Bestand
Deutsche Einsatzkontingente United Nations Interim Force in Lebanon (Bestand)
Bestandsbeschreibung: Bei
der Interimstruppe der Vereinten Nationen (VN) im Libanon,
UNIFIL, handelt es sich um eine der ältesten friedenserhaltenen
Einsätze der Vereinten Nationen. Die Aufgabe der vormals rund
2.000 Soldaten und der 50 unbewaffneten Militärbeobachter
besteht in der Aufrechterhaltung des Waffenstillstands an der
121 Kilometer langen sogenannten „Blauen Linie" der Vereinten
Nationen zwischen Israel und dem Libanon.
Der Einsatz der Vereinten Nationen im Libanon begann
bereits im April 1978 mit der United Nations Interim Force in
Lebanon (UNIFIL I). Zum ersten Mal in der Geschichte der
Vereinten Nationen (VN) griff diese Blauhelmtruppe im Jahr 2006
auf Seestreitkräfte zurück und begründete die Maritime Task
Force (MTF) 448. Von Beginn an stand der internationale Verband
damals unter deutschem Kommando.
Der
Einsatz dieses Flottenverbandes ging auf den 33-Tage-Krieg im
Libanon vom 12. Juli bis 14. August 2006 zurück. Nach der
Entführung zweier israelischer Soldaten und dem Beschuß des
israelischen Territoriums marschierten israelische Truppen in
den Libanon ein und blockierten gleichzeitig die Seewege. Am 6.
September 2006 ersuchte daraufhin der libanesische
Premierminister Fuad Siniora in einem Schreiben an den
Generalsekretär der Vereinten Nationen um Hilfe. Bereits am 17.
August 2006 hatten die Vereinten Nationen in New York die United
Nations Security Council Resolution (UNSCR) 1701 für den Libanon
erlassen. Sie legitimierte den Einsatz der MTF 448. Am 15.
Oktober 2006 übernahm Flottillenadmiral Andreas Krause das erste
Kontingent der Schiffe. Deutscher Versorgungsstützpunkt war
seitdem der Hafen von Limassol auf Zypern.
Die deutsche Führungsrolle endete am 29. Februar 2008 und
wurde am selben Tag durch die European Maritime Force
(EUROMARFOR), zunächst unter italienischer Leitung, übernommen.
Deutschland beteiligte sich allerdings weiterhin mit Schiffen
und Booten. In den ersten 17 Monaten hatten drei deutsche
Admirale (1. Kontingent vom 15.10.2006 bis 29.03.2007 unter
Flottillenadmiral Andreas Krause, 2. Kontingent vom 29.03.2007
bis 27.09.2007 unter Flottillenadmiral Karl-Wilhelm Bollow und
3. Kontingent vom 27.09.2007 bis 29.02.2008 unter
Flottillenadmiral Hans-Christian Luther) jeweils ein Kontingent
des internationalen UN-Marineverbandes geführt. Im Laufe der
Operation hatte sich der Schwerpunkt des Einsatzes der Maritime
Task Force von der reinen militärischen und maritimen Operation
immer weiter in Richtung Ausbildung der libanesischen Marine
verlagert. Das Operationsgebiet der MTF, die sogenannte Area of
Maritime Operations (AMO), erstreckte sich über ein Gebiet von
ungefähr 110 x 43 Seemeilen und war somit etwa so groß wie
Schleswig-Holstein.
Der Auftrag der
Maritime Task Force 448 ergibt sich aus den UN-Resolutionen 1701
und 1773, durch die die UNIFIL ermächtigt wurde, im Rahmen des
Auftrages „alle erforderlichen Maßnahmen zu ergreifen", um
sicherzustellen, daß die Einsatzgebiete nicht für feindselige
Aktivitäten genutzt werden, allen gewaltsamen Versuchen, die
UNIFIL an der Ausübung ihrer vom Sicherheitsrat mandatierten
Pflichten zu hindern, zu widerstehen, Personal, Einrichtungen,
Anlagen und Ausrüstung der Vereinten Nationen zu schützen,
Sicherheit und Bewegungsfreiheit des Personals der Vereinten
Nationen und der humanitären Helfer zu gewährleisten sowie
unbeschadet der Verantwortung der libanesischen Regierung
Zivilpersonal, das unmittelbar von körperlicher Gewalt bedroht
ist, zu schützen. Die Resolutionen schloß folglich die Anwendung
militärischer Gewalt im Rahmen der genannten Grenzen ein. Das
UNIFIL-Mandat war damit robust, aber nicht offensiv
ausgestaltet. Für die Maritime Task Force 448 ergaben sich
daraus insbesondere die Aufgabe zur Überwachung der Seewege und
Sicherung der libanesischen Seegrenze, um Waffenschmuggel von
See her in den Libanon zu unterbinden, sowie zur Ausbildung der
libanesischen Marine („Hilfe zur Selbsthilfe").
