Archivbestand
Westfälische Landes-Eisenbahn (Bestand)
Kurzbeschreibung: Akten zu Aufsichtsrat, Aktien, Bau der Bahnen, Grunderwerb, Bahnhöfe, Betrieb der Strecken, Brücken, Anschlussgleise, Werkstätten, Stellwerke, Beschaffungen von Lokomotiven und Wagen, Verwaltung, Schiffbarmachung der Lippe, Möhnesee-Badegesellschaft: Strandbad Wamel, Strecken: Warstein-Lippstadt, Lippstadt-Beckum, Soest-Brilon Stadt, Borken-Burgsteinfurt, Neubeckum-Münster, Neubeckum-Warendorf, Wiedenbrück-Sennelager. Depositum.
Vorwort: Die Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH, kurz WLE, ist ein Eisenbahnverkehrs- und Eisenbahninfrastrukturunternehmen mit Sitz in Lippstadt. Das Unternehmen wurde 1881 gegründet und kann inzwischen auf eine lange und abwechslungsreiche Geschichte zurückblicken.
1878 gründete sich ein provisorisches Komitee bestehend aus Wilhelm Bergenthal, Ewald Bergenthal, F. Uhlendorff und Franz Hegemann aus Warstein. Im Juni 1878 legte das Komitee eine Denkschrift über Anlage und Rentabilität einer Warstein-Lippstädter Sekundär-Bahn vor.Am 27.10.1878 präsentierte das Komitee sein Vorhaben vor größerem Publikum in Anröchte, zusätzlich wurden ein Größerer Ausschuss und ein Engeres Komitee gewählt. Am 06.12. reichte das Engere Komitee schließlich Statuten einer Aktiengesellschaft beim Minister für öffentliche Arbeiten in Berlin ein.
Am 25.02.1881 erfolgte die Einreichung eines Antrages auf Genehmigung von Vorarbeiten und einer Konzessionierung der Sekundärbahn Warstein-Lippstadt-Rheda beim preußischen Minister für öffentliche Arbeiten. Im September wurde die Genehmigung für diesen Antrag erteilt, die Provinz Westfalen beteiligte sich finanziell an dem Bauvorhaben.
Am 22.11.1881 gründete sich die Warstein-Lippstadter Eisenbahn-Gesellschaft mit einem Grundkapital von 1.500.000 Mark. Ein Bauvertrag mit der Firma Soenderop & Cie aus Berlin wurde am 10.02.1882 geschlossen.
Für den Bau der ersten Strecke von Warstein nach Lippstadt unterzeichnete Kaiser Wilhelm I. die Baugenehmigung am 24.03.1882. Schon am 26.04.1882 erfolgte der erste Spatenstich. Am 27. und 28.06.1882 fand die landespolizeiliche Prüfung des Bauvorhabens durch das Königliche Eisenbahnkommissariat statt, welches schließlich am 02.10.1882 die offizielle Baugenehmigung erteilte. Erster Vorsitzender des Vorstandes wurde der Geheime Kommerzienrat Wilhelm Bergenthal aus Warstein.
Kurz vor der Eröffnung der Strecke am 31.10.1883 schloss die Warstein-Lippstadter Eisenbahn-Gesellschaft im September einen Vertrag über die Betriebsführung über zehn Jahre mit der Firma Soenderop. Am 01.11. konnte der planmäßige Betriebsablauf aufgenommen werden. Kurz nach Eröffnung der ersten Strecke löste die WLE den Vertrag über die Betriebsführung der Strecke mit der Firma Soenderop am 01.04.1886 schon wieder auf. 1892 legte zudem Wilhelm Bergenthal sein Amt als Vorstandsvorsitzender nieder, Heinrich Kamp trat seine Nachfolge an.
Am 20.07.1892 stellte die WLE bei der Provinzialversammlung einen Antrag auf Genehmigung von Arbeiten auf der Strecke von Brilon nach Soest, der bereits am 09.08. vom Minister für öffentliche Arbeiten genehmigt wurde.Am 17.04.1896 konnten die Vorarbeiten abgeschlossen und eine Vorlage zum Bau und Betrieb der sogenannten Möhnetalbahn an den Minister für öffentliche Arbeiten eingereicht werden. Am 16.12.1896 erteilte der preußische König Wilhelm II. die Konzession für das Bauvorhaben.
