Akten

28. Forstamt Schongau (Bestand)

Forstamt Schongau (Lkr. Weilheim-Schongau): I. Behördengeschichte

a) Forstamt ä.O. Rottenbuch
Vor der Bildung des Forstamtes Rottenbuch im Jahre 1822 nahmen das Forstamt Murnau in Weilheim bzw. (zu einem geringeren Teil?) das Fortamt Pflugdorf die Amtsaufgaben wahr. Das Forstamt Rottenbuch hatte seinen Sitz in einem ehemaligen Klostergebäude, das der Staat zu diesem Zweck jedoch erst von Privat (wieder) erwarb und umbaute (1). Das Forstamt verfügte (1825) über die Revierforstereien Ettal, Peissenberg (auch: Revier Böbing mit Sitz Peissenberg), Peitting, (Hohen-)Schwangau und Wies, sowie über die Forstwarteien Altenau, Eschenlohe, Forst und Kreut (2). 1828 wurde das Forstamt nach dem Ort des nunmehrigen Amtssitzes in Forstamt Schongau umbenannt (3). Das bisherige Forstamtsanwesen kaufte 1828 der Tafernwirt Johann Schmaus aus Bayersoien (4).

b) Forstamt ä.O. Schongau
Das Forstamt ä. O. Schongau entstand 1828 durch die Verlegung und Umbenennung des 1822 gebildeten Forstamtes Rottenbuch. Das Forstwarteihaus "Lindertradt" (oder "Lindertadl") wurde 1856 südlich des späteren Schlosses Lnderhof erbaut.

Reviere 1828-1885:
o Forstrevier Ettal (1864 umbenannt in Oberammergau) (5) mit den Forstwarteien Altenau (vor 1853) (6), Unterammergau, Linderhof (identisch mit der um 1854 aus der Station Linder erhobenen Wartei Lindertradl?) und Eschenlohe (7); 1885 zum Forstamt n. O. Oberammergau erhoben
o Forstrevier Hohenschwangau (8); 1885 zum Forstamt n. O. Hohenschwangau erhoben
o Forstrevier Peissenberg (1864 umbenannt in Peiting) (9) mit den Forstwarteien Forst (10) und Böbing sowie Hohenpeißenberg (erst 1866?); 1885 zum Forstamt n. O. Peiting erhoben
o Forstrevier Peiting (1864 umbenannt in Schongau) (11) mit der Forstwartei Forst [bislang keine Überlieferung bekannt];
o Forstrevier Wies (1864 umbenannt in Steingaden) (12) mit der Forstwartei Wies (13) (nicht mehr 1866?) und Unternogg (erst 1866); 1885 zum Forstamt n. O. Steingaden erhoben;
o Gemeinderevier Buching-Trauchgau (in Halblech) (14) [Hierzu keine Überlieferung im StA München].

