Bestand
B Rep. 128 Hebbel-Theater/Berliner Theater (Bestand)
Vorwort
LAB B Rep. 128 Hebbel-Theater/Berliner Theater
1. Geschichte
Das Hebbel-Theater mit ca. 800 Sitzplätzen wurde 1907/1908 von Oskar Kaufmann erbaut und am 29. Januar 1908 unter der Direktion von Dr. Eugen Robert mit "Maria Magdalena" von Friedrich Hebbel eröffnet. Es musste aber schon 1910 wieder schließen.
Am 30. September 1911 eröffneten die Direktoren Karl Meinhardt und Rudolf Bernauer das Theater als "Theater in der Königgrätzer Straße" erneut mit "Die Spielereien einer Kaiserin" von Max Dauthendey mit Tilla Durieux in der Hauptrolle. Der Straßenname änderte sich in den folgenden Jahrzehnten mehrmals und somit auch der Name des Theaters:
1911-1929 "Theater in der Königgrätzer Straße"
1930-1935 "Theater in der Stresemannstraße"
1935-1945 "Theater in der Saarlandstraße"
Seit 1945 wieder "Hebbel-Theater"
Die Direktoren Meinhardt und Bernauer besaßen vorher schon das "Berliner Theater" in der Charlottenstraße 90/92. Im neuen Haus spielten sie bis 1925 die gehobene Komödie mit Stammschauspielern vom "Berliner Theater", ehe es Victor Barnowski für sechs Jahre übernahm. Unter seiner Leitung spielten hier dann so hervorragende Künstler wie Käthe Haack, Elisabeth Bergner, Felix Bressart, Curt Goetz, Marlene Dietrich, Maria Orska, Agnes Straub, Emil Jannings u. a. m.
Für eine kurze Spielzeit - vom 17. Februar bis 30. April 1932 - waren die Gebrüder Alfred und Fritz Rotter die neuen Pächter. Das Theater stand während dieser Zeit unter der Direktion von Victor Horwitz.
Mit der Spielzeit 1933/34 übernahmen nun Ernst Legal und Dr. Kurt Raeck als Pächter und Direktoren das Haus, bis es in der Spielzeit 1936/37 von der Volksbühne e.V., Eigentümer des Theaters am Horst-Wessel-Platz (ehemals Bülowplatz, heute Rosa-Luxemburg-Platz), deren Intendant Eugen Klöpfer war, übernommen wurde. Das Hebbel-Theater spielte bis 1944 regelmäßig. Nach Kriegsende im Mai 1945 beschloss der neu eingesetzte Magistrat am 11. Juni 1945, das "Hebbel-Theater", das nun wieder seinen alten Namen führte, in städtische Verwaltung zu übernehmen. Am 15. August 1945 eröffnete das Theater mit der Aufführung der "Die Dreigroschenoper" von Bertolt Brecht und Kurt Weill. Regie führte Karl-Heinz Martin. Die Hauptdarsteller waren Hubert von Meyerinck, Kate Kühl, Roma Bahn, Hans Leibelt und Josef Sieber. Die Theaterleitung übernahm Karl-Heinz Martin, dem die amerikanische Militärregierung am 5. November 1945 eine Lizenz erteilt hatte. Nach 52 weiteren Inszenierungen - darunter so erfolgreiche wie William Shakespeares "Macbeth" und "Othello", Friedrich Wolfs "Professor Mamlock", Günther Weißenborns "Die Illegalen", Franz Molnars "Liliom" mit Hans Albers in der Titelrolle, Thornton Wilders "Wir sind noch mal davongekommen" und "Unsere kleine Stadt", Tennessee Williams "Die Glasmenagerie" u. v. a. - fand am 28. Juni 1951 die vorerst letzte Premiere mit "Johannisnacht" von James Matthew Barrie statt, da der Umzug in das wiederhergestellte Schiller-Theater bevorstand und es am 1. September 1951 dort wiedereröffnet werden sollte. Das Hebbel-Theater wurde danach als städtische Bühne geschlossen.
Von nun an bemühte sich das Ehepaar Rudolf Külüs und Hela Gerber um das frei gewordene Theatergebäude. Am 16. Februar 1952 öffnete das Haus mit "Die Zwanzigjährigen" von Julien Lucbaire in der Regie von Walther Suessenguth wieder seine Türen. Das Publikum stammte aus beiden Teilen Berlins, wobei aus dem nahegelegenen Ostsektor fortan viele Besucher wieder regelmäßig das Hebbel-Theater besuchten. Mit dem Mauerbau vom 13. August 1961 versiegte dieser Besucherstrom jedoch. Dennoch gelang es Rudolf Külüs weiterhin erfolgreich Stücke herauszubringen. Seit 1958 besaßen Rudolf Külüs und Hela Gerber sogar eine zweite Bühne, das "Berliner Theater" in der Nürnberger Straße. Es eröffnete unter der Leitung von Hela Gerber am 23. September 1958 mit "Briefe aus Luzern" von Fritz Retter und Allen Vincent. Bis 1973 brachte Hela Gerber im "Berliner Theater" 71 Inszenierungen heraus, die letzte Premiere am 18. Mai 1973 mit "So ist meine Frau", einer Komödie von Marvin Sandberg. Trotz großer Proteste in der Öffentlichkeit wurde der Pachtvertrag gekündigt und das Haus geschlossen.
Nun blieb Hela Gerber nur noch das Hebbel-Theater, das sie seit dem Tod ihres Mannes 1975 allein weiterführte. Obwohl es 1976 mit der Revue "Von Kopf bis Fuß" von Friedrich Hollaender einen großen Erfolg feierte, ließ sich der Ruin des Theaters infolge hoher Steuernachforderungen infolge unzureichender Buchführung nicht aufhalten. Mit der Uraufführung des Musicals "Tingel-Tangel" von Klaus Wirbitzky am 16. Dezember 1977 schloss das Theater endgültig seine Pforten. Seitdem fanden dort in unregelmäßigen Abständen nur noch Gastspiele freier und auswärtiger Theatergruppen statt.
Rudolf Külüs
* 25. Juli 1901 in Innsbruck, † 1975
Hela (Helene) Gerber
* 7. April 1908 in Stettin, † 27. August 1982 in München
2. Bestandsinformation
Das Landesarchiv Berlin übernahm den Bestand im Mai 1980 vom privaten Hebbel-Theater, wo die Akten in einem Schuppen auf dem Hof lagerten. Ein Teil trug durch ein undichtes Dach im Schuppen erhebliche Wasserschäden davon.
Die verzeichneten Akten entstammen zum größten Teil aus der im Hebbel-Theater geführten Aktenregistratur. Nur ein geringer Teil betrifft das "Berliner Theater", das die Pächter von 1958 bis 1973 in Personalunion mitverwalteten. Außerdem wurde die Privatkorrespondenz zwischen Hela Gerber und Rudolf Külüs aus der Zeit von 1934 bis 1944 dem Aktenbestand zugeordnet.
Weiterhin befinden sich im Bestand LAB B Rep. 128 u.a.: Korrespondenz der Direktion.- Aufführungsakten.- Zeitungsausschnitte.- Textbücher.- Noten
Der Bestand ist vollständig erschlossen und umfasst 1749 Akten ( lfm), die den Zeitraum von 1934 bis 1978 dokumentieren.
3. Benutzung
Die Benutzung ist mittels Findbuch und Datenbank möglich.
Einige Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt (z. B. Personalunterlagen, Vertragsinhalte, Honorare). Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.
Im Bestand befinden sich Unterlagen, die dem Urheberrecht unterliegen wie zum Beispiel Textbücher und Fotos.
Der Bestand ist wie folgt zu zitieren:
Landesarchiv Berlin (LAB) B Rep. 128, Nr. xxxx
4. Korrespondierende Bestände
LAB
LAB
5. Literaturhinweise
"25 Jahre Theater in Berlin", Theaterpremieren 1945-1970, Berlin, 1972.
"10 Jahre Theater in Berlin", Theaterpremieren 1970-1980, Berlin, 1980.
Berlin, April 2023 Annette Thomas
- Reference number of holding
-
B Rep. 128
- Context
-
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> B Bestände (West-) Berliner Behörden bis 1990 >> B 2 Senat von Berlin >> B 2.2 Nachgeordnete Einrichtungen
- Date of creation of holding
-
1934 - 1978
- Other object pages
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Rights
-
Für nähere Informationen zu Nutzungs- und Verwertungsrechten kontaktieren Sie bitte info@landesarchiv.berlin.de.
- Last update
-
22.08.2025, 11:21 AM CEST
Data provider
Landesarchiv Berlin. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 1934 - 1978