Zeitgleich zur Antragsstellung für die Möhnetalbahn erfolgte die Stellung eines Antrages zur Ausführung von Vorarbeiten für die Strecke von Lippstadt nach Beckum. Am 20.12.1892 erfolgte die Erlaubnis zur Ausführung der Vorarbeiten.
Aufgrund der Ausweitung des Streckennetzes wurden am 16.03.1895 der Gesellschaftsvertrag und der Zweck des Unternehmens auf den Bau und Betrieb einer Eisenbahn von Beckum nach Lippstadt geändert.Am 16.12.1896 erteilte der preußische König die Konzessionierung zum Bau der Strecke, am 10.07.1897 erfolgte die Genehmigung zur Durchquerung der Strecke auf lippischem Staatsgebiet. Die Eröffnung erfolgte am 20.10.1898.
Am 28.02.1894 stellte die WLE einen Antrag auf Genehmigung für Vorarbeiten zum Bau einer Strecke von Neubeckum nach Warendorf, welche am 27.03. erteilt werden konnte. Am 12.03.1896 wurde der Unternehmenszweck auf den Bau und Betrieb der Strecke von Neubeckum nach Warendorf erweitert, am 16.12. erteilte der preußische König Wilhelm II. die Konzession. Die Strecke wurde schließlich am 01.04.1901 eröffnet.
Da nach dem Bau der Möhnetalbahn, sowie der Strecken von Lippstadt nach Beckum und von Neubeckum nach Warendorf, die Bezeichnung des Unternehmens nicht mehr passend war, wurde sie am 12.03.1896 in Westfälische Landes-Eisenbahn geändert.
In den Jahren 1898 und 1899 wurden die Streckenabschnitte von Belecke nach Brilon, von Soest nach Belecke, von Neubeckum nach Ennigerloh und von Ennigerloh nach Freckenhorst in Betrieb genommen. Am 01.10.1898 übernahm die WLE zusätzlich zu ihren eigenen Strecken die Durchführung des Personen- und Güterverkehrs auf der Strecke von Beckum nach Neubeckum von der Staatsbahn. Außerdem wurde am 15.12.1898 die Hauptwerkstatt der WLE in Lippstadt in Betrieb genommen.
Am 28.01.1895 stellte die WLE einen Antrag auf Genehmigung zur Ausführung von Vorarbeiten für die Strecke von Neubeckum nach Münster, die schon am 09.02. erteilt wurde. Ende Mai erhielt die WLE zusätzlich die Genehmigung zur Einbeziehung der Strecke von Albersloh über Wolbeck nach Münster in die Vorarbeiten. Anfang April wurde bereits der Unternehmenszweck auf den Bau und Betrieb der Strecke von Neubeckum nach Münster ausgedehnt. Die Erteilung der Konzession erfolgte am 21.11.1898 durch den preußischen König, die Inbetriebnahme der Strecke fand am 01.10.1903 statt.
Am 21.11.1899 erfolgte die Erteilung der Konzession für die Strecke zwischen Borken und Burgsteinfurt, der sogenannten Nordbahn, durch den preußischen König Wilhelm II. Bereits im April war die Ausdehnung des Unternehmens auf den Bau und Betrieb der Strecken von Borken nach Burgsteinfurt und von Stadtlohn nach Vreden beschlossen worden. Am 01.10.1902 konnte die Strecke in Betrieb genommen werden.
In der Zeit zwischen 1900 und 1902 kamen mehr und mehr Strecken in das Streckennetz der Westfälischen Landes-Eisenbahn, folglich musste der Aufsichtsrat an die Größe des Unternehmens angepasst werden und wurde erweitert. Hauptgesellschafter waren jetzt an den Strecken anliegende Kreise, Städte, Gemeinden sowie der Provinzialverband Westfalen.
Vor dem Ersten Weltkrieg wurden aufgrund des steigenden Verkehrsaufkommens die Gleise und Anlagen der WLE ausgebaut. 1902 erfolgte aus praktischen Gründen die Einstellung von Güterwagen in den Wagenpark der Staatsbahn, was in die Gründung eines Gemeinschaftswagenparks mündete. Drei Jahre später, im Jahr 1905, erfolgte mit der gemeinsamen Nutzung des Hafengleises in Münster für Gütertransporte eine weitere Kooperation der WLE mit der Staatsbahn.