c) Forstamt n.O. Schongau
Das Forstamt n.O. wurde im Zuge der Organisationsreform 1885 gebildet. Über seine Behördengeschichte ist angesichts des Verlustes der Amtsregistratur von 1885 bis etwa 1950 derzeit keine nähere Angabe möglich.
Im Dritten Reich entstanden im Bezirk des Forstamtes n. O. Schongau ein Bombenabwurfplatz bei Hohenpeißenberg, ein Fliegerübungsplatz bzw. der Fliegerhorst Schongau (4 ha, Distrikt VIII "Kleines Forchet, Pl.Nr. 1925, im Jahre 1942 angelegt) (15), eine Luftschutzwarnzentrale im Forstamtsgebäude Schongau sowie die Planung für einen Schießstand der Luftwaffe in Schongau.
1954 wurde Schongau zu einem Ausbildungsforstamt bestimmt. 1957 erhielt das Forstamt im Tausch des alten Grundstücks (Fr.-Haindl-Str.) mit der G. Haindl'schen Papierfabrik ein neu erbautes Forstamtsgebäude (Lechvorstadt 16 und 18), zu dem eine Inspektion 1958 feststellte, es "dürfte einer der schönsten und was die Bauausführung und Raumausstattung anbelangt, einer der großzügigsten Neubauten der Forstverwaltung in den letzten Jahren sein." (16) Mit der Auflösung des Forstamts Peiting 1966 wurde der Bezirk des Forstamtes Schongau zum 1.7.1966 vergrößert.
Eine tief greifende Umstrukturierung erfolgte im Zusammenhang mit der Forstorganisation von 1973. Sämtliche Staatswaldflächen des bisherigen Forstamtes Schongau wurden dem Forstamt Seeshaupt zugeschlagen. Das neue Forstamt Schongau (ab 1973) wurde demgegenüber gebildet aus den ehemaligen Forstämtern Denklingen und Sachsenried (bisher unter der Oberforstdirektion Augsburg) und den Flachlandteilen des ehemaligen Forstamtes Steingaden (Revier Steingaden I), dazu kam der Körperschafts- und Privatwald in den Revieren Steingaden II und Schongau. Mit diesen Veränderungen war auch eine personelle Umbesetzung verbunden. Der Schongauer Amtsleiter wechselte nach Seeshaupt, während der bisherige Amtsleiter von Denklingen das neue Forstamt Schongau übernahm, zu dessen Zweigstelle das aufgelöste Forstamt Sachsenried erklärt wurde.
Im Zuge der Forsteinrichtung 1983 wurden fast alle Distrikte und Abteilungen umbenannt.
2004 fusionierten die Forstämter Schongau und Weilheim, wobei Akten aus Weilheim nach Schongau gelangten. Darunter befanden sich auch Akten des ehemals schwäbischen Forstamtes Sachsenried (die inzwischen an das StA Augsburg abgegeben wurden) und des gleichfalls schwäbischen ehem. Forstamt Denklingen (von dem bereits 1984 Akten ausgesondert wurden).
In Folge der Reform wurde das Forstamt 2005 aufgelöst, am ehemaligen Standort ist nun eine Außenstelle des ALF Weilheim.

Reviere (1885-2005):
1951 (FEW): Revierförsterbezirk Hetten, Revierförsterbezirk Birkland (1950 neu errichtet), Forstwart Schongau
1966: Peiting-Nord, Peiting-Süd, Hetten, Böbing, Schongau.
1972 (Planung): Steingaden I, Steingaden II, Böbing, Hetten, Peiting, Schongau.
1973: Steingaden I, Steingaden II, Schongau; Sachsenried I, Sachsenried II, Dienhausen I, Dienhausen II.

