Bestand

Rep. 103 NL Merkel, Franz Rudolf (Bestand)

Bemerkungen Biographie: Franz Rudolf Merkel wurde am 3. Dezember 1881 in Landsberg am Lech geboren. Er verlor früh seinen Vater, einen Bezirksamtsassessor. Mit Unterstützung von Verwandten besuchte er die Volksschule und das Gymnasium in München. 1897 hörte er die Predigt von Dekan Kahl, die er mitschrieb (Nr. 76). 1901 begann er in München das Studium der Geschichte und Philosophie begann. Während des Studiums konnte er auch seine stenographischen Kenntnisse ausüben. Noch als Student verfasste er erste Texte, u.a. die Schrift "Liberal oder orthodox?" (Nr. 49) sowie einen Beitrag über Franz Overbeck, einen Nietzsche-Freund (Nr. 173). Im Sommersemester 1903 wechselte er zunächst nach Berlin, wo er zugleich das Studienfach zur Theologie hin wechselte, dann ging er nach Erlangen. 1905 legte er die Aufnahmeprüfung für das Königlich protestantische Predigerseminar in München ab. Im folgenden Jahr trat er dem Sterbe-Kassen-Verein für die protestantischen Geistlichen und Kandidaten in Bayern bei (Nr. 60). 1907 wurde er zum Hilfsgeistlichen ernannt. 1910 bestand er die Abschlussprüfung (Seine Predigttexte und welche, die er gesammelt hat, unter Nr. 76). 1912 promovierte er in Straßburg mit einer Arbeit über den Naturphilosophen Gotthilf Heinrich Schubert und die deutsche Romantik. Im gleichen Jahr wurde er als Pfarrer nach Gustenfelden bei Nürnberg berufen. Noch im Jahr 1913 kam er in Kontakt mit dem Maler und Übersetzer Artur Kully, der in Bjelograd im heutigen Kroatien lebte und führte mit ihm einen intensiven Briefkontakt bis an sein Lebensende (Nr. 22). Nach Kriegsbeginn 1914 meldete er sich freiwillig zum Seelsorgedienst beim Heer, war ab Ende 1914 bis 1916 als Truppen- und Lazarettgeistlicher an der Westfront eingesetzt. 1918 promovierte er in Göttingen zum Dr. phil. mit einer Arbeit über Leibniz und die China-Mission. Eine Erweiterung dieser Arbeit erkannte die Theologische Fakultät Halle als Habilitationsschrift an. Seine Antrittsvorlesung (1920) hielt er über die Bedeutung der Mission für die Wissenschaft (Nr. 46). Um diese Zeit wirkte er auch am Projekt der Leibniz-Kommission mit (Nr. 119). 1922 erfolgte die Umhabilitierung nach München, 1933 erhielt er hier ein planmäßiges Extraordinariat für allgemeine Religionswissenschaften. 1924 trat er der "Reichsflagge" bei, einem antirepublikanischen und monarchistischen militärischen Wehrverband, der im September 1923 auf eine moderatere Linie umschwenkte. Er blieb bis 1930 in der Reichsflagge bzw. nach der Eingliederung 1927 im Stahlhelm. Parallel dazu gehörte er der ähnliche Ziele verfolgenden Deutschnationalen Volkspartei (DNVP) bis 1930 an. 1926 nahm er an den Jubelfeiern der Ludwig-Maximilians-Universität teil (Nr. 95). Aufgrund seiner intensiven Forschungsarbeit nutzte er ausgiebig das Deutsche Auskunftsbüro in Berlin, um herauszufinden, wo für ihn relevante Literatur in Deutschland vorhanden war (Nr. 42). 