Bestand
Lutherische Prediger-Witwen- und Waisenkasse für Ostfriesland (Bestand)
Bestandsgeschichte: Vor allem
auf Initiative des Generalsuperintendenten Johann Friedrich Haehn und
mit landesherrlicher Genehmigung war die Lutherische Prediger-Witwen-
und Waisenkasse für Ostfriesland und Harlingerland 1775 gegründet
worden. Zweck der Kasse war die Unterstützung der Hinterbliebenen von
Geistlichen durch eine jährliche Pension, deren Auszahlung im Statut
vom 8. November 1775 geregelt war. Es stand zunächst jedem Geistlichen
frei, der Witwenkasse beizutreten, die durch ein Eintrittgeld,
jährliche Beiträge und sonstige Unterstützungen finanziert wurde.
Nachdem anfangs die meisten Prediger, nämlich 70, der Kasse
beigetreten waren, sank die Mitgliederzahl von 43 im Jahre 1805 auf
unter 20 herab. Das Konsistorium sah sich daher genötigt, den Beitritt
mit den damit verbundenen Zahlungen ab Februar 1829 für alle neu
eingeführten Pastoren verbindlich zu machen. Nach der Neuordnung der
Witwen- und Waisenfürsorge 1895 wurden schließlich keine neuen
Mitglieder mehr aufgenommen, die Teilnehmer hatten nun das Recht, aus
der Kasse auszutreten. Damit war ihr Ende mit dem Tode der letzten
noch zu unterstützenden Witwe besiegelt. Die vorliegenden Akten des
Rendanten, die etwa 1926 enden, geben aber keinerlei Hinweis auf die
tatsächliche Auflösung der Witwen- und Waisenkasse. Das Material ist
dem Landeskirchlichen Archiv 1992 übergeben worden. Es handelt sich
vor allem um Rechnungssachen, an denen sich die Finanzverwaltung der
Kasse anschaulich aufzeigen lässt. So war etwa der Kapitalienverleih
durchaus geduldet, um die finanziellen Möglichkeiten der Witwen- und
Waisenkasse zum Wohle der Hinterbliebenen auszuweiten. Ergänzt wird
das Material durch die Akten der Direktion, die im Bestand A 12d
(Generalsuperintendentur Aurich) unter den Bestellnummern 118-122, 125
und 126 verzeichnet sind und inhaltlich noch rechtliche Fragen des
Statuts sowie Fusionsbestrebungen behandeln. Die ursprünglich diesem
Bestand zugeordneten Akten über Pastorenlegate sind den Rendantenakten
zugeordnet worden. Der Bestand ist 1994 geordnet und verzeichnet
worden.
Kurzbeschreibung: Die unten
vorgestellte Predigerwitwenkasse gehört zu den Prediger- bzw.
Schullehrerwitwenkassen, deren Schriftgut das Landeskirchliche Archiv
Hannover in seinem Gesamtbestand E 38 verwahrt. Die meisten dieser
Witwenkassen wurden in der Mitte des 17. Jahrhunderts in verschiedenen
Regionen oder Inspektionen der Landeskirche gegründet. Alle
Geistlichen und Lehrer, die im Zuständigkeitsbereich der Kasse
amtierten, waren zur Mitgliedschaft verpflichtet. Das benötigte
Kapital für die jährliche Auszahlung von Witwen- und Waisengeldern an
Hinterbliebene, wurde v. a. durch regelmäßige Beiträge der Mitglieder,
aber auch durch die Vergabe von Krediten, Hypotheken u. ä., gebildet.
Ab den 40er Jahren der 20. Jahrhunderts begann die kontinuierliche
Auflösung der örtlichen Witwen- und Waisenkassen. Das Vermögen ging an
die Landeskirche, die nun die Witwen- und Waisenversorgung
übernahm.
- Bestandssignatur
-
E 38i
- Umfang
-
2,9 lfd. M.
- Kontext
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Landeskirchliches Archiv Hannover (Archivtektonik) >> Gliederung >> Landeskirchliches Archiv >> E - Einrichtungen der Landeskirche, Werke, Vereine
- Verwandte Bestände und Literatur
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Literatur: Bernd Wunder: Pfarrwitwenkassen und Beamtenwitwen-Anstalten vom 16.-19. Jahrhundert. Die Entstehung der staatlichen Hinterbliebenenversorgung in Deutschland, in: Zeitschrift für Historische Forschung, 12. Jg., Berlin 1985, S. 429-498.
- Bestandslaufzeit
-
1775-1935
- Weitere Objektseiten
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Letzte Aktualisierung
-
01.04.2025, 13:47 MESZ
Datenpartner
Landeskirchliches Archiv der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. Bei Fragen zum Objekt wenden Sie sich bitte an den Datenpartner.
Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1775-1935