Bestand
Zerstörerflottille (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: In Bremerhaven wurde durch
Aufstellungsbefehl Nr. 75 -Marine- vom 20. Februar 1958 zum
1. April das Kommando der Zerstörer aufgestellt. Das Kommando
war dem Befehlshaber der Seestreitkräfte / Flottenkommando
nachgeordnet und Typkommando für die Zerstörer-, die Geleit-,
das Fregatten- und das Flottendienstgeschwader.
Zu den ersten Aufgaben des Kommandos
zählten:
· Aufstellung der Geschwader
und Einheiten bis zur Herstellung der Einsatzbereitschaft
sowie deren Erhaltung,
·
Truppendienstliche Führung unterstellter Geschwader und
Einheiten,
· Überwachung der Einzel-,
Gefechts- und Verbandsausbildung,
·
Durchführung und Auswertung von Planspielen und
Übungen,
· Erstellung taktischer und
sonstiger Dienstvorschriften für Zerstörer und Geleitboote
sowie Mitarbeit an anderen Marinedienstvorschriften,
· Mitarbeit an Jahresausbildungs-, Übungs-
und Instandsetzungsplanung und Beiträgen zu Stärke- und
Ausrüstungsnachweisung,
· Mitwirkung
bei Personalwechsel und Offiziersstellenbesetzung,
· Einbringen von Vorschlägen zu
militärischen Forderungen an Schiffstypen und Material.
·
· Ab 1. Dezember
1958 wurde die Außenstelle des Kommandos der Zerstörer in
Charleston South Carolina / USA aufgestellt
(Aufstellungsbefehl Nr. 88 -Marine- vom 22. November 1958).
Bis zu ihrer Auflösung am 15. September 1961 hatte die
Außenstelle neben dem personellen und materiellen Aufbau der
Dienststelle und der wirtschaftlichen Betreuung des in den
USA zur Ausbildung kommandierten Zerstörerpersonals folgende
Aufträge:
·
·
Beaufsichtigung der Umrüstung und Instandsetzung der
Zerstörer bei Ship- yard / Charleston South Carolina,
· Vertretung militärischer Forderungen der
Bundesmarine gegenüber der US-Marine, insbesondere auf den
Gebieten des Schiffs- und Maschinenbaus, aller Waffen und der
Ausrüstung,
· Übernahme der
Versorgungsausrüstung einschließlich der Unterlagen für
Klassifizierung, Katalogisierung und rechnungsmäßigen
Nachweis,
· Feststellung und
Anforderung des Ersatzteilbedarfs,
·
Überprüfung der Ausrüstung,
·
verantwortliche Kontrolle der Umbauarbeiten im Rahmen der
verfügbaren Haushaltsmittel und
·
Abnahme der Zerstörer.
Zu den
übernommenen US-Zerstörern der Fletcher-Klasse (Z 1 bis Z 6)
kamen von 1961 bis 1964 sechs Fregatten der Klasse 120 und
fünf Torpedofangboote der Klasse 420 als Neubau deutscher
Werften.
Das Kommando der Zerstörer
verlegte am 29. März 1961 nach Eckernförde.
Von ursprünglich zwölf geplanten Zerstörern der Klasse
101 - ebenfalls deutsche Neubauten - wurden vier gebaut und
in den Jahren von 1964 bis 1968 in Dienst gestellt: HAMBURG,
SCHLESWIG-HOLSTEIN, BAYERN und HESSEN.
Am 1. März 1966 verlegte das Kommando der Zerstörer nach
Kiel.
Am 1. Januar 1967 wurde im Zuge
weiterer Namensänderungen im Flottenbereich das Kommando der
Zerstörer in Zerstörerflottille umbenannt.
