Bestand

A Rep. 046-08 Bezirksamt Berlin-Köpenick (1920 - 1945) (Bestand)

Vorwort: A Rep. 046-08 Bezirksamt Berlin-Köpenick

1. Orts- und Behördengeschichte

Am 27. April 1920 kam es zur Verabschiedung des "Gesetzes über die Bildung einer neuen Stadtgemeinde Berlin" im preußischen Parlament; das Gesetz trat am 01. Oktober 1920 in Kraft. Köpenick wurde dadurch zum 16. Verwaltungsbezirk Berlins. Neben den Ortsteilen Köpenick, Friedrichshagen, Rahnsdorf mit Wilhelmshagen und Hessenwinkel, Müggelheim, Grünau, Schmöckwitz mit Karolinenhof und Rauchfangswerder, gehörte bis 1938 auch noch Bohnsdorf zu Köpenick, wurde dann aber an Treptow im Tausch gegen Oberschöneweide abgegeben.
Die kleinen (heutigen) Ortsteile Köpenicks profitierten davon ganz besonders. Schließlich hatten sie ständig finanziellen Probleme und es boten sich ihnen jetzt bessere Möglichkeiten der Besiedlung, es kam zum Bau neuer Straßen, Schulen und anderer öffentlicher Einrichtungen.
Zu einem für damalige Zeiten sensationellen Ereignis kam es 1927 als Teile eines insgesamt 120 Meter langen und 5 Meter breiten Betonrohres 8,5 m in den Spreegrund eingelassen und zu einem Tunnel verbunden wurden. Der "Spreetunnel" verbindet seitdem Friedrichshagen mit dem Westufer des Müggelsees. Er dient als Ersatz für eine alte Dampferfähre, die seit 1894 in Betrieb war.

Seit dem 01. Januar 1931 wird Köpenick mit "K" geschrieben. (vorherige Schreibweise: Cöpenick)

1932 hatte Köpenick schon fast 83.000 Einwohner und es entstand die Siedlung Kietzer Feld.

Die wachsende Konzentration von Industriebetrieben im Köpenicker Raum ließ Schritt für Schritt eine Arbeiterbewegung entstehen, die entschlossen den Kampf für ihre Rechte aufnahm. Zwischen 1904 und 1906 kam es in Köpenick zu den ersten großen Streikaktionen für bessere Löhne in den Nileswerken, im Kabelwerk Oberspree sowie bei Spindler. In Oberschöneweide, einer Hochburg der Arbeiterbewegung.Nach dem Ausbruch des ersten Weltkrieges prangerten die Arbeiter die demagogische Haltung der rechten SPD- Führung an, die den Kriegskrediten zugestimmt hatte. Der Krieg verschlechterte vor allem die Lage der Werktätigen. So demonstrierten 1917 in Oberschöneweide viele Frauen gegen den Krieg, in den Betrieben tauchten Flugblätter des Spartakusbundes für eine revolutionäre Umgestaltung der Gesellschaft auf.

Am 09. November brach der Generalstreik aus, der die Revolution in Deutschland einleitete. Auf dem Rathaus in Friedrichshagen wehte eine rote Fahne. Am 11. November 1918 wurde in Köpenick ein Arbeiterrat gebildet. Am 15. Juni 1919 formierte sich als die entscheidende Kraft der Arbeiterbewegung in dem Lokal ,,Zur Marktbörse" die Ortsgruppe der KPD, die bereits ein Jahr darauf ihre Bewährungsprobe bei der Niederschlagung des Kapp-Putsches bestand. Bewaffnete Einheiten der Köpenicker Arbeiter nahmen unter Führung von Alexander Futran (USPD) und Alfred Rebe (KPD) den Kampf gegen die Reichswehr auf. Futran und 12 weitere Arbeiter fielen in die Hände der Soldaten und wurden bestialisch ermordet. Ein Köpenicker Platz trägt heute den Namen von Alexander Futran. Dort und am S-Bahnhof Grünau halten Gedenksteine die Erinnerung an die Opfer des Kapp-Putsches wach.

Der rechtsradikale Kapp-Putsch (13.03.1920) als erste Bewährungsprobe der jungen Republik wird niedergeschlagen; Hauptschauplatz ist Berlin. Bei den Wahlen zur Bezirksversammlung am 17. November 1929 bekamen SPD (26,8%) und KPD (24,7%) zusammen über die Hälfte der Stimmen und die NSDAP war mit 6,4% nahezu bedeutungslos.1933 hat Köpenick etwa 87.300 Einwohner.

