Bestand
Annette von Droste-Hülshoff (Meersburger Nachlass) (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Werkmanuskripte,
Korrespondenz, Lebensdokumente
Form und Inhalt: Der Meersburger
Nachlass der Schriftstellerin und Komponistin Annette von Droste-Hülshoff
(1797-1848) wurde 2018 in das Westfälische Literaturarchiv im LWL-Archivamt
für Westfalen übernommen. Der Bestand enthält 385 Verzeichnungseinheiten mit
einer Laufzeit von 1769-1907 und wurde vollständig digitalisiert.
Zitierweise: Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt (Dep.),
Meersburger Nachlass, Best. 1064/Signatur
Der
Sammlungsbestand
Ursprünglich umfasste der Bestand die
Manuskripte, die sich beim Tod Annette von Droste-Hülshoffs auf der
Meersburg, dem Wohnsitz ihrer Schwester Jenny von Laßberg und deren Familie
am Bodensee, befanden. Die Handschriften wurden von Jenny von Laßberg und
ihrem Onkel August von Haxthausen durchgesehen und 1850 geordnet nach
Westfalen gesandt, wo sie erst bei Werner von Droste-Hülshoff, dem Bruder
der Schriftstellerin, auf Burg Hülshoff und später auf Haus Stapel bei
Havixbeck aufbewahrt wurden. Einzelstücke aus dem Nachlass wurden im Lauf
des 19. Jahrhunderts im Freundeskreis verschenkt, andere Manuskripte -
”Joseph“ und ”Bei uns zu Lande auf dem Lande“ - sind nach der Mitte der
1880er Jahre verschollen. 1923 wurden Handschriften für das Museum
Fürstenhäusle Meersburg entnommen. Im Gegenzug kamen Abschriften, die
posthum für Nachlasseditionen erstellt oder beauftragt worden waren, hinzu,
ebenso wie ein Konvolut von Briefen Jenny von Laßbergs und Sammlungen von
Briefabschriften.
1909 wurde der Nachlass in eine
Familienstiftung überführt (vgl. Best. 1053/205) und 1967 von der Familie
von Droste-Hülshoff verkauft. Als Geschenk der Thyssenstiftung und des
Westdeutschen Rundfunks ist der Meersburger Nachlass in das Eigentum der
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin übergegangen und als
Depositum erst in die Universitätsbibliothek Münster, seit 2018 in das
Westfälische Literaturarchiv im LWL-Archivamt für Westfalen gegeben worden
(Plachta, S. 30-32). Dazu kam 2024 das Arbeitsmanuskript Ledwina (MA VIII
1), Eigentum des Droste-Forums e.V.
Die
Verzeichnung
Eine detaillierte Verzeichnung des Nachlasses ist
von Bodo Plachta 1988 im Rahmen seines Handschriftenkatalogs vorgenommen und
1999 von Rüdiger Nutt-Kofoth erweitert worden.
Weil die
vorhandenen Signaturen einer früheren Ordnung in der Forschung bereits
etabliert waren und auch in der historisch-kritischen Ausgabe der
Droste-Werke (HKA) verwendet werden, wurden sie, lediglich um eine neue
Bestandsnummer erweitert, beibehalten. Aus dem gleichen Grund wurden bis auf
wenige Ausnahmen (1064/MA V 40, 41; 1064/MA V 52, 53 und 1064/MA V 54, 55)
die Verzeichnungseinheiten nicht verändert, auch wenn einzelne Manuskripte
damals in mehrere Einheiten aufgeteilt worden waren. Die ursprünglichen
Zusammenhänge wurden durch Verweise im Bemerkungsfeld transparent gemacht.
Sammlungen von Briefabschriften (1064/MA X 2, 1064/MA X 4, MA X 10a) wurden
neu verzeichnet, drei vorgefundene bisher nicht verzeichnete Manuskripte
(1064/MA V 57; 1064/MA V B 21, 20 und 1064/MA V B 21, 21) erhielten neue
Signaturen.
Der Bestand wurde vollständig
digitalisiert, wobei ein Maß- und Farbchart die Beschaffenheit und Größe des
Originals evident macht. Die Digitalisate wurden an die jeweiligen
Verzeichnungseinheiten angehängt. Um den Nutzerinnen und Nutzern das Lesen
der Manuskripte zu erleichtern, wurden die einzelnen Einheiten mit den
Literaturangaben (Plachta, HKA, Nutt-Kofoth) zu Manuskriptbeschreibungen,
Transkriptionen, Lesarten und Erläuterungen verknüpft und die erschlossenen
Datierungen der HKA in eckigen Klammern angegeben.
Bei Abweichung
der Manuskripttitel von den von der HKA bevorzugten Werktiteln, werden diese
als Bemerkung angefügt. Ebenso wird die Existenz von Feder- und
Schriftproben vermerkt, um Verwechselungen mit Korrekturen Annette von
Droste-Hülshoffs im Manuskript zu vermeiden. Die meisten Manuskripte tragen
Bearbeitungsspuren wie Markierungen, Nummerierungen, Paginierungen oder
Foliierungen, die nicht im Detail aufgeführt werden. Einzelheiten zu Maßen,
verwendeten Materialien und Restaurierungen können den
Restaurierungsprotokollen, die den Verzeichnungseinheiten beigefügt sind,
entnommen werden. Sie sind im Lesesaal der LWL-Archivamts für Westfalen
einsehbar, ebenso wie der Personenthesaurus, in dem alle in den Manuskripten
erwähnten Personen erfasst und - wo vorhanden - mit der zugehörigen Nummer
der Gemeinsamen Normdatei der Deutschen Nationalbibliothek (GND) verlinkt
wurden. Dabei wird auf von der HKA abweichende Lesungen und
Identifizierungen nicht im Einzelnen, sondern nur mit einer allgemeinen
Bemerkung hingewiesen. Die neu erschlossenen Hinweise zu Quellen der
Lektürenotizen werden, beschränkt auf die früheste Publikation in den
jeweiligen Büchern oder Unterhaltungsblättern, in eckigen Klammern
angegeben.
