Bestand
Walte, Familie (Bestand)
Enthält: Familienpapiere Walte und daneben Heymann, Bechtel, Hunicke und Scheidt - Familiengeschichtliche Sammlung Cornelius Walte (1905-1980) - Firmenarchiv Gebr. Walte (1767-1812), Anton Walte (1812-1830), Anton Walte Sohn & Co. (seit 1830) - Drogenhandel 1767-1878 - Versicherungsagentur seit 1878 - Fotoalben zum Weltkrieg 1914-1918
Geschichte des Bestandsbildners: Die Familie Walte war im 17. Jh. in Stadthagen ansässig. Der Kaufmann Franz Ernst Walte ließ sich spätestens 1724 in Minden nieder, seine Söhne Johann Georg, Gerhard Christian und Anton wandten sich etwa 1767 nach Bremen und gründeten hier die Firma Gebr. Walte (Richard Rüthnick: Das Kaufmannsgeschlecht Walte, in: Der Schlüssel, 2. Jg., 8. Heft, 1937, S. 31-38). Der jüngste Bruder Anton machte sich 1812 selbstständig, mit seinen Papieren setzt das Familienarchiv ein. Durch seine Heirat mit der Tochter des Kaufmanns Henrich Heymann, dem Besitzer eines Geschäftes für Steinzeug, Porzellan, Möbel, Blumen u.a., gelangten die Papiere der schon im 17. Jh. in Bremen ansässigen Familie Heymann in das Familienarchiv. Das von Anton Walte abgeschlossene Inventarienbuch (7,100-2) gibt einen Einblick in das Geschäft von Henrich Heymann. Eine andere Tochter Heymanns war verheiratet mit Johann Jacob Hentz, dem Besitzer einer Korkstopfenfabrik und Kommissionshandlung in Bremen (vgl. 7,2085). Henrich Walte, geb. 1795, Antons Sohn, und dessen Sohn Cornelius, geb. 1839, heirateten beide in die Bremer Familie Bechtel ein: Henrich heiratete eine Tochter des Kaufmanns Cornelius Bechtel, Cornelius eine Tochter des Kaufmanns und Konsuls Georg August Bechtel; doch gehen die an das Familienarchiv gelangten Papiere der Familie Bechtel nicht über den persönlichen Nachlass der beiden Frauen hinaus. Über die Tochter des Cornelius Bechtel gelangten die Papiere der Familie Hunicke aus Horn in das Familienarchiv. Der Kaufmann Friedrich Wilhelm Hunicke aus Horn in Lippe erhielt 1783 das bremische Bürgerrecht. Seine Söhne, der Kaufmann Johann Adolpf und der Notar Johann Wilhelm Hunicke, waren beide mit einer zweiten Tochter des Cornelius Bechtel verheiratet. Cornelius Bechtel war Vormund ihrer Kinder. Eine weitere Familienverbindung entstand durch die Heirat Henrich Waltes, geb. 1867, mit der Tochter Johann Friedrich Scheidts, der Kaufmann in Yokohama und Kobe und Sohn eines Krefelder Lehrers war.
Geschichte des Bestandsbildners: Dadurch gelangten Papiere von ihm und seiner Frau, einer geborenen Grösser aus Bremen, ins Familienarchiv.
Cornelius Walte (17.4.1905-26.6.1980) ergänzte das Familienarchiv durch eine Sammlung von Nachrichten zur Familiengeschichte. Hauptergebnis ist eine bis zur 8. Generation geführte Ahnentafel (7,100-21 - Vgl. zur Ergänzung die Nachfahrentafel Esisch (-Walte) im Bestand 7,5011), die am besten in den Bestand einführen kann.
Geschichte des Bestandsbildners: Firmengeschichte
Die Firma Gebr. Walte wurde 1767 begründet und betrieb eine Material-, Drogerie- und Farbewarenhandlung, seit etwa 1772 in der Wachtstraße. Aus dem ersten Abschnitt der Firmengeschichte sind nur einige Preislisten und Rechnungen überliefert (7,100-35 und -42). 1812 machte sich Anton Walte selbstständig. 1816 trat sein Sohn Henrich in die Firma ein. Ihre Geschäftsverbindungen um 1812/20 sind gut dokumentiert durch ein Kontokurrent- und ein Briefkopierbuch (7,100-36 und -43). Ein detailliertes Verzeichnis der Städte, mit denen Verbindungen bestanden, ist dem Vorwort zum gedruckten Findbuch zu entnehmen.
Ein zweiter Sohn Anton Waltes, Johann Hermann Walte, war an der Fa. Heyman & Co. (seit 1813 Heyman, Walte & Co.) in London beteiligt. Durch ihn gelangte wohl das Kommissionswarenbuch dieser Firma (7,100-39) in das Familienarchiv.
Geschichte des Bestandsbildners: Aus der Zeit von Henrich und Cornelius Walte bis zur Einstellung des Warenhandels 1878 stammt ein großer Teil der Geschäftspapiere und -bücher, dennoch ergeben sie nur ein ungefähres Bild der Geschäftstätigkeit. Die wichtigsten Bücher der doppelten Buchführung (Hauptbuch, Kassabuch, Kontokurrentbuch) sind nicht erhalten, den besten Einblick in die Buchführung gibt noch das Bilanzenbuch (7,100-49), das auf dem Hauptbuch, dem Cassabuch, einem Geheimbuch und dem Rescontroauszugbuch (alle verloren) beruht. Die Firma vertrieb Material-, Drogerie- und Farbewaren. Sie nannte sich auch "Droguerie-, Material-, Farbewaren- und Teehandlung" (1868) sowie "Material-, Thee-, Droguen- und Commissionsgeschäft" (1874). Das Jahresangebot ist den Preislisten (7,100-35) zu entnehmen. Für 1847-1861 kann auch das Einkaufsfakturenbuch (7,100-50) herangezogen werden, 1847 sind als eingegangene Waren Tee, Kakao, Gewürze, Südfrüchte, Sardellen, Honig, Zucker, Salze, Fette, ätherische Öle, Pech, Antimon, Magnesium, Salpeter und Bernstein verzeichnet.
