Akte

Schreiben von Hans Griese, Leutnant, aus Lenzinghausen, Gemeinde Spenge, Kreis Herford, an Oswald Stallmann

Enthält u.a.: "Hier merkt man noch nichts vom Kriege. Mama war erstaunt, als sie von mir hörte, dahs [!] Sie im Felde seien. Hatte immer schon gedacht, warum Herr Stallmann nicht mehr kommt und nicht schreibt. Lieber Herr Stallmann ich habe 4 Tage Urlaub und komme am Montag auch zum Westen ins Feld. Vielleicht treffen wir uns da unten, ich komme in die Gegend von Saarbrücken. In Lenzinghausen sind Lehrer Kleine, Brinkmann eingezogen. Willi Krämer, Erich Biermann, Walter Eggersmann und unser Martin liegen auch im Westen, die haben Anfangs [!] alle zusammen gelegen, auch Willi Barkey. Wir wollen hoffen, dahs [!] wir nach dem Siege in Lenzinghausen ein frohes Wiedersehen feiern können.", 21. Okt. 1939; "Vom 6.-14. d.M. war ich in Lenzinghausen in Urlaub. Dort wird alles eingezogen, ist auch richtig, denn es wäre schade, wenn die Jahrgänge 05-11 so davon kämen. […] Zu Hause geht es allen noch sehr gut, vom Krieg merken die nichts. Wir schliehslich [!] ja auch nicht. Wohnen in netten Kasernen, haben gut zu essen. Uns fehlt nur die Abwechslung. Immer ausbilden und nochmal ausbilden. Wir warten jeden Tag darauf, eingesetzt zu werden, sonst ist der Krieg vorbei und wir haben nichts davon gesehen.", 22. März 1940; Landschaftsbeschreibung Norwegen, 26. Mai 1941; "Zu dem Heldentod Deines Schwagers [Otto Koch sen.] nimm mein Beileid. Ja, im Kampf kann es jeden leicht treffen. Seinem Schicksal entgeht man nicht.", 30. Sept. 1941; aus Norwegen: "Wenn alles planmässig [!] verlaufen wäre, sähse [!] ich nun an der Ostfront. 14 Tage lang hatten wir uns vorbereitet auf unseren Einsatz, unsere Schiffe lagen im Hafen und wir wollten mit der Verladung beginnen, da erreichte uns ein Befehl aus dem Führerhauptquartier: Schützenverband … wird nicht eingesetzt, sichert Norwegen weiter wie bisher. Das hat uns dann restlos gelangt, hatten sich doch Off. + Mann so auf den Einsatz gefreut und eingestellt. Wenn es auch an den ungünstigen Teil der Ostfront gehen sollte, wo bisher wenig erreicht wurde, wenn auch das Leben in der Arktis ungeheure Forderungen im kommenden Winter an uns gestellt hätte. Nun bleibt nur noch eine Hoffnung - England -. Und als A.K. Truppe, hoffen wir da bestimmt mittun zu dürfen.", 17. Okt. 1941; aus Norwegen: "Was das Schicksal (die milit. Führung) 1942 mit uns vorhat ist noch unklar. Finnland rückt wieder in den Hintergrund. Lassen wir uns überraschen. […] Reinhard Kochbeck ist als Lt. im Osten gefallen. Die Reihen lichten sich doch besonders in unserem kleinen Dorf. […] Ob uns das neue Jahr den Frieden bringt? Ich bin nicht so fest überzeugt.", 13. Jan. 1942; "Ich habe das Glück, 6 Tage in Lenz[inghausen] zu sein. Nach meinem Urlaub im Aug. bin ich 3 Wochen in Norwegen gewesen, anschliehsend [!] 14 Tage in Berlin + danach 4 Wochen in Paris auf einem Lehrgang für schnelle Truppen. Sicher weihst [!] du, dahs [!] ich seit 8 Monaten Komp. Chef in einer Pz. Div. bin, hoffe, dahs [!] nun bald ein Einsatz bevor steht. In Düsseldorf habe ich Lydia besucht. Sie hat nur ihr Leben gerettet, alles andere ist bei dem Angriff vernichtet. D[üssel]dorf sieht furchtbar aus. Unser Martin ist in Potsdam, er wartet auf Abstellung nach dem Osten. Ludwig ist noch immer an der Ostfront (Süden). Hier in Lenz[inghausen] ist es leer geworden, 33 Soldaten sind schon gefallen. […] Was glaubst Du, wann ist der Krieg denn vorbei, sicher kann man noch mit ein