Ab 1907 gab es konkrete Planungen zum Bau einer Talsperre an der Möhne, die auch die WLE betrafen. Der Bahnhof in Wamel musste neu gebaut, ein Teil der Strecke von Soest nach Brilon musste verlegt werden. Am 01.11.1908 feiert die WLE außerdem ihr 25-jähriges Bestehen.
Während des Ersten Weltkriegs sanken das Verkehrsaufkommen und folglich auch die Betriebseinnahmen. Ab 1918 gab es zwar wieder einen Anstieg beim Verkehrsaufkommen zu verzeichnen, jedoch stiegen die Betriebsausgaben so überproportional an, dass die WLE in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten geriet und Verluste machte. Diese schlechte Finanzlage zwang die WLE zu drastischen Sparmaßnahmen und Tariferhöhungen.
Während der Hyperinflation zu Beginn der 1920er Jahre sank auch das Verkehrsaufkommen wieder, was die finanzielle Krise weiter verschärfte. Nach der Währungsumstellung 1924 zeichnete sich zumindest eine Stabilisierung ab, zwischen 1924 und 1929 war sogar ein Anstieg im Güter- und Personenverkehr erkennbar.
Am 15.03.1929 beschloss der Vorstand der WLE die Satzung aufgrund steigender Konkurrenz auf den Bau und Betrieb von anderen Verkehrswegen auszudehnen und führte einen eigenen Kraftwagenverkehr ein. Am 15.09.1929 konnte die erste Omnibuslinie von Lippstadt über Anröchte nach Berge in Betrieb genommen werden. Bereits am 31.03.1925 war die Verkehrsgesellschaft Münsterland unter Beteiligung der WLE gegründet worden.
1928 vollzog das Unternehmen aus steuerlichen Gründen eine Veränderung in der Aktionärsstruktur. Ein kommunales Konsortium unter Führung der Provinz Westfalen übernahm die letzten noch in Privathand befindlichen Aktien der WLE. Ab dem 01.01.1929 war die WLE damit ein öffentliches Unternehmen. In der Wirtschaftskrise 1929 brachen Güter- und Personenverkehr erneut ein, die WLE war wiederholt zu drastischen Sparmaßnahmen gezwungen.
Am 26.06.1928 beschloss die Stadt Warstein den Bau einer städtischen Industriebahn zu den auf dem Hillenberg gelegenen Kalksteinbrüchen. Den Bau und Betrieb der Bahn übernahm die WLE. Am 26.06.1931 wurde die Industriebahn eröffnet. Am 28.05.1933 eröffnete ein anderes Projekt der WLE, das Strandbad in Wamel. Es sollte dazu dienen, mehr Besucher und damit Fahrgäste über die Strecke zwischen Soest und Brilon an den Möhnesee zu locken.
Nach der Machtübernahme Adolf Hitlers und den im ganzen Deutschen Reich vorgenommenen Veränderungen wurde auch der Aufsichtsrat der WLE, bestehend aus Vertretern der Kommunen und des Provinzialverbandes, gleichgeschaltet. Am 25.06.1935 wurde ebenfalls die Satzung der WLE geändert, das Unternehmen war ab diesem Zeitpunkt gemeinnützig.
Mitte der 1930er Jahre führte die WLE lange überfällige Instandsetzungs- und Erweiterungsmaßnahmen sowie die Modernisierung des Fahrzeugparks aus. Dies war möglich, da ab 1934 der Güter- und Personenverkehr anstieg und sich die finanzielle Situation des Unternehmens entspannte. Ab 1939 stieg nur der Personenverkehr weiter an, der Güterverkehr sank.
Im Februar 1935 wurde unter Beteiligung der WLE die Strandbad-Gesellschaft Möhnesee gegründet, die später in Möhnesee-Badegesellschaft umbenannt wurde. Schon seit Januar des gleichen Jahres war die WLE wieder Geschäftsführerin der Verkehrsgesellschaft Münsterland.Ebenfalls 1935 führte die WLE den Lkw-Verkehr ein, welcher aber schon 1937 aufgrund von Unrentabilität eingestellt werden musste.
Im Gegensatz zum Ersten Weltkrieg waren während des Zweiten Weltkriegs Anlagen und Gebäude der WLE sehr stark von Kriegshandlungen und den damit verbundenen Schäden betroffen. Zum Beispiel wurde der Bahnhof Soest-Thomätor bei einem Angriff am 05.12.1944 vollständig zerstört.Nach dem Einmarsch der Alliierten Ende März 1945 wurde der Zugverkehr der WLE zunächst vollständig eingestellt. Am 30.08.1945 wurde ein neuer Aufsichtsrat gewählt.
