Bestand

A Rep. 180 Feuersozietät Berlin (Bestand)

Vorwort: A Rep. 180 Feuersozietät Berlin

1. Behördengeschichte

Die am 29. Dezember 1718 errichtete Feuersozietät diente der gegenseitigen Versicherung der Eigentümer von Gebäuden gegen Brand-, Blitzschlags- und Explosionsschäden. Diese war obligatorisch und galt im Bereich des Weichbildes von Berlin. Ein Jahr später erhielt Brandenburg ebenfalls eine Feuersozietät, und 1765 wurden beide zu einer übergreifenden Land-Feuersozietät vereint. Es folgten Erweiterungen um die Neumärkische, die Kurmärkische oder später die Sozietät für das platte Land Brandenburg.
Die Angelegenheiten der städtischen Feuersozietät von Berlin wurden aufgrund des preußischen Gesetzes über die öffentlichen Feuerversicherungsanstalten vom 25. Juli 1910 und durch die Satzung vom 26./27. September 1913 revidiert. Innerhalb der alten Stadtgemeinde Berlin hatte nun die Feuerversicherungsanstalt das Monopol. Infolge des Gesetzes über die Bildung der neuen Stadtgemeinde Berlin vom 27. April 1920 wurde der Geschäftsbereich auch auf Groß-Berlin ausgeweitet, hier jedoch ohne eine Monopolstellung. 1924 schlossen sich die platte Land und die Städtesozietät zur Feuersozietät der Provinz Brandenburg zusammen; die Feuersozietät Berlin blieb unverändert bestehen. 1938 bezog die Gesellschaft in der Parochialstraße 1 - 3 erstmals ein eigenes Haus, das 1945 für städtische Verwaltungszwecke konfisziert wurde. Die Feuersozietät Berlin fand mit ihren noch erhalten gebliebenen 40.000 Akten Unterkunft im Haus der Feuersozietät Brandenburg Am Karlsbad 4 - 5. Durch die Spaltung Berlins verlor die Feuersozietät zwar nahezu die Hälfte ihrer Verträge, doch gelang der Wiederaufbau und der Ausbau des Unternehmens.

1. 1. Chronik Feuersozietät zu Berlin

12. Mai 1685 - Ein reitender Bote überbringt den Bürgermeistern der Residenzstädte Berlin, Cölln und Friedrichswerder eine amtliche Zuschrift des Großen Kurfürsten, in der dieser die Errichtung einer "Generalfeuerkasse" vorschlägt, wie sie bereits in Hamburg besteht. Die Herren in den Rathäusern, die diesen Plan prüfen sollen, tun dies und lehnen ihn ab: "Allhier sind nur Krahmer und arme Handwerksleute, deren nicht 50 einem vermögenden Hamburger zu vergleichen." Und darum, so erklärt man dem Kurfürsten, könne den Berlinern nicht zugemutet werden, neben den ihnen bereits aufgebürdeten Lasten noch weitere zu übernehmen.
Mit seinem Vorschlag aber hat Kurfürst Friedrich Wilhelm, der 1688 stirbt, die gedankliche Grundlage zu der ersten öffentlich-rechtlichen Brandkasse in Preußen, zur Feuersozietät Berlin, gelegt.

29. Dezember 1718 - Endlich ist es soweit. Nach vielen Schwierigkeiten und jahrelangen Verzögerungen unterschreibt Friedrich Wilhelm I., König in Preußen, die Gründungsurkunde der reichsstädtischen General-Feuerkasse.
In Berlin leben jetzt etwa 60.000 Menschen und der Alte Fritz ist noch 6 Jahre jung.

12. August 1720 - Eine ungeheure Explosion zerreißt den Pulverturm in der Nähe des Spandauer Tores. Viele Häuser in der Umgebung stürzen ein oder brennen nieder, unter ihnen die Garnisonskirche und die Garnisonsschule. 77 Menschen müssen sterben, 70 weitere werden verletzt.
Die Feuersozietät muss für dieses schwere Schadensereignis eintreten, kaum dass sie zwei Jahre alt ist.

29. Mai 1730 - Ein mächtiges Gewitter tobt über Berlin. Drei Blitze schlagen in das Gerüst des im Bau befindlichen Turmes der Petri-Kirche ein. Der Turm, das Kirchenschiff, unersetzliche Kirchenschätze und 44 Häuser werden ein Opfer der Flammen. Auch hier trägt die Sozietät den Schaden.

1786 - Zum ersten Mal taucht die Bezeichnung "Berlinische Feuersozietät" urkundlich auf, sie wird damit Bestandteil der amtlichen Sprache.

01. Mai 1794 - Zusammen mit der Stadt Berlin hat sich die Feuersozietät in den letzten 76 Jahren stetig aufwärts entwickelt. Der König Friedrich Wilhelm II. unterzeichnet am 1. Mai ein neues Reglement der Sozietät, das die Finanzierung des Löschwesens neu regelt, und damit den wesentlich höheren Anforderungen des wachsenden Berlins gerecht wird. Berlin hat jetzt 160.000 Einwohner.