paar Jahren rechnen.", 12. Nov. 1942; aus Norwegen: "Draussen [!] herrscht ein böser Schneesturm, da freut man sich, wenn die Stube schön warm ist. An Aussendienst [!] ist kaum zu denken. Die Post kann nicht mehr über den Landweg kommen, da die einzige Strahse [!], die "berühmte" Polarstrasse [!] restlos verschneit ist. Selbst unser O.B. von Norwegen, der uns mal wieder besucht, steckt hier fest und wir müssen seine Anwesenheit in Kauf nehmen. Bis jetzt war es noch "tragbar". Aber sicher ist es bei Euch noch viel schlimmer. Wir dürfen eigentlich überhaupt nicht meckern, ist die Unterkunft, Verpflegung usw. doch immer ausgezeichnet. In der Freizeit bin ich am basteln [!], Panzerwagen, Kästen und Hampelmänner für meine Neffen. Das ist eine schöne Ablenkung. - Zu Hause ist man sehr in Sorge um unseren Ludwig. Er hat Anfang Dez. zum letzten Male geschrieben. Hoffentlich ist ihm nichts zugestohsen [!]! Er war im Südabschnitt. Ich habe an seine Einheit geschrieben. Martin steckt in Schwedt a./O., er bildet aus. Aus Spenge sind wieder einige gefallen. Wann ist der Krieg im Osten denn eigentlich entschieden? Was habt Ihr denn für einen Eindruck? Lange kann der Russe doch diese Angriffe sicher nicht mehr fortsetzen. Einmal muhs [!] doch Schluss sein. Hier in unserem Lande versucht sich der Tommy z.Zt. in kleinen Störunternehmungen, natürlich ohne Erfolg.", 21. März 1943; aus dem Urlaub in Lenzinghausen: "Man ist in Deutschland nun eigentlich im Wege, alles wird eingespannt. Unsere Gertrud, Hanna Krämer müssen auch an die Bohrmaschine. Manche Volksgenossen sind allerdings mit diesen Mahsnahmen [!] nicht einverstanden. Gerade die Herforder und Bielefelder neigen sehr leicht dazu, Nörgler zu werden. Der alte Geist kommt oft zum Durchbruch. […] Gefallen ist: Willi Kuhlmann, als Leutnant. Du hast ihn ja als Schüler gehabt. Von Spenge sind viele in Stalingrad geblieben. Jeder fragt: "Wann ist denn der Krieg zu Ende?" Noch ist ein Ende nicht zu sehen.", 5. Apr. 1943; aus Wuppertal: "Seit 6 Monaten bin ich nun in der Heimat, warte täglich auf Abstellung, wahrscheinlich komme ich nach F. dem fetten Lande. Dort liegt mein alter Verband. Vorige Woche war ich 5 Tage in der Heimat, dort geht es allen noch gut. Ludwig und Martin sind im Osten. Sicher hast Du schon erfahren, dahs [!] Hptm. Kleine-Benne, Grete Kronsteins Mann, im Osten gefallen ist. Lehrer Kleine + Kleimann sind noch da.", 10. Juli 1944 Enthält auch: Brief von Wilhelm Griese, Vater von Hans Griese, aus Lenzinghausen: "Hoffentlich ist Ihre Verwundung nicht sehr erheblich, wir wünschen Ihnen baldige Genesung. Unsere drei Jungs sind nun alle im Osten, Martin lag zuletzt in Lemberg. Nach der Besetzung von Lemberg haben wir keine Nachricht mehr von ihm bekommen. Wo Hans nun genau liegt wiesen wir bis jetzt noch nicht. Ludwig lag bis jetzt noch in Ungarn. […] Hier in Lenzinghausen müssen jetzt auch wieder sehr viele Soldat werden.", 27. Aug. 1944

Reference number
Stadt Minden WN 27 Nachlass Oswald Stallmann, Nr. 34

Context
Nachlass Oswald Stallmann
Holding
Stadt Minden WN 27 Nachlass Oswald Stallmann Nachlass Oswald Stallmann

Date of creation
1939 - 1944

Other object pages
Delivered via
Last update
05.11.2025, 3:10 PM CET

Data provider

This object is provided by:
Kommunalarchiv Minden - Archiv der Stadt Minden und des Kreises Minden-Lübbecke. If you have any questions about the object, please contact the data provider.

Object type

  • Akten

Time of origin

  • 1939 - 1944

Other Objects (12)