Archivalie – Korrespondenz

Korrespondenz von Egon Erwin Kisch an Deutsches Theater

"Verehrliche Direktion,
im Besitz Ihres Briefes vom 23. d. m. danke ich Ihnen bestens für das Interesse an meinem Stück.
Sicherlich ist Ihre Auffassung von der Wiener Bearbeitung des Stückes 'Von Prag nach Bratislava in 365 Tagen' vollständig richtig. Ich selbst kannte sie zwar nicht, aber meine Wiener Freunde schrieben mir übereinstimmend, dass sie sinnlos und eine Verkitschung des Stücks darstellt.
Meine Dramatisierung ist seinerzeit beim Arcadia-Verlag erschienen und kann ohne Zweifel so gespielt werden, wie sie ist. Ich selbst besitze nur ein einziges Exemplar, das ich selbstverständlich nicht aus der Hand geben kann. Falls Sie aber vom Arcadia-Verlag Bühnenexemplare verlangen würden, würde er daraus den Rechtstitel ableiten, von einer eventuellen Aufführung Tantiemen zu beanspruchen, obwohl er nach der Rechtslage dazu nicht mehr berechtigt ist (Uebrigens ist eine der wichtigsten Szenen des Stücks in der Vervielfältigung nicht vorhanden, ich habe jedoch eine Abschrift der Szene hier.)
Die Idee des Stückes stammt ebenso wie die jetzige Bühnenfassung von mir allein, (sie ist im Jahre 1930 geschrieben worden), mein Freund Longen, der mit Hasek an einer früheren Bearbeitung beteiligt war, hat eine Abfindung erhalten und den Nicht-Besitz seiner Rechte schriftlich erklärt, die Familia Jaroslav Haseks, dessen Namen ich auf dem Manuskript erhalten wissen wollte, erhält einen Teil meiner Tantieme von mir selbst.
Ich kann meine Einwilligung zur Aufführung des Stückes nur geben, wenn es in der von mir hergestellten Fassung gespielt würde. Sehr froh wäre ich, wenn Artur Longen Regie führen, und wenn er gar die Rolle des Mikulaschek übernehmen könnte. Ich sage das nicht aus Freundschaft, sondern weil ich ihn für einen genialen Regisseur und für einen Darsteller halte, dessen Debut vor dem Prager deutschen Publikum Sensation hervorrufen würde. Seine Regie-Leistungen bei 'Tonka Sibenice' und 'Generalstabschef Redl' danke ich deren tschechischen Erfolg. (In Prag sind diese Stücke übrigens deutsch nie gespielt worden, in Berlin spielte Valetti die Tonka 400mal, Sima im Redl 60mal, etz.)
Nochmals für Ihr Interesse dankend, mit besten Empfehlungen und Grüssen an Herrn Direktor Dr. Eger, Herrn Dr. Gellner und Herrn Taub bin ich Ihr Egon Erwin Kisch"

Digitalisierung: Archiv des Heine-Instituts und Schumann-Hauses

Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 International

Archivaliensignatur
Autographensammlung Engelmann, HHI.94.5036.503
Material
1 Brief mit Unterschrift
Sprache der Unterlagen
Deutsch

Kontext
Handschriftenabteilung I >> Archivalie – Korrespondenz
Bestand
HHI.Handschriftenabteilung-I Handschriftenabteilung I

Indexbegriff Person
Egon Erwin Kisch - Absender*in
Deutsches Theater - Empfänger*in
Indexbegriff Ort
Versailles - Absendeort

Urheber
Absender*in: Egon Erwin Kisch
Laufzeit
1936

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Letzte Aktualisierung
08.08.2024, 14:15 MESZ

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Objekttyp

  • Archivalie – Korrespondenz

Beteiligte

  • Absender*in: Egon Erwin Kisch

Entstanden

  • 1936

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