1932, vermutlich unter dem Eindruck der Goethe-Rede, suchte er Kontakt zu Albert Schweitzer (Nr. 102). Merkels Ehefrau Elisabeth geb. Majer verstarb am 18. Juni 1935 (Nr. 60). In den 1930er Jahren wurde er in den Kirchenkampf mit einbezogen (Nr. 58). Während der NS-Zeit nahm er an Veranstaltungen des Internationalen Studentenklub seiner Universität teil (Nr. 81), den er auch nach 1945 weiterhin besuchte. In der Nachkriegszeit suchte er einerseits bewusst Kontakt zur amerikanischen Besatzungsmacht (Nr. 120) und zu den Medien (Nr. 111, 112, 125, 139, 146), aber auch zu Politikern wie dem ersten bayerischen Ministerpräsidenten Fritz Schäffer (Nr. 107). Er bemühte sich um eine angemessene Unterkunft, wofür er die Universität München und das Studentenwerk einspannte (Nr. 55, 110). Er nahm am Stiftungsfest der Universität 1955 teil (Nr. 95). Hinsichtlich seiner Arbeitsweise ist neben der erwähnten Nutzung der des Deutschen Auskunftsbüros (Nr. 42) auch die Tatsache, dass er ungeachtet der Weltläufte beispielsweise während des Ende des Zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit mit zahlreichen Verlagen und Buchhandlungen korrespondierte, um an dringend notwendige Fachliteratur zu gelangen (insb. Nr. 26, 40, 41, 116, 122, 123, 124, 126, 128, 129, 130, 132, 134, 135, 138, 140, 145, 150, 151, 153, 156, 157, 158, 159, 161, 162, 163). Ähnlich wie Schweitzer glaubte Merkel ein religiös-ethisches Defizit in der westlichen Kultur erkannt zu haben, das er durch Impulse aus der östlichen Philosophie zu heilen suchte. 1948 hielt er sich in der Schweiz auf (Nr. 153; vgl. auch Nr. 36 und 106). Sein Spätwerk "Gebete der Völker" (Nr. ) fand keineswegs unisono bei den Verlagen Gehör (Nr. 127). In seinen letzten Jahren drückten ihn gesundheitliche (Nr. 82) und finanzielle Sorgen (Nr. 84), die ihn auch zu einem Grundstückskauf (Nr. 83) antrieben. Nach seinem Tod am 10. August 1955 ging noch eine Mahnung einer Versicherung ein (Nr. 85). Vermutlich über seine Frau Elisabeth sind Unterlagen der Familie Majer u.a. mit einem Dankschreiben von Prof. Dr. Adolf von Harnack von 1921 in Merkels Besitz gekommen (Nr. 86, 96).; Vorwort Bestandsgeschichte Die Unterlagen stammen von Franz Rudolf Merkel selbst; es ist ersichtlich, dass er die Unterlagen absichtlich zusammengestellt hat, wenngleich bemerkenswert ist, dass kein eigenhändiger Lebenslauf vorhanden ist. Es sind nur geringe Vorprovienzen enthalten (Familie Majer/München: Nr. 86 und 96), die bis 1884 zurückreichen. Die Unterlagen wurden von 1955 bis 2016 in verschiedenen Zweigen der Familie weitervererbt, ohne nähere Beachtung zu finden. Der Bestand gelangte als Schenkung eines Urenkels vom 20. September 2016 ins Universitätsarchiv Regensburg. Die Unterlagen wurden Anfang Oktober 2016 bearbeitet; die Erschließung war am 12. Oktober 2016 abgeschlossen. Bearbeitung im Oktober 2016 Der Bestand war völlig durcheinander geraten, wohl auch bedingt durch die schlechte Lagerung zuvor. Die drei Kartons mit den archivalischen und zwei Kartons mit den bibliothekarischen Inhalten fielen förmlich auseinander; zwei von ihnen wiesen außerdem Feuchtigkeitsspuren auf. Neben Staub und Nässe waren wiederholt Silberfische anzutreffen. Daher wurde der Bestand zunächst formal getrennt (Archivalien, Bücher), dann gereinigt und in große Umzugskartons gepackt. Danach begannen die eigentlichen Ordnungsmaßnahmen. Der Bestand wurde weitgehend entmetallisiert. Auf Provenienzbasis wurden Verzeichnungseinheiten gebildet, die dann in Jurismappen gepackt wurden. Zum Schluss wurde anhand des vorhandenen Bestands eine Klassifikation erstellt. Die Bücher wurden, soweit noch in akzeptablem oder besseren Zustand und noch nicht an der Universitätsbibliothek vorhanden, dieser überlassen. Neben einer größeren Anzahl