Grafik
Ruinen des Palatin und des Septizoniums
Cock gibt einen topographisch recht genauen Blick vom nordöstlichen Hang des Palatin auf die am südöstlichen Rand des Hügels gelegenen antiken Ruinen wieder. Am linken Rand des Bildes erheben sich die Reste des Septizodium hinter den Bögen der Aqua Claudia, die über die Bildmitte zu den am rechten Bildrand auf der Höhe des Hügels aufragenden Mauerresten der Palastthermen führen. - Das Septizodium war ein in der Antike und dem Mittelalter wegen seiner Pracht hochberühmtes Bauwerk in der Form eines riesigen, dreigeschossigen Nymphaeums mit drei Nischen und rechteckigen, seitlich vorspringenden Eckrisaliten. Es war mit wertvollen farbigen Steinsorten verkleidet und reich mit Säulen geschmückt. Kaiser Septimius Severus (193-201) errichtete es am Fuß des Palatin unterhalb der Domus Flavia, des Kaiserpalastes. Laut einer Inschrift, die über die ganze Breite der Fassade verlief, wurde es 201 dediziert. Die Schaufassade am Ende der Via Appia sollte die in Rom Ankommenden mit der Pracht und dem Reichtum der Kaiserstadt beeindrucken. 1257 wurde das zu einer Burg umgewandelte Septizodium in den römischen Geschlechterkämpfen bis auf den nordöstlichen Eckbau zerstört. Die Reste standen bis 1588/89 aufrecht, als auf Geheiß von Papst Sixtus V. (1585-1590) der Architekt Domenico Fontana ihn abtragen ließ, um Material für die päpstlichen Bauten zu gewinnen. Das Aussehen des Septizodiums ist in Zeichnungen des 16. Jahrhunderts überliefert, so auch von den Niederländern Maerten van Heemskerck und Jan Brueghel, Diese Diese Darstellungen sind heute die wichtigsten Quellen für die Rekonstruktion des Gebäudes. - Der Bau der Aqua Claudia, eine Trinkwasserleitung, wurde 38 n. Chr. von Caligula (37-41) begonnen und 52 unter Claudius (41-54) beendet. Von Nero (54-68) wurde sie zum Caelius Hügel verlängert und und unter Domitian (81-96) zur Wasserversorgung des Kaiserpalastes bis auf den Palatin weitergeführt. Sie überquerte nördlich des Septizodiums das Tal zwischen Palatin und Caelius. Die Ruine ist noch heute vorhanden, wie von Cock dargestellt, ebenso die Reste der Palastthermen , mit deren Bau vermutlich unter Domitian begonnen wurde. - Das Blatt gehört zu einer Folge von Ansichten antiker Bauten in Rom mit dem Titel : PRAECIPVAE ALIQUOT ROMANAE. Die Serie umfaßt 24 Blätter, bezeichnet von AA bis Z, ein Titel- und Dedikationsblatt. Sie sind, soweit sie eine Jahreszahl tragen, 1550 datiert. Die Blätter der Folge gelten als von Cock eigenhändig entworfen und radiert. Für einige der Motive sind Vorzeichnungen von Cock erhalten. Zwei weitere Blätter der Folge geben den Palatin von anderen Standpunkten her wieder. Das Blatt L zeigt die Substruktionen der Domus Flavia mit dem Septizodium von Osten gesehen, etwa vom Kloster S. Gregorio her, in perspektivischer Verkürzung mit der Stadt Rom im Hintergrund. 1561 verlegte Cock eine weitere Serie von 12 Ansichten römischer Ruinen, 1562 folgten 21 weitere Blätter, die von Jan und Lucas Duetecum vermutlich nach Zeichnungen Cocks gestochen wurden. - Wie viele niederländische Künstler des 16. Jahrhunderts war Hieronymus Cock wahrscheinlich im Zeitraum von 1546 bis 1548 nach Italien gereist und hat sich in Rom aufgehalten. Rom war zu diesem Zeitraum das Zentrum der Kunst in Europa, zu den Maler und Zeichner reisten, um ihre Fähigkeiten zu vervollkommen und die antiken und zeitgenössischen Kunstwerke kennenzulernen. - Das Interesse an den Bauwerken der Antike hatten die Humanisten und Architekten der frühen Renaissance geweckt, die seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts begannen, die Ruinen systematisch aufzumessen und zeichnerisch darzustellen, um an ihnen neben dem schwer verständlichen Lehrwerk Virtuvs die Regeln der bewunderten Architektur der Antike zu studieren. Neben illustrierten Architekturtraktaten vermittelten vor llem Zeichnungen und Drucke ein Bild von der antiken Baukunst nach Mitteleuropa. -
Vedute, Ruine des Palatin und des Septizoniums
- Location
