Bestand
Zentrum Innere Führung (Bestand)
Geschichte des
Bestandsbildners: Noch nicht erstellt
Bestandsbeschreibung:
I. Aufgaben und Organisation
Funktionsvorgänger: Schule der Bundeswehr für Innere
Führung
II. Auftrag
Das Zentrum Innere Führung (ZinFü) ist die zentrale
Einrichtung der Bundeswehr zur Weiterentwicklung der
konzeptionellen Grundlagen der Inneren Führung und zur
Umsetzung der Konzeption Innere Führung für die Aus-, Fort-
und Weiterbildung des Führerpersonals und den Dienst in der
Truppe.
Aufgestellt als Schule der
Bundeswehr für Innere Führung am 01. Oktober 1956 in Köln,
wurde die Dienststelle im Februar 1957 nach Koblenz verlegt.
Dort begann sie mit ihrer Ausbildungstätigkeit. Die Begriffe
"Staatsbürger in Uniform" und "Innere Führung" wurden bereits
in den Jahren 1952 und 1953 im sog. Amt Blank geprägt.
Gerade in den Anfangsjahren der Bundeswehr
lag der Hauptschwerpunkt der Ausbildungstätigkeit darauf, das
im Grundgesetz und in der Wehrverfassung verankerte Leitbild
des "Staatsbürgers in Uniform" auch im militärischen Alltag
fest zu verankern.
In der ZDv 10/1
wird Innere Führung als ein Konzept militärischer Führung
beschrieben, welches "die Streitkräfte bei der
Auftragserfüllung an die Werte des Grundgesetzes bindet. Sie
hat die Aufgabe, die Spannungen zu mindern, die sich aus den
individuellen Rechten des freien Bürgers einerseits und den
militärischen Pflichten des Soldaten andererseits ergeben".
Dieser Schwerpunkt der Ausbildungstätigkeit hat sich in Laufe
der Zeit verlagert.
Am 01. Januar 1981
wurde die Schule in Zentrum Innere Führung umbenannt.
Zusammen mit der Namensänderung übertrug man dem ZinFü die
Leitfunktion in einem neu eingerichteten Aufgabenverbund
Innere Führung. In diesem sind alle mit Forschung und Lehre
beauftragten Akademien und Institutionen der Bundeswehr
zusammengeschlossen. Somit ist gewährleistet, daß wesentliche
Erkenntnisse zur Inneren Führung ausgetauscht und für
Führung, Ausbildung und Erziehung in den Streitkräften
umgesetzt werden.
Das Jahr 1990 mit
seinen politischen Umwälzungen stellte auch das ZinFü vor
neue Aufgaben: das ZinFü hatte einen besonderer Beitrag bei
der Integration von Soldaten der ehemaligen NVA in die
Bundeswehr zu leisten.
Der erweiterte
Auftrag der Streitkräfte durch Beteiligung an humanitären
Aktionen und Friedensmissionen zur Wahrung des Völkerrechts
und zur internationalen Sicherheit beizutragen, stellt erneut
neue Anforderungen an die Innere Führung. Einen wesentlichen
Beitrag leistet dabei das ZinFü mit der dort eingerichteten
Führerausbildung zur geistigen und psychologischen
Vorbereitung auf den Einsatz.
Daneben
ist das ZinFü zusammen mit seiner Außenstelle in
Strausberg/Berlin auch eine Begegnungsstätte für Vertreter
der Gesellschaft aus den Bereichen Politik, Wissenschaft,
Militär, Wirtschaft und Bildung, im nationalen wie
internationalen Rahmen.
Aktuelle
Organisation (nach BW-Reform):
Das
ZinFü ist truppendienstlich durch das Streitkräfteamt dem
Inspekteur der Streitkräftebasis unterstellt; fachlich
untersteht es dem Führungsstab der Streitkräfte (Abteilung
I/4 und I/3).
Das ZinFü ist nach dem
Kommandeur, dem Stellvertretenden Kommandeur und Chef des
Stabes in eine Stabsgruppe, die Truppenverwaltung, den
Truppenarzt und fünf Arbeitsbereiche untergliedert.