von ungeöffneten Erstexemplaren seines Standards waren 21 Bücher noch vorhanden. Eine Liste befindet sich in der Bestandsakte. Inhaltlich besteht der archivalische Bestand aus mehreren Hauptbereichen: (1) Der Bestand enthält eine erhebliche Anzahl von Manuskripten und Typoskripten Merkels. Seine wissenschaftliche Arbeitsweise lässt sich beispielhaft an den Korrekturfahnen von "Die Mystik im Kulturleben Europas" (1940/41) nachvollziehen (Nr. 47, 48, 52, 63, 72). Ferner existieren Vorstufen mit nicht zum Druck gegebenen Gebeten für sein Opus Magnum "Gebete der Völker" (Nr. 21). Seine Rezensionen versuchte Merkel ebenfalls zu dokumentieren (Nr. 53, Nr. 65). (2) Aus seiner Zeit als Theologen finden sich viele handschriftliche Predigten, teils von anderen Predigern gehört und mitgeschrieben (mitunter stenographisch), größtenteils selbst verfasste Predigten vor allem aus der Zeit der Ausbildung und des ersten Pfarramtes (1897-1914) (Nr. 76). (3) Seine Schriftwechsel mit Theologen, Wissenschaftlern, Künstlern und Verlagen reichen von den Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz, Italien und Jugoslawien durch halb Europa. Besonders hervorzuheben ist hier der Briefwechsel mit Artur Kully, akademischer Maler in Bjelovar (Nr. 22). Zu bemerken ist ferner, dass nur die bei Merkel eingehende Post aufbewahrt ist; Abschriften oder Durchschläge ausgehender, eigener Schreiben sind nicht vorhanden (Ausnahme Nr. 164). (4) Nicht zu letzt ist eine umfangreiche Verlagskorrespondenz aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu nennen. Aus den umfangreichen Buchhandlungs- und Verlagskorrespondenzen lassen sich einerseits über die Rechnungen der Erwerb von Literatur, andererseits über die inhaltlichen Schreiben Publikationsvorhaben ermitteln. Die Masse dieser Korrespondenz umfasst lediglich ein bis zwei Blätter. Einige wenige Unterlagen und Textfragmente waren nicht zuordnenbar, da sie nicht vollständig waren (Nr. 61). Heranzuziehende ergänzende Bestände * Universitätsarchiv Halle-Wittenberg, Rep. 27, Nr. 882 (Habilitationsakte) * Universitätsarchiv der Ludwig-Maximilians-Universität München, Nl 039 Merkel, Franz Rudolf. Hierin befinden sich u.a. Korrespondenzen mit der Bauernpartei. * Universität Marburg, Religionskundliche Sammlung, Nachlass Franz Rudolf Merkel. * Bundesarchiv, R 9361-V/28679 (Akte im Berlin Document Center) * Bundesarchiv, R 4901/13271 Einzelne Briefe befinden sich in: * Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Archiv des Verlages J. C. B. Mohr * Staatsbibliothek zu Berlin. Handschriftenabteilung ; Nachl. 494 (Archiv des Verlages Vandenhoeck & Ruprecht) * Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Nachlass Gustav Adolf Deissmann * Universitätsbibliothek Leipzig, Nachlass Friedrich Zarncke * Universitätsbibliothek Heidelber, Nachlass Heinrich Rickert * Münchner Stadtbibliothek / Monacensia * Münchner Stadtbibliothek / Monacensia; Nachlass Hans Ludwig Held * Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar, Handschriftenabteilung. Signatur: Artur Kutscher. * Universitätsbibliothek Tübingen, Signatur: Md 805 b IV 71. * Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Signatur: Cb 54.56: 01 * Bayerische Staatsbibliothek München, Gratzliana G Vgl. http://www.catalogus-professorum-halensis.de/merkelfranzrudolf.html

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