungen für Gesundheit und für Soziales wurden nun von der "Senatsverwaltung für Gesundheit und Soziales" wahrgenommen.

2. Bestandsinformation

Die Überlieferung der für das Gesundheits- und Sozialwesen zuständigen Magistratsverwaltungen und ihrer Dienststellen gelangte ab den 1970er Jahren aus dem Verwaltungsarchiv des Magistrats in das Stadtarchiv Berlin.
Gemäß der in der DDR üblichen Bildung zusammengefasster Bestände ist die Überlieferung zahlreicher Behörden, Ämter und Einrichtungen der Gesundheits- und der Sozialverwaltung Ost-Berlins unter einer Repositur zusammenge-führt. Diese Repositur C Rep. 118 enthält neben den eigentlichen Akten der Abteilung Gesundheitswesen (Mai 1945-April 1950, Oktober 1951-Dezember 1958), der Abteilung Sozialwesen (Mai 1945-März 1950, Oktober 1951-Dezember 1958), der Abteilung Arbeit- und Gesundheitswesen (April 1950-September 1951) und der 1958 gebildeten Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen auch die Archivalien nachgeordneter Ämter und Dienststellen.
Im Jahre 1995 erfolgte eine umfangreiche Übernahme von Schriftgut in das Landesarchiv Berlin, als der Keller des Gebäudes Parochialstraße 1-3, dem langjährigen Sitz der Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen, beräumt wurde.

Eine Ende der 1980er Jahre im Stadtarchiv Berlin angefertigte Findkartei wurde seit 2005 in eine Datenbank retrokon-vertiert, dabei redaktionell überarbeitet und indiziert. Anschließend wurde die bisher unbearbeitete Überlieferung er-schlossen und verzeichnet. Hierbei wurden weitgehend die zeitgenössischen Aktentitel und Termini übernommen.

Zahlreiche Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

Die Überlieferung umfasst 1991 Akten (28,00 lfm) und dokumentiert die Arbeit der Gesundheits- und Sozialverwaltung und vieler nachgeordneter Einrichtungen in den Jahren 1945 bis 1992.
Viele Medizinische Berufsakten zum leitenden ärztlichen und medizinischen Personal Jahren sowie zu Apothekern, v. a. aus den 1950er und 1960er Jahren, ergänzen diese Verwaltungsüberlieferung.
Zur Überlieferung gehören auch mehrere zeitgenössische Karteien, die die Gesundheits- und Sozialverwaltung für ihre Zwecke geführt hatte. Diese Karteien sind unter "C Rep. 118 (Karteien)" verzeichnet.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: LAB C Rep. 118, Nr. …


3. Korrespondierende Bestände im Landesarchiv Berlin

A Rep. 001-06 Magistrat von Berlin, Personalbüro
C Rep. 103 Magistrat von Berlin, Abteilung Arbeit und Berufsausbildung
C Rep. 118 (Karteien) Magistrat von Berlin, Abteilung Gesundheits- und Sozialwesen
C Rep. 118-01 Hauptausschuss Opfer des Faschismus (OdF)/Referat Verfolgte des Naziregimes (VdN)
C Rep. 124 Magistrat von Berlin, Kaderabteilung
C Rep. 712 Krankenpflegeheim "Albert Schweitzer"
C Rep. 740 Bezirksinstitut für Blutspende- und Transfusionswesen Berlin
C Rep. 741 Bezirks-Hygieneinstitut Berlin
C Rep. 742 Städtisches Klinikum Berlin-Buch
C Rep. 743 Zentrum für Pharmazie und Medizintechnik/Bezirksapothekeninspektion
C Rep. 745 Wilhelm-Griesinger-Krankenhaus
C Rep. 746 Krankenhaus Am Friedrichshain
C Rep. 904-052 Grundorganisation der SED - Oskar-Ziethen-Krankenhaus
C Rep. 904-117 Grundorganisation der SED - Städtisches Klinikum Buch
C Rep. 904-151 Grundorganisation der SED - VEB Medizinische Gerätefabrik
C Rep. 904-182 Grundorganisation der SED - Städtisches Krankenhaus Weißensee
C Rep. 904-287 Grundorganisation der SED - Krankenhaus Prenzlauer Berg
C Rep. 904-352 Grundorganisation der SED - Poliklinik "Ernst-Ludwig-Heim"
C Rep. 904-355 Grundorganisation der SED - Poliklinik "Robert Koch"
C Rep. 904-368 Grundorganisation der SED - Städtisches Krankenhaus Kaulsdorf