Die Zerstörerflottille hatte den Auftrag, im
Zusammenwirken mit anderen Marinestreitkräften der NATO die
eigenen Küsten, vorgelagerten Seegebiete und die für den
Handel wichtigen Seeverbindungen und -gebiete zu schützen
sowie in diesen Operationsräumen präsent zu sein. Ebenso
leistete sie einen Beitrag zur Krisenbewältigung und
Konfliktverhinderung unter Führung der NATO, versehen mit
einem Mandat der Vereinten Nationen bzw. der Organisation für
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE). Auch die
maritime Unterstützung von Heeres- und Luftwaffenkontingenten
gehörte dazu.
1969 und 1970 wurden in
den USA drei (Lenkwaffen-)Zerstörer der Klasse 103 erworben
und in Dienst gestellt (LÜTJENS, MÖLDERS und ROMMEL). Am 30.
Juni 1999 wurde im Marinearsenal Wilhelmshaven die ROMMEL
außer Dienst gestellt. Der Zerstörer MÖLDERS stellte am 28.
Mai 2003, die LÜTJENS am 18. Dezember des gleichen Jahres
außer Dienst. Sie wurden durch den Zulauf der neuen Fregatten
der SACHSEN-Klasse (Klasse 124) ersetzt, insgesamt drei
Schiffe dieser Klasse stehen der Deutschen Marine zur
Verfügung. Das Typschiff - die SACHSEN - wurde am 4. November
2004 in Dienst gestellt, die HAMBURG im Dezember 2004. Als
letztes Schiff dieser Klasse stellte die HESSEN im April 2006
in Dienst. Die Einheiten der SACHSEN-Klasse sind als
Mehrzweckfregatten mit Bordhubschrauber für Geleitschutz und
Gebietssicherung konzipiert. Heimathafen der Einheiten ist
Wilhelmshaven. Seit dem 9. Januar 2006 bilden die Fregatten
der Klasse 124 mit den Einheiten der Klasse 123
(BRANDENBURG-Klasse) das 2. Fregattengeschwader.
Die erste Fregatte der Klasse 122, die
BREMEN, lief am 27. September 1979 vom Stapel, bis 1984
stellten insgesamt sechs Fregatten der BREMEN-Klasse in
Dienst, neben der BREMEN die NIEDERSACHSEN, RHEINLAND-PFALZ,
EMDEN, KÖLN und KARLSRUHE. Neben der AUGSBURG stellte als
letzte Fregatte dieser Klasse am 19. März 1990 die LÜBECK in
Dienst. Die Fregatten 122 bildeten das 2. und 4.
Fregattengeschwader, sie wurden am 9. Januar 2006 im neuen 4.
Fregattengeschwader zusammengefasst.
Die Verlegung der Zerstörerflottille von Kiel nach
Wilhelmshaven erfolgte am 1. Oktober 1982.
Die vier von 1994 bis 1996 in Dienst gestellten
Fregatten der BRANDENBURG-Klasse sind in Wilhelmshaven
stationiert und gehörten bis zum 9. Januar 2006 dem 6.
Fregattengeschwader an. Sie wurden im Zuge der
Umstrukturierung der Marine mit den Fregatten der Klasse 124
im neuen 2. Fregattengeschwader zusammengelegt.
Im Rahmen der Neuordnung der Flotte gemäß
Marinestruktur 2005 wurden die Versorgungsgeschwader mit
Wirkung vom 1. Oktober 1994 der Zerstörerflottille
unterstellt. Der Unterstellungswechsel vollzog sich aufgrund
der Auflösung der Versorgungsflottille mit Wirkung vom 1.
Oktober 1994 (Organisations-Änderungsweisung Nr. 1 / 93
-Marine- vom 10. September 1993). Beide Versorgungsgeschwader
wurden zum 31. März 1997 aufgelöst. Die Aufgaben des 1. und
2. Versorgungsgeschwaders wurden von der Teileinheit
Trossgeschwader im Stab der Zerstörerflottille übernommen
(Organisations-Änderungsweisung Nr. 1 / 96 -Marine- vom 4.
September 1996).