Unter Cornelius Walte, geb. 1838, verlegte sich die Firma auf das Kommissionsgeschäft. Dazu liegen einige Konnossemente und Frachtbriefe von 1875 und 1876 (7,100-40) vor zu Frachten aus Singapur, Colombo, Calcutta, Cochin (Indien), London, Prag, Ried (i. Innkreis). 1878 wurde Cornelius Walte Haupt-Agent der Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft sowie der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs-Actien-Gesellschaft in Bremen. 1890 wurde die Hauptagentur auf die Firma übertragen. Die Firma bezeichnete sich in der Folge als Comissions- und Agenturgeschäft. Diese Tätigkeit ist im Firmenarchiv durch Schriftverkehr mit der Magdeburger Feuerversicherungs-Gesellschaft (7,100-55) sowie durch Versicherungsunterlagen und Gesellschaftsverträge (7,100-56, -61 u. -62) belegt. Zur Einführung in die Firmengeschichte können auch die Jubiläumsschriften und die Übersichtstafeln der Firma (7,100-53, -54) dienen.
Bestandsgeschichte: Die Papiere und Handschriften der Familie Walte und der Firma Anton Walte Sohn & Co. wurden dem Staatsarchiv von Herrn Cornelius Walte übergeben. Sie bildeten lt. Vertrag vom 7.2.1974 ein Depositum, das nach dem Tode des Eigentümers 1980 an das Staatsarchiv übergegangen ist. Papiere und Geschäftsbücher waren zum Teil bereits 1842 dem Archiv zur Aufbewahrung übergeben, später aber dem Eigentümer zurückgegeben worden.
Der bis dahin weitgehend ungeordnete Bestand wurde bei der Bearbeitung 1976 in drei Gruppen gegliedert: 1. das eigentliche Familienarchiv, das die persönlichen Nachlässe aus der Familie Walte seit 1769 und den mit ihr verwandten Familien Heymann seit 1706, Bechtel seit 1834, Hunicke seit 1783 und Scheidt seit 1851 enthält, 2. die familiengeschichtliche Sammlung, die Cornelius Walte besonders in den Jahren 1938-1939 und 1970-1974 zusammengetragen hat, 3. das Firmenarchiv, das Geschäftsbücher und Papiere der Firmen Gebr. Walte (bis 1812), Anton Walte (1812-1830), Anton Walte Sohn & Co. (seit 1830) aus den Jahren seit 1770 enthält.
Bestandsgeschichte: Der Deponent, Herr Cornelius Walte, übergab in den Jahren 1977 bis 1979 weitere familien- und firmengeschichtliche Unterlagen an das Staatsarchiv, die in den Bestand eingegliedert werden konnten. Familienandenken aus der Zeit von 1815 bis 1880, die anscheinend aus dem Nachlass von Almata (Alma) Schmidt, geb. Walte, geb. 1827, gest. nach 1880, einer Tochter von Engelbert Walte (1782-1845), stammen, wurden 1981 den Familienandenken in 7,100-14 beigefügt. Aus dem Nachlass von Henrich Walte (1867-1949) gelangten 13 Alben mit Fotos aus dem 1. Weltkrieg an das Focke-Museum (dort mit der Signatur II B.30.4), das diese 1983 an das Staatsarchiv abgab. Es handelt sich um eine ursprünglich wohl zu Propagandazwecken bestimmte Sammlung mit Fotos aus dem gesamten Kriegsgebiet mit fortlaufender Zählung einer nicht identifizierten deutschen Stelle, die die Abkürzung N.V.E. verwendete. Die Fotos sind z.T. vom Bild- und Filmamt, z.T. von verschiedenen selbständigen Fotografen aufgenommen und (ab Nr. 977) von der Zensurstelle Paul Hoffmann & Co., Berlin-Schöneberg, freigegeben. Sie sind von Henrich Walte, Bremen, rückseitig beschriftet und wahrscheinlich auch zusammengestellt. Ein bremischer Bezug ist nur durch die Person Henrich Waltes gegeben. Die gute Bildqualität und die Vielseitigkeit der Motive machen die Alben für Dokumentationen zum 1. Weltkrieg überregional interessant.
Bremen 1988
Adolf E. Hofmeister
- Bestandssignatur
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7.100
- Umfang
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0,6
- Kontext
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Staatsarchiv Bremen (Archivtektonik) >> Gliederung >> 7. Nichtamtliche Überlieferung >> 7.1. Nachlässe von Einzelpersonen und Familien >> Nachlässe T - Z
- Verwandte Bestände und Literatur
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Literatur: Adolf E. Hofmeister, Die Waltes, in: Bremen, Handelsstadt am Fluß, hrsg. von Hartmut Roder, Bremen 1995.
- Bestandslaufzeit
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1706-1979
- Weitere Objektseiten
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- Letzte Aktualisierung
-
30.06.2025, 11:55 MESZ
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Objekttyp
- Bestand
Entstanden
- 1706-1979