Archivale
Einbruch im Minoritenhaus am Filtzengraben und im Haus des Pastors ebendort
Enthält: Am 30.4. 1777 war im Haus der Minoriten auf den Filtzengraben ein Einbruch geschehen und die beiden Patres Ricurius und Swibertus ihrer Mobilien und Habseligkeiten beraubt worden. Am 3.5.1779 werden die Schöffen Johann Peter Wolters und Johann Peter Reiff mit der Augenscheinnahme beauftragt. Sie besichtigen das Haus von allen Seiten nach seinen Sicherheitsvorkehrungen. Es war aus Stein gebaut und mit Schiefer bedeckt, die Fenster aus Glas waren eingemauert und mit verschließbaren Holzladen versehen. Das Haus hatte einen Eingang vorne und einen Ausgang in den Garten, verbunden durch einen Gang. Rechts lagen zwei Zimmer und die Stiege in den Speicher, links ein Aufenthaltsraum ("tagliche Stube") und die Küche. Die Küche besaß vier Fenster, wobei die beiden nach Süden zum Garten hin zugemauert waren; die beiden nach Osten hatten dieselbe Beschaffenheit wie oben beschrieben. Sie konnten sich zur Hälfte öffnen lassen, waren aber zur Küche hin mit Riegeln ("Wirbelen") versehen. Bei dem südlicheren der beiden stellten die Schöffen fest, dass die Lade eingeschlagen und die Schließvorrichtung (der eiserne Kramp = Haken) mit einem Brechinstrument aufgebogen worden war. Dann hatte man das Instrument so dazwischengeschoben, dass die Lade aufgehalten wurde, hatte das Glas eines mittleren Fensterteils herausgenommen und war eingestiegen. Die Schöffen, die sogleich Maß von der Glasumrahmung ("Tractilien") nahmen, konnten keine Beschädigung feststellen. Die Öffnung war aber so klein, dass bestenfalls ein Kind durchpasste. In der Küche fanden sie von einem gekochten Schinken, der auf dem Schrank lag, nur noch den Knochen. Das Fleisch, der Zinnteller samt zwei Zinnlöffeln und zwei Suppenlöffel fehlten. Die Türen auf dem Gang, zum Tagzimmer und zum Gang in den Hof waren verschlossen und die Diebe hatten sie nicht, wie die Fenster, aufbrechen können. Doch waren sie durch die Verbindungstür in der Küche in den Raum gekommen. Dort hatten sie aus der Schublade unter dem Tisch zwei Tischtücher und Servietten entwendet und auch den neuen Hut von Pater Ricurius und seinen Reitstock mitgenommen - den Stock von Pater Swibertus hatten sie stehen lassen. Die Kanne mit Bier, die auf dem Tisch stand, hatten sie ausgegossen. Aus dem in der Mauer eingemauerten Schränkchen hatten sie, nachdem sie das Schloss aufgesprengt hatten, die etwa 3 1/2 Rtlr entnommen, die dort noch an Gebühren für Hl. Messen lagerten. An darin befindlichem Papier fanden die Schöffen Brandspuren, so dass sie schlossen, dass die Diebe Licht bei sich gehabt haben müssen. Dann waren sie, da auch alle anderen Türen verschlossen waren, auf demselben Weg durch das Fester, durch das sie hereingekommen waren, wieder verschwunden. Man befand noch, dass an dem Pflug von Peter Jaixen, der hinter dem Haus der Patres auf dem Feld stand, ein Teil, der sog. "Kulter", abgenommen worden war und jetzt ein Stück weiter daneben lag. Wahrscheinlich hatten die Diebe diesen als Brecheisen benutzt. Man verdächtigt Ludwig Bucheler (?) [stark zerschrieben]. In der Nacht vom 12. auf den 13.5. wurde dann auch im Haus des Pastors auf dem Filtzengraben eingebrochen. Diesmal drangen die Diebe durch eine Öffnung zum Keller hin ein, stiegen die Kellertreppe hoch, scheiterten aber an der Falltüre, auf der ein Butterfass stand. Sie drückten die Tür mit Gewalt auf, so dass die Butter in den Keller fiel. Dabei verursachten sie solchen Lärm, dass die Magd, die im Erdgeschoss schlief, erwachte und um Hilfe rief. Das vertrieb wohl die Diebe. Aber es fehlten dennoch eine Kasserolle, einige Zinnlöffel und ein Schöpflöffel sowie ein Paar Strümpfe des Pastors. Am 15.6. wurde dann, nachdem der Einbruch bei Pastor Henrich Putz auf die Klage von dessen Schwester und Haushälterin Elisabeth am 4.6. noch einmal untersucht worden war, Bericht erstattet. Der Schaden der entwendeten Gegenstände aus dem Minoritenhaus wurde mit 13 Rtlr angegeben, der in Pastors Haus mit 3 Rtlr.
- Archivaliensignatur
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GerKer, 1234
- Umfang
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Schriftstücke: 2
- Kontext
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Schöffengericht Kerpen >> 5 Schwere Kriminalität >> 5.1 Raub, Bandenwesen
- Bestand
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GerKer Schöffengericht Kerpen
- Laufzeit
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1779
- Weitere Objektseiten
- Geliefert über
- Letzte Aktualisierung
-
05.11.2025, 16:04 MEZ
Datenpartner
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Objekttyp
- Archivale
Entstanden
- 1779