Bereich 1: Konzeption,
Grundsatzangelegenheiten, Aufgabenverbund InFü
Projektkoordinierung, Presse und Öffentlichkeitsarbeit
Bereich 2: Menschenführung, Fürsorge und
Betreuung
Bereich 3: Politische
Bildung
Bereich 4: Verfassungs-, Wehr-
und Völkerrecht, Soldatische Ordnung
Bereich 5: Außenstelle Strausberg; Schwerpunkt:
Internationale Seminare
"Beirat Innere
Führung":
Beratungsgremium des
Ministers in Fragen der Inneren Führung. Es besteht aus 10
bis 25 Persönlichkeiten, die - für je vier Jahre benannt -
aus den Bereichen Verbände, Kirchen, Gewerkschaften,
Arbeitgeber, Schulen, Hochschulen, Einrichtungen der
Erwachsenenbildung stammen, sowie Vertretern der
Wissenschaften und der Medien. An den jährlich insgesamt drei
Beiratssitzungen nehmen zudem als ständige Gäste der
Beauftragte für Erziehung und Ausbildung beim
Generalinspekteur der Bundeswehr, der Kommandeur Zentrum
Innere Führung, der Sprecher des
Gesamtvertrauenspersonenausschusses beim Bundesministerium
der Verteidigung, der Militärgeneraldekan des Evangelischen
Kirchenamtes für die Bundeswehr und der Mililitärgeneralvikar
des Katholischen Militärbischofsamtes teil. Im Ergebnis
werden Empfehlungen und Stellungnahmen zu grundsätzlichen
Einzelfragen schriftlich formuliert.
"Aufgabenverbund Innere Führung":
Mit Ministerweisung vom 10. Juli 1980 wurde dieser
Verbund eingerichtet. Das Ziel ist die Wahrung des
inhaltlichen und konzeptionellen Zusammenhangs im
Themenbereich der Inneren Führung. Seit 01.01.1081 nimmt das
Zentrum Innere Führung die Leitfunktion in diesem
Aufgabenverbund wahr. Folgende Dienststellen sind darin
enthalten:
Zentrum Innere Führung
(Leitung)
Führungsstab der
Streitkräfte Fü S I
General Ausbildung
Heer
Leiter Studentenbereiche der
Universitäten der Bundeswehr
Bundesakademie für Wehrverwaltung und Wehrtechnik
Amt für Studien und Übungen der
Bundeswehr
General Ausbildung In
San
Sanitätsakademie der
Bundeswehr
Streitkräfteamt
Militärgeschichtliches Forschungsamt
Admiral Ausbildung Marine
Sozialwissenschaftliches Institut der Bundeswehr
Akademie der Bundeswehr für Information und
Kommunikation
Beauftragter für
Erziehung und Ausbildung
General
Ausbildung Luftwaffe
Führungsakademie
der Bundeswehr
Die Dienststellenleiter
bzw. Generale der Ausbildung treffen sich jährlich zweimal in
der Direktorenkonferenz.
Mit der ZDv
10/1 " Innere Führung" aus dem Jahre 1993 liegt nunmehr die
dritte Gesamtdarstellung der Inneren Führung nach dem 1957
erschienen "Handbuch Innere Führung" und der ZDv 10/1 "Hilfen
für Innere Führung vor. Ziel der Inneren Führung als
Konzeption militärischer Führung ist es, die Streitkräfte bei
der Auftragserfüllung an die Werte des Grundgesetzes zu
binden. Kernelement ist die Konzeption der Übertragung der
Grundprinzipien des demokratischen Rechtsstaates auf die
Streitkräfte. Hieraus werden vier Hauptziele
abgeleitet:
Legitimation
Politische und rechtliche Begründungen des
militärischen Dienstes müssen vermittelt werden. Der Sinn des
militärischen Auftrags muss nachvollziehbar und verständlich
für den Soldaten sein.
Integration
Werte und Normen des
Grundgesetzes stellen den verbindlichen Rahmen für die
Einbindung der Bundeswehr in Staat und Gesellschaft dar. Dies
soll gefördert werden.
Motivation
Um "Disziplin und
Zusammenhalt der Truppe" zu wahren kommt es hier darauf an
"die Bereitschaft des Soldaten zur gewissenhaften
Pflichterfüllung, zur Übernahme von Verantwortung zu zur
Zusammenarbeit zu stärken."
Gestaltung
der inneren Ordnung
Die innere Ordnung
der Streitkräfte muss sowohl die Einsatzbereitschaft und
Disziplin stärken und gewährleisten, als auch die
Persönlichkeitsrechte des einzelnen Soldaten.
Diese Ziele fokussieren sich im Leitbild des
"Staatsbürgers in Uniform".
In den
verteidigungspolitischen Richtlinien vom 26. November 1992
wurde erstmals der veränderten Rolle und der erweiterten
Aufgaben der deutschen Streitkräfte politisch Rechnung
getragen. Dies wurde mit der Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts vom 12. Juli 1994 auf eine
entscheidende rechtliche Grundlage gestellt. Dies hatte
Folgen auf das Selbstverständnis des Soldaten, die auch
Konsequenzen im Bereich der Inneren Führung hatte. Die Vor-
und Nachbereitung von Auslandseinsätzen ist dabei ein
wesentlicher Kernpunkt.