29. Juli 1817 - Das königliche Schauspielhaus fällt einem großen Brand zum Opfer.

29. Dezember 1818 - Die Feuersozietät Berlin feiert ihr 100jähriges Bestehen. Im selben Jahr öffnet die erste Sparkasse der Residenzstadt Berlin ihre Tore.

02. April 1838 - Brand auf dem Mühlendamm in Berlin.

18. August 1843 - Das königliche Opernhaus Unter den Linden gerät während einer Vorführung eines Balletts in der Nacht in Brand und wird völlig zerstört.

1869 - Die Berliner Bevölkerung nimmt rasch zu; in den Jahren zwischen 1861 bis 1869 wächst sie von 530.000 auf über 750.000.

27. September 1913 - Das fast 120 Jahre alte Reglement der Feuersozietät wird durch ein neues Statut ersetzt, das auf verschiedenen Gesetzen der preußischen Regierung basiert. Diese sichern den öffentlich-rechtlichen Feuerversicherungsanstalten ihre Ausnahmestellung zu - die besondere Rechte und Pflichten beinhaltet.

31. August 1917 - Neue Versicherungsbedingungen werden verkündet und treten zwei Monate später in Kraft. Es er-weist sich, dass die grundsätzlichen Überlegungen des 1718 geschaffenen Reglements immer noch Geltung haben. Die tief greifenden, zweitbedingten Veränderungen, die inzwischen eingetreten sind, lassen das Grundsätzliche unangetastet und dienen lediglich der Weiterentwicklung und Anpassung an die Gegebenheiten.

06. September 1923 - Bedingt durch die Geldentwertung werden innerhalb des Geschäftsjahres Abschlagszahlungen auf die künftigen Jahresbeiträge erhoben, die zwanzigtausend Mal höher liegen als die Jahresbeiträge des Vorjahres. Trotzdem können die Mehrausgaben auch dadurch nicht gedeckt werden.

November 1923 - Bei der Feuersozietät sind noch 10.416.420.030.989.447,97 Mark ungedeckt. Die Rentenmark wird eingeführt, und diese Summe schrumpft auf 10.416,42 Rentenmark zusammen.

Frühjahr 1924 - Die Feuersozietät hat sich von der Inflation wieder erholt, und ihre Stabilität wird in den nächsten 15 Jahren unerschüttert bleiben.

1932 - Verwaltungsgebäude der Städtischen Feuersozietät von Berlin, Am Molkenmarkt 4.

27. April 1938 - Die Feuersozietät zieht um. Der neue Sitz wird das neu erbaute Verwaltungsgebäude in der Parochialstraße 1 - 3. Damit hat die Feuersozietät seit ihrer Gründung zum ersten Mal ein eigenes Haus.

08. Mai 1945 - Der Krieg ist zu Ende. Auch die Feuersozietät scheint am Ende zu sein. Aber bald regen sich neue Kräfte. Der Wiederaufbau beginnt. 40.000 erhalten gebliebene Verträge bilden das Fundament der Zukunft. Und hinter jedem einzelnen Vertrag steht der Mittelpunkt unserer Arbeit, der Mensch, unser Versicherungsnehmer.

01. Oktober 1945 - Die Feuersozietät nimmt ihre Arbeit wieder voll auf in ihrem neuen endgültigen Domizil, Am Karlsbad 4 - 5 (früher hatte hier die Feuersozietät der Provinz Brandenburg ihren Sitz). Innerhalb von 15 Monaten werden 150.000 neue Versicherungsverträge abgeschlossen.

01. Juli 1947 - Gründung der Lebensversicherungsanstalt Berlin - jetzt Öffentliche Lebensversicherung Berlin.

1948/49 - Durch die Spaltung Berlins verliert die Feuersozietät Berlin rund 45% ihrer Versicherungsverträge. Obwohl ihr Wirkungsbereich seitdem begrenzt ist, entwickelt sich der Versicherungsbestand stetig steigend.

13. August 1961 - 21 jenseits der Mauer wohnende Mitarbeiter der Feuersozietät werden von einem Tag zum anderen von ihr getrennt.

29. Dezember 1968 - Die Feuersozietät besteht 250 Jahre.

November 1972 - Schwere Stürme toben über Berlin. Die Schäden sind erheblich. Die Leistungen der Feuersozietät für Versicherungsfälle aus der Sturmversicherung sind 34 Mal so hoch wie im Vorjahr und übersteigen sogar diejenigen aus der gesamten Kraftfahrtversicherung.

29. Dezember 1978 - Die Feuersozietät besteht 260 Jahre.

August 1981 - Die ÖFFENTLICHE LEBENSVERSICHERUNG überschreitet 500 Mio. DM Versicherungsbestand.

Quelle: Partner in allen Versicherungsfragen, hrsg.: von der Feuersozietät , um 1981, Bibliothekssignatur: 10937.