Die Präsenz der internationalen Seestreitkräfte
im östlichen Mittelmeer trug zur Sicherheit und damit auch zur
Stabilität in der gesamten Region bei. Israel hat die UNIFIL-MTF
akzeptiert und die israelische Marine beendete die Seeblockade
des Libanon. Seither konnten der Handel und der Seeverkehr in
der Region wieder deutlich zunehmen. Der Warenfluß führte im
Libanon zu Einnahmen und damit einer spürbaren Verbesserung der
Lebensqualität der libanesischen Bevölkerung. Durch die
Seeraumüberwachung im östlichen Mittelmeer konnte die MTF 448
Waffenschmuggel unterbinden. Das Netz an Schiffen und Booten
wirkte für potentielle Munitions- und Waffenschmuggler
abschreckend. Durch sogenannte Korridore vor den Haupthäfen
Tripoli im Norden, Beirut im Zentrum und Sidon im Süden wurde
der Schiffsverkehr kanalisiert und überwacht. Seit Beginn der
Operation wurden rund 15.500 Schiffe überprüft, viele davon
bereits mehrfach. Etwa 100 verdächtige Frachter leitete die MTF
zur genaueren Untersuchung in libanesische Häfen. Obwohl die
libanesischen Behörden Schmuggelwaren, wie etwa Zigaretten,
fanden, konnte keine Waffen entdeckt werden. Am 29. Januar 2008
rettete die Fregatte „Bayern" vor dem Libanon 14 Seeleute von
der „Gevo Victory" aus Seenot, da der Libanon noch nicht in der
Lage war, die Rettung eines havarierten Schiffes vor der eigenen
Küste vorzunehmen.
Um den Libanon in die
Lage zu versetzen, seine seeseitige Grenze selbst zu sichern,
unterstützte Deutschland gemeinsam mit der UNIFIL und Maritime
Task Force 448 den Libanon unmittelbar, indem deutsche
Marinesoldaten die Angehörigen der libanesischen Marine
ausbildeten. Die libanesische Marine wurde allmählich stärker in
die Aufgaben der MTF eingebunden und erlernte dabei durch
theoretische wie praktische Einsätze und Übungen, selbständig
zunehmend Verantwortung zu übernehmen. Der Libanon erhielt
außerdem mit deutscher Finanzhilfe eine aus acht Stationen
bestehende Radarkette, die entlang der Küste errichtet wurde.
Die Bediener wurden ebenfalls von deutschen Marinesoldaten
ausgebildet. Ähnlich wie an der deutschen Küste steht dem
Libanon seit der offiziellen Übergabe dieser Radarkette am 26.
Februar 2008 ein lückenloses Seelagebild der eigenen
Küstengewässer zur Verfügung. Die Bundesrepublik Deutschland
übergab dem Libanon im Sommer 2007 ferner zwei ehemalige
Polizeiboote („Bremen 2" und „Bremen 9"), die unter den Namen
„Amchit" und „Naqoura" in Beirut stationiert wurden. Ein drittes
Boot, das ehemalige Sicherungsboot „Bergen" der Deutschen
Marine, wurde ebenfalls übergeben und unter dem neuen Namen
„Tabarja" in Dienst gestellt.
Inhaltliche
Charakterisierung: Im Bestand "BW 82 United Nations Interim
Force in Lebanon II (UNIFIL II).- Deutsche Anteile" befinden
sich die Einsatztagebücher der Deutschen
Einsatzkontingente.
Zitierweise: BArch BW
82/...
- Reference number of holding
-
Bundesarchiv, BArch BW 82
- Extent
-
321 Aufbewahrungseinheiten
- Language of the material
-
deutsch
- Context
-
Bundesarchiv (Archivtektonik) >> Bundesrepublik Deutschland mit westalliierten Besatzungszonen (1945 ff) >> Bundesrepublik Deutschland (1949 ff) >> Verteidigung >> Bundesministerium der Verteidigung und Bundeswehr >> Deutsche militärische Anteile an multinationalen Einrichtungen und bei Auslandseinsätzen
- Related materials
-
Verwandtes Archivgut im Bundesarchiv: BW 60 Einsatzführungskommando der Bundeswehr
Literatur: BT-Drucksache Nr. 16/2572 vom 13.09.2006.
- Date of creation of holding
-
2006 -
- Other object pages
- Provenance
-
Deutsche Anteile United Nations Interim Force in Lebanon II (UNIFIL II) (UNIFIL II), 2006-
- Online-Beständeübersicht im Angebot des Archivs
- Last update
-
16.01.2024, 8:43 AM CET
Data provider
Bundesarchiv. If you have any questions about the object, please contact the data provider.
Object type
- Bestand
Time of origin
- 2006 -