4. Literaturhinweise

- Bericht über die Entwicklung des Gesundheits- und Sozialwesens in der Hauptstadt der DDR, Berlin 1949 ff. (bis 1968, ab 1975 "Jahresberichte..."), hrsg. vom Magistrat von Berlin.
- Arndt, Melanie: Gesundheitspolitik im geteilten Berlin. 1948 - 1961 (= Zeithistorische Studien 43, hrsg. vom Zentrum für Zeithistorische Forschung, Weimar 2009
- Bellair, Erich: Gibt es in Berlin noch ein Stiftungswesen? In: Die Stadtverwaltung, Heft 3 vom März 1947, S. 1 f.
- Baier, Karl: Brücken in ein neues Leben. Die Arbeit des Magistrats auf dem Gebiet der Umsiedler- (Flüchtlings-) und Heimkehrerfürsorge. In: Die Stadtverwaltung, Heft 13 vom 15. September 1946, S. 2-5.
- Bauer, Jeanne: Aus der Arbeit der Adoptionsstelle des Hauptjugendamtes. In: Die Stadtverwaltung, Heft 19 vom 15. Dezember 1946, S. 6-7.
-Dinter, Andreas: Berlin in Trümmern. Ernährungslage und medizinische Versorgung der Bevölkerung Berlins nach dem II. Weltkrieg. Die Seuchen im Berlin der Nachkriegszeit 1945-1949, Berlin 1999.
- Gold, Hans-Sigismund; Köhler, Walter: Zu einigen Fragen der Bewertung und rationellen Aufbewahrung speziellen Schriftgutes des staatlichen Gesundheitswesens. In: Archivmitteilungen. 20. Jg. (1971), H. 3, S. 89 ff.
-Jendretzky, Lotte: Rat und Hilfe für Jugendliche. In: Die Stadtverwaltung, Heft 17 vom 15. November 1946, S. 1-2.
- Reichhardt, Hans J.: Von der Mühsal einer Heimkehr aus dem Exil. Aus dem Briefwechsel zwischen Senatssprecher Hirschfeld und Parteifreunden. In: Berlin in Geschichte und Gegenwart.
Jahrbuch des Landesarchivs Berlin, Berlin 1982, S. 131-164.
-Rust, Frieda: Rat und Hilfe durch Sozialämter. In: Die Stadtverwaltung, Heft 12 vom 1. September 1946, S. 6-9.
- Scheidler, Kurt: Ein Programm wurde Wirklichkeit. In: Berliner Geschichte. Dokumente, Beiträge, Informationen, 1989, S. 16-26 (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Berlin, H. 10).
- Schmidt, H.: Chronik der gesundheitspolitischen Dokumente in der sowjetischen Besatzungszone von 1945 bis zur Gründung der DDR. In: Deutsches Gesundheits-Wesen 34 (1979), H. 42.




Berlin, Juli 2019 Dr. Heike Schroll

Bestandssignatur
Landesarchiv Berlin, C Rep. 118

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> C Bestände (Ost-) Berliner Behörden bis 1990 >> C 2 Magistrat von Berlin und nachgeordnete Einrichtungen >> C 2.1 Magistratsverwaltungen

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13.06.2023, 10:04 MESZ

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