Bestand

Bäcker (Bestand)

Erschließungszustand, Umfang: 0,8 lfm

Literaturhinweis: Rolf Hammel, Vermögensverhältnisse und Absatzmöglichkeiten der Bäcker in hansischen Seestädten am Beispiel Lübeck. Ein Beitrag zur hansischen Gewerbegeschichte des späten 14. Jh., in: HGbll 99, 1981, S. 33-60

Vorwort: Anders als in den anderen Beständen, der Ämter und Innungen, finden sich die Rollen nicht unter der Signatur 1, sondern unter der Signatur 64, da die Bäckerinnung schon verzeichnet war.

Eine Beliebung der Weißbäcker (Varia 268 a) und eine Beliebung der Weiß- und Fastbäcker (Varia 268 i) der wendischen Städte sind dem Bestand 07.1-1/29 Urkunden: Varia zugeordnet worden.

Echt- und Leumundzeugnisse der Bäcker (Legit. Nr. 24, 40, 43, 54, 60, 71, 83, 91, 92, 99, 100, 119, 120, 129, 130, 172, 179, 207, 216, 217, 218, 225, 226, 228, 229, 230) sind dem Bestand 07.1-1/3 Urkunden: Legitimationes zugeordnet worden.

Annahme von Bäckern durch den Rat (Interna 530 b, 534 d, 540 e, 540 f) sind dem Bestand 07.1-1/1 Urkunden: Interna zugeordnet worden.

Der Siegelstempel Bäckeramt (um 1600), ist dem Bestand 08.5-1 Sammlung der Siegelstempel zugeordnet worden.

Siehe auch Stiftungen: Fastbäcker-Stiftung, Kassabuch (1868)

Siehe auch den Bestand 05.1-2/27 Freibäcker unter Ämter und Innungen.

Akten über die Bäcker sind auch im Bestand 01.1-02 Altes Senatsarchiv (ASA) Handwerksämter, unter den Signaturen 319 - 494, zu finden.

Akten über das Handwerk sind auch im Bestand 01.2 Neues Senatsarchiv (NSA) verzeichnet.


Eingrenzung und Inhalt: Protokolle, Strafenbücher (auch der Vier großen Ämter), Rechnungsbuch 1551-1732, Totenkasse 1758, Kladde der Totenlade 1807-1867, Backhäuser, Schweinehaltung, Gesellige Lieder 1831-1881

Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Bereits 1283-1289 wird ein Kuchenbäcker (tortator) erwähnt. Streitigkeiten gab es vor allem zwischen Fastbäckern (= Weißbäcker) und Freibäckern (= Losbäcker, nicht im Amt organisiert). Inwieweit sich die auf bestimmte Bäckerwaren spezialisierten (Haferbrot-, Oblaten-, Figuren-, Wecken-, Kuchenbäcker usw.) eigenständig organisiert bzw. (später ?) zusammengeschlossen hatten, ist unklar; lediglich Fastbäcker und Kuchenbäcker sind mit eigener Überlieferung im Bestand vertreten.

Erwerb 3/2007
Liedertafel der Bäckerinnung

Durch Anregung der Hamburger-Bäckerinnung gründeten Eduard Kliefoth und Anton Schlottman im August 1900 die "Liedertafel der Bäckerinnung zu Lübeck".
1902 schloss sich die Liedertafel dem Deutschen Sängerbund an. Der 1. Weltkrieg unterbricht die Gesangstätigkeiten, bis 1915 mit dem Tod des Dirigenten die regelmäßigen Gesangsstunden ganz ausbleiben. Ende des 1. Weltkrieges wurden die Gesangsstunden unter einem neuen Dirigenten wieder aufgenommen, es folgten viele Sangesstunden und Teilnahmen an Sängerfesten. In den 30'er Jahren nahmen weniger Mitglieder an den Gesangsstunden teil, die Mitgliederzahlen sanken insgesamt. 1946 versuchte die Liedertafel erstmals wieder einen Neuanfang. Eine dauerhaft geringe Mitgliederzahl und Nachwuchsmangel brachte die Liedertafel um 2005 zur Auflösung.