Nach Ende des Krieges stellte sich heraus, dass zum einen viele Brücken nahezu vollständig zerstört waren und mühsam wieder aufgebaut werden mussten. Zum anderen wurde deutlich, dass das Münsterland viel stärker von Kriegsschäden betroffen war als das Sauerland. So war es dann auch am 09.05.1945 die Strecke von Soest nach Wamel, die als erste wieder befahrbar war. Die restlichen Strecken der WLE konnten nach und nach bis zum 15.10.1945 wieder in Betrieb genommen werden.
Aufgrund der schweren Beschädigungen am Hauptbahnhof Münster kümmerten sich WLE und Reichsbahn gemeinsam um den Wiederaufbau im Jahr 1945. Seitdem wird der Bahnhof gemeinschaftlich genutzt. Ab 1951 nutzte man auch den Bahnhof in Borken gemeinsam.
Direkt nach Ende des Krieges war ein starker Anstieg beim Personenverkehr zu verzeichnen, der Güterverkehr erlebte ebenfalls, wenn auch langsamer, einen Anstieg. Deshalb wurden Ende der 1940er Jahre neue Güterwagen zum Transport von Zement und Kalksteinen sowie Anfang der 1950er Jahre drei neue Personenwagen angeschafft. Trotzdem begann die WLE Ende der 1940er Jahre damit, den Personenverkehr auf Omnibusse zu verlagern.
Zwischen 1954 und 1975 gab es starke Schwankungen beim Güterverkehr. Die immer weiter steigenden Betriebskosten führten zu finanziellen Schwierigkeiten, der Fortbestand der WLE konnte nur aufgrund der finanziellen Unterstützung des Bundes, des Landes und des Landschaftsverbandes gesichert werden. Es waren jedoch immer wieder Kapitalaufstockungen nötig, um die Verluste auffangen zu können.
1956 wurde erstmalig die zentrale Steuerung des Zugbetriebs von einer Zugleitstelle in Belecke auf der Strecke von Soest nach Brilon eingeführt. Diese Maßnahme wurde 1958 auf die Strecke von Lippstadt nach Warstein ausgedehnt. 1961 wurde die zentrale Steuerung auf die Strecken von Lippstadt über Neubeckum bis Münster und von Neubeckum nach Westkirchen erweitert. Sie erfolgte von einem Zugleitstand am Stellwerk in Beckum. Durch diese Maßnahme wurde die personelle Besetzung der Bahnhöfe überflüssig, die nicht mehr benötigten Gebäude konnten an private Interessenten verkauft werden und halfen der WLE somit bei ihren Einsparmaßnahmen.
Zu den weiteren Maßnahmen gehörte die Übernahme der Betriebsführung der Strecke zwischen Wiedenbrück und Sennelager durch die Deutsche Bundesbahn 1957. Die WLE übernahm im Gegenzug die Betriebsführung der Strecke zwischen Beckum und Neubeckum. Zudem verkaufte oder verpachtete die WLE zunehmend nicht mehr benötigte Grundstücke, um sich der Verkleinerung des Betriebs anpassen zu können.
Ab 1960 fand nach und nach eine Umstellung von Dampf- auf Diesellokomotiven statt, auch der Personenverkehr wurde modernisiert. Außerdem gewann der Kalksteinverkehr an Bedeutung für die WLE, deshalb wurden neue Kalksteinwagen angeschafft, um sich den gestiegenen Transportmengen und -ausmaßen anpassen zu können. 1967 nahm man zudem den Zementtransport per Lkw auf. Mit der Zunahme des allgemeinen Straßenverkehrs wurde auch die Sicherung der Bahn- und Wegeübergänge der WLE immer mehr ausgebaut.
Am 22.07.1955 fasste die WLE den Beschluss, als erste Strecke den Streckenabschnitt zwischen Westkirchen und Warendorf stillzulegen. Die endgültige Stilllegung erfolgte am 03.06.1956. Ihr folgte am 31.05.1958 die Strecke zwischen Stadtlohn und Vreden, die Personenzüge wurden durch Omnibusse ersetzt. Im Mai 1960 wurde der Personenverkehr zwischen Soest und Brilon eingestellt, 1962 wurden alle Züge der Nordbahn durch Omnibusse ersetzt.