Die Klassifikation
Die
Klassifikation des Bestands wurde den aktuellen Richtlinien für Nachlässe
angepasst. Das Werk Annette von Droste-Hülshoffs wird in einem literarischen
(Lyrik, Dramatik und Prosa) und einen musikalischen Bestandteil
(Opernprojekte und Lieder) systematisiert, ebenso wie die Sammlungen, die
demzufolge Motivsammlungen, Lektürenotizen, Notizen und Listen und
Abschriften von Rezensionen auf der einen und die Musikaliensammlung auf der
anderen Seite umfassen. Die Korrespondenz, die weitgehend aus
Familienbriefen besteht, ist unterteilt in Briefe von und an die
Schriftstellerin, sowie Briefe aus ihrem Umfeld. Die Lebensdokumente
beinhalten die wenigen persönlichen Dokumente, die im Nachlass überliefert
sind.
Bereits zu Lebzeiten Annette von Droste-Hülshoffs sind
einige Abschriften ihrer Werke von Familienmitgliedern und Personen aus dem
näheren Umkreis gefertigt worden. Geschah dies im Auftrag der Autorin oder
wurden die Schriftstücke von der Autorin mit eigenhändigen Korrekturen
versehen, wurden diese Abschriften dem Werk zugeordnet (z.B. 1064/MA X 5,
1064/MA X 7). Andernfalls wurden sie, ebenso wie posthum entstandene
Abschriften, im Klassifikationspunkt provenienzfremde Dokumentation
zusammengefasst.
Weil die Dichterin gattungsübergreifend
arbeitete und ihre Texte selbst ”als bis an den Rand mit disparaten
Materialien gefüllte Archive“ gedeutet werden (Cornelia Blasberg, Handbuch,
S. 584), resultiert diese Gliederung aus einem pragmatischen Zugriff, denn
auch formal entziehen sich die Manuskripte in vielen Fällen jeder
Systematik. Weil die Schriftstellerin bereits beschriebenes Papier mehrfach
und in zeitlichem Abstand verwendete, kann ein Manuskript auf der
Vorderseite mit einem Gedicht beschrieben sein; auf der Rückseite finden
sich jedoch häufig werkfremde Materialien wie Rechnungen oder Brieftexte
älterer oder fremder Provenienz, die sozusagen recycelt wurden. Das hat auch
Auswirkungen auf die Laufzeit des Bestands, die deshalb bis 1769
zurückreicht. Außerdem füllt die Autorin leere Flächen bereits beschriebener
Manuskripte mit weiteren Briefentwürfen, Notizen oder Listen, so dass ein
Manuskript mehreren Klassifikationspunkten zugeordnet werden kann. Verweise
auf der Klassifikationsebene stellen deshalb die Verbindung einzelner
Verzeichnungseinheiten zu weiteren Klassifikationspunkten her.
Weiteres Archivgut zum Werk, zur Biographie und
Familiengeschichte der Annette von Droste-Hülshoff befindet sich in den
Beständen 1030, 1053 und 1063 des Westfälischen Literaturarchivs.
Biographische Angaben zur Autorin basieren bis heute weitgehend auf
Walter Gödden: Annette von Droste-Hülshoff. Leben und Werk. Eine
Dichterchronik, Bern u.a. 1994. Weiterführende Informationen zum aktuellen
Forschungsstand sind auf dem Droste-Portal der Droste-Forschungsstelle der
LWL-Literaturkommission für Westfalen https://www.droste-portal.lwl.org/de/
abrufbar.
Der Bestand wurde von August 2019 bis
Dezember 2021 von Dr. Sibylle Backmann erschlossen.
Literatur und verwendete Abkürzungen:
Gedichte
von Annette Elisabeth v. D.... H...., Münster 1838 (= Gedichtausgabe von
1838).
Gedichte von Annette Freiin von Droste-Hülshof [sic],
Stuttgart, Tübingen 1844 (= Gedichtausgabe von 1844).
Cornelia
Blasberg, Jochen Grywatsch (Hg.): Annette von Droste-Hülshoff Handbuch,
Berlin/Boston 2018 (= Handbuch).
Rüdiger Nutt-Kofoth: Letzte
Gaben von Annette von Droste-Hülshoff (1860). Zu editionsphilologischen
Umgang mit einer frühen Nachlaßedition. (Arbeiten zur Editionswissenschaft
hg. von Winfried Woesler Bd. 5/1), Bern u.a. 1999 (= Nutt-Kofoth).
Bodo Plachta: Der handschriftliche Nachlaß der Annette von
Droste-Hülshoff (Arbeiten zur Editionswissenschaft hg. von Winfried Woesler
Bd. 1), Bern u.a. 1988 (= Plachta).
Winfried Woesler (Hg.):
Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Werke,
Briefwechsel, 28 Bde., Tübingen 1978-2000 (= HKA).
- Reference number of holding
-
1064
- Extent
-
0,5 lfm.
- Context
-
Westfälisches Literaturarchiv (Archivtektonik) >> Schriftsteller
- Indexentry person
- Date of creation of holding
-
1769-1907
- Other object pages
- Delivered via
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
23.06.2025, 8:11 AM CEST
Data provider
LWL - Archivamt für Westfalen. Westfälisches Literaturarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Associated
Time of origin
- 1769-1907