II. Überlieferung

In der Registratur des Forstamtes ä.O. Schongau vereinigten sich mit den eigenen Akten auch Unterlagen aus dem Waldamt des säkularisierten Klosters Ettal, des kurfürstlichen Triftamts Uffing-Weilheim, des Forstmeisteramts Peißenberg, des Forstamts Murnau und des direkten Vorgängers Forstamt Rottenbuch.
1865 schied das Forstamt die älteren Akten (immerhin in zehn Repertorien aufgelistet) aus, d. h. man bot sie dem Archivsconservatorium in München an und brachte den nicht übernommenen Teil zum Verkauf (17).
Bei der Aufhebung des Forstamtes ä. O. Schongau 1885 wurde auch dessen Registratur aufgeteilt, ein Teil wurde an das Forstamt n. O. Schongau zur Aufbewahrung abgegeben, ein anderer Teil landete beim Forstamt n. O. Oberammergau. Auch bei anderen Forstämtern n. O. sind zweifellos Unterlagen eingereiht worden, sie sind allerdings im Zuge der späteren Beständearbeit aus deren Abgaben noch herauszulösen und hier einzureihen. Im Forstamt Oberammergau wurde ein Verzeichnis jener Akten (1812-1884) geführt, die für mehrere Reviere einschlägig waren (18). 1888 kam eine größere Menge Akten an das Kreisarchiv München (19).
Vom Forstamt Oberammergau wurden 2005 zahlreiche Akten des Forstamts ä. O. Schongau bzw. der nachgeordneten Reviere Ettal/Oberammergau sowie Wies ins Archiv übernommen. Bislang (Stand: Juni 2006) konnten von der Registratur des Forstamtes ä. O. nur Teile rekonstruiert werden, daher wurde die Generalien- und Verordnungssammlung bis 1885 beim Revier Ettal/Oberammergau als Musterüberlieferung für das gesamte Forstamt archiviert. Die Überlieferung des Forstreviers ä. O. Ettal/Oberammergau ist bemerkenswert geschlossen erhalten und kann als Musterüberlieferung angesehen werden.
Nach einem Registraturbesuch 1924 bezeichnete ein Bericht an den Generaldirektor der Staatlichen Archive den Bestand des Forstamtes Schongau als "überraschend reichhaltig", mit zahlreichen Unterlagen von Forstämtern aus der Zeit unmittelbar nach der Säkularisation, aber auch noch weiter zurückreichend, bis in die Zeit des Kurfürsten Max Emanuel. Eine Abgabe kam jedoch nicht zustande.
Nach 1945 wurde das Forstamt durch Truppen der Besatzungsmacht genutzt, die dabei entstandenen Verluste schätzte das Amt jedoch als gering und "wahrscheinlich unwesentlich" ein (20). Im Jahre 1948 entdeckte der Archivpfleger Dr. Sigfrid Hofmann bei einem Schongauer Papierhändler eine größere Menge an Forstamtsakten, die zum Einstampf vorgesehen waren; ein weiterer Teil konnte darauf nach nahezu detektivischer Recherche 1949 sichergestellt werden (21). Während eines Vorstandswechsels 1948/49 wurde erneut eine größere Menge an Akten zum Einstampf ausgeschieden, um in jener Zeit kurz vor der Währungsreform der Kanzlei Sachmittel zu beschaffen (22). Nur durch einen Zufall wurde dies dem Kreisarchiv München bekannt und durch einen Archivbeamten konnten einige wertvolle Akten gerettet und in die reponierte Registratur des Forstamts zurückgebracht werden. Nach einem forstamtlichen Bericht wurde eine Aktenaussonderung am 18.06.1948 "durch einen Beamten vom bayerischen Haupt-Staatsarchiv (zu dem das damalige Kreisarchiv München als Abteilung gehörte) selbst durchgeführt" (23). Es dürfte sich dabei um die Maßnahmen im Zusammenhang der der oben erwähnten Aktensicherstellung handeln; die tatsächliche Abgabe an das Archiv zog sich dann bis 1955 hin. Ein großer Teil der forstamtlichen Akten wurde nach 1966 angelegt, sicherlich im Zusammenhang mit der Auflösung des Forstamtes Peiting und der resultierenden Aufgabenumverteilung.
Unklar ist der Verbleib der forstamtlichen Registraturschicht 1885-1951, die von den Abgaben nur zu einem minimalen Teil abgedeckt wird. Sie muss als verloren angesehen werden. 1949, anläßlich der Forstamtsübergabe, wurde die laufende Registratur als "im Neuaufbau begriffen" bezeichnet, die reponierten Akten lagerten in einem separaten Raum (24). Noch 1973 waren die ältesten Akten (geheftet in den typischen blauen Umschlä-en) im Keller vorhanden (25), der Verlust muss in den folgenden Jahren - wahrscheinlich zusammen mit der Kassation der Peitinger Unterlagen - erfolgt sein (26).
Bei der Bearbeitung der Abgabe des Jahres 2005 zeigte sich, dass im Forstamt Schongau auch Unterlagen des einstigen Forstamtes Denklingen (bis 1972 Lkr. Kaufbeuren, nun Lkr. Landsberg a. Lech) und des Forstamtes Sachsenried vorhanden waren (27). Im Rahmen der Umorganisation 1966 (Auflösung des Forstamts Peiting und Integrierung eines Teils in das Forstamt Schongau) wurden etliche Akten neu angelegt, was sich in den Laufzeiten widerspiegelt.
Da das Forstamt Rottenbuch 1828 in das neu geschaffene Forstamt Schongau überführt und dabei ein Großteil der Akten weitergeführt wurde, sind die Unterlagen der beiden Forstämter in einem gemeinsamen Findbuch verzeichnet worden. Die 1828 abgeschlossenen Unterlagen wurden nuter der Provenienz "Forstamt ä. O. Rottenbuch" gesondert aufgeführt, die vor 1828 begonnenen, jedoch vom Forstamt Schongau abgeschlossenen Akten diesem zugewiesen. Durch die jeweils genannte Vorprovenienz ist die Rottenbucher Überlieferung sofort ersichtlich. Die im Staatsarchiv befindlichen Akten reichen mit ihrer Laufzeit - abgesehen von einzelnen Akten mit älteren Vorprovenienzen - von 1803 bis 1885 und etwa 1950 bis 1993.