Mit der Einstellung des Güterverkehrs auf der Strecke zwischen Belecke und Soest-Süd scheidet die WLE auch als Gesellschafter der Möhnesee-Badegesellschaft aus. Am 01.10.1973 wird der Streckenabschnitt zwischen Soest und Soest-Süd an die RLE übergeben. Im Dezember 1972 wird die Strecke zwischen Ahaus und Burgsteinfurt stillgelegt, ihr folgt im Juni 1973 die Strecke zwischen Finkenberg und Westkirchen. Am 28.09.1975 wird der Personenverkehr auch auf den Strecken zwischen Münster und Neubeckum, Warstein und Lippstadt sowie Borken und Ahaus eingestellt. Damit führt die WLE auf keiner Strecke mehr Personenverkehr durch. Im Mai 1976 folgt die endgültige Stilllegung der Strecke zwischen Stadtlohn und Burgsteinfurt, sowie 1979 die Strecke zwischen Brilon und Heidberg.
Den vermehrten Streckenschließungen in den 1970er Jahren gingen zwei betriebswirtschaftliche Gutachten voraus. Zuerst ergaben sich aus einem Gutachten des Landes NRW im Jahr 1967 weitere Rationalisierungsmaßnahmen. In einem erneuten Gutachten im Jahr 1970 durch die Wibera Wirtschaftsberatungs AG wurde konstatiert, dass die WLE für ihr Einzugsgebiet unverzichtbar sei und ihre komplette Stilllegung erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen würde. Jedoch stellt das Gutachten auch einen Zuschussbedarf von über 30 Mio. DM über einen Zeitraum von 10 Jahren fest, der nur mit der Unterstützung des Landes bewältigt werden könne. 1975 machte das Land NRW weitere Auflagen, um weitere finanzielle Unterstützung zusagen zu können.
Am 03.06.1975 stellte die WLE schließlich einen Antrag auf Einstellung des Personenverkehrs auf den Strecken zwischen Warstein und Lippstadt, Neubeckum und Münster, Borken und Ahaus sowie Gesamtstilllegung der Strecken zwischen Brilon und Heidberg und zwischen Stadtlohn und Burgsteinfurt beim Landesverkehrsminister, um erhebliche personelle Einsparungen realisieren zu können.
Im Zuge der Kommunalreform 1975 wurden auch die Kapitalverhältnisse der WLE neu geregelt.
Aufgrund der dringend notwendigen Modernisierung ergriff die WLE zwischen 1976 und 1993 verschiedene Maßnahmen. 1978 wurde die Hauptwerkstatt in Lippstadt verkleinert, das frei gewordene Gelände wurde für Büroräume genutzt. Daraufhin wurde 1980 das Bürogebäude am Südertor in Lippstadt zunächst geschlossen und anschließend verkauft. Weiterhin wurde Personal abgebaut, die Pensions- und die Betriebskrankenkassen wurden aufgelöst. 1988 wurde auch die Lehrwerkstatt in der Hauptwerkstatt Lippstadt geschlossen.
Auch im Güterverkehr gab es einige Veränderungen. Ab 1978 transportierte die WLE Braunkohlenstaub, im November 1983 schloss die WLE einen Vertrag mit dem Zementwerk Anneliese in Ennigerloh über den Transport von Kalkstein. Dem folgte im Dezember 1983 ein Vertrag mit der Firma Dyckerhoff über den Transport von Kalkstein, sowie im April 1993 ein Transportvertrag mit dem Zementwerk Readymix in Beckum.
Trotz der Modernisierung der Fahrzeuge und der versuchten Anpassung an die neuen Aufgaben stellte das Land NRW 1980 jegliche finanzielle Hilfen ein. Am 01.04.1984 wurde die Nordbahn durch die Deutsche Bundesbahn übernommen, ihr folgte 1988 die Stilllegung der Strecke zwischen Borken über Stadtlohn nach Vreden sowie 1990 die Sennebahn. Am 31.12.1994 wurde auch die Strecke zwischen Heidberg und Rüthen stillgelegt. Auf den stillgelegten Strecken führt die WLE seit den 1980er Jahren Sonderfahrten, zum Beispiel für Eisenbahnvereine, mit Dampflokomotiven durch.
