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Paradigmenrevision: Folgen des osteuropäischen Wandels für die allgemeine soziologische Theorie

"Die allgemeine soziologische Theorie der Parsons-Tradition ging von einer Kohärenz der gesellschaftlichen Ordnungen von Wirtschaft, Recht und Politik aus. Die zugrundegelegten Modelle einer funktionalen Differenzierung und sozialen Integration waren am Idealtyp westlicher, nationalstaatlich verfaßter Gesellschaften orientiert. Aufgrund ihres universalistischen Zuschnitts beanspruchten diese Modelle, für alle Gesellschaftsformen zuständig zu sein und wenn nicht die Gegenwart, so doch die Zukunft des konkurrierenden 'östlichen Modernisierungsmusters' wie auch die Modernisierungschancen nicht-westlicher Gesellschaften zu repräsentieren. Die Desintegration des sozialistischen Staatensystems hat jedoch nicht zur erwarteten Annäherung der postkommunistischen Gesellschaften an das 'OECD-Profil' geführt. Die Transformation der osteuropäischen Gesellschaften ist weniger durch ein wechselseitiges Steigerungsverhältnis zwischen politischer Demokratisierung, der Privatisierung von Eigentum und der Konkurrenz von Erwerbsklassen charakterisiert, als vielmehr durch destruktive Machtkämpfe, Entwicklungsblockaden, Segmentierungen und Regressionsphänomene. Die Universalisierung eines demokratischen Kapitalismus fällt schwerer als in der Euphorie von 1989 erhofft. Die postkommunistischen Krisen ziehen freilich nicht allein die konvergenztheoretischen Annahmen einer evolutionären Theorie der Moderne in Zweifel. Sie werden von einer Dynamik überlagert, welche die Kohärenz auch der westlichen Gesellschaften selbst zur Disposition stellt. Eine ökonomisch und technologisch vorangetriebene Globalisierung stellt die Souveränität des klassischen Akteurs von Modernisierungsprozessen infrage: die Steuerungsfähigkeit national organisierter Staaten. Der westliche Idealtyp moderner Gesellschaften ist seinerseits durch Fragmentierungen und Integrationsverluste gekennzeichnet. Die historischen Rahmenbedingungen und die Dimensionen des 'Ordnungsproblems' haben sich verschoben. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Grundannahmen der allgemeinen soziologischen Theorie." (Autorenreferat)

Paradigmenrevision: Folgen des osteuropäischen Wandels für die allgemeine soziologische Theorie

Urheber*in: Müller, Klaus

Rechte vorbehalten - Freier Zugang

Weitere Titel
Paradigm revision: consequences of the change in Eastern Europe for general sociological theory
ISBN
3-593-35437-3
Umfang
Seite(n): 164-178
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
27. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Gesellschaften im Umbruch". Halle, 1995

Erschienen in
Gesellschaften im Umbruch: Verhandlungen des 27. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Halle an der Saale 1995

Thema
Soziologie, Anthropologie
Soziologie von Gesamtgesellschaften
Gesellschaftstheorie
Modernisierungstheorie
soziologische Theorie
sozialer Konflikt
Transformation
postkommunistische Gesellschaft
sozialer Wandel
Osteuropa
Grundlagenforschung
Theoriebildung

Ereignis
Geistige Schöpfung
(wer)
Müller, Klaus
Ereignis
Herstellung
(wer)
Clausen, Lars
Ereignis
Veröffentlichung
(wer)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(wo)
Deutschland, Frankfurt am Main
(wann)
1996

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-140720
Rechteinformation
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Letzte Aktualisierung
21.06.2024, 16:27 MESZ

Datenpartner

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Objekttyp

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Beteiligte

  • Müller, Klaus
  • Clausen, Lars
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Entstanden

  • 1996

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