Bestand
Siegel (Bestand)
Verwaltungsgeschichte/biographische Angaben: Beredtes Zeugnis über das Geschehen vergangener und heutiger Tage sind die Siegel, die nicht nur Dokumente oder Rechts- und Verfassungsgeschichte, sondern auch Kleinkunstwerke in Wachs, Siegellack, Papier- und Farbabdrucken sind. Siegel (lat. Sigillum = Bildchen) zählen zu den ältesten Zeugnissen der menschlichen Zivilisation. Die alten Hochkulturen im vorderen Orient kennzeichneten seit dem 4. Jahrtausend vor Chr. Ihr Eigentum mit Siegeln. Die alten Ägypter versiegelten zum Schutz vor Verfälschung und zur Identifikation ihre Papyrosrollen. Zur Herstellung der Abdrucke benutzt man Knopf- oder Rollensiegel und Skarabäen. Die Griechen benutzten zum Siegeln die klassische Gemme, einen geschnittenen Schmuckstein mit vertiefter Darstellung, seltener Kameen mit erhabener Darstellung. Die Römer verbreiteten den Gebrauch des Siegels im ganzen Weltreich. Nach dem Untergang des römischen Reiches erhielt sich der Gebrauch des Siegels durch die Geistlichkeiten.
Seit dem 7. Jahrhundert siegeln auch die Könige und Fürsten des fränkischen Reiches und anderer Staaten der Völkerwanderungszeit.
Im Mittelalter bleibt der Gebrauch der Siegel zunächst den Fürsten, dem Adel und der hohen Geistlichkeit vorbehalten. Im 12. Jahrhundert beginnen auch die Städte Siegel zu benutzen, während Bürger, Kaufleute und Bauern erst im Laufe des 13. Jahrhunderts dieses Recht erwerben. Seitdem wird ihr Gebrauch in Mitteleuropa allgemein.
Das Siegel diente im Mittelalter zur Beglaubigung von Urkunden und sonstigen Schriftstücken, als symbolisch verwandtes Beglaubigungs- und Erkennungszeichen in der Hand von Beauftragten und als Verschlußmittel gegen unberechtigtes Öffnen eines Schrftstücks. Der Gebrauch des Siegels als Beurkundungs- und Verschlußmittel hat sich bis in die heutige Zeit erhalten.
Die Siegel vergangener Tage treffen wir heute am häufigsten in der Form farbiger Wachsabdrücke an. Feste Regeln für die Farbverwendung bestehen ursprünglich nicht. Erst im Spätmittelalter bildet sich ein mehr oder minder feststehender Brauch. So verwenden die Hochmeister des deutschen Ordens schwarzes Wachs, die Könige von Frankreich an wichtigeren Urkunden grünes, sonst ungefärbtes Wachs, die meisten geistlichen Würdenträger und Institutionen, die englischen Könige und seit dem 15. Jahrhundert die deutschen Kaiser rotes Wachs. Im 15. Jahrhundert kommt an vielen Orten die Auffassung auf, daß der Gebrauch von rotem Wachs besonders privilegiert sei. Seitdem verleiht die Kaiserliche Kanzlei (und manche anderen) auf Antrag Rotwachs-Privilegien. Doch haben zu allen Zeiten zahlreiche Aussteller ohne jede Privilegierung und ohne festen Brauch die Siegelfarben gebraucht, die ihnen gefielen. Die Farben der Siegelabgüsse der Sammlung des Kreisarchivs lassen keine Rückschlüsse auf Herkunft und Zweck zu. Sie wurden willkürlich gewählt.
Die Siegelstempel des Mittelalters wurden aus Metall (Gold, Silber, Bronze, Messing, Eisen, Blei), aus Stein, Elfenbein und Holz gefertigt. In der Regel wurde ihnen das jeweilige Siegelbild von Goldschmieden negativ eingraviert. Heute werden zum Siegeln überwiegend Gummistempel neben weniger verwandten Metallstempeln (als Prägestock) verwandt. Eine Sonderform des Siegelstempels ist der Siegelring, der nicht immer gleichzeitig auch Fingerring war.
An Siegelformen treffen wir am häufigsten runde Siegel an. Mehrkantige Siegel, vielfach Achtecke, waren in allen Jahrhunderten, namentlich bei den Siegelring-Typaren, gebräuchlich. Spitzovale Siegel eigneten sich besonders zur Darstellung stehender Figuren im Siegelbild und wurden von kirchlichen Institutionen bevorzugt. Mit zunehmender Beliebtheit des Wappens als Siegelbild im 13. und 14. Jahrhundert wurden häufig schildförmige Siegel verwandt.
Die Größe der einzelnen Siegel läßt Rückschlüsse auf die Bedeutung der Urkunden und Schriftstücke zu.
Viele der Siegelstempel sind heute nicht mehr vorhanden, da es Brauch war, die Siegelstempel beim Tode des Siegelinhabers im allgemeinen vor Zeugen zu zerbrechen, zu zerschlagen oder in sein Grab zu geben. Damit wollte man der Gefahr eines Siegelvergehens (Siegelfälschung und Siegelanmaßung) vorbeugen. Die Ahndung der Siegelvergehen ist notwendig, um dem Siegel die hohe rechtliche Qualität zu sichern, die es seit dem Mittelalter bis heute besitzt. Es kommen jedoch auch Siegelvererbungen vor.
Da uns an vielen Urkunden und durch noch verbliebene Siegelstempel Siegel vergangener Tage überliefert sind,war es möglich, im Kreisarchiv eine kleine Sammlung zusammenzustellen. Dem Bürger des Kreises, dem Historiker und Forscher soll damit Gelegenheit gegeben werden, sich bereits vor Ort mit möglichst vielen der erreichbaren Siegel aus dem Bereich der Gemeinden des Kreises und seiner Rechtsvorgänger beschäftigen zu können. Soweit dem Archiv Abgüsse vorliegen, dürfen diese dazu beitragen, daß die kostbaren Orginale weniger in Anspruch genommen und dadurch vor Beschädigung oder Zerstörung bewahrt werden. Einige der beim Zusammentragen festgestellten Siegel wurden in der Fachliteratur noch nicht angetroffen.
Das seit Beginn des Aufbaues des Kreisarchivs bis heute Zusammengetragene kann hiermit der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Bei der Beschreibung der Siegelbilder wurde die bisher übliche Beschreibung nach heraldischer Art angewandt, da die vom Siegelausschuß des Internationalen Archivrats auf der Tagung in Budapest im Herbst 1981 ausgesprochene Empfehlung, die Siegelbilder künftig aus der Sicht des Betrachters zu beschreiben, umstritten ist.
- Bestandssignatur
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005
- Kontext
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Kreisarchiv Rhein-Erft-Kreis (Archivtektonik) >> Urkunden, Siegel, Plakte
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
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- Letzte Aktualisierung
-
23.06.2025, 08:11 MESZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Bestand