Erwerb 14/2009
Bäcker-Stammtisch

Ab dem Jahr 1876 trafen sich die Bäckermeister erstmals zum Erfahrungsaustausch in den Backstuben der Kollegen. Nach einigen Jahren wurde für die Treffen ein Stammlokal auserwählt.
Im Jahre 1900 wurde der Stammtisch offiziell gegründet, aus einem alten Backtrog wurde ein Tisch gefertigt, der im Stammlokal seinen Platz fand. Am 14. Juli 1900 versammelten sich die Bäckermeister Lübecks um den Stammtisch. Mit einer Unterschrift besiegelten sie, an diesem Tisch regelmäßig zusammen zu finden. Mit Beginn des ersten Weltkrieges verringerte sich die Zahl der Mitglieder. Die Aktivitäten des Bäckerstammtisches stellten sich kriegsbedingt ein. Anfang der 20'er Jahre erholte sich das Bäckerhandwerk langsam und auch die Zusammenkünfte des Stammtisches lebten wieder auf. Bei den Genossenschaften ließen sich viele Waren preiswert erwerben. Doch durch die Inflation kletterten die Preise wieder in die Höhe. Teilweise druckten die Bäcker ihr "Geld" (Gutscheine) selbst, um Löhne auszahlen zu können; dieses "Geld" konnte dann im eigenen Laden wieder eingelöst werden. Dadurch geriet das Geschäftsgefüge durcheinander. Dieser Zustand änderte sich erst mit Einführung der Reichsmark. Die zunehmende Technik erleichterte die Arbeit in den Backstuben. Die Stammtischrunden beschränkten sich, bedingt durch viele verschiedene politische Strömungen, nur noch auf berufliche Angelegenheiten. Mit dem Jahre 1933 und der Diktatur wurde das ganze Handwerkswesen neu organisiert. 1934 wurden neue Innungen gegründet, die mindestens 4 mal im Jahr zusammen kommen mussten. Verschiedene Protokolle mussten geführt werden. Die Diktatur stellte Regeln auf, die das Bäckerhandwerk beeinträchtigten. Anordnungen zum Sparen erschwerten es, die Qualität zu wahren.
Durch Einberufung zur Wehrmacht schlossen viele Bäckereien. Als Lübeck 1942 bombadiert wurde, zählte man nur noch 48 Bäckereien, 1939 waren es 100. Die Innung tagte dennoch 4 mal im Jahr, um Geschäftliches zu besprechen. 1948 traf sich der Bäcker-Stammtisch erstmals wieder in seinem gewohnten Stammlokal. Im Laufe der folgenden Jahre blieb das Bäckerhandwerk beständig und der Stammtisch traf sich regelmäßig. Doch wenig Nachwuchsbäcker und mangelndes Interesse der jungen Bäcker zwang den Stammtisch um 2005 zur Auflösung.

Erwerb 3/2007 und 14/2009

2007 und 2009 wurden die Aufzeichnungen/Sammlungen dem AHL übergeben. Diese wurden alle in den Bestand übernommen und vollständig erhalten.
Es handelt sich hierbei um Berichte, Aufzeichnungen und Fotos der Liedertafel der Bäckerinnung zu Lübeck und vom Bäcker-Stammtisch, sie geben Auskunft über Gründung, Aktivitäten und Veranstaltungen. Verschiedene Fotos dokumentieren Feste. Ein Teil der Fotos wurde aus konservatorischen Gründen neu verpackt.

Lübeck, im Mai 2009 Charlotte Szameitat

Bestandssignatur
05.1-2/06

Kontext
Archiv der Hansestadt Lübeck (Archivtektonik) >> 05 Private Archive >> 05.1 Selbstverwaltung von Handel und Gewerbe >> 05.1-2 Ämter und Innungen

Bestandslaufzeit
1506-1889

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Letzte Aktualisierung
30.06.2025, 10:12 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1506-1889

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