2. Bestandsinformationen

Die erschlossenen Unterlagen gelangten 1971 von der Feuersozietät Berlin an das Landesarchiv; 1998 erfolgte eine weitere Abgabe, die noch nicht archivisch bearbeitet wurde. Jedoch sind die Brandenburg betreffenden Akten 2001 an das BLHA abgegeben worden.

Im Jahre 2011 erfolgte die Retrokonversion in Augias 8.2.
Insgesamt umfasst der Bestand 516 Akten (25.80 lfm) aus den Jahren 1731 - 1943. Für die fehlenden Datierungen wurde in eckigen Klammern die Laufzeit des Gesamtbestandes gesetzt [1734 - 1945], damit in der elektronischen Recherche, bei Datierungseingrenzungen, der Bestand mit recherchiert werden kann.
Die Benutzung erfolgt über Findbuch und Datenbank.

Der Bestand ist wie folgt zu zitieren:

Landesarchiv Berlin, A Rep. 180 Feuersozietät Berlin, Nr. ...

3. Verweis

LAB A Rep. 005-04 Magistrat der Stadt Berlin, Deputation für die städtische Feuersozietät.
BLHA Feuersozietät Brandenburg

4. Literaturauswahl

260 Jahre Feuersozietät Berlin, Berlin 1978
Feuersozietät: 275 Jahre Sicherheit für Berlin und Brandenburg. In: Die Mark Brandenburg 4 (1993).
Rimbach, Karl Ernst: Feuersozietät Berlin 1718-1968, Berlin 1968.
Illustrirte Historica minumentalis in miniatura der Welt, Europas, Deutschland, Berlins und der Feuersozietät seit 270 Jahren Selbstverl. (1989) Signatur: 10919
Ihre Partner in allen Versicherungsfragen Selbstverl. ([1982]) Signatur: 85/0699
Feuersozietät Berlin Selbstverl. (1981) Signatur: 10937
260 Jahre Feuersozietät Berlin Feuersozietät (1978) Signatur: Soz 2319
Feuersozietät Berlin 1718 - 1968 Bericht und Rechnungsabschluß für ... - (1968) Signatur: Zs 797
Rimbach, Karl Ernst: Feuersozietät Berlin 1718-1968. - Feuersozietät Berlin (1968) Signatur: Soz 1883
Geschäftsberichte der Feuersozietät Berlin mit der DM-Eröffnungsbilanz zum ... und den Rechnungsabschlüssen für ... - (1956) Signatur: Zs 797
Bericht der Feuersozietät Berlin über das Geschäftsjahr ... mit Bilanz nebst Gewinn- und Verlustrechnung. - (1956-1977) Signatur: Zs 797
Satzung der Feuersozietät Groß-Berlin Satzung der Lebensversicherungsanstalt Groß-Berlin. Magistratsvorlage Nr. 207 zur Beschlußfassung für Sitzung am Montag, den 28.04.1947. - (1947) Signatur: Drucks.
Geschäftsbericht Städtische Feuersozietät von Berlin für das ... Geschäftsjahr. - (1937-1938) Signatur: Zs 797
Die Feuersozietät der Provinz Brandenburg Hauptverwaltung Berlin W 35, Am Karlsbad 4/5. - J. Hoffmann (1937) Signatur: 09833
Riess, Curt: Die städtische Feuersozietät in Berlin (1914) Signatur: Ser 13(8)
Satzung der städtischen Feuersozietät von Berlin Loewenthal (1913) Signatur: Soz 493
Gustavus: Die Land-Feuersozietät der Provinz Brandenburg (1910) Signatur: Zs 111(1910)
Geschäftsbericht / Öffentliche Versicherungsgruppe Berlin, Feuersozietät Berlin, Öffentliche Lebensversicherung Berlin Signatur: Zs 797
Geschäftsberichte / Feuersozietät, Öffentliche Leben Signatur: Zs 797
Brandverhütung, Brandbekämpfung / Hrsg.: Schadenverhütungsdienst der Feuersozietät Berlin Signatur: Zs 1269
Schmitz, Hermann: Verwaltungsgebäude der Feuersozietät der Provinz Brandenburg Signatur: 84/0616
http://www.alt-berlin.info/seiten/str_index.htm


Berlin, 2011 Ute Strauß
Kerstin Bötticher

Bestandssignatur
A Rep. 180

Kontext
Landesarchiv Berlin (Archivtektonik) >> A Bestände vor 1945 >> A 7 Kammern und Körperschaften, Organisationen und Vereine >> A 7.1 Kammern und Körperschaften des öffentlichen Rechts
Verwandte Bestände und Literatur
Verwandte Verzeichnungseinheiten: LAB A Rep. 005-04 Magistrat der Stadt Berlin, Deputation für die städtische Feuersozietät.
BLHA Feuersozietät Brandenburg

Bestandslaufzeit
1731 - 1945

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Letzte Aktualisierung
22.08.2025, 11:21 MESZ

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Objekttyp

  • Bestand

Entstanden

  • 1731 - 1945

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