Am 19.12.1969 wurde die Westfälische Verkehrsgesellschaft gegründet. Daraus resultierte eine Zusammenlegung von verschiedenen Unternehmensverwaltungen aufgrund der organisatorischen Zusammenführung der Bahngesellschaften mit Beteiligung des Landschaftsverbandes. Bereits im September hatte die WLE ihre Teilnahme an der WVG beschlossen. Am 11.12.1979 wurde die Westfälische Landes-Eisenbahn AG in die Westfälische Landes-Eisenbahn GmbH umgewandelt, die Aktien des Landschaftsverbandes und der Kreise Soest, Warendorf und Borken gingen auf die WVG über. Die WVG hielt damit 68% der Aktien der WLE. 1979 entstand die Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH aus einem Zusammenschluss der Kraftverkehrs Westfalen GmbH und anderen Unternehmen. Auch hier führt die WVG die Geschäfte.
Im September 1983 konnte die WLE ihr 100-jähriges Bestehen feiern. Außerdem wurde am 23.11.1988 die WLE-Speditions GmbH gegründet.
Im Zuge der Bahnreform 1994 wurde die Deutsche Bahn AG als privatrechtlich organisierte Eisenbahngesellschaft des Bundes gegründet. Des Weiteren bedeutete die Bahnreform eine Öffnung der Schienennetze. Dadurch konnten Bahnen wie die WLE gegen eine Gebühr das Schienennetz der DB mitbenutzen, im Gegenzug konnte auch die DB auf das Schienennetz diverser Privatbahnen zurückgreifen. Ebenfalls 1994 fasste die WLE den Beschluss, die Strecke zwischen Neubeckum und Münster in den Auslaufbetrieb zu überführen.
Am 31.07.1995 wurde die Auflösung des Kleingutvertrages zwischen der WLE und der DB beschlossen, das Frachtzentrum in Lippstadt wurde aufgegeben. Seit 1999 übernimmt die WLE Leistungen für Dritte auf dem Schienennetz der Deutschen Bahn, 2001 traten zudem mehrere Verträge in Kraft, die die zukünftige Zusammenarbeit zwischen der WLE und der Deutschen Bahn genauer regelten.
Schon seit Ende des Jahres 1997 besteht ein Vertrag zwischen der Warsteiner Brauerei und der WLE über den Bau eines Anschlussgleises, den Bau eines Verladebahnhofs neben der Brauerei, der Beschaffung einer Lokomotive sowie den Gütertransport für die Brauerei. Am 05.04.2005 fuhr der erste "Warsteiner-Zug" von Warstein nach München, seit 2017 verkehren auch regelmäßig Züge nach Hamburg.
2005 schloss die WLE einen Vertrag mit der Firma Brühne aus Warstein über den Transport von Kalksandstein von Warstein nach Duisburg und Oberhausen. Aufgrund dieser gestiegenen Anforderungen wurde der Bahnhof Warstein ab 2009 um- und ausgebaut.
Für eine ausführlichere Darstellung der Unternehmensgeschichte bis zum 125-jährigen Jubiläum 2008 wird auf das Buch "Von Warstein bis ins Münsterland: Die Geschichte der Westfälischen Landes-Eisenbahn" von Josef Kückmann verwiesen.
Seit 2011 wird das Stammkapital zu drei Vierteln von den Kreisen Soest und Warendorf, sowie den Stadtwerken Münster gehalten. Auf den alten Trassen der WLE befinden sich mittlerweile teilweise Radwanderwege (z.B. der "Pengel-Anton"-Radwanderweg von Soest nach Belecke).
Ab 2018 wird seitens der Politik zwecks Verbesserung der regionalen Nahverkehrsstrukturen über eine teilweise Reaktivierung von alten Privatbahnstrecken nachgedacht. So soll beispielsweise im Münsterland die Strecke zwischen Münster und Sendenhorst wieder für den Personenverkehr freigegeben und deshalb modernisiert werden.
Der Bestand wurde im Oktober 2011 durch den Geschäftsführer Manfred Ries und seinen Vorgänger Josef Kückmann an das Kreisarchiv Soest übergeben. Zuvor lagerte er im Stadtarchiv Lippstadt. Bei dem Bestand handelt es sich um ein Depositum. Eigentümer ist weiterhin die WLE, das Kreisarchiv Soest verwahrt die Unterlagen und stellt sie für die Benutzung zur Verfügung.
Der Bestand trägt die Bezeichnung N 15 und wurde mit Hilfe des Archivprogramms Augias zwischen September 2012 und Juni 2013 von der Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste, Fachrichtung Archiv, Kira Knappkötter unter Betreuung von Archivarin Iris Zwitzers verzeichnet.