Das Jahr 2006 wurde
für die Deutsche Marine wiederum ein Jahr mit grundlegenden
Veränderungen in der Organisationsstruktur. Mit der
Aufstellung der Einsatzflottille 1 zum 1. Juli 2006 wurden
die Einheiten der Flottille der Minenstreitkräfte, der
Schnellbootflottille, der Ubootflottille in die
Einsatzflottille 1 überführt. Der Einsatzflottille 2
unterstehen zwei Fregatten- und ein Trossgeschwader.
Kommandeure Kommando der Zerstörer /
Zerstörerflottille:
Kapitän zur See
Peters, Heinz 04.1958 - 10.1960
Kapitän zur See Dominik, Hans 10.1960 - 10.1962
Kapitän zur See Kuhnke, Günter 10.1962 -
09.1964
Kapitän zur See Mutius,
Theodor von 10.1964 - 03.1968
Flottillenadmiral Hartwig, Paul 04.1968 - 09.1970
Flottillenadmiral Rau, Erwin 10.1970 -
09.1972
Flottillenadmiral Holleuffer,
Joachim-Albrecht von 10.1972 - 09.1975
Flottillenadmiral Thäter, Klaus-Jürgen 10.1975 -
10.1978
Flottillenadmiral Weyher,
Hein-Peter 10.1978 - 03.1981
Flottillenadmiral Mann, Hans-Joachim 03.1981 -
03.1983
Flottillenadmiral Braun,
Franz-Dieter 04.1983 - 03.1985
Flottillenadmiral Ehrensberger, Konrad 04.1985 -
09.1988
Flottillenadmiral Böhmer,
Hans-Rudolf 10.1988 - 04.1990
Flottillenadmiral Laudien, Klaus-Dieter 05.1990 -
09.1992
Flottillenadmiral Hülsemann,
Diether 10.1992 - 03.1995
Flottillenadmiral Feldt, Lutz 04.1995 - (1996)
Flottillenadmiral Ropers, Frank (1997) -
(1998)
Flottillenadmiral Diehl,
Christoph (1999) - 08.2001
Flottillenadmiral Hoch, Gottfried 09.2001 -
02.2003
Flottillenadmiral Schmitz,
Rolf 02.2003 - 10.2004
Kapitän zur See
Witthauer, Hans-Jochen 10.2004 - (2006)
Inhaltliche
Charakterisierung: Den Schwerpunkt der Überlieferung bilden
die Unterlagen über Auslands-Ausbildungsreisen und Übungen in
außerheimischen Gewässern sowie Manöver. Die Unterlagen
wurden in diesem Bestand als archivwürdig bewertet, obwohl
auch ein Teil der Übungen in anderen Beständen wie zum
Beispiel in BM 1 (Führungsstab der Marine) und BM 40
(Zerstörergeschwader) vorhanden ist, weil es sich zu einem
großen Teil um die Originalberichte (Erstausfertigungen)
handelt.
Weiter sind das Tagebuch des
Kommandeurs der Zerstörerflottille (1985 - 1987) und eine
Ansprache anläßlich des 25jährigen Jubiläums der
Zerstörerflottille sowie Vorträge und Notizen, insbesondere
zu Typ-Kommandeurtagungen und Kommandantentagungen der
Zerstörerflottille, überliefert.
Die
meisten Ersatz- bzw. Ergänzungsüberlieferungen zur
Zerstörerflottille und den unterstellten Geschwadern befinden
sich im Bestand BM 1 - Führungsstab der Marine. Von einer
(nahezu) kompletten Überlieferung kann bei den Unterlagen
über die Aufstellung und Organisation der Zerstörer-,
Fregatten- und Versorgungsgeschwader und zur Indienststellung
ihrer Einheiten ausgegangen werden. Die dazu in BM 1
überlieferten Unterlagen umfassen sowohl sämtliche
Organisationsbefehle von der Aufstellung über evtl.
Umgliederungen / Organisationsänderungen bis hin zur
Auflösung als auch für die schwimmenden Einheiten alle
Informationen über Indienststellungen und
Außerdienststellungen, Stapelläufe und Taufen, Umbenennungen,
Unterstellungswechsel, Umrüstung, Aussonderung und letztlich
die Verwertung der Zerstörer, Fregatten und Versorger.
