Akten

Hofmark Fraunberg (Bestand)

Hofmark Fraunberg: 1. Geschichte von Fraunberg
Das wenige Kilometer südlich von Wartenberg gelegene Schloss Fraunberg im Landkreis Erding zählt zu den ältesten noch erhaltenen Wasserburgen in Oberbayern. Bis heute steht das mit einem doppelten Ringgraben umgebene Schloss im Besitz der Freiherren von Fraunberg, die zu den ältesten Adelsgeschlechtern in Altbayern zählen und bereits um 1207/1214 mit Konrad von Fraunberg erstmals erwähnt sind. Die gesicherte Stammlinie der Familie lässt sich bis ins Jahr 1230/1231 auf Sigfrid von Fraunberg (gest. 1267) zurückführen. Sigfrid, der der Ministerialität der Wittelsbacher angehörte und als herzoglicher Hof- und Landrichter in Landshut fungierte, gilt auch als Erbauer der mit einem doppelten Ringgraben umgebenen Burganlage. Durch die Heirat mit Elisabeth, einer Schwester oder Tochter von Konrad dem Gurren von Haag, gelangte er in den Besitz der ursprünglich wohl frei eigenen, seit 1434 als Reichslehen ausgegebenen Grafschaft Haag , für die er im Jahr 1245/1246 von Kaiser Friedrich II. die hohe Gerichtsbarkeit erhielt. Seine Enkel Sigfrid III. (gest. 1317) und Wittilo (gest. 1281) begründeten die Familienzweige der Fraunberg zu Haag und der Fraunberg zu Fraunberg. Letztere übernahmen den alten Stammsitz Fraunberg und wurden daher auch Altfraunberg genannt. Mit dem Schloss und der Hofmark Fraunberg war die Familie als Landsassen in der Landtafel des Herzogtums Bayern-Landshut bzw. des Herzogtums Bayern (ab 1524) eingetragen. Im Verlauf des 15. Jahrhunderts war Schloss Fraunberg mit seinen Liegenschaften unter mehreren Besitzern aufgeteilt. Der bayerische Rat und Hofkanzler Carl von Fraunberg (gest. 1570) konnte den Familienbesitz gemäß einem im Jahr 1547 mit der Haager Linie geschlossenen Erbvertrag nach dem Erlöschen des Haager Zweigs mit dem Tod von Graf Ladislaus (gest. 1567) wieder vereinigen. Um einer erneuten Besitzzersplitterung Einhalt zu gebieten, verfügte Carl, aus dessen Ehe mit Eufemia keine Kinder hervorgegangen waren, Schloss Fraunberg künftig als Familienfideikommiss in der männlichen Linie zu führen. 1570 übernahm zunächst sein Bruder Hans Christian die Hofmark. Nach dessen Tod ohne männliche Nachkommen im Jahr 1599 gingen Schloss und Hofmark an Hans Georg von Fraunberg über, von dem die heutigen Schlossherren in direkter Linie abstammen. Seit Ende des 15. Jahrhunderts stellte die Linie Fraunberg zu Fraunberg einen der vier Erbritter des Deutschen Reichs, was Kaiser Karl V. der Familie am 25. April 1541 als erbliches Recht in der Primogenitur bestätigte. Kaiser Ferdinand II. erhob das Geschlecht im Jahr 1630 in den Reichsfreiherrenstand. Im Königreich Bayern war die Familie im Jahre 1812 bei der Freiherrenklasse der Adelsmatrikel eingetragen. Aus der Wittelsbacher Ministerialität erwachsen, dienten die Fraunberger den bayerischen Landesherren im Verlauf der Jahrhunderte als Landrichter von Erding, als Hofmarschall und Kämmerer am Hof in München bzw. als Regimentsrat und Hauptmann der Regierungen in Landshut und Burghausen. Die ursprünglich sehr begüterte Familie, die im 14. Jahrhundert zu den Finanziers der bayerischen Herzöge zählte, war im Lauf der Zeit im Besitz verschiedener Hofmarken und Adelssitze, darunter Hubenstein, Irlbach, Niederwinzer, Oberbergkirchen, Ottering, Pfettrach, Poxau, Riding, Schöllnstein, Taufkirchen an der Vils und Wasentegernbach. Ihr Stammsitz Fraunberg wurde im Jahr 1483 zur Hofmark erhoben. Einschlägige Unterlagen hierzu haben sich im Archiv der Hofmark allerdings nicht erhalten. Durch Erbteilungen, den zu großzügigen Lebenswandel manches Schlossherrn, aber auch durch den frühen Tod von Familienvorständen und die dadurch bedingten Vormundschaften verarmte die Familie nach und nach. Als besonders einschneidend erwies sich der frühe Tod von Baron Adolph (gest. 1858), dessen Sohn Theo mit nur 22 Jahren die Gutsverwaltung in Fraunberg übernehmen musste und für die Unterhaltszahlungen seiner neun noch unmündigen Geschwister Sorge zu tragen hatte. Seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhundert dienten so gut wie alle männlichen Familienmitglieder als Offiziere in der bayerischen Armee. Diesem Umstand sind die im Familienarchiv überlieferten Berichte von der Westfront (1915-1918) im Nachlass von Baron Ludwig zu verdanken, in denen unter anderem eine Schilderung des Luftkampfs bei Ypern enthalten ist. Ein beredtes Beispiel für die finanziellen Nöte einzelner Familienmitglieder in jenen Jahren sind die Briefe von Baron Albert in den Jahren 1905 bis 1908, der nach seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst als Kunstmaler in Neustadt an der Haardt lebte und sich nicht in der Lage sah, seine medizinisch erforderlichen Krankenhausaufenthalte zu finanzieren.
Zu den bekannten Vertretern der Familie zählen Agnes von Fraunberg (gest. 1245), die als Äbtissin dem Kloster Frauenchiemsee vorstand, Vitus von Fraunberg, der zwischen 1563 und 1567 Bischof von Regensburg war, sowie der 1768 auf Schloss Fraunberg geborene Joseph Maria Nepomuk, der zunächst Bischof von Augsburg (1819/21-1824) und dann Erzbischof von Bamberg (1824-1842) war. Von Letzterem sind im Fraunberger Archiv die private Korrespondenz (1794-1839) und die prunkvoll ausgestaltete Ehrenbürgerurkunde der Stadt Bamberg aus dem Jahr 1841 überliefert. Besondere Beachtung verdient zudem Baron Theodor (1889-1948), der gemeinsam mit seiner italienischen Gemahlin Adriana Pecori-Giraldi dem bayerischen Kronprinz Rupprecht, der als Gegner der Nationalsozialisten Deutschland im Jahr 1939 verlassen hatte und den Kontakt zu Widerstandsgruppen im Deutschen Reich hielt, in den Jahren 1940 bis 1945 Exil in einer Wohnung seines Palazzo in Florenz gewährte und unter anderem dafür sorgte, dass dieser im Jahr 1944 einer Verhaftung durch das Naziregime entging. Im Bestand des Hofmarkarchivs haben sich einige frühe Briefe des Barons an seine Familie in Deutschland erhalten.