Der Bestand umfasst Unterlagen mit einer Laufzeit von 1862 bis 2015. Den größten Anteil daran nehmen Unterlagen zu den verschiedenen Strecken und Gebäuden, wie zum Beispiel Bahnhöfen und Werkstätten, der WLE ein.
Eine Findliste, erstellt von Josef Kückmann nach seiner Pensionierung, mit Aktenzeichen, Laufzeit und Schlagworten ist vorhanden und wurde als Grundlage bei der Verzeichnung herangezogen. Da es sich bei den einzelnen Aktentiteln in der Findliste nur um Schlagworte handelte, wurden diese gemäß archivischen Verzeichnungsrichtlinien geändert. Die vorgegebene WLE-Nummer sowie Aktenzeichen wurden, wenn vorhanden, übernommen.
Bei genauerer Betrachtung der alten Aktenzeichen ließ sich keine stringent verfolgte Struktur erkennen, nur in vereinzelten Fällen ließ sich auf ein übergeordnetes Schema schließen. Eine Klassifikation war nicht vorhanden und wurde nach Abschluss der Verzeichnung aufgrund von inhaltlichen Zusammenhängen und Strukturen erstellt, die sich auch grob in den wenigen geordneten Aktenzeichen erkennen ließen. Dabei wurden folgende Klassifikationsobergruppen erstellt:
1) Gebäude der WLE2) Strecken der WLE3) Verwaltung der WLE4) Fahrzeuge5) Literatur.
Da die Unterlagen teilweise sehr stark verschmutzt und staubig waren, wurden sie unter archivfachlichen Gesichtspunkten gereinigt und technisch bearbeitet. Einige wenige Akten wiesen zudem einen erheblichen Feuchtigkeitsschaden auf und wurden vorsorglich für die Benutzung gesperrt. Die Unterlagen wurden bei Bedarf umgebettet, es handelt sich jedoch nur um einen kleinen Teil des Bestands. Alle Unterlagen lagern in Archivkartons im Magazin des Kreisarchivs in Soest. Eine Benutzung des Bestandes ist jederzeit zu den geltenden Nutzungsbedingungen möglich. Allerdings unterliegt ein kleiner Teil der Unterlagen noch Schutzfristen gem. Archivgesetz NRW und steht daher für eine Benutzung nicht zur Verfügung.
Es befinden sich zurzeit noch nicht alle historischen Unterlagen der Altregistratur der WLE im Kreisarchiv Soest, sie werden noch in der Verwaltung der WLE in Lippstadt aufbewahrt.
Literatur:
Kückmann, Josef : Von Warstein bis ins Münsterland : die Geschichte der Westfälischen Landes-Eisenbahn (WLE) / Josef Kückmann. Burkhard Beyer. - 1. Aufl. - Hövelhof : DGEG Medien, 2009. - 271 S. : Ill. ISBN 978-3-937189-39-0 / 3-937189-39-4.
Risse, Friedrich : Fahrzeuge und Anlagen der Westfälischen Landes-Eisenbahn : Die Dampflokomotiven der WLE / Friedrich Risse. Günter Krause. - 1. Aufl. - Hövelhof : DGEG Medien, 2006. - 118 S. : zahlr. Ill., graph. Darst. ISBN 3-937189-25-4.
Westfälische Landes-Eisenbahn : 100 Jahre Westfälische Landes-Eisenbahn 1883-1983 : Aus der Geschichte 1928-1930 / Verlängerung der WLE über Warstein hinaus im Zusammenhang mit der Förderung des Eisenerzabbaus in Warstein / Westfälische Landes-Eisenbahn. - 1983. - 32 S.
Westfälische Verkehrsgesellschaft : Mit Volldampf ins 20. Jahrhundert : 1883-1983: Einhundert Jahre Westfälische Landes-Eisenbahn / Westfälische Verkehrsgesellschaft. - Münster, 1983. - 209 S.
Stand: 16.11.2020
- Reference number of holding
-
N 15
- Extent
-
1511 Verzeichnungseinheiten
- Context
-
Kreisarchiv Soest (Archivtektonik) >> Archivgut anderer Herkunft >> Firmen, Vereine, Verbände, Parteien
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05.11.2025, 1:59 PM CET
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Object type
- Bestand