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Georg-August-Universität Göttingen / Kunstgesch. Seminar und Kunstsammlung der Universität, Göttingen
- Inventory number
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D 3852
- Measurements
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Breite: 286 mm
Höhe: 196 mm
- Material/Technique
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Papier; Radierung
- Inscription/Labeling
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Aufschrift: RVINARUM PALATII MAIORIS, CUM CONTIGVO SEPTIZONIO PROSPECTVS 2 (oben rechts)
Marke: BIBL. R.ACAD. G.A. (unten rechts)
Gravur: COCK F 1550 (Signatur unten links)
- Related object and literature
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Veröffentlicht in: H. Döhl und Unverfehrt, G., „Begegnungen mit der Antike. Hefte aus der Sammlung / Kunstsammlung der Georg-August-Universität, Göttingen ; 1“. Kunstgeschichtl. Seminar u. Kunstslg. d. Univ, Göttingen, 1979. (Nr. 29 o. 30)
Veröffentlicht in: G. Unverfehrt, Beckmann, I., und Warncke, C. -P., „Gott & die Welt : niederländische Graphik des 16. Jahrhunderts aus der Kunstsammlung der Universität Göttingen ; [Carsten-Peter Warncke zum 60. Geburtstag] ; [Kunstsammlung der Universität Göttingen, 10. Juni bis 8. Juli 2007, Emslandmuseum Schloß Clemenswerth, 2. September bis 31. Oktober 2007, Ostfriesisches Landesmuseum Emden, 17. Februar bis 30. März 2008]“. Cuvillier, Göttingen, 2007. (Kat. Nr. 31)
Veröffentlicht in: M. Luchterhandt und Roemer, L., „Abgekupfert : Roms Antiken in den Reproduktionsmedien der Frühen Neuzeit ; Katalog zur Ausstellung, Kunstsammlung und Sammlung der Gipsabgüsse, Universität Göttingen, 27. Oktober 2013 bis 16. Februar 2014 ; [Ausstellung Abgekupfert - Roms Antiken in den Reproduktionsmedien der Frühen Neuzeit ..]“. Imhof, Petersberg, 2013. (S. 153, Nr. I.10)
Veröffentlicht in: T. A. Riggs, „Hieronymus Cock : (1510-1570) ; printmaker and publisher in Antwerp at the sign of the four winds“. 1972. (S. 259, Nr. 12)
Beschrieben in: M. Stritt, „Van Heemskerck, Kolumbus der Ruinenlandschaft? Rom zeichnen“. Mann, Berlin, S. 171-178, 2012. (S. 171-178)
Beschrieben in: F. W. Hollstein u.a.: Dutch and Flemish etchings, engravings and woodcuts: ca. 1450-1700. 72 Bde. Amsterdam 1949-2010. IV, S. 183, Nr. 33
Beschrieben in: C. P. Heuer: Hieronymus Cock's Aesthetic of Collapse. In: Oxford Art Journal 32 (2009). S. 173-179.
Beschrieben in: J. van Griecken, G. Luijten u. J. van der Stock (Hg.): Hieronymus Cock. The Renaissance in Print. Ausst.-Kat. Leuven, 14.03.-09.06.2013 / Paris, 18.09.-15.12.2013. New Haven/London 2013. S. 90-95, Nr. 9
Beschrieben in: E. Zadek: Der Palatin in den Publikationen Hieronymus Cocks. Ruinen und ihre frühneuzeitliche Darstellung im Bild. Mag. Arbeit, Berlin 2005. S.50-53. URL: http://edoc.hu-berlin.de/master/zadek-elise-2005-05-13/PDF/zadek.pdf.
ist Teil von: Praecipua Aliquot Romanae Antiquitatis Ruinarum Monimenta [D 3852 D 1981/46]
- Classification
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Radierung (Oberbegriffsdatei)
- Subject (what)
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Ruine eines Gebäudes
- Subject (where)
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Rom
- Event
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Entstehung
- (when)
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1550
- Event
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Herstellung
- Event
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Veröffentlichung
- (where)
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Antwerpen
- Sponsorship
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Die Digitalisierung wurde gefördert durch die Deutsche Digitale Bibliothek aus Mitteln des Programms „Neustart Kultur“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.
- Last update
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24.04.2025, 12:58 PM CEST
Data provider
Kunstsammlung der Universität Göttingen. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Grafik
Time of origin
- 1550