2. Bestandsgeschichte
Im Jahr 1978 erwarb die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns von der Familie Fraunberg das Archiv, das bis zu diesem Zeitpunkt noch nie in fremde Hände gelangt war. Vier Archivreferendare des höheren Diensts begannen im Rahmen ihres befristeten Praktikums im Staatsarchiv München 2008 mit der Erschließung zahlreicher Unterlagen in der Archivdatenbank FAUST. Die Verzeichnung wurde zunächst von Dr. Burger fortgeführt, konnte aber aus personellen Gründen erst im Frühjahr 2012 abgeschlossen werden. Das Archiv befand sich bei der Übernahme in einem weitgehend ungeordneten Zustand. Die Akten und Bände waren völlig unverzeichnet und nicht benützbar. Ein größerer Teil des Schriftguts war zu Akteneinheiten formiert, daneben existierte ein relativ großer Bestand von mehr oder minder zusammenhanglosen Einzelstücken, die keine Altsignaturen führten. Altrepertorien oder Registraturverzeichnisse, die bei den Erschließungsarbeiten hätten zugrunde gelegt werden können, sind nicht überliefert. Ein erstes Findbuch für Akten des 19. Jahrhundert legte der Verwalter Joseph Bachmair im Jahr 1859 anlässlich seines Ausscheidens aus dem Amt an. Hinweise auf Archivräume im Schloss sind nicht erhalten. In den 1950er Jahren lagerten die Akten in zwei Holzschränken auf einem Gang des Schlosses. Am Ende des 19. Jahrhunderts begann der damalige Schlossherr Baron Ludwig, der an einer Familiengeschichte arbeitete und den Plan eines eigenen Familienarchivs verfolgte, mit ersten umfassenden Ordnungsarbeiten, die jedoch nicht zu Ende geführt wurden. Aus seiner Hand stammen die bisher einzigen Signaturen auf einem Teil der Akten in Form von Rubriken in römischen Ziffern, unterteilt in Literae und Faszikel. Weitere kleinere Ordnungsarbeiten führte Baron Arnold zu Beginn der 1950er Jahre durch. Die Pläne der Familie in jenen Jahren, ihr Archiv unter Anleitung des Staatsarchivs durch einen Historiker selbst zu erschließen und in ein Familien- und ein Hofmarksarchiv zu trennen, scheiterten jedoch. Das nun vollständig erschlossene Archivmaterial im Staatsarchiv München hat eine Laufzeit vom späten 15. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Es umfasst am Fach etwa 20 Laufmeter mit 1685 Archivalien, darunter 158 Pergamenturkunden zwischen 1437 und 1841. Während des Dreißigjährigen Kriegs wurde das Schloss zwar von schwedischen Truppen schwer beschädigt, doch kam das Archiv dabei offenbar kaum zu Schaden. So setzt eine dichtere Überlieferung bereits unter Carl von Fraunberg (1618-1658) ein. Der Schwerpunkt der Überlieferung liegt allerdings im 17. bis 19. Jahrhundert unter den Hofmarkherren Johann Viktor (1658-1687), Ferdinand Amadeus (1687-1736), Karl Anton (1736-1743), Maximilian Wolfgang (1743-1758), Maximilian Josef (1758-1782) und Franz de Paula von Fraunberg (1782-1814) sowie dessen Gemahlin Hyazintha von Rechberg, die nach dem frühen Tod ihres Ehemanns bis zum Jahr 1851 die Gutsgeschäfte auf Fraunberg führte.