München, Juni 2006
Dr. Daniel Burger

Fußnoten:
(1) Siehe StAM, Rentamt Schongau 2221.
(2) Siehe das Topographisch-Statistische Handbuch für den Isarkreis im Königreich Baiern 1825, S. 73.
(3) Kgl. Bayer. Intelligenzblatt für den Isarkreis 1828, Bekanntmachung vom 21. Mai 1828.
(4) Siehe StAM, Rentamt Schongau 2159.
(5) Revierleiter: 1857-???? Johann Baptist Federl; ????-1885 Ofö NN Binder.
(6) Wartei Altenau 1837/38 erwähnt StAM, Forstämter (Schongau) 19226; im Jahre 1853 nicht mehr aufgeführt.
(7) Wartei Eschenlohe erwähnt StAM, Forstämter (Schongau) 19170, 19173.
(8) Revierleiter: ????-1885 Ofö NN Lössl (1885 Forstamtsverweser Weilheim).
(9) Revierleiter: ????-1885 Ofö NN Bram.
(10) Die Wartei Forst erwähnt 1830, StAM, Forstämter (Schongau) 19087.
(11) Revierleiter: ????-1885 Ofö NN Henning.
(12) Revierleiter: ????-1885 Ofö NN Nässl.
(13) RBl 1864, Sp. 1547-1554, Bek. vom 22. November 1864.
(14) Revierleiter: 1885 Ofö Baumgärtner.
(15) StAM, Forstämter (Schongau) 19369, Verwaltung ehem. Wehrmachtsgrundstücke.
(16) StAM, Forstämter (Schongau) 19382 (Altbau), 19388 (Neubau), 19350 (Inspektionen).
(17) StAM, Altregistratur, Aussonderungsakt Forstamt Schongau. Als "asservierungswürdig" erachtete man seitens des Archivs damals nur 13 Akten.
(18) StAM, Forstämter (Oberammergau) 18702, 18707.
(19) Laut Repertorium C5.1.2 wurden die Akten am 18. März 1888 extradiert, jedoch trägt der Aktenfaszikel 646/100 die Tektur "A.B. 1909 No. 80".
(20) StAM, Forstämter (Schongau) 19351: Aktenausscheidung und Aktenverwertung 1948-1965.
(21) StAM, Altregistratur, Aussonderungsakt Forstamt Schongau und Generalakt Fostbehörden, Schreiben des Kreisarchivs München an das Regierungsforstamt Oberbayern vom 7. März 1950.
(22) Siehe bereits das Übergabeprotokoll vom 3. Mai 1948, StAM, OFoD 1827.
(23) StAM, Forstämter (Schongau) 19351: Aktenausscheidung und Aktenverwertung 1948-1965.
(24) StAM, OFoD 1827: Forstamtsübergabe FA Schongau.
(25) Freundliche telefonische Auskunft von Herrn Forstdirektor a.D. Heinrich Schmucker, Peiting, am 23. Mai 2006.
(26) Laut telefonischer Auskunft von Herrn Marco Gruber (ehem. Forstamt Schongau, nun Forstbetrieb) ist in den 1990er Jahren keine ältere Registratur vor etwa 1950 mehr vor Ort vorhanden gewesen. Über deren Verbleib ist ihm leider daher nichts bekannt.
(27) Das Forstamt Denklingen gehörte zum Regierungsforstamt Schwaben, die Unterlagen werden daher im Zuge der Beständebereinigung an das StA Augsburg abgegeben.

Reference number of holding
StAM, Forstämter
Extent
541
Language of the material
deutsch

Context
Staatsarchiv München (Archivtektonik) >> II. Neuere Bestände (Behörden und Gerichte des 19. - 21. Jahrhunderts) >> B. Behörden des Königreichs Bayern und des Freistaats Bayern >> 6.) Landwirtschaft und Forsten, Umwelt >> Forst >> Oberförstereien (1803-1822) bzw. Forstämter älterer Ordnung (1822-1853 -1885/89), Forstamt für die Saalforste, Forstämter neuerer Ordnung, Saalforstämter (1885-2005)

Date of creation of holding
1609-1993

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Provenance
28. Forstamt Schongau
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Last update
22.04.2025, 11:00 AM CEST

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Object type

  • Akten

Time of origin

  • 1609-1993

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