Mit der
Neufassung der ZDv 10/1 Innere Führung aus dem Jahre 2008
wird dem Transformationsprozess innerhalb der Streitkräfte
Rechnung getragen.
Am 04. September
2009 wurde die Zentrale Ausbildungseinrichtung für die
Rechtspflege der Bundeswehr (ZAR) beim Zentrum Innere Führung
eingeführt.
Kommandeure:
BrigGen Weber, Artur 01.07.1956 -
31.05.1960
BrigGen Maizière, Ulrich de
01.06.1960 - 31.03.1962
BrigGen
Hinkelbein, Claus 01.04.1962 - 12.05.1966
FltlAdm Collmann, Heinz 13.05.1966 - 31.03.1969
BrigGen Schönnenbeck, Günter-Matthias
01.04.1969 - 30.09.1972
BrigGen
Seifert, Martin 01.10.1972 - 1978
BrigGen Lange, Werner 1978 - 30.09.1980
BrigGen Clauss, Werner 01.10.1980 -
31.03.1983
BrigGen Recke, Adalbert
Baron von der 01.04.1983 - 30.09.1987
FltlAdm Hundt, Ulrich 01.10.1987 - 30.09.1994
BrigGen Beck, Hans-Christian 01.10.1994 -
1995
Inhaltliche
Charakterisierung: Der überwiegende Teil der hier verwahrten
Unterlagen bezieht sich auf die Zeit bis 1980 und umfasst
somit die Überlieferung der Schule der Bundeswehr für Innere
Führung. Die Überlieferung setzt sich im wesentlichen
zusammen aus: Arbeitsunterlagen von Lehrgängen an der Schule
der Bw für Innere Führung, Didaktische Analysen und
Hilfsmittel, Informationsmappen und Lehrgangsunterlagen zu
unterschiedlichen Lehrgängen, Tagungsunterlagen, Lehrpläne
und Ausbildungshilfen, Schulbefehle, Unterlagen zur
Durchführung und Organisation von Lehrgängen,
Generalsbesprechungen, Unterlagen zum Dienst- und
Geschäftsbetrieb, Öffentlichkeitsarbeit, Vortragswesen und
-veranstaltungen, Lehrgangsübersichten,
Lehrgangs-Erfahrungsberichte, Unterlagen zum Beirat Innere
Führung, Unterlagen zu Grundsatzthemen (u.a. Innere Führung,
Soldatengesetz, Bundeswehr und Tradition), allgemeine
Verwaltungs- und Standortangelegenheiten,
Personalangelegenheiten, Aufsätze, Reden und Ansprachen zum
Thema "Innere Führung".
Zitierweise: BArch BW
11-II/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch BW 11-II
- Extent
-
415 Aufbewahrungseinheiten; 14,0 laufende Meter
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Verteidigung >> Bundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr >> Streitkräfte >> Zentrale und streitkräftegemeinsame Dienststellen
- Related materials
-
Literatur: Frank Nägler: Der gewollte Soldat und sein Wandel. Personelle Rüstung und Innere Führung in den Aufbaujahren der Bundeswehr 1956 bis 1964/65, München 2010.
Marc T. Habenicht: Die Führungsphilosophie der Bundeswehr (Innere Führung) - Eine Idee zur Menschenschführung auch für andere Organisationen?, Hamburg 2012.
Uwe Hartmann (Hrsg.): Der Soldatenberuf im Spagat zwischen gesellschaftlicher Integration und Sui-generis-Ansprüchen. Gedanken zur Weiterentwicklung der Inneren Führung, Berlin 2012.
Uwe Hartmann (Hrsg.): Ethik als geistige Rüstung für Soldaten, Berlin 2011.
Martin Scherm/Paula B. Schneider/Stefan Schmitz: Führungsbegleitung in militärischen Organisationen (FMO). Erfahrungen - Perspektiven - Empfehlungen, Koblenz 2011.
Hans-J. Reeb/Peter Többicke: Lexikon Innere Führung. Sämtliche Aspekte der Inneren Führung im Überblick, 4. Auflage, Regensburg (2011).
Ruth Rümschüssel: "Innere Führung" - veraltet oder essenziell wichtig?, (Sozialwissenschaftliche Studien zur Verteidigungspädagogik und Friedenserziehung, Bd. 3), Regensburg 2010.
- Provenance
-
Zentrum Innere Führung (ZInFü), 1980-
- Date of creation of holding
-
1955 -
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Zugangsbeschränkungen
-
Besondere Benutzungsbedingungen: Die Signaturen BW 11-II/269, 277, 279, 280, 281, 282 (VHS-Videos) lagern in Berlin-Hoppegarten.
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
- Zentrum Innere Führung (ZInFü), 1980-
Time of origin
- 1955 -