Grenzanlage

Berliner Mauer, Grenzmauerabschnitte und Wachtürme; Berlin, Pankow

Allgemeine Anmerkung zum Aufbau des innerstädtischen Grenzanlagen-Systems:° Das Großbauwerk "Berliner Mauer" war eine komplexe, sich kontinuierlich verändernde, immer undurchdringlicher werdende Barriere, die aus einem breiten Todesstreifen mit zahlreichen Sperr- und Überwachungselementen bestand. Je nach Lage im Berliner Stadtgebiet variierte die Breite des Grenzstreifens. An exponierten Orten wie dem Potsdamer Platz dehnte sich der in der Regel rund 70 Meter breite Grenzstreifen auf bis zu 500 Meter aus. Auf Ost-Berliner Seite lag vor dem eigentlichen Grenzstreifen ein Sperrgebiet, in dem nur speziell autorisierte Personen wohnen bzw. arbeiten durften. Den Übergang zum Sperrgebiet markierten viersprachige Schilder mit der Aufschrift "Grenzgebiet - Betreten und Befahren verboten" sowie rotweiße Absperrgeländer und Pfosten. In besonders unübersichtlichen Sperrgebieten befanden sich Elemente der so genannten Vorfeldsicherung: Mauern, Zäune, Beleuchtungsanlagen, Fenstergitter oder Durchfahrtssperren in Form von Blumenkästen. Die rund drei Meter hohe so genannte Hinterlandsicherungsmauer (HiSM) bildete aus Ost-Berliner Sicht das erste feste Sperrelement des komplexen Grenzanlagen-Systems und verstellte zugleich den Blick auf den Todesstreifen. Als "Erkennungszeichen" war die Ostseite der "Hinterlandmauer" mit großen weißen Rechteckfeldern in grauer Rahmung angestrichen. Die zum Todesstreifen weisende Seite war weiß, damit sich Flüchtende in der Dunkelheit besser vor ihr abzeichneten. An einigen Abschnitten standen anstelle der "Hinterlandmauer" Grenzsicherungszäune aus Streckmetall. Das erste Element im Todesstreifen war der elektrische Grenzsignalzaun von zwei bis drei Metern Höhe, der bei Berührung Alarm auslöste. Seine elastische Konstruktion sollte das Übersteigen erschweren. Dem Signalzaun folgten unterschiedliche Flächensperren, wie Stahlspitzenmatten oder aus kreuzweise verschweißten Eisenbahnschienen bestehende Panzersperren. Dann kam ein zwei Meter breiter Kontrollstreifen, der so genannte K 2. Mit seiner geharkten Sandfläche diente er der Feststellung von Fluchtspuren, mancherorts befanden sich hier Hundelaufanlagen. Ungefähr in der Mitte des Grenzstreifens standen die Wachtürme, die eine freie Rundumsicht über das gesamte Gelände boten. Nach dem Grenzturmbereich folgte der Kolonnen- bzw. Postenweg aus Asphalt oder Betonplatten. Er diente als Verkehrsweg innerhalb des Grenzsystems, auf ihm patrouillierten die Grenzposten und wurden die Soldaten zu ihrem Postenabschnitt gebracht. Es schloss sich eine Lichttrasse aus Peitschenlampen an, die einen zweiten, sechs Meter breiten Kontrollstreifen - den K 6 - ausleuchteten. In manchen Abschnitten standen die Lampen bereits vor dem Kolonnenweg. Der K 6 bestand aus geharktem Sand und durfte nur von befugten Grenzsoldaten, in der Regel Offizierspatrouillen, betreten werden. Genau wie der K 2 diente auch der K 6 der Sicherung von Fluchtspuren. Kurz vor der Grenzmauer lag der so genannte Kfz-Sperrgraben, der aufgrund der räumlichen Enge in Berlin oft durch Panzersperren ersetzt worden war. Sperrgraben und Panzersperren sollten den Grenzdurchbruch mit schweren Fahrzeugen verhindern. Das vorderste Sperrelement, die Grenzmauer war in Berlin eine rund vier Meter hohe Betonplattenwand mit Rundrohraufsatz. Sie war das letzte Hindernis für einen Flüchtling, diente vor allem aber auch dazu, die Einsicht von Westen in den Todesstreifen zu verstellen. In den 28 Jahren zwischen Mauerbau (13.8.1961) und Mauerfall (9.11.1989) wurde die Grenzanlage ständig verändert, erweitert und "perfektioniert".° (s. Erläuterungsbögen zu den Einzelabschnitten von Dr. Anke Kuhrmann, 2006)

Standort
Dolomitenstraße 47 / Hertzstraße 59 / Kurze Straße 5 & 7 / Schulzestraße 22 / Wilhelm-Kuhr-Straße 30 & 31 & 32 & 59 & 60 & 61 / Wollankstraße 23 / Bornholmer Straße / Mauerpark / Maximilianstraße / Norwegerstraße / Schillerstraße / Schwedter Straße / Eberswalder Straße, Prenzlauer Berg & Pankow & Wilhelmsruh, Pankow, Berlin

Klassifikation
Gesamtanlage

Ereignis
Vollendung
(wer)
Bauherr: Regierung der DDR
(wann)
nach 1961

Letzte Aktualisierung
04.06.2025, 11:55 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Grenzanlage

Beteiligte

  • Bauherr: Regierung der DDR

Entstanden

  • nach 1961

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