Nennenswert in BM 1 sind auch Dokumente über die
Vorgeschichte des Kaufs der drei Lenkwaffenzerstörer LÜTJENS,
MÖLDERS und ROMMEL, zur Stationierung und zu den
Einsatzmöglichkeiten der Zerstörer sowie der Ausbildung des
Bordpersonals. Einige Akten in BM 1 geben Auskunft über
Truppenbesuche des Inspekteurs der Marine bei der
Zerstörerflottille.
Ebenso werden die
Unterlagen der unterstellten Zerstörer-, Fregatten- und
Versorgungsgeschwader im Bundesarchiv-Militärarchiv verwahrt.
Von den Versorgungsgeschwadern (BM 39) sind insbesondere
Havarieakten und Kapitäns-, Erfahrungs- und Reiseberichte
überliefert. Zwei Akten geben Auskunft über Ausbildungshilfe
durch die Versorgungsgeschwader für die Türkei und den Iran.
In BM 40 - Zerstörergeschwader sind nur wenige
Organisationsunterlagen, Besatzungslisten, Unterlagen über
Auslands-Ausbildungsreisen und Übungen in außerheimischen
Gewässern, vereinzelte Havarieakten, Akten über
Außerdienststellungen sowie statistische Meldungen vorhanden.
Einen Schwerpunkt stellen Unterlagen aus dem Bereich
Marinetechnik dar. Daneben gibt eine Akte Auskunft über die
Patenschaften des Zerstörers 4 mit den Städten Reutlingen und
Eckernförde. Nur einige wenige Unterlagen der
Fregattengeschwader sind überliefert, insbesondere
Ablieferungsunterlagen und Truppenversuchsberichte betr. die
Fregatte, Klasse 120.
Im Bestand BM 42
- "Verbindungsstäbe und Offiziere" sind Unterlagen der drei
DDG-Zerstörer und des Deutschen DDG-Verbindungsstabes USA
überliefert (zu einem großen Teil in englisch). Die Akten
spiegeln den Werdegang der Zerstörer von der Kiellegung über
den Stapellauf bis hin zur Ablieferung und Indienststellung
wider. Verträge und Annahmeerklärungen sind ebenso
überliefert wie Besprechungsvermerke, Dienstreise- und
Bauzustandsberichte. Ein großer Teil der Unterlagen gibt
Auskunft über die vielfältigen technischen Details, vor allem
die Ausrüstung mit den TARTAR- und
ASROC-Waffensystemen.
Die
Schiffstagebücher der unterstellten Einheiten (zum Teil mit
Besatzungslisten) werden im Bestand BM 21 I verwahrt.
Weitere Unterlagen sind auch in dem Bestand
BM 10 - Flottenkommando zu vermuten.
Im Bestand BM 25 sind Unterlagen aus der Zeit von 1963
bis 1992 überliefert.
Erschließungszustand:
Online-Findbuch
Umfang, Erläuterung:
VS-Anteil: 1 AE
Zitierweise: BArch BM
25/...
- Bestandssignatur
-
Bundesarchiv, BArch BM 25
- Umfang
-
74 Aufbewahrungseinheiten; 7,2 laufende Meter
- Sprache der Unterlagen
-
deutsch
- Kontext
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Verteidigung >> Bundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr >> Streitkräfte >> Verbände und Dienststellen der Marine
- Verwandte Bestände und Literatur
-
Literatur: Hans H. Hildebrandt, Albert Röhr, Hans-Otto Steinmetz: Die deutschen Kriegsschiffe, Herford, 1983
Reinhard Teuber: Die Bundeswehr 1955 ¿ 1995, Norderstedt, 1996
- Provenienz
-
Zerstörerflottille (ZFltl), 1958-2006
- Bestandslaufzeit
-
1963 - 1992
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
16.01.2024, 08:43 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand
Beteiligte
- Zerstörerflottille (ZFltl), 1958-2006
Entstanden
- 1963 - 1992