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Aktivierung und Flexicurity: neue Wege in der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik Dänemarks

"Dänemark gilt als Musterbeispiel für 'flexicurity'. Das zeigt sich in einem traditionell schwach regulierten und flexiblen Arbeitsmarkt, der ergänzt wird durch ein generöses und universelles System sozialer Absicherung. In den 1990er Jahren geriet dieses System jedoch massiv unter Druck - wie auch in anderen westeuropäischen Gesellschaften. Staatsverschuldung und eine hohe Arbeitslosigkeit machten Reformen notwendig. Dabei wurden in der dänischen Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik verschiedene neue Instrumente implementiert, die das Ziel einer stärkeren Aktivierung und damit eine Erhöhung des Zwanges zur Arbeitsaufnahme verfolgten. Die Frage ist daher: Welche Auswirkungen haben diese Reformen auf das Verhältnis zwischen 'security' und 'flexibility'? Mit den Reformen war es Mitte der 1990er Jahre gelungen, die hohe Arbeitslosenquote von einem Rekordhoch von 12,7% im Jahr 1994 auf 5,4% 1999 zu reduzieren und die Staatsverschuldung abzubauen. Dabei wurden Aktivierung und 'workfare' aus dem Kontext ihres neo-liberalen Ursprungs gelöst und die neuen Politik-Instrumente in die sozialpolitische Tradition eingebettet. Der sozialdemokratische, skandinavische Wohlfahrtsstaat wird als System beschrieben, das umfassende soziale Bürgerrechte offeriert. Daran anknüpfend warb die Regierung für ihre Reformmaßnahmen unter dem Motto 'Rechte und Pflichten'. Abweichend von US-amerikanischen 'workfare'-Programmen geht es in Dänemark weniger darum, die Arbeitslosen als billige Arbeitskräfte zu nutzen als vielmehr über Weiterbildung oder subventionierte Beschäftigung die Beschäftigungsfähigkeit zu erhalten bzw. wiederherzustellen. 'Flexibility' spielt beispielsweise im Rahmen des so genannten Jobrotations-Modells eine große Rolle. Dies ermöglichte Betrieben, den Arbeitsplatz eines regulären Mitarbeiters, der von seinem neuen Recht auf Beurlaubung Gebrauch machte, mit einem Arbeitslosen zu besetzen. So haben die Reformmaßnahmen die Idee des 'flexicurity' eher bestärkt als geschwächt. Denn auf der 'security'–Seite blieben die Lohnersatzraten im internationalen Vergleich hoch und mit einem Anteil von 1,66% des BIP im Jahr 1999 gehörten die öffentlichen Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik in Dänemark zu den höchsten in der OECD-Welt. Der Vortrag umfasst erstens einen Überblick über die Maßnahmen des Reformpakets der 1990er Jahre sowie über die jüngeren Entwicklungen in der dänischen Arbeitsmarktpolitik. Zweitens werden die 'outcomes' dieser Eingriffe einer kritischen Würdigung in Bezug auf 'flexicurity' zum einen und das sozialdemokratische Wohlfahrtsstaatsmodell zum anderen unterzogen." (Autorenreferat)

Aktivierung und Flexicurity: neue Wege in der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik Dänemarks

Urheber*in: Bogedan, Claudia

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Alternative title
Activation and flexicurity: new methods in social and labor market policy in Denmark
ISBN
3-593-37887-6
Extent
Seite(n): 2650-2659
Language
Deutsch
Notes
Status: Veröffentlichungsversion; begutachtet
32. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede". München, 2004

Bibliographic citation
Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2

Subject
Wirtschaft
Sozialwissenschaften, Soziologie
Arbeitswelt
Arbeitsmarktpolitik
Auswirkung
Arbeitslosigkeit
Arbeitsmarktpolitik
Job Rotation
Arbeitsloser
Beurteilung
Reform
Weiterbildung
Dänemark
Sozialpolitik
aktivierende Arbeitsmarktpolitik
Wohlfahrtsstaat
deskriptive Studie

Event
Geistige Schöpfung
(who)
Bogedan, Claudia
Event
Herstellung
(who)
Rehberg, Karl-Siegbert
Event
Veröffentlichung
(who)
Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
Campus Verl.
(where)
Deutschland, Frankfurt am Main
(when)
2006

URN
urn:nbn:de:0168-ssoar-143502
Rights
GESIS - Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften. Bibliothek Köln
Last update
21.06.2024, 4:27 PM CEST

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Object type

  • Sammelwerksbeitrag
  • Konferenzbeitrag

Associated

  • Bogedan, Claudia
  • Rehberg, Karl-Siegbert
  • Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS)
  • Campus Verl.

Time of origin

  • 2006

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