Etwa ein Drittel des Archivguts besteht aus reinen Familienunterlagen, wie der Korrespondenz einzelner Familienmitglieder im 19. Jahrhundert, Stammtafeln und Genealogien sowie zahlreichen Erb-, Vormundschafts- und Nachlassangelegenheiten. Besondere Beachtung verdient der Nachlass von Maximilian Joseph Freiherrn von Fraunberg, der das Amt des Oberstjägermeisters im Hochstift Freising (ca. 1778-1780) bekleidete. Dieser enthält nicht nur Akten seiner eigenen Amtsperiode, sondern auch Unterlagen seiner Vorgänger, die in Teilen bis in die 1640er Jahre zurückreichen. Erwähnenswert sind zudem die umfangreichen Lehenbücher und Lehenprotokolle des Fraunberger Lehenhofs (ab 1425) , die bereits in den 1960er Jahren durch die staatliche Archivverwaltung verfilmt wurden. Insgesamt waren die Fraunberger im Besitz von über 100 vornehmlich als bäuerliche Lehen (= Beutellehen) vergebenen Gütern um Fraunberg, im Nordosten des Landkreises Erding sowie in den alten Landgerichten Moosburg und Vilsbiburg. Das Archiv der Hofmarkverwaltung Fraunberg macht die restlichen zwei Drittel des noch vorhandenen Archivmaterials aus. Die Hofmark, zu der im Jahr 1752 etwa 44 Anwesen gehörten, war zudem der Verwaltungssitz für die benachbarte Hofmark Riding (Erwerb um 1440) mit etwa 36 Anwesen. Hier haben sich vor allem die einschlägigen Hofmarksunterlagen erhalten, so unter anderem Serien von Briefprotokollen (ab 1636) , Verhörprotokollen (ab 1660) und Amtsrechnungen (ab 1761) , zudem Akten und Rechnungen der Pfarrkirchen Sankt Florian in Fraunberg (ab 1622) und Sankt Georg in Riding (ab 1615). Zahlreiche Dokumente, darunter vor allem Lehen- und Steuerunterlagen , sind zudem für den nur wenige Kilometer südwestlich von Schloss Fraunberg gelegenen Sitz Ottering überliefert, der bereits Mitte des 15. Jahrhunderts nachweislich im Eigentum der Familie von Fraunberg stand und als Lehen vergeben war. Zudem haben sich vereinzelt Unterlagen zu ehemaligem Familienbesitz erhalten, welche beim Verkauf der Liegenschaften nicht an die neuen Eigentümer übergeben wurden, wie etwa ein Stiftbuch der Hofmark Pfettrach von 1606, Akten der Hofmarken Schöllnstein und Niederwinzer oder eine Gutsbeschreibung der fraunbergischen Hofmark Oberbergkirchen von 1745. Aus der Zeit der Vormundschaft von Maximilian Wolfgang von Fraunberg in den 1750er Jahren über die Kinder seiner mit dem Baron Franz Albrecht Alois von Schleich verheirateten Schwester Maria Adelheid Franziska rührt ein Stiftbuch der Hofmark Haarbach von 1749. Das im Jahr 1961 durch die Staatlichen Archive Bayerns mikroverfilmte Stiftbuch von Schloss Salmannskirchen (Lkr. Mühldorf a. Inn) aus den Jahren 1578 bis 1595 ist offenbar im Jahr 1978 nicht ins Staatsarchiv München übernommen worden und befindet sich heute (2012) nicht im Bestand des Hofmarkarchivs.

Reference number of holding
StAM, Hofmark Fraunberg
Extent
1685
Language of the material
deutsch

Context
Staatsarchiv München (Archivtektonik) >> IV. Nichtstaatliches Archivgut >> B. Archive des Adels, adelige Standesherrschaft und Jurisdiktion >> 1.) Adelsarchive

Provenance
Hofmark Fraunberg
Date of creation of holding
1425-1957

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Last update
22.04.2025, 11:00 AM CEST

Data provider

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Object type

  • Akten

Associated

  • Hofmark Fraunberg

Time of origin

  • 1425-1957

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