Direkt nach dem Reichstagsbrand in der Nacht 27./28. Februar 1933 begann auch in Köpenick auf der Grundlage der "Verordnung zum Schutz von Volk und Staat" die Verfolgung politischer Gegner der Hitler-Partei. In der bereits weitgehend gleichgeschalteten Groß-Berliner Ost-Zeitung aus Friedrichshagen wurden die Wahlkundgebungen der Nationalsozialisten und der Deutschnationalen stark herausgestellt, während vom Wahlkampf der SPD und KPD sich lediglich kurze und eher negative Notizen fanden. Bei den Bezirkswahlen am 12. März 1933 kam es dann auch zu einem erdrutschartigen Sieg für die Nationalsozialisten (NSDAP 42,4%, DNVP 13,1%, SPD 19,7%, KPD 18,5%). Diese hatten jedoch einen noch deutlicheren Sieg erwartet. Nach den Wahlen wurden die politischen Gegner der NSDAP durch Gesetze und Terror aus der Politik und den öffentlichen Ämtern vertrieben und verfolgt. Die NS-Diktatur wurde errichtet.

Die Ereignisse um die Köpenicker Blutwoche stehen im unmittelbaren Zusammenhang mit den politischen Schritten der Nationalsozialisten zur Zementierung ihrer Machtposition, also der Entledigung ihres deutschnationalen Partners, dem Verbot von KPD und SPD und so weiter.

In dieser allgemeinen politischen Situation plante sie nun eine größere Aktion gegen ihre politischen Gegner. Diese begann am Vormittag des 21. Juni 1933. Über 500 Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, bürgerliche Demokraten und Christen wurden aus ihren Wohnungen in die Sturmlokale der SA verschleppt, wo sie grausam mißhandelt wurden, mindestens 23 Köpenicker fanden den Tod. Folterstätten waren die berüchtigten SA- Lokale Uhlenhorst, Demuth in der Elisabethstraße, Jägerheim in der Puchanstraße, das Wassersportheim in der Wendenschloßstraße und das Amtsgerichtsgefängnis. Die furchtbaren Ereignisse gingen in die Geschichte als Köpenicker Blutwoche ein.

Quelle: http://www.koepenick.net/geschichte-lang.htm#Kap_10 (Stand 15.10.2012)

2. Bestandsgeschichte

Das Findbuch basiert auf der Retrokonversion der vorhandenen Findmittel im Jahre 2006 - 2010 sowie die Verzeichnung der noch nicht erschlossenen Akten im Jahre 2012. Des weiteren wurden die Bestände A Rep. 046-08/01, Nr. 1 - 8 und Rep. 046-08/02, Nr. 1 - 3 in den Bestand eingearbeitet diese sind neu unter A Rep. 046-08, Klassifikation 01.02.03. Ortsamtsstellenden Nummer 624 - 634 zu finden.
Die Klassifikation des Bestandes erfolgte nach einer Mustersystematik; das Inhaltsverzeichnis weist nur die Klassifikationspunkte mit belegten Akten aus.

Der Bestand umfasst 638 [AE] 8,70 [lfm] über einen Zeitraum von (1840 -) 1920 - 1945 (- 1957).

Es sind vor allem Akten zu folgende Sachbetreffen überliefert: Verfassung, Auseinandersetzung mit dem Kreis Teltow, Bezirksverordnetenversammlung, Verwaltungsberichte, Wahlen, Ausstellungen, Bauwesen, Denkmäler und Gedenktafeln, Grundstücke, Luftschutz, Schulwesen, Sicherheitspolizei, Siedlungs- und Wohnungswesen, Standesamt, Straßenumbenennungen. Plankammer: Bebauungsplanung Alt-Köpenick und Ortsteile, Brückenbau, Rathauserweiterung.

Die Benutzung erfolgt über Findbuch und Datenbank.

Der Bestand wird wie folgt zitiert: LAB A Rep. 046-08 Bezirksamt Berlin-Köpenick, Nr. …

3. Korrespondierende Bestände

BLHA Pr.Br.Rep. 6 B Kreisverwaltung Teltow

4. Literatur- und Quellenverzeichnis

Uhlig, Judith: Köpenick, Berlin 1997 (= Geschichte der Berliner Verwaltungsbezirke, hrsg. v. Wolfgang Ribbe, Bd. 16).
Köpenick von den Anfängen bis zur Gegenwart, Ausstellungskatalog, hrsg. v. Bezirksamt Köpenick von Berlin (Heimatmuseum Köpenick), Berlin 1999.

Bestandssignatur
A Rep. 046-08
Sprache der Unterlagen
deutsch/ z.T. Sütterlin, dt. Kurrent

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 3 Bezirksverwaltungen und ihre territorialen Vorgängerbehörden >> A 3.2 Bezirksämter und nachgeordnete Einrichtungen (1920 - 1945)
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandte Verzeichnungseinheiten: BLHA Pr.Br.Rep. 6 B Kreisverwaltung Teltow
LAB C Rep. 146 ff. Rat des Stadtbezirks Berlin-Köpenick

Bestandslaufzeit
1840 - 1944 (- 1957)

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Letzte Aktualisierung
28.02.2025, 14:13 MEZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1